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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 1-25 (1. Januar 1870 - 30. Januar 1870)
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JUtomtcmttttfprei» fl. 1. 3 l. in §cibelberfl,
buccö bi« f>oti fl. 1. Iß fr. öimeljafjriß.

Freitag, 7. Januar.

3^n3tifltn 3 fr. ne '•petifjeile, tfi Äuöfunfttf'
rrtbeilinift 4

1870.

©inlttimnfj put 2lfionnement.

Stuf baß mit 1. 3anuar begonnene neue 2lbon*
tutnciit auf baß

ÜdMberfter Journal

nebft ber wöchentlich crfchetnenbcn Seüage

pöö Jpaue

Oduftrirte fttauenseitung.)

werben fortmährenb tioej) Seficüugeii angenommen.

Surd) bie wertvolle Beigabe beb lederen
Slatteß, öon welkem nod) i]Srobenummeni qratiß
jur Verfügung ftet)en, ift ber foandfrau bie be*
fonbere 2tußgabe erfpart, für eine in jeßiger 3e>t
unentbehrlich geworbene grauen * 3eitUJtft, unb
glauben toit baljer aud) einer weiteren güuftigen
Sfufnahm? entgegenfet)en ju burfeti.

w Ser Sreiß beß .vwiöclbcvgcr gourualö
wirb ni(t)t Cfftöftt unb beträgt für betbe Slätter
plertelfäbrlid) nur fl. fl. 3 kr,_

Sie beittfrfje ^riegäjlottc.

Son ber SRorbfec fchreiht man ber ©übb. i)3r.
in 2Rünchen: Sie beutfthe Nation hat am 3ahs
rcßwedftel wieber einmal ScranUffung, ftd) jelber
jRehftifhaft barüber abjulegen, ob fte ben juvücf-
gelegten 3eiiraum gut benußt ^at Sie 3D?cittun-
gen hierüber Werben Je nach bempolütfdwn ©taub*
fünfte geteilt fein, benn eß liegt in ber Stfatür
bev @acbe, baß über gemiffc Singe, bie auf gegen*
feitigen Verträgen, IRadftgeboten ober ber öffent*
liclten Meinung beruhen, erfl eine fpätert ©enera*
tion unbefangen richten fann, oornchmlid) beßwe*
gen, weil fte bie ©rfotqe ju überfeben oermag unb
im SUIgcmeinen auch für bie Sergangenheit unge*
trübteren Slicf f)at, alß bie betreffenben 3titgt-
noften, bie im ißartetenfampfe mit einanber rin*
gen. 3h nehme tnbeffen föevaiilaftung, auf eine
fonfrete ©^opfung hinjuweiten, beren ©ntjfeljung
gerabe jeßt am bejien beuttbeilt werben fann unb
beren Sßivfutigen fe^on in unfrren Sagen fühlbar
ftnb. 3h meine bte norbOcutfdic Kricgßflotte. üRan
brauet nicht auf 22 Satyre (auf baß 3a|r 1848)
jurüefjufeben, ba ein wlujiger Machbar baß fRcid)
ber 40 SRiDioncn Seutfhcn burdj bie Slofabe
feiner fämmtlichen |)äfen lahmte unb oor ber ganjen
ÜSelt bem ©dächtet pteißgab.

IRod) »or 10, ja »or 6 Satyren ftanben wir
noch fo ba, baß wir »or einem Kriege mit bem
fleinen ©egner jur ^Befreiung beutfcf)en Saitbeö ju*
rücffcbrccfen mußten unb genötßigt waren, ängft*
lieh ju laufeben unb ju beobachten, welche £>at*

