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Lehfeldt, Paul
Die Bau- und Kunstdenkmäler der Rheinprovinz (Band 1): Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Coblenz — Düsseldorf, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.26048#0158

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Coblenz.

Castorkirche, kath. Stifts- und Pfarrkirche. Zuerst
war hier, ursprünglich auf einer Insel gelegen, eine Kapelle
zum h. Kreuz, dann eine Marienkirche, bis für die Gebeine
des im 4. Jahrhundert in Oarden gestorbenen h. Castor,
welche von dort durch den Erzbischof Hetti nach Coblenz
übertragen wurden, eine Kirche seines Namens gebaut und
836 von Ludwig dem Frommen geweiht wurde. (Görz, n. Rheim.
Reg. 1, 146. — Görz, Reg. d. Erzb. S. 1. — Pertz, Mon. Germ. 1, 603.) Sie ging
unter, 882 von den Normannen zerstört, oder (schon ein
zweiter Bau?) um die Mitte des 11. Jahrhunderts ver-
brannt. Von diesem Bau sind die Untergeschosse der
Westthürme stehen geblieben. Das Langhaus entspricht
in seiner Anlage der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts und
war eine möglicherweise anfangs einschiffige (s. u.), später
dreischiffige ungewölbte Basilika mit niedrigen Seiten-
schiffen. Im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts wurde
unter Probst Bruno der jetzige Chor als Ummantelung
des älteren gebaut und daher sehr stark in den Mauern;
etwas später unter dem Probst Rudolf von Wied wurde
das Querhaus errichtet und das Langhaus in den Seiten-
schiffen gewölbt. 1208 fand eine Weihe statt (Görz, Reg. d.
Erzb. s. 28). Wie das Mittelschiff vor der jetzigen 1498 aus-
geführten Wölbung bedeckt war, ist nicht festzustellen. 1745
wurde die Kirche, 1848 der Chor im Innern restaurirt,
1862 der West-Z wischenbau erneut.
Die Kirche ist eine dreischiffige, kreuzförmige Basilika
mit nicht vortretendem Querhaus und rechteckiger Vierung.
Der Langchor ist schmaler als die Vierung, quadratisch,
zu beiden Seiten von kleinen quadratischen Sacristeien
Rankirt, welche, aussen in gleicher Flucht mit den Längs-
fronten, kürzer als der Langchor sind. In dem dadurch
entstehenden Winkel steigen zwei Ostthürme auf. Der
Chorschluss, wieder etwas schmaler ist halbkreisförmig.
Das Langhaus hat fünf Seitenschiffjoche. Westlich ist ein
Vorbau etwas breiter als das Mittelschiff, in drei einander
ungleiche Räume getheilt, ein Ergebniss der verschiedenen
Bauzeiten. Auf den beiden äusseren Räumen erheben sich
die Westthürme, aussen stossen zwei kleinere Halbthürme
für die Emporentreppen an.
Der Chor ist im Innern genau halbkreisförmig, ohne
den üblichen Stich (die kleine Zugabe zum Halbkreis).
Die Wand hat unten fünf Blendarcaden auf Wandsäulen
mit stilisirten Palmettencapitellen, darüber (ohne Zwischen-
gesims), Fenster und Halbkuppel. Ueber dem Langjoch ein
rippenloses Kreuzgewölbe. — Von den beiden Sacristeien
 
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