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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 1-25 (1. Januar 1870 - 30. Januar 1870)
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§eMkrger SouritaL

JS 23.

preis fl. l. 3 I. in ^etbelbcrß,
bur<fc bie $oft fl. 1. 16 fr. oierteljä^rtg.

Freitag, 28. Januar.

^n3tifl«n 3 Tr. bte 'peritjeile, bti 9u6tanft6*
fttfteilunq 4 !r.

1870.

tinlttJmng pm 5H6onnemc»t.

§ür bie DRonate jq-cffruar unb 9Jtär$ fann
man auf bao •

IjciMberflcr ^tmntal

ncbft bet wöchentlich erfdjeinenben ^Beilage

Poe poue

(Sttuftrirte Stauenjeitung.)

für auäwärtS bet allen Voffanfialtnt, für Ijier bei
ber Erpcbition ober ben Drägcrit abonniren.

Durch bie wertvolle söeigabe beS lederen
SMatteS, oon welkem noch Vrobenummern gratis
jur Verfügung fielen, ifi ber fjauöfrau bie be*
fonbere SluSgabe erfpart, für eine in feiger 3e't
unentbehrlich geworbenen grauen-Leitung.

iWp Der «Preis beS .vwitwlkrget SouttttttÖ
beträgt für 2 Monate für beibe Vlätter nur 50 fr.
— 2iuch fönnen nod) bie feit 1. San. erfd)iencnen
4 «Rummerit ber „grauenjettung",|foweit ber Vor*
ratb reidjt, jum ©reife oon 16 fr. nacbgelicfert
»erben.

DeutfdSjlanb.

£>cibelberg. (5£)araffcrifiif ber 3n»
fa lli bti itärs = 2lb reffe, oeroffentlicbt Vtof.
Dr. 3Rid)eliS im Snferatentbeil ber 21. 21. ßtg.
Vacbfolflenbed: ■>

1) Diefelbe ifi nid)t ein bogmatifheö, fonbern
ein biptomatffebeS Slftenflücf. «Rieht allein ift bartu
berbirecteSluSbrutf^ttfallibilität ocrmtebeit, fonbern
eS ftnb auch bie jur bogmattfebeu Definition un*
umgänglich nötigen Vefttmmungen umgangen,
welche bureb bie grage flar gelegt werben: ob
bie Vifhöfe ein integrirenber Vefianb*
tbeil beS Sebramts finb? Sittb fte eS, wie
fann bann bie Unfehlbarfeit bem ©apfi allem
unabbäng oon ben Vtfh&fen jufommen? Sinb fte
eS nicht, was fann bann bie Erflärung ber ©t-
feböfe für eilte wefentlicbe Sebeutung haben? Sff
wirflicb ber ©apfi für ffdj unfehlbar, fo fann aud)
nur er allein unfehlbar ftch für unfehlbar erflä*
ren, unb _©iu3 IX muff im 19ten Sahrljunbert
jt<b nicht ffheueit au$jufpre<hen waS Stwocenj III
im 13ten ^aptpunbert als Ke|erei betrachtet. SluS
ber Scheu oor biefer logtfehen Erörterung ifi bie
biplomatifdje gorm ber Slbreffe beroorflc0angen.
2) Dtcfcn biplomatifchen Eharafter trägt baS Siften*
fiücf in ber burhgepenben innern Unwahrheit an
ftch, inbem eS bemVegriff beS ©rimats unb beffen
WaS nach fatholifcher 2ltifchauung in bemfelben