tung ©chweben unb SRorwegen wohl bei bem be*
oorftehenben Kampfe mit Sänematf einnehmen
würben, furjum, unfere ÜRtUicn ©olbaten, welche
bte |)eereßmad)t ber 3 ffanbinasijchen ©taaten
jermaluten fonnte, wenn unb baß ÜBaffer nicht
oon ihnen getrennt hätte, war immer noch mehr
ober mtnber ohnmächtig. 2Bab fragen wir aber
heute noch nach ber fehrocbt|h=norweqifd)cn glottc
unb wab nad) ber bänifchen? @o lange nicht eine
Seemacht erften iRangcß, wie ©nglanb, granfreid)
ober fRußlanb fte alb Scrbünbeten engagirt, fom*
men fte für unb gar nicht mehr in Setrad)t. Unb
auch unjere ffanbinaoijcben ©egner mijfeii, woran
fte mit unb ftnb. @d)Wfben unb 'JJorwegcn hüben
baß ©treben nach SRt»alltat auf hoher ©ee einge*
ftellt, obwohl fte fonft fo etferfüchttg barauf h'el'
teil, unb organiftreit je^t t()re ©eema^t hauptfäch*
lieh jur Küfienoertheibigung, wcfjbalb fte ÜJtonU
torb bauen ftatt grofjer ifjanjerfchiffe. 3n Sanc-
marf ringen noch in ber IBolfboertrctung jwei
Slnftchten mit einanber. Sie eine oerlangt oölfer*
redjtlid) garantirte iftcutvalität Sänemarfb unb bem
entfpre^enbe SBcrmtnberung beb |)eereb unb ber
glotte, SSerfnuf ber treuer erworbenen, aber meifi
fehr fehlerhaften ifjanjcrfihiffe unb ülubfefäung ber
©djiffbneubauten. Sie anbere fann ftch nod) immer
nicht oon ber friegcrifchen Srabition unb oon bem
©ebanfen nad) neuem Kampf um ©dtlebwig
trennen, aber auch fte will wenigftenb feine 23er-
mchrung ber ©trcitmacht, unb fo t>at man einen
33efchlu£i gefaßt, ber bie flieubauten oon ^rntjer*
fdjiffen unt ein oolleb 3ahr oerjögert. Sßoit biefent
Sdjritte haben bie beutfehen Slätter fauni flfotij
genommen, währeub fte fonft mit ängftltcher ©pan*
nnug auf jebe 9fad)richt oomSunbe laufd)ten, bie
ftch auf SRarinefachen bejog.

Sen @d)lüf[el ju btefem ©leidjmuth geben unö
fowohl bie bänifchen, alb bie fcbmebifchen SBlätter.
Saß ©tocfholmer 2Iftonblabet, ein bie Seutfchcn
oerbiffen haffenbeß Slatt, h«t einen Sergldd) jwi*
fehen ben beiberjeitigett Kräften angefteHt unb oer*
fünbct offen, 9forbbeutfd)lanb hat eine ^Janbelßflotte,
welche bte brittgrhjjtc ber SDBelt iü, nach ber etig*
Itfchen uttb amerifanifdjen, unb bie 3<thl feiner
^)anbclßmatrofen übertrifft weitauß bie ber ge*
fammten 3 norbifd)en fRetche unb ifi beftäubig tut
3unehnen begriffen, fo wie auch feine materiellen
£>ülfßquellen fortwährenb wad)fen. (Sin 3Sett-
ftreit auf frtegerifchcnt ©ebiete mit biefent fRorb*
beutfd)lanb, bem ©fanbinaoien noch oor Kurjem
jur ©ee fo überlegen war, ifi baber unmöglich,
unb mit anbern ©roßmächten fann er auch nicht

ocrfucht werben, barum ifi eine SRarine jur Kü*
fienoertheibigung bie einjig geeignete für bie ©fan*
binaoen. Sben fo argnmentirt baß ultraffanbinaoi*
fchc §acbrclanbet, baß in Kopenhagen evfdtetnt,
inbem eß noch in bitterem Sone liinjufügt: „Saß
Dfftjierforpß ber norbbeutf^en Diarine ifi aufß
SBorjtiglichfte außgebilbet, begeifiert für feine 2luf-
gäbe unb in fid? feftgefchlojfen famerabfchaftlich;
baß bätiifche hängt jum Sheil bartnäcfifj am 211-
ten, fo wie eß oorwiegettb alte öerren enthält;
baber ifi cß bureb §cinbfchaften aller 2lrt in ftch
jerfe&t.

