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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 255-280 (1. November - 30. November 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#1173

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§>cMfcracr 3

rj 280.

JttoKttrattntlprtt* fl. 1. 3 l. ln ^fitetbrrft,
5nrd? t-ic $oft fl. 1. 16 ?t. Hifttetjatyritf.

3}?ttüvod), 30. üftoyemfcer.

|Ut3tißfn 3 Ir*, bie peiitocilCj £ei fcirtSfmift^'
enfieifun'g 4 Ir.

1870.

_ _ gär bcn 2Dtonat Dezember werben
Seflcllungfn auf bad gcibtlbergcr Journal für
«udwärtö bei bm betreffenben Vofianfialten, nnb
tjier bei ber ©rpebition unb ben Sragern cntflegctt-
genommen. V«ib für 1)1« mit Srägerloßn 25 fr.

Die (gjpebition.

Sieutftc fftacfjrtdjtett.

— Telegramm oon Dijon vom 27. 91oo-
»ember 1870.

21 n b a d g r o ß j) e r z o g ft d) b a b t (d) e K r i c g d*
minifterium Karldruhf-

©ine Acfognodcirung am 26. ergab, baß ® a-
tibalbi mit feinem Korpd Pon Vadgucd*) in 2In-
marfd) fei. 33et etnbredjenber Siiac^t würben bie
SSorpofieti güftlierbataiflon 3. SRegimeiUd Ijeftiß an*
gegriffen unb Pont 23ataiflon ttnger aufgenommen.
Stefcr wted 3 Angriffe auf 50 @d)ritte gurücf,
ber geinb floß in Unorbnung, warf ©epäcf unb
©affen fort. Heute am 27. ging td) mit 3 Sri*
gaben jum Angriff oor unb crreid)te bie fetnblid)e
Arriergarbe bei Vadgueö bureß Umgebung oon Vtom*
biered. **) Ser geinb 300 bid 400 9Rann an Sob*
fen unb Verwundeten. Siefeitiger Verluft an bei*
beu Sagen ca. 50 201a nn.

Sad ©artbalbPfcßc Kerpd ift ca. 18,000 Vfantt
unb 12 ©efd)üße flarf. ©aribalbi unb SOZenotti
Tollen am 26. fommanbirt l)abcn.

gcj. oon ©erber.

®crlin, 28.31oo. Offizielle mtlitärifdje
31a d, richten.

SRomttl, 28. 31oo. ©efiern bis nach ©intritt
ber Sunfelßeit ftegrcid)e @d) lacht ber I. 2lrmec
gegen bie im Vorrücfen begriffene feinbltd)e 31 o r b*
atmet, ©er an 3affl überlegene, gut bewaffnete

geinb mit Verluft oon mehreren taufend SAaim
gegen bie ©pmme unb auf feine perfeßanzte ©tel*
lung oon Amfend zurürfgemorfen. ©in feinbltdjcd
3Rarine*SataiUon Oom 9. |>uiarenregiment nieber*
geritten, ©igner Verluji ntd)t unbeträd)tltd). —
©raf ©artend leben.

»Berlin, 28. 91op. Offiziell.

Verfatlled, 27. 31oo. 8a gere b<*t nach
zweitägiger Sefcßießung fapitulirt mit 2000
SRann unb 70 ©efeßfifcen.

3n ber 31acßt zum 27. b. 201. ^eftiflcS geuer
ber gortd in ber Varifet ©übfront.

*) Aorbroeftlicß oon Dijon.

**) gmijeben Dijon unb Sßadqued.

Sei btn Aetognodcirungdgefecßtni am 24. b.
PorDrleand ftteßen juiet Vrtgabcti bed 10. Horpö
auf bad oormarfd)irenbe franz&ftfdje 20. Äorpd,
warfen boffclbc aud Säbon unb Vlaijiered,
brad)ten ibm nid)t unbcträditlicße Seelüfte btt unb
machten 146 ©efangene. Set birffeitige Veilufi
beträgt etwa 200 SRann.