liegt ben nidjt beftnirten begriff ber 3nfallibili-
tät unterichiebt. 3) Dte Slbreffe ift Icfbenfhaft*
Ud) unb oerläugnet in einem entfc^lichcn ©rabe
bie Siebe, inbem fie gerabe bureb ben auS bem
fatbolifcben Vewufjtfein unb bem in ber Kirche be-
fiebenben unb überlieferten ©lauben gegen bie De«
ftnitton ber 3»fallibilität erhobenen SSiberfprucb,
ohne auf bie «Prüfung ber Sache eiitjugeben, bie
Sfotbwenbigfeit biefer quasi-Deflnition motioii't,
unb fafi mit naeften «ÜBorten ben 2lbfafl oon ber
Kird)e prooocirt. Diefer Seibenfcbafilicbfeit ent*
fpricht bie «Rohheit bed SluSbrucfS, wenn j. V. ber
SluSbrucf blaterare oon einer Etnfpracbe gebraucht
wirb, welche felbft bie ^od^ftfie^enbcit ber ocr|'am-
melten SSäter mitbetrifft. 4) Durch aUeS biefj ifi
bie 2lbreffe als ein offenbares ©artetmanöoer ber
Sefuiten, welche bie beabfuhtigte birefte Definition
nicht haben burchfehen fönnen, ftgnaliftrt; t^re Slii-
nähme würbe ein trauriger Sieg beS jefuitifchen
©arteigeifled über ben wahren ©cift ber Kirche
unb ein Unglücf für bie Kirche unb bie 3D?enf<^-
heit fein.

Karlsruhe, 26. San.; 18. Sipung ber ©rfien
Kammer. DageSorbnung auf Samfiag ben 29.
San., 2ßorgcnS 10 Uhr. 1) 2tujeige neuer Ein*
gaben. 2) Erfindung unb Verathutig beS Scripts
ber ©itbgetfontmtffton über ben ©cic$enttt)urf, bte
gorterbebung ber Steuern im Sbfonat gebt. 1870
betreffenb f Seridüerffatter: Dcnntg. 3J 23crathung
bes Pon Dennig erstatteten fßeriihtS ber 33ub-
getfommiffion über ben ©efe^entwurf, bie Ermäd)5
ttgung ber Etfenba[)n-S(hulbentilgungS=^affe jur
Slufnahme weiterer Stnle^rn betv.; 4) ®erathung
be§ Berichts beS grf)rn. o. ©emmingen über
ben ©efepentwurf, bie prioatredjtliche Stellung ber
«EBirtbfchaftS= unb ErwerbSgcuoffenfchafttn betreff
fenb. 5) Serathung beS jweiten ÄommiffionSbe-
richtS über ben ©efchentwurf, ben perfönlichen ®er=>
haft in bürgerlichen SRechtSfachen betr.; S3erichter-
flauer: ©eh- fRath Dr. |)errmann.

— 26. Sanuar. 47. öffentliche St^ung ber
3weiten Äaramer. SEageSorbnung auf Donner-
jtag ben 27. San., Vormittags 9 Uhr. 1) Slnjeige
neuer Eingaben. 2) Verathung bc« VeridjtS beS
2lbg. Rummel über ben ©efehentwurf, bie Ver-
leih'ung beS «Rechts jur SuSgabe oon ©anfnoten
an eine babtfdje ©auf betr.

ßarlSruhe ben 25. San. Der oon bem 2lbg.
fjuminel erffattete SSericfjt über bie SBanfoorlage
fieht ab üott einer wiffenf^aftlichen Erörterung ber
ftreitigen «Vrinjipienfrage, ffijjirt furj bie feit ben
40r Sahrcn gegebenen älntegungen für eine babifche

Sanf unb geht bann auf ben eigentlichen ©egen*
flanb beS ©efefjeS ein, baS IR echt ber SSanfs
notenattSgabe. &ier wirb beffimmt auSge«
fprochen, bafj überetnftimnunb mit ber Äommiffion
oon 1864 and) bie jefjige ber Slnfuht fei, ba^, wo
eS ftch um Sanfnoten hanbelt, nur bie abfolut
fireugen ®ntnb|ähe einer ScOfti’anf gelten bürfen
unb eint Vermifchung mit ben tptiojipien ber fog.
Ärebitbanftn oont Uebel wäre. 9llS |)auptthätigfeit
ber Scttelbanfen wirb bann im «EBeiteren bie DiS-
fontirung unbebingt fixerer Sffiechfel bargefteßt, an
welche ftch bann fonffige ftdjere ®efd)äftc (Sombarb
:c.) reihen. Der Sßcricht hat offenbar baS Veffrehen,
ben ©egenfianb oolfsthümlich unb lebiglich mit
IRücfftcht auf bie fpejieße Vorlage ju erörtern, wo-
bei bann noch bie ju ©unffen ber Slllgemeinheit
unb ber fa^gemäfen 2tufftcbt über ben Vetrteb
gegenüber ben Statuten oon 1864 eingeführten
Verbefferungett betont werben, fo j. V. ber Verjicht
auf einen SD^cil ber fogen. ©rünberrechtc, baS Sn*
ftitut ber Etnforcn. Ein auSfchlteglicheS «Prioileg
ber «RotenauSgabe wirb ber Vanf nicht gewährt,
älenberungen Don grofjer materieller ©ebeutung
werben nicht oorgefchlagen, ein Schl«hartifel will
befilmmen, bah baS ©efep ertifcht, wenn bie Vanf
nic^t binnen 2 Sahtcn gegrünbet wirb.

