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Lehfeldt, Paul
Die Bau- und Kunstdenkmäler der Rheinprovinz (Band 1): Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Coblenz — Düsseldorf, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.26048#0708

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Braunfels.

ihm aus läuft die Mauer nach Nordwesten zu. Die Nord-
ecke heisst die Scharfe Ecke. Hier gehen zwei Mauer-
züge nach Südwesten zu; der innere, in spitzerem Winkel
sich anschliessende, welcher nach dem (später zu er-
wähnenden) Bau des Heinrich Trajectinus geht, hat an-
scheinend sehr alte, wohl noch dem 13. Jahrhundert
angehörende Theile. An den äusseren, jüngeren, zur Haupt-
umwallung gehörenden lehnen sich schmale Kasernen-
räume an. — Das letzte Stück der Mauer schliesslich,
welches im Ganzen die Richtung von Westen nach Süd-
osten hat, besteht aus mehreren älteren, neueren, auch
ganz modernen in einander übergehenden Theilen. So
steht auch das ungefähr in der Mitte dieser Mauer er-
richtete kleine Archivgebäude auf einem ältern vier-
eckigen Thurmunterbau.
Im Innern des so umgrenzten Bezirkes sind die
einzelnen Gebäudegruppen ebenfalls aus verschiedenen
Zeiten und durch spätere Benutzung, bezw. Restaurirung
und Modernisirung älterer Theile die geschichtliche Schei-
dung der einzelnen Theile unsicher. Ein grösserer Flügel er-
streckt sich ziemlich in der Mitte der Anlage von Westen
nach Osten. Er ist der Hauptsache nach in den unteren
Theilen von Heinrich Trajectinus nach dem Brande von
1679 errichtet, darüber ein einfacher Bau des 18. Jahr-
hunderts, und enthält unten den „steinernen Gang", oben
Gesellschaftszimmer. An seiner Ostseite schliesst ihn ein
ungefähr quadratischer, stark nach Norden vorspringender
Bau ab. Im 15. Jahrhundert gebaut, enthält er der
Hauptsache nach im Hauptgeschoss den Rittersaal, der im
16. Jahrhundert gewölbt ist (vier rippenlose Gewölbe, die
auf einem achteckigen Mittelpfeiler zusammenstossen). Aussen
vorgekragte Rundbögen in verschiedenen Höhen. Auf der
Ost-, wie auf der Südseite treten halbrunde Thürme heraus,
jetzt zum Theil verändert, bezw. nicht mit restaurirt, (der
der Südseite links zur Hälfte abgebrochen), dem Charakter
nach aus dem 13. oder 14. Jahrhundert stammend, während
der sie verbindende Theil auf der Ostseite in den unteren
Partien, der „alte Stock" schon im 12. Jahrhundert (der
Ortsüberlieferung nach im 11. oder gar im 9. Jahrhundert)
entstanden sein mag. Westlich tritt vor den nach Norden
vorspringenden Theil des Ostbaues eine von Fürst Georg
hergestellte Zimmerreihe vor, oben neu, auf alter Mauer.
Nördlich vom Rittersaal springt ein viereckiger Bautheil
unregelmässig heraus, als Thurm mit vier vorgekragten
Eckthürmchen, zum Theil Wiederherstellung bezw. Nach-
 
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