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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 50-76 (1. März 1870 - 31. März 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0233

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^ciklbcnjcr 3outuaI.

M 58.

^bonnfmtoUprci! fl. 1. 3 !. in tuibelbttfi,
butdf Sie ¥ofl ff. 1. 1« ft »ittfclinbriB-

£)ounevftaß, 10. 9Mv§.

$n3<ißtn 3 fr. bte ‘petit,jeilr, tei 9lu#funft£«
ertbeilunq 4 *r.

1870.

$uri§biction§t>ertröß mit i>em 9Iorb*
Jöunbe in ber swetten Sammet.

(Schluß.)

Sie nädjßfolgenben SRebner waren bic dlbgg.
(Roßbitt unö o. geber. Selbe glaubten in ben
33i*tnar<f’fd)en ©rflärungcn eine Beßätigung it)rer
Slnßcßt ftnben ju mäßen, baß Baben in feiner Bo-
litit Bor SCUem auf ein 3ufommengct)en mit bem
übrigen @übbeutfd)lanb angewtefeu fei. Ser legiere
ber beiben (Rebner meinte, baß bfe ©r. (Regierung,
naebbem ßd) bte ©rfolgloßgfeit ihrer bisherigen
Sejirebujigen herauögefteßt habe, enbltd) baran
btnfen follte, einen ar.bern (Beg ciiijufcblagen.
folgen empfahl er bie (Errichtung eineö ©übbun*
beö. 3"bcß ber (Rebner jroeifeltc felbft, baß ber«
feibe burch bie (Regierungen ju Stanbc fömnten
werbe 5 wohl aber hoffte er ein befriebigenbeö (Re*
fultat non einer fretgewählten fübbeutfehen BolfS*
»ertretung.

3hm erwiberte in einer mit allgemeinem Sei*
fall anfgenommeuen (Rebe ber 3lbg. Kiefer, in*
bem er näher auöführte, baß an ben Bedingungen
f“* bie bisherige babifche ^Jolitif burch ben 24.
öebrimr ganj unb gar n(d)tö geänbert fei. BeS*
marcr habe lebiglich conßatirt, baß bei gegenwär*
tiger Sage ber Singe unfer (Eintritt in bett (Rorb*
bunb nicht möglich fei; mit feinem SBorte aber
habe er getagt, baß wir nicht baS gute (Recht haben,
in bejfever Seit einjutreten. Saß übrigens bie
babifche Bolfsoertretung ben ©intritt im gegen*
wärtigen 3lugenblicfe ebenfalls für nicht opportun
halte, habe ftc aufö beutlidjße baburch bewtefen,
baß ße gar feinen Schritt in biefer (Richtung ge*
tl)an. 9lnbererfeitö aber taffen wir unö feincö*
Wegs beftreiten, baß wir ein nationales (Recht
auf ben ©intvitt in ben (Rorbbunb hoben; unb
beßbatb (ei bie f. g. babifche 3'rage fetttcöwegö eine
europäifebe (Rechtsfrage, fonbevn boebfienet eine
europäifche SR ad)l frage. — ©eine eigene @tet-
lung jum ßcwfer’fhen Anträge betreffenb oermalnte
ßd) (Rebner Pagegen, baß er ju bcmfelbcn in ur*
fachl'^em Sufammenhange fie^e ; aber er freue
fleh beö 2lntragö, weil er eine „Bolföpolttif" für
wohlberechtigt anerfenne, unb weil er baran§ ent«
nehme, baß eö eine fßartet im (Rorben gebe, bie
ihre ganje Kraft jut (Erringung unfercr Bereiiti*
gnng mit bem neuen beutfeben Bunbcößaate ein*
fepen werbe. (Bie biefe Bereinigung erfolge, ob
burch unfern ©injeleintritt ober burd) ben ®e*
lammtemtritt ©übbcutfchlanbö in ben (Rorbbunb,
fei ihm einerlei, wenn ße nur erfolge, fobalb ße

möglich, b. ß- fobalb ße opportun fei. Saß ße
alöbanit aber wirflid) fommen werbe, habe Biöinarcf
auch in ben Berhanblungen oom 24. Februar aufö
binbenbße erflört; unb Btömatcf fet ber SRann,
bieö ÜBort einjulöfen.