2lm 26. b. gingen mehrere fctnMidje Kompag*
nien gegen bad 10. Korps oor, Würben aber mit
Verluft — blöd an Sotten 40 — abgewiefen.
Unter beu ©efangenen beftnbet fid) ein ©etural.
Sieffeitiger Verluft 3 Offiziere nnb 13 Staun.

o. Sobbtclsfi.

©crlin, 28. 31oo. Aeicßdtagdfißung, Se*
ZÜglich ber 3nterpclIatton Sunfer’ö (wegen ber
Verhaftung gacobt/d) erflärt ber ©taatdminijler
Selbrücf: ,,3d) werbe in ber Sage fein, bie 3nter-
Reflation in einer ©ibung ber zweiten |)dlfte biefcv
SBodje zu beantworten." ©^ folgt bie britte £e*
fung ber ©rebitoovlage. 2luf bie Slnfrage, ob bie
2lnleiben burd) bie JlriegOfofkn gebeeft werben
würben, erwibert ber ginanzminiftcr Sampbatijfn:
„31acb bem griebtn werben bie SRegierungen be-
bacht fetn,_ bie giitanzen zu ocbiten unb regclredjte
SerbältnilJe ^erjufleUert. Sie Seforgntffe wegen
ber ©ebabauweifungen mögen nicht übertrieben
werben. Sie Stegictung ift in jebem Slugenblicf
in ben ©tanb gefeßt, bie SluOgabe ber ©diaban*
weifungen j« fifttren. SaÄ wirb fobalb wie ntög*
lid) ge'icbcben." 2lnlabli(b ber bnreb bie ©ojial*
betnofvaten oerurfadjten tumuUnarifd)cn Unterbre»
ebung mehrerer Slcbner erflärt ber Sräftbent ©tm-
fon bic gortbaüer ber tumultuarifd)en ©eenen
madw ihm oielleicht bie Fortführung feiued 2lmted
unmöglich j bie ©d)ranfen ber ©efchaftdorbnung
feien untljunlict). Sie ©encralbebattc wirb ge*
ftbloffen. 3?ad)bem noch Stcbfnecbt unb jDlenbc ge*
gen bie ätnlcih« gefprodhen, wirb biefelbe mit 178
gegen 8 ©tfntmen angenommen. 2lbg. Ärhger ent*
hält fid) ber 2Ubfitmmung. Sagegcit ftimmen: Se*
bei, ©walb, Fribfcbe, 8iebfned)t, ©d)vapd, |)afen-
cleoer, ©ihweiber unb SJlenbe. ©taatöminificr
Selbrücf tfjcilt fobann mit, ba^ ber Scrtrag mit
äßürttemberg oom Sunbedratbc efnftimmtg geneb*
migt ift nnb ber- Sertrag mit Sat)ern bcltte bem
Sunbedratbe oorgelegt wirb, ©ihlub ber @ij$ung
33/4 Uhr. 9läd)fie ©i^ung Slittwodj 12 Uhr.
2luf ber Sagedorbming fielen Setitionen. .

— Ser „©taatdanz." enthalt ben Sunbedoer*
trag mit Sapern. Sie |)auf5tbefiimmung ift, ba§
bie 2lrtifel 61 bid 68 ber Sßerfajfung bed norb-
beutfehen Sunbed auf Sai)eru feine SKttloenbung

; ftnben. Sat)ern erhalt bic fclbftänbige militärifche
| Verwaltung unter ber SOIilitav^o^eit bed llönigd
! oon Sat)en;. Sie Drganifatiou unb Formation
1 Oed fDlilitärs rrfolgt in Uebereinfitnimung mit ben
3lovmen bed Sunbedbccred. Ser Sunbedfclbberr
bat bad 2Äed)t unb bie ißjlidit ;n Sufpectionen. 3m
Äriege haben Oie bat)er. Sruppen bem Sunbedfelb*
lierrn unbebingten ©eborfam zu leijten. ©fne be*
ZÜgliche Serpfttditung wtrb in bcn Fahneneib auf«
genommen. Scr „©taatdan;,." oeröffentlidjt gleid>*
zeitig ben SunOcdoertrag unb bie HRilUärxonoentiou
mit äßürttemberg.