Sie norbbeutfehen Krirgßfchiffe ftnb fämmtlich
oon ber oorjügltchftcn 23cfcbnffenheit unb ber ge*
panjerte SRiefe König 2Bill)elm wiegt allein
eine glotte auf, wohingegen bie bänifchen ißanjer*
fchiffe burßhgehtnbß nid)tß taugen, weil übereilt
gefauft, ober unjwccfmäfjtg auf eigenen SBerften
hergefiellt. fRiemanb will fte unß abnehmen." SRühe
unb ©elb fjat eß ttnß freilich genug gefojict, fo
weit ju gelangen, unb erfi bie lebten 6 3>ibre
haben bie grüdjte oon über 45 3RilIionen oerauß*
gabter Shaler unb bitterer ©rfahtttngen ge*
jeitigt.

Ser norbbeutfehe Sunb oerfügt in biefem 2lu*
qenblicf über 24 feefähige bewaffnete Schrauben*
fricgßbampfer, wobet 5 oorjüglich? $anjerfd)iffe,
benen balb nod) 2 im Sau begriffene binjutreten
werben. 3m ©anjen tragen tiefe @d)iffe 302
ber fchwerften Kanonen unb führen SRafhmen oon
jufanemen 8240 ifjfcrbefräften Sampf. Saju
fommt noch eine Küftenffotte Oon 14 ©ebrauben*
fanonenbooten 2. Klaffe mit im ©attjen 28 ®e*
febühen unb 840 ißferbefraften Sampf, aufierbem
3 2lotfo unb ein Svanßpovtbampfer. Sie nur jur
Uebung ber 3Rannfd)aft oorhanbene ©egelflotte
japlt 3 gregnttcit unb 4 33riqgß mit jufammen
170 ©efchüjjen uttb hätte, wenn fte 1848 oorhan*
ben gewefeu, wohl in etwaß bie auf ber ©er er*
littene ©chmadi linbern fönnen. Kriegßhäfen in
ber IRorb« unb Dftfee bie unß früher fehlten ftnb
fe^t oorhanben uttb jum Sl)etl fd)on mit allen ben
S8orrid)tungen oerfehen, bie man fonft nur in ben
£>üfen ber erften ©eenationen ju ftnben pflegt.

5Rod) einige 3nhrc Opfer an ©elb unb Arbeit,
unb Wir ftnb fo weit, baß unß nicht bloß bte flei-
nen, fonbern auch bie ©ceftaaten eTften fRange4
auf ihrem ©lemeute achten müffeit unb unß alß
wcrth»otle S3unbeßgtnoffen auch «uf biefem ®c-
biete fndjen. ÜRöge ber ©üben ftch beß ©rrun-
genen mit freuen, benn eß fommt wenigflenß ben*
fenigen feiner Kinber unmittelbar ju gut, welche

# r £ %

•KoOelle oon Smilie einri^ß.
CSortfefeung.)

Saß waren feftreef ltdhe 3eden, er ging auf Siet*
fen (wo ich fetn ^Begleiter mürbe), unb fehvte nicht
eher heim, hiß bte arme ÜRutter, welche ben ©oljn
abgöttifch liebte, in ber 2U)nengruft ju Süfternmoor
ruhte. Sort fchinfen bie unglücflid)eu grauen ber
©rafen oon Kronburg allefammt in einer 3ieil)e,
abgefonbert oon biefeit, welche fte gemorbet hnäen
foften."

UBieber fchwieg ber 2llte erfdjöpft, wie eß fchien.
Sruno fc£)o6 ihm einen ©eflel hin.

„©e^en ©ie fich, mein ftreunb! SQäcr füllte eß
für möglich haften, baß bie ©efpenfier oergangenet
Sahrhunbcrte fi<h noch bis in unfere aufgeflävte
3?it wagen ?*

