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Lehfeldt, Paul
Die Bau- und Kunstdenkmäler der Rheinprovinz (Band 1): Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Coblenz — Düsseldorf, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.26048#0427

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Mayen.

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mit rechteckigen Fenstern bezw. Consolen eines Erkers;
zuoberst Eckthürmchen auf Rundbogenfries, erst rund,
dann ins Achteck übergehend; zwischen den Thürmchen
ein Rundbogenfries, auf diesem ein Verbindungsbau. Im
Innern des Thors ein Treppenthurm. —- Weiter südlich
ist von einem Halbthurm ab die Mauer wohl erhalten, und
führt am Spitalgarten vorbei zum Oberthor (an der Steh-
bach). Dieses ist dem vorigen ähnlich, auch mit Treppen-
thurm, aber oben schlechter erhalten. Ueber dem Aussen-
portal sind Spitzbogenblenden auf einem Zwischenpfeiler
angebracht. Am südlichsten Punkt, an der Genovefa-
burg vorbei, wendet sich die Mauer nordostwärts, wo an
der Stelle des noch so genannten Burgfriedens stark
vortretende Mauern im Innern sichtbar werden, wieder zum
Mühlthor.
Genovefaburg, der Sage nach erbaut von Genovefa
und ihrem Gemahl, Pfalzgraf Siegfried (*j* 754), der früher
mit einem im 12. Jahrhundert lebenden Pfalzgrafen Sieg-
fried verwechselt wurde. In der That ist die Burg (trotz
der jetzt gewöhnlichen Annahme) nicht späteren, sondern
in ihren ältesten Theilen (dem Südthurm) weit älteren
Ursprungs, als die Stadtbefestigung (in welche sie einge-
schlossen wurde), und in das frühe Mittelalter gehörend,
sogar eines der ältesten Bauwerke des ganzen Regierungs-
bezirks. Sie hat die verschiedensten Umbauten bis zum
18. Jahrhundert erfahren und ist jetzt zum Theil Ruine,
zum Theil für moderne Zwecke hergestellt, im Besitz der
Mayener Volksbank.
Vier starke Thürme bilden die Ecken eines schiefen
Vierecks. Von diesen ist der Südthurm der älteste. Sein
unterster Theil wie der des anstossenden Mauerwerks
besteht aus abwechselnden Schichten mächtiger Quadern
und kleineren Bruchsteinen, welche in sehr regelmässigem
Wechsel die der fränkischen Zeit eigene Technik zeigen.
Ausserhalb führte hier der Burgweg am Westthurm vorbei
in die Höhe. An diesem Westthurm wurde in späterer
Zeit ein Rundbastion herausgebaut. Die frühere Situation
ist dadurch sehr schwer erkennbar, dass jetzt von hier der
Weg sich gerade herabsenkt. Der Zwischenbau zwischen
West- und Südthurm öffnet sich nach dem inneren Hof
in vier grossen Rundbögen. Der kleinere Verbindungsbau
zwischen Süd- und Ostthurm ist für eine (wieder eingegangene)
Brauerei hergerichtet worden. Der Ostthurm ist der
breiteste und höchste der vier Thürme („Golo's Thurm"),
ca, 25 m hoch, wohl der Bergfried, nahe der Stadt-
 
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