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Lehfeldt, Paul
Die Bau- und Kunstdenkmäler der Rheinprovinz (Band 1): Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Coblenz — Düsseldorf, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.26048#0378

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362

Andernach.

Burg*. Ruine an der Südwestecke der Stadt, theils
ihr, theils dem Fiscus gehörig. Die Pfalz der kölnischen
Erzbischöfe, an Stelle des römischen Castells (?) und der
1109 gebauten, 1355 zerstörten Burg, wurde 1365 wieder
hergestellt, 1466 die Brücke über den Graben auf der
Nordseite (Günther, cod. dipi. 4,395) geschlagen. Im Jahre 1491
wurde von Hermann von Hessen (im Streite mit Ruprecht
von der Pfalz) die Burg aufs Neue mit starken Befesti-
gungen in ihrer jetzigen Gestalt ausgebaut (j. an einem Aitärchen
an der Aussenmauer des Nordwestthurms); litt im 17. Jahrhundert viel
durch Belagerungen, wurde 1689 von den Franzosen ge-
sprengt und vorzugsweise auf der Südseite zerstört, während
die Nordseite leidlich erhalten blieb. Der Bergfried bekam
ein Kuppeldach, das er später wieder verlor. 1836 wurde
er zu Wohnungen, bezw. Gefängnissen eingerichtet.
Die Burg umschliesst einen ungefähr sechseckigen
Hof, dessen zwei gegenüberliegende Seiten annähernd west-
östliche Richtung haben. Die nordwestliche Ecke wird
von einem runden Thurm eingenommen, der etwa 13 m
hoch erhalten, mit 3,7 m starken Mauern, zum Sockel einen
Rundbogenfries, im Krönungsgesims einen Kleeblattbogen-
fries, an den Flächen Schiesslöcher nach allen Seiten hat.
— An der Nordostecke ist der grosse Bergfried, vier-
eckig, mit einem nach der Südseite zu für die Treppe
angebrachten Vorbau. Er hat drei gewölbte Geschosse
mit rechteckigen Fenstern und darüber ein Obergeschoss
als Wärterhäuschen auf Kleeblattbogenfriesen mit zwei
Eck-Erkern an den Aussenecken, welche auf grösseren
Zackenbögen unterhalb des Kleeblattbogenfrieses vorgekragt
sind; zuoberst ein Zeltdach. Der Bergfried ist 16 m
hoch bei einer Mauerstärke von 3,2 m, regelmässig aus
Basaltblöcken gefügt. — Zwischen dem runden Thurm und
dem Bergfried läuft in der ganzen Länge der Nordfront
ein Pallas, dessen Aussenwand im Untergeschoss und
zwei Geschossen von sieben Fenstern bezw. Kaminen in
zwei Reihen übereinander und Balkenlöchern dazwischen
erhalten, zuoberst über dem eleganten Kleeblattbogengesims
einen Wehrgang zeigt. Der innere Burghof, dessen Nord-
flügel dieser Pallas bildet, ist viereckig, so dass auf der
Ostseite ein Dreieck zur Ausgleichung mit der äusseren
Ringmauer entsteht. Von dem Pallas aus führte, dem
Bergfried zunächst, ein Spitzbogenthor heraus auf eine
Zugbrücke über den Graben. Die Löcher zu beiden
Seiten des Thores für die durchgehenden Zugbalken sind
erhalten, ebenso die als Figuren gestalteten Consolen über
 
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