»3a, ja, wer foHte nurfolche^ für möglich (ml*
teni“ fuhr jener feufjcnb fort! „idh felber buchte
wenigflenß beim jungen ©rafen älrthur an eine
oöttige Reifung beß alten SÖ3ahn^ ntnb hübe mich
hoch getäufebt; er ift ber Unl)eilbaifte oon 2111 en.
Saften ©ie mid) tu ber Drbnung fortfahren. Ser
©roßoater war tobt, — bte ©roßmutter aueß, ber
junge üJiajoratßherr fam juvüd, — er hätte am
liehften nic^t ge^eirat^et. auß gurcht oor bem frühen
Sobe, ba fte feltfamerweife nie baß fünfjigfte 3a§r

erreichten. So<b jwang ih« beß SSaterß ©ehot, wie
er mir, ber ich fein SSertrauter ’war, trübftnnig
mittheilte. 3h oerfuhte alleß 2Röglidhe ihn oon
bem fdjrecflicben SBah« ju heilen, unb grollte bem
alten §errn, ber lljm baß ©eheimniß mitgetheilt,
ba ich fhon bamalß bie fefte Ueberjeugung hatte,
baß nur ber ©ebanfe, bie fortroahrenbe Slngft unb
gurcht oor bem fcfjredflidhen ßeitpunft bie Kata*
ftrophe langfam ^erbeifü^re. ÜJieine ganje Serebt*
famfeit fheiterte an bem ßartnäcfigen ©lauben beß
©rafen, er mußte ßeitathen unb fanb eine feßöne
fRahbarin, in welche er fich fterblich oerliebte. Su
lieber ©ott, mitunter möchte man wohl glauben,
ein böfer ©eift habe feine greube, baran, Unfraut
unb Unglücf ju fäen. Ser §err SSaron oon @ber-
ftein war oerfdjuibet, ba fam ber reidje greier ihm
recht. Vorher hatte er ben ©rafen oon ber Riefte
begunftigt, ber gar ju gern, wie manfagt, bie fhone
unb ftolje 2Relanie oon (Sberftein heimgeführt hatte,
unb aud) fte fott ben jungen fhönen ©rafen fe£>r
geliebt haben. 2lber biefer war bamalß ber jroette
©ohn — (fein 23rnber ftarb fpäter, woburh er baß
üRajorat erhielt), raaß fonnte ein unbemittelter ©ar*
beoffijier itjr bieten, — ber reihe unb einjige (Me
oon Kronburg, Süfternmoor, S3irfenfee unb 3teihen-
borf würbe ber ©ernal)! ber fhönen ftRelanie. iDtein
gnäbiget ©raf liebte fte über älHeß unb fte war
ihm immer eine gute ©attin, — Su lieber ©ott, !

fte war erft 17 gahre alt, alß er fte jum Slltar
führte. 2llß ein 3aßt fpater ber ©obn geboren
würbe, fannte fetn ©lücf feine ©renjen, eß fcfften,
alß habe er bie böfe gamiliengefhihle ganj oergef*
fen, unb ih hütete mich wohl, ihn burd) eine ÜRtene
baran ju erinnern, ©raf 2lrtl)ur blieb baß einjige
Kinb unb fonnte-wahrlih über bie Siebe ber 3Rut*
ter nie Hagen, er würbe ju fehr oon ihr geliebt.
2llß er bie Unioerfttät bejog, ging auch ^nß ©lücf
mit ihm fort; ber SSerbaht begann feinen fhwarjen
©amen ju [treuen. 2luf irgenb eine SSeife hatte
ber ©raf oon bem frühem SSerljältniß ber ©räfin
ju bem ©rafen oon ber fßlefte 2Binb befommen unb
baß 3Rißtrauen, einmal erweeft, untergrub langfam,
aber fth^, ^en grieben unb baß ©lücf beß £au*
feß. SSergebenß waren meine 'Sorfiettungen unb
Sitten, ber alte 2Bahn tauhte mahtig wieber empor
er fah überall ben ©iftbedjer unb war in einem
galjre jum finftern Stjrannen umgefhaften. Ser
©raf oon bet ißlefte war alß -Ruchbar ein gern ge*
feljener ©aft auf Kronburg geroefen, wie unfere
§errfhaft oft auf ber ißleftenburg weilte, wo ber
junge ©raf 2ktljur mit ber ad>t 3ahre jüngern
ßotniefte 'IRelanie taufenb tolle ©treihe beging. @§
fhien mir in bem iftlan ber Sltern bamalß ju lie*
gen, 'ein Saar baiauß ju mähen. Sa war’ß auf
- einmal auß mit ber §etrlihfeit, — bie beiben @ra-

! fen gerietljen an einanber, eß fehlte nid)t oiel biß
 
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