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Lehfeldt, Paul
Die Bau- und Kunstdenkmäler der Rheinprovinz (Band 1): Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Coblenz — Düsseldorf, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.26048#0726

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7iO

Greifenstein.

Verfolgt man die Strecke zwischen den beiden Mauern
weiter nach Westen,, den Burgweg weiter gehend, so sind
in der Südwestecke Trümmer von drei Quermauern, welche
die beiden Ringmauern mit einander verbanden, und zu
Gebäuden gehörten, neben welchem, (oder durchweiche)
der Burgweg hindurch musste. Die am besten erhaltene
Quermauer, mit Fenstern und Thorweg, neben welcher
untere Gewölbe und verschiedene Räume (Ställe?) sich
zeigen, ist späten Ursprungs (17. Jahrhunderts). Auf der
Westseite läuft zwischen der beschriebenen inneren und
äusseren Ringmauer eine dritte, beiden parallele, ungefähr
in der Mitte zwischen beiden, entlang, und der Burgweg
geht zwischen ihr und der inneren Ringmauer (also nach
Norden zu). Die dritte, mittlere Mauer ist auch auf der
Nordseite in mehreren Stücken erhalten, welche zeigen,
dass sie hier ebenfalls den beiden Ringmauern parallel lief.
An ihrer Nordwestecke ist ein unregelmässig fünfeckiger
Bau eingebaut, welcher den Burgweg, der hier ausserdem
noch ein Thor passiren muss, verengert. Auf der Nord-
seite schiesslich lief der Burgweg von der inneren Ring-
mauer und der Mittelmauer eingefasst, dann rechts herum
(nach dem anfangs erwähnten, als nicht mehr vorhanden
bezeichneten Eingangsthor) und auf den Burghof.
Eine genauere, mit militärischer Kenntniss gemachte
Untersuchung von Greifenstein würde für die Entwickelungs-
geschichte der deutschen Festungsbaukunst werthvoll sein.
Die Kapelle (s. o.), ein einfacher rechteckiger Raum,
ist eine Doppelkapelle. Die untere (jetzt unterirdisch, nur
von der oberen aus zugänglich) ist gothisch (nicht erst von
1618). Sie hat jetzt drei Räume hintereinander, durch die
äussere Ost- und Westmauer (eigentlich Nordwestmauer,
da die Kapelle nicht genau orientirt ist) und zwei ihnen
parallele Querscheidemauern getheilt. Einige spitzbogige
Oetfnungen, jetzt Blenden sind noch vorhanden, daneben
Fensterdurchbrechungen aus nachgothischer Zeit. Die
Kapelle ist zum Theil zugeschüttet. Ursprünglich fehlte
die westliche Aussenmauer und die zweite Quermauer
war die Schlusswand, so dass die Kapelle nur aus dem
rechteckigen Chor und dem Gemeinderaum bestand. Die
vierte Mauer wurde erst aufgeführt, als die obere, etwas
längere Kapelle gebaut wurde. Dies geschah 1688 (nicht
1687. — j. in Eisenankem anssen.) — Die obere Kapelle hat eine
reich barock stuckirte Holz decke mit bänderhaltenden
Genien, Engeln, Blumenornamenten und Fruchtschnüren,
 
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