QRümhcn, 25. Sanuar. Von Sette ber gort«
fchrtttsparfei wirb (burd) bie granfenburger,
$erj, SRarqnarbfen unb oon Stauffenberg) ein än-
trag auf 3lb|ch«ffung ber SobeSftrafe in ber 2lb-
georbnetenfammer eingebracht merben.

— 26. San- Die 2lbref?commtffton ber 2lbge-
ovbnetenfammer hat ihre Verathnngen beenbet. Der
2lbrehentwurf foll in höflicher gorm abgefa§t, aber
entdüeben gegen bie fRegierungSpolitif gerichtet fein.

SlugSfinrg, 25. Sanuar. Die heutige „2Wg.
ßtg." ocröffcntlicUt folgettbcS Delcgramm auS
fRorn: „Vifd)of Strohmaher- fprach in einer an*
berthalbffünbigen «Rebe gegen bie Eentralifation
ber Äirche uitb beantragte periobifchen 3l'fammen-
tritt oon ©eneralräthen. Dte SRebe macht in fRom
baS größte Sluffef>en."

©ättingen, 22. San. Sm Sehrerperfenat un-
feret Unioerfität fiepen ju Enbe biefeS SemefierS
wieber mehrere Verättberungen heoor: ©rof. ©auli
fommt aus SOlagbeburg hwhu alSSehter ber neuen
©efchichte an bie Stelle bcS tm Slugttff 1869 üer*
ftorhenen ^ermann; ber furiff. «Prof, ©reiner ge|t
nach SRnrburg, ber Ehemifer ©rof. gittig nach
Tübingen. Der Abgang beS Untern wirb befon*
berS bebauertj er gilt als einer ber tüchtigfien
Schüler unfereS 2öö|ler.

rdfrpmxUs llut

ßooelle oon Setttb uou ©ufect.
(gortfefeung.)

„S# werbe euch SlUes fagen, fobalb ich erft
felbft wei|, waS er woßte," antworiete SBilbenfiein
auf bie wieberlfolte grage feiner grau unb ben
bittenben ©lid feiner Tochter, bem er fonft feiten
etwas abfdßageit tonnte, „geh mufj beihalö noch
mit ihm fpredfen. Stuf ber nächften Station, wo
nnfer S^iff am rechten Ufer anljäit, werbe ich au§*
fteigen, in «RolanbSecf tomme ich bann wieber ju eudh-
TOetfjt, ba| wir bet ©ropen Söohnung beftettt
liaben, haft Deine S»«gfer bei Dir, ich werbe noch
r*(t .bem Honbutteur unb bem Kapitän fpredpen,
r“*n't Dir baS StuSfteigen glatt abgeht. Sie rei-
L n30hl auch baptn mit, gnäbige grau ?" Die
me reiste nach Vonn ju einer Verwanbten unb
oetlPta^ ajiithülfe. grau oon «Bilbenftein fhmoßte
”ur' ^ fte nicht erfuhr, was ber 3Rajor Dobel
ihrem ©ernaht ins DI)r geflüftert hatte. «So we«
”'3 ^ 9en,efen jj't t fannft Du eS mir bodp fagen!
fpracl) fte. nlu| bodp etwas Schlimmes (gerne*
fen fein, benn roui;peft ja leidpettbla^."