(BaS ^tevauf ber 2lbg. 8 enter Borbracßte,
gipfelte tu ber Behauptung, baß Bon einer dReßr*
bett beö BolfS, roeldic bie fßoltttf ber (Regierung
unterßüße, nicht bie (Rebe fein fönue, folange nicht
baö btreftc (BablBerfaßren eingeführt fei. SaS
gleiche Shetna Baritrten bte 2lbgg. 8inbau unb
Blffing. 8eßtcrer Berlor ß<h bann tief in bie
hot)e Bolitif, freute ftd) außerbem über bie ©rflä*
rungett, baß ber Slutrag 8aofcrö nicht oon ^iev
auö angeregt worben, bePauerte aber, baß bie
Slctißerung BiSmarcJö: „Sie Ferrit in Karlsruhe
mögen warten bis id) ße rufe," feine energtfhe
Surücfweifung gefunben. SaS fei bie Sprache beS
-£>errn gegenüber bem Siener. SaS fleitte Baben
folle alfo Bon folgen großen Herren unb Bon fold)’
großer fßolüif lieber wegbleiben.

Slbg. 8amet) hielt bem Borrebner entgegen,
baß gerabe bie Kleinheit BabenS in bie beutfehe
Soiitif hineinbränge. Unb baS gehe nun einmal
fo ju in ber 2Belt, baß ßd) ber Kleine Bom @ro-
ßen rufen laßen mäße. Uebrtgenö [teilen wir un-
fere fjoßnung nicht auf bett ©rafeit BiSmarcf,
foiibern auf ScutfcfclanP, auf baö SDeutfrfjIanb, baö
noch fein mivb, wenn BiSmarcf langß nicht mehr
iß. — 3Baö nutt bie gragc beS Eintritts in ben
(Rorbbunb anlange, fo t)ab^ er bisher immer be-
ßrittnt, baß berfeibc unter ben gegebenen Urnßün*
ben möglid) fei 5 er beßreite baS no^ unb er fche
] aud) BorauS, baß, wenn nid)t außerorbcntliche @r-
eigniße bajwifchen treten, bie SRögli^feit beS (Etr.-
trittS immer geringer werbe, je weiter wir unö
Bon 1866 entfernen. fRichtöbeßoweniger fei auch
nicht ber geringße ©rutrb einjufehen, weßhalb wir
nicht an bev bisherigen Bolitif feßhalten faßten.
2öas wir woßen, fet möglich, ber 2lbg b.
gebev wolle, fei nicht möglid). Breußett höbe bie
ÜRacht, bte nattonate @inigUng JU erswingenf
nne SRacht aber, weiche be„ ©öbhmb erzwingen
fonnte, |ct ntd)t oorljanben. Unb wer foße benn
baS fübbeutfehe Borlameitt beS Sibg. b. geber bc-
rufen? fRicßt einmal bte (ReBolution würbe bas
Stanbe bringen.

(Rcbner watibte ßch bann nod) gfgc" bie eigen*
j thümlid)e Slnfchauung bcs 2lbg. 8enbet Bon $olfö-

' mehrheit. Btit bemfelbcn (Rechte würbe man nach
©inführung beS bireftett 2öablred)tö fagen fönnen,
fo lange eö noch fatholifchc ©etßliche gibt, er*

fenne ich auch eine burch baS birette 2ß«hlreclß
ßh manifeßireube BolfSmehrhett nicht an.

2lbg. Sen ber glaubte gegen biefe Bemerfuttg
als gegen eine Beieibigung ber fatholifchett ©eiß*
licfjfeit remonßriren ju mäßen, würbe itibeßeit be-
beutet, baß er ben Sinn ber Slcußerung mißBer*
ßanben höbe.