(Stuttgart, 28. 3?oo. Ser „©taatdanz-" melbet:
Scr Honig hat geftern ben Orbonnanzoffizier bed
Höitigd oon Srcu^en, Fürjicn Shnar, welcher ein
cigenhanbiged ©chreibcn bed Hönigd oon Sreu^ett
uberbracht hat, ln 2tubie«z empfangen.

Sourd, 27. 31oö. Ser w?Jlon." melbet, ba^ ber
Oberbefehldljabcr ber 8otrc*2lrmee — um
ber brohenben Umgehung ihted rechten Flügeld
burdi bebeutenbe feinbltd)c ©trclffraftc oorzubeugen
— fid) genöthigt gefehen, eine ©oncentrirung
anzuorbnen, burth welche bic bisher auf bem äu-
fjerfien linfen Flngel befinblichen ©orpö näher an
bad 3t"trum horangezogen werben. 3« Solge
Seffen bürfte bic üläumung ©habeaubund
erfolgen.

Sours, 27. 91oo. SDlinijtcrielle Scpefchen raeU
ben aud ©hateaubun:

©in prcujtifched Setadjement würbe am 24. tu
©t. 2lgüe giigegrtffen unb erlitt grofje Serlufte.
Sergetnb marjd)itt auf Slonboubleau. Sreu*
hifd)t SReiterei hat in ©anlt 2000 Nationen be-
flcUt. Ulanen betrogen bte ©tfenbahn in Frete-
oal, nörblich oon Senbome. Ißreufjen Waren noch
gejiern in ber Umgebung oon ©öreur. — Sei
einem 3ufammcrtftofj geftern in Stur.on würben bte
Srcujzen in bie Flucht getrieben unb oerlorcn 30
Sobte unb Vermunbcte unb 9 ©efangene. (?)

©in Scfret Oom 25. befiehlt bte unoerzügliche
©rrichtung oon großen. Sägern zur3njtruf-
tion unb Äonzentratioit ber burd) Sefrct oom 2.
31oo. auf gerufenen mobilifirten 31ational -
g a r b e tt.

Öriiffcl, 27. 31oo. Ste „3nt>ep- Selge" oeröf»
fentlicht ein Sonbotter Selegramm oom 26. b., wo*
nach bte ruffifche 21 nt wort auf bie brittfehe
31ote, obwohl in feficm Sone gehalten, both ben
2Beg zur Herbeiführung einer 2ludgletd)ung eröffnet
unb ©nglanb bie Slothwenbigfett benimmt, aud bet
Angelegenheit eine Hriegd= ober Fftebend=Fcage zu
machen, ©d l)dßt, 8otb ©ranoüle habe fein Ver-

®in aufgejair^ner Jrkjj*

©in ©rlebnife aud jüngiter peil.

(gottjefeung.)

Aid mich mein Vater fragte, ob er mit 3hne«
fprechen follte, bat ich «hn/ mw ^i£'fe peinliche ©oege
ZU überlaffen. @r war bamit gufrieben. Unb beß*
halb, lieber greunb, fagte id) 3hüen geftern bad
traurige 28ort: „Seifen ©ie", bad mir bad He£5

Zerriffen hat j unb bedwegen fd)reibe ich 3hnen heute
Vormittag biefen oernünftigen Srief. ©ie ahnen
nicht, wie oiel iih 3hnen nicht jage. 2lud ber lan*
gen Sebe meined Vaterd hflt »ur ber eine ©aß
mich erfaßt, beängftigt unb beunruhigt: ©er weiß,
wad fte für mich fühlen- 3d) bin meiner ©adje ge*
n>iß nnb werbe am 25. SERärrz 1861 baffelbe fa*
gen, wad id) geftern gefagt habe. Verlaffen ©ie
fich barauf! . . . ©ie bürfen nicht fchreiben. geh
bitte ©ie beglich barum, au^ nicht ben Verfuch zu
machen, mir auf irgenb welche ©eife 9RittheiIungen
Zutommen zu lajfen. gn einem galjre erhalten ©ie
meinen zweiten Srief unter bevfelben Abreffe unb
biefer wirb hoffentlich weniger oernünftig gehalten
Zu fein brauchen, ald mein heutiger. Sur ©twad
tonnte einen Srief oon gljnen rechtfertigen, bad
wäre, wenn ©ie anberen ©inned geworben wären.
3« biefem Falle würbe ich ©ie er}ud)en,v ein paar