Sie muffte jeboch feinen gro|en @influ| auf
fernen SBißen haben, benn er antwortete ableljnenb
" “]mofn »ertröftenb. §ier waltete, nach
e uff«ffung ber DffijterSbatne, baS Verhältni|

entfehieben nicht, welkes ältere «Dtänner, bie noch
eine junge grau heiraten, gewöhnlich fepr halb
unter beren ^errfdjaft beugen: äßilbenftetn fdpiett
eine groffe geftigfeit beS eigenen SBiffenS bewahrt
ju haben.

Sein «Bunfch balbmögltchft an bas rechte Ufer
gefegt ju werben, blieb übrigens unerfüllt. Das
Salonfdfiff legte oor «RolanbSed nicht mehr an,
baS 2lnl)aiien bet §önntngen war gegen bie Veftim»
mung unb eine (gigenmädptigfeit fceS Kapitäns ge*
wefen, um ftch ben ©rafen SBefterholt, bem baS
prächtige Strgenfels über Hönningen gehört, unb ber
ihn um Aufnahme hatte bitten laffen, gefällig ju
erweifen. Sßilbenftein mugte e§ alfo aufgeben, ben
2Rajor Dobel nod) heut aufjufuhen — wie hätte
er ihn finben fotten! @r fonnte ja gar md)t wif*
fen, oh er in ffönningen geblieben war ober wohin
er ffh fonft begeben hatte. Die «Röhricht, weihe
ifjm geworben war, wie fepc er fih auh bte 3Rög-
lihfeit uorfteßte, ba| fte unbegrünbet fein fönne,
lag ihm boh fhwer auf bem §erjen, unb ©ertfja,
bte in feinen 3ü3en ju lefen oerftanb, fap baS nur
ju wohl. SBie gern hätte fte, wenn fte mit ihm
aßein gewefen wäre, nodj einmal ihre Sitte ju ihm
erhoben unb bann, wäre biefe auh erfüßt
worben.

SlnberS bähte grau oon SBilbenftcin über bie
Sah«. 9l'^t ber Slntpeil an bem Stieffoljne, ben

offenbar irgenb ein Unglücf betroffen hatte, fonbern
gefränfte ©itelfeit, ba| ihr SSann ihr tn ©egenwart
ihrer greunbin bie grage niht beantwortete, fte
alfo in einem fepr untergeorbneten Verhältnis ju
| ihm erfheinen mu|te, beunruhigte fie. Der 2tn-
tpeil, ben fie an bem §ernt StubiofuS nahm, war
ein fepr geringer. Kuno hatte Üh ihr burhauS
niht angenehm gemäht; bie junge Stiefmutt r
bie noh niht einmal fo alt war als er, fdpierr ihm
unbequem ju fein; in ©egenwart 'beS Vaters hatte
er eS jwar niht an ber fhulbigen «Rucfffht fehlen
laffen, wenn biefer aöer niht jugegen war, fo glaubte
fte in feinen groffen braunen Slugen, bie fonft fo
pübfdp ju nennen, einen gewiffen Dro| wahrgenom*
men ju haben. $atte er oießeiht burh fte eine
©ecinträdjtigung feiner Selbftänbigfeit, in welcher
ihn ber Vater hatte aufwacfffen laffen, gefürchtet,
eine ©djmalerung feines SöecpfelS, als er oor jwet
Safjren bie Unioerfität cpeibelberg bejog, wo oor*
nehme Stubtrenbe oiel ©elb brauhen, wohl 9flr
feines ©rbtheils ? Von biefer lebten Veforgni| muffte
er, nahbem ihm in breijäljriger ©he feines VaterS
leine lleinen ©efhwifier Pefcpeert worben waren,
geheilt fein, aber bie §auptfad)e, ba| er gar leine
Sqmpathieen für fte an ben Dag gelegt, ihrer Schön*
heit niht einmal bte gebüljrenbe 2lnev!ennung ge*
jeßt hatte, blieb boh flehen. Schiedlich wäre eS
gewefen, wenn fte eine ©häbra, weihe ©tinj ©eorg
 
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