Sie Berljonblung ßhloß mit einer (Rcplif beS
SRinißcrialpräßbentcit B. grepborf gegen B. gebet
unb Btfßng. (Rcbner enbete mit ben (Borten: Sie
nennen unö Bettler um ben ©intritt tn ben
(Rorbbunb. (Run, biefer (Rame iß in bet ©efchidße
fhon einmal ju hohen ©hren gefommen. 2luch
wir werben feiefen Shimpfttamen mit @hr£N
tragen wißen.

Seutfdhlanb.

Sfarl&ruljc, 8. Blärj. 3» ber heute abgei)al-
tenen 68. öffentlichen Sißung bcfhäftigle
ßd) bie sweitc Kammer mit bem qrb entliehen
Bubget beö aRinißeriumö beö Snnern,
unb jwar mit ben Siteln IX, Kultuö, X, tttt*
terrthl unb XI, (Biffenfhaften unb
K ü n ß e. 3U 21ßet IX, I, § 1 bemerft bie ©om*
mißion, baß unter ber Sotation beö ©r$*
biöthumö im Betrag Bon 39,562 ß. Jährlich
aud) ber Sifhtitel beö ©rjbifhofö mit 13,400 ß.
einbegriffen ift. ®lefer 2nfci)tltcl fließt nun feit
bem i£obe beS ©rjbifchofS tn einen 3ntercalar*
fonbs, ber Bon bem Somfapttcl befonberö Berwaltet
wirb unb welchem befotibere Saßen obliegen. JRun
Beqögert ftd) bie (Bahl beö ©rjbifchofö fhon faß
2 3oh« long; bie Bejahlung beö erjbifhößihen
Siidjtitelö für einen niht Borhanbcnen ©rsbifhof
ju ©unßen eines gonbö, ber fhon ju einer btbeu*
tenben .f)öhe angewahfen fein bürfte, fann aber
ber Staatöfaße niht über baS Bebütfniß ßlnouS
jugemuthet werben. Sie ©ommiffton ßeßte baßer
ben Slntrag: bie Sotation beö ©rjhiöthumS jwar
unBeränbert ju 6ewißigen, babei jeboh auSjufpre*
hen: bie ©roßb. (Regierung woße nah ©rmitte^
lung ber $)öf)e beö Sntercalarfonbö unb ber bem-
fclben obllegenben Saßen erwägen, ob ein gereht*
fertigteö Bebttrfniß oorltege, ben er bifhoßih£n
Stfhtitel noh fernerhin bei längerer ScbiSoacanj
aus ber ©tantofaße in biefen gonbö ßießen J«
laßen. — lieber tiefen Slntrag entfpann ßh eine
Sebatte, angeregt oon bem Slbg. (Roffhirt. Ser*
feibe gab eine lange hißorifd)=Jürtß(fhe ©rörterung
ber rehtlichen (Ratur beö erjbifhößihen Sifhtitels,
auö welher hcroonjing, baß biefer Sttel wte eine
Bfrüttbe, nicht wie eine perfötüiche Befolbung ju

in,

Gine (Stjählung oon W. SHelS.

(gortfefeung.)

fogte ißnen oorhin," fpraeß er mit ßofti*
9®r Stimme, „baß Sie morgen ins Kloßer fom*
foflten — baS geßt nic^t — ich ermatte Sie,
3hnen ba§ ju fagen ... wir rooßen ein an*
bereö (RenbejoonS beßimmen — ich roerbe heute
otel — roo möglich affeS ju erfahren fudjen —
jouß aber auf jeben gaß morgen früh mit 3h«en
iPrecßen — aber wo? — §aben Sie feine 3hee

wiffenSte feinen abgelegenen Drt?" —-

fann! . . .

