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Lehfeldt, Paul
Die Bau- und Kunstdenkmäler der Rheinprovinz (Band 1): Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Coblenz — Düsseldorf, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.26048#0512

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496

Hammerstein.

H&mmersteill, oberhalb Oberhammerstein, 8*/2 km nord-
westlich von Neuwied.
Burgruine, Stammsitz eines Grafengeschlechts. Unter
Otto von Hammerstein (mit dem das Geschlecht im Mannes-
stamm ausstarb) wurde die Burg 1020 von Kaiser Heinrich II.
zerstört, seitdem Reichsburg, 1071 von Kaiser Heinrich IV.
wieder hergestellt (Oörz. M. Rh. Reg. 1, 403), diente ihm 1105 als
Zufluchtsort. Ein neues Burggrafengeschlecht, von den
Kaisern eingesetzt, das sich nach der Burg benannte, zer-
fiel im 14. Jahrhundert in zwei Linien (1327 Burggraf
Ludwig erwähnt), die unter einander in Uneinigkeit
geriethen, besonders da 1374 Karl IV. die Lehnshoheit
an den Erzbischof von Trier, 1379 Kaiser Wenzel dieselbe
an den von Köln übertrug. Burgfrieden 1393 und 1397
regelten dasVerhältniss unter mancherlei gegenseitigen Bau-
beschränkungen und stellten Trier als Lehnsherrn her,
welches 1400 einen (1397 bedungenen) Thurm für den
Rheinzoll errichtete, 1418 beim Erlöschen des Geschlechts
die Burg besetzte, zum Hauptort eines Trierschen Amtes
machte und Amtleute einsetzte, bezw. 1434 die Burg dem
Grafen von Virneburg verpfändete (Oörz, M. Rh. Reg. 162), 14 6 6
dem Gerlach von Hedistorff (ebd. 223). Neben den Burggrafen
nannten sich andere Rittergeschlechter von Hammerstein.
Ein Reparaturbau 1576, wobei 96 neue Fenster eingesetzt
und 30 Thürme ausgebessert wurden, lässt die damalige
Anlage sehr umfangreich erscheinen. In den Kriegen des
17. Jahrhunderts erfolgte die stückweise Zerstörung, zunächst
infolge der Besetzungen bezw. Eroberungen durch die
Spanier, 1645 durch die Lothringer (in diesem Jahre waren
die Hauptgebäude schon Ruine nach einer Zeichnung im
Merian), 1654 durch die Kurtrierer. Durch dieselben
wurde die Burg 1655 oder 1660 durch die Kurkölner
geschleift. Die Ruine ist kgl. Staatseigenthum.
Die Burg, auf einem Felskegel angelegt, 160 Sehr, lang,
85 Sehr, breit, hat die ungefähre Form einer Sichel mit ab-
gerundeten Ecken, die Spitzen nach Süden und dem Rhein,
bezw. nach Norden und dem Gebirge zu, die Oeffnung
nach Westen gerichtet. Die Ringmauer ist ringsum erhalten
oder erkennbar, wohl noch von dem Bau Heinrichs II.
stammend; Gussmauerwerk von ährenförmig gestellten
Bruchsteinen, mit Quadern verkleidet, 5 m stark. Quer
durch die Mitte (etwas schräg von Nordwest nach Südost)
bezeichnet mancherlei Mauerwerk möglicherweise die
Theilung zwischen den beiden Geschlechtslinien aus dem
 
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