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Lehfeldt, Paul
Die Bau- und Kunstdenkmäler der Rheinprovinz (Band 1): Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Coblenz — Düsseldorf, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.26048#0473

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Meisenheim.

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eine Innenreparatur, dann 1865—80 eine durchgreifende
Wiederherstellung unter Leitung des Baumeisters Fr.
Schmitz.
Die prachtvolle Kirche ist eine spätgothische Hallen-
kirche mit ziemlich stark überhöhtem Mittelschiff. Der Chor
hat den Schluss aus sieben Seiten des Zwölfecks und ein
quadratisches Joch. Nördlich von diesem ist die Sacristei,
südlich die Grabkapelle der Fürsten, beide die Seitenschiffe
des Langhauses fortsetzend. Das Langhaus, dessen Mittel-
schiff breiter ist als der Chor, hat fünf Joche. Westlich
ein Thurm, etwas schmaler als das Mittelschiff, mit zwei
Rankirenden Treppenthürmchen in den Ecken.
Der Chor Schluss hat an den einspringenden Ecken
Bündeldienste (in den beiden westlichen dreifache, in den
übrigen zweifache). Im Chorviereck reichen die Bündel-
dienste (in der Mitte dreifache, an den Ecken des Chor-
bogens zweifache), welche vor einem übereck gestellten Wand-
pfeiler vortreten, nicht herab, sondern sind unterwärts in
verschiedenen Höhen abgeschnitten, während der Wand-
pfeiler in ein Wappen ausläuft. — Im Langhaus ruhen
auf hohen achteckigen Sockeln durch Schmiegen überge-
führte Säulenschafte, welche oben wieder in achteckige
Form übergehen. Die Scheidebögen sind spitzbogig, recht-
eckig prohlirt. An den Wänden des Langhauses fangen
Dienste etwa 2 m über dem Fussboden an. — Im Chor,
Langhaus und Thurm-Erdgeschoss reiche Sterngewölbe,
deren Rippen in mannigfachen Mustern einander künstlich
kreuzen (zum Theil stark restaurirt). Sämmtliche Säulen
und Dienste sind capitelllos; die hohlprohlirten Rippen
wachsen direkt aus ihnen, daher in verschiedenen Höhen
an derselben Stütze. Im Langhaus sind die Diagonalrippen
nach dem Mittelschiff zu bei ihrem Anfang in einen kurzen
dienstartigen Schaft zusammengefasst; unten schneiden die
Dienste in eigenthümlichen zapfenartig herabhängenden
schematischen Blumen ab und treten vor übereckgestellte
Wandpilaster vor, die ihrerseits kurz darunter enden.
Unter den Gewölbemotiven sind mehrere bemerkenswert!!.
Im Chorschlussjoch ein zehneckiger Stern, dessen innerste
Rippen, mit herabhängenden Kleeblattbögen geschmückt,
in den einspringenden Ecken zehn Apostelbilder zeigen.
Im Chorviereck ein Achteckstern um das Haupt Johannis
d. T. im Schlussstein, während an andern Schlusssteinen
Wappen des Erbauers Pfalzgraf Ludwig u. des Gen. Joh.
v. Croy. Im Langhaus in allen drei Schiffen verschieden-
artige Diagonalkreuzungen. — Im Thurm-Erdgeschoss ein
 
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