f gleichgültige Smcm, gleiajmel wad, ju fdjreiben.
| ©oBte id) in biefem 3at)re nach Seutfdjlanb Jom*
f men, wo mich meine Sante f^on feit langer $eit
erwartet, fo würbe ich 3Rittel unb ©ege finben,
©ie baoon in Henntniß ju feßen. Vergeffen ©ie
mich ni^t, ich werbe ftetä gebenten.

Hortenfe be Santeuil.

URonate oergingen, geh badete beftänbig an §or*
tenfe, ober, ich wiü aufrichtig fein, in ben erfien
Sagen beftänbig, fpäter oft unb zuleßt manchmal.
Schließlich mußte ich m’r gefielen, baß ber alte
Vicomte eigentlich ganz Aed)t gehabt hatte. Sad
i fleine Abenteuer hatte in ber Sbat weniger Sebeu*
j lung, al§ jd) mit eingerebet hatte, ©leichwohl &e-

- wahrte ich hie fveunblichfie unb bantbarfte (Srinner*
j ung an bad retjenbe, anmuthige Stäbchen mit ben
fdjönen blauen Augen unb freute mich immer, wenn
ich her läßlichen ©tunben gebuchte, bie ich in ihrer
Aähe im Hotel Aauteuil zugebradjt hatte. @ined
i Saged fiel mir ein, ganz plößlid) unb unmotioirt,
j baß i-h in Höln meine Abreffe nicht Ijinterlaffen
| hatte, unb baß, wenn ein Srief bort etwa für mid)

: angefommen fei, berfelbe entweber atd unbeftellbar
’ zurüdiiefd)i(ft fein müßte ober noch auf hem borti*

: gen Sureau lagere. Aufd ©erathewoljl feßrieb ich
' an bad bortige fßoftbureau, unb achtunboterzig ©tun*
ben fpäter empßng ich *n her Shat ein tleined,
buftiged, oon gartet $anb befchriebened ©ouoert,

i bad tbh fofort atd oon Hortenfe herrül)venb erfannte.
(Ss enthielt nur bie zwei 3dlen: „Steine Sante,
bie ©chwefter meined Vaterd, welche, wie ©ie wif*
fen, an ben Oberfien oon . . oerheirathet ift,
nimmt mich m£t nach Seutjdjlanb. F'h ßloibe etwa
brei ©oeßen auf bem ©ute meined Onteld 9teu-
j borf bet ©winemünbe (Sommern) unb würbe mieß
1 freuen, ©ie ju fetjen. $.

Varid, ben 5. Auguft 1860."
i 3^ Unglüdfeliger! gd) 'emfing biefen Srief
i Anfang Oltober, gcß war außer mir, benn biefe
! wenige geilen genügten, um mieß oon Steuern zu
j überzeugen, baß" id) eigentlich bod) §orten)e aufrich*
f tig liebte. Sroß bed Verbotd feßte ich mieß fofort
[ an ben Sifdj unb icßrieb einen unoerfänglichen Srief,
5 in welchem ich fo gefdjidt wie möglich ben ©ad)*
I uerl)alt in einer nur für fie oerftänblidjen Umfcßreis
| bung mittßeilte. gcß fagte, baß icß oor Kurzem
| einem parifer Freunbe begegnet fei, ber bad ©lücf
j geßabt ßätte, fie in Seutfcßlanb begrüßen ju fön*
neu. Seiber ßätte icß biefen Freunb erft im Dito«
ber gefptoeßen, unb fo wäre icß zu meinem größten
Seibwefen bed Vergnügend beraubt worben, ißr auf
ßeimifeßem Voben meine ©rüße barbringen z«
fönnen.

Ungefäßr oier ©odjen fpäter empfing icß eine
| zwar inbirecte, aber fe^r berebte Antwort: in gro-

! ßem eleganten ßouoert bie Verlobungdanjeige bed
 
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