holte bie abgelegenen Orte für bie ge*

meut ^en'V< ^°9te ^ ^ann > "roenn man unä ^e-
_ würbe man gleth 3lrgroohn fhöpfen; benn

wanb ^$ert ^abre — 3hr i^igeö @e*
hes beim ®°^e wdß fo beliebt wie baS, wel*
iheir nn! ^ü^er tru9tn • — Sh fhloge im ©egen*
ein . r' bah mir un§ an einem öffentlichen Orte,
ben "Ogen aßer (Belt ju treffen fud)en . . .
5- B. am Bahnhofe im 2lugenblicfe oor bem 216*
beü3 Suges — im Baffogterjimmer ober auf
£? ?ecr°n - ba wirb es niemanbem anßaßen,

hält.,''" ^°Unf H mit einem ^önc^e unter-
'»Sie hoben noßfommen unterbrach mih

Baßa ßaffotti — „morgen früh um h“lb jehn Uhr
geht ein 3U9 «oh ©enua — um nenn Uljr bin
ih ba."

„Unb für heute hoben Sie mir gar feine (Roße
jujutßeilen ?"

„(Rein" — erroiberte berdRönh — „ober nie!*
leiht boh — l;aben ©mpfehlungen nah

Surin?"

„Keine einjige!"

„§aben Sie einen Siener bei ßh?"

„2Iuh baS ntd)t."

„Sann warten Sie — Sie müffen einen ju*
»erläßigen dRenfhen hoben — gehen Sie in ißr
§otel jurücf, unb in ein Boor Stunben roerbe idj
3hnen jemanb fhihm — er hot eine wenig ein*
neßmenbe Bbbß09nom'e — leEtren Sie ßd) niht
baran; ih bürge für ihn." —• ©r reihte mir bie
§anb jntn Slbfcßicbe.

„Bobre!" fagte ih — </t>ergeßen Sie niht in
3hren Sombtnationen, baß ih bem ©aoaliere Sal*
piati noh bie Slntroort auf einen geroißen Segen*
floß fdjulbtg bin!"

„Schwefgen Sie!" fagte ber dRönh mit ernfter
Stimme, „finb Sie h>erhergefommen um (Rohr ju
nehmen, ober um ben lebten SBunfh SomißoS ju
erfüflen ?"

„SeßtereS geroiß — erfteres pießeiht!" erroie*
berte ih- i

„3lun bann roiffen Sie, baß ße ju leßterem
j aß meine $ßf£ beanfpruhen fönnen — bei erftcrem
jeboh auf aß meinen Söieberßanb ßoßen werben!"

„2Bie haben Sie ßh oeränbert, iölarquis?"

„3a! ©ott fein Sanf!"

„§m! . . . boh laßen wir baS . . . alfo in
jroei Stunben 3b«n ©hüjßing unb morgen früh
um 9 Uhr auf bem Bahnhofe."

„@anj richtig — leben Sie wohl!"

„2lbbio Babre!"

2öir trennten uns, unb ih begab mih gleich
inS §oteI jurudf — legt« mih oufS ©opha unb
begann über bie jroei Slbenteuer nahjufinnen, roelhe
ßh fo unperßoßt meinem Seben aufgebrängt unb
ßh nun fo feltfam einanber burdßreujten. 3h
muß bie ©mpfinbungen, bie bamals meinen ©eift
befhäftigten. oßen befennen — bie Sorge um baS
Kinb beS 2RaforS war in ben §intergrunb getreten,
roäßrcnb unaufhörüh oor meiner ©rinnerung ein
bleiches ©eßht mit thränenfebroeren Slugen, ‘jne
lieblidje Heine ©eftatt ftanb, bie ßh leiht wie eine
©ßlpf)ibe beroegte — eine fo flangooßeunb fo treue
Stimme, bie mir , . . bie mir ein trauriges 2lbteu
gefagt hatte! . . . (Rein! nein! — baS fonnte niht
fein — unmöglich — ih mußte fte wieberfehen...
mußte ihr fagen, baß . . . n>«3?

Unb nun begann ih über W'h. felbft nahju*
benfen — mih ju fragen, ob ich benn entließ in
 
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