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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 50-76 (1. März 1870 - 31. März 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0241

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§eMferger SotmrnL

JS 60.

JCbomuintntepret* ff. 1. 3 (. in ^»eibelberß,
butff) bie iloff ff. 1. 16 ft. »iettefiabtiff...

@amftag, 12.

^Bjeistn 3 tr. btr ^Jetitjeite, Ui HuSfunft?«
ertfofilung 4 h.

1870.

©eutftfjlanb.

ÄarlSrufie, 10. (Kürz- 69. öffentliche ©iftung
feer 3>neitcn Kammer. Sorftft Äirstter. Slm
(Ktniftertifcbe: ©taatömintfier ©v. 3 ollt), bie

(KlnifterialpTäftbenten ». ©ufd) unb Dbfird)er
unb SOiinifierrnth (ßoff.

3)ie Slbgg. ©ebufter unb griberid) jeigen
fertige Subgetberid)te au überEomäneu* unb ©teuere
»erwaltung unb über ben utnlaufenben Setricbö*
foub für 1870 unb 71.

(K üft l ft ä u ft er erftattet Scrfdü über eine Sitte
beb 3315b »on ©tetnbaeft wegen entzogener Erblcftaft
burd) einen fpfrünboertraß. Slntrag: Uebergang
Jur ©ageSorbnttng, Senber behauptet, baft ihm
gefaxt worben fei, ber betreffeube tßfrünboertrag
enthalte gälfdnmgeu.

(Kiniftertalpräftfceut Dbfirctjer: Sor ©erieftt
fei Sittftcßer mit feiner Klage nicht burebgebrun*
gen. gälfebungen behaupte berfelbe nicht; follten
folche oorliegen, fo habe Slöb ftch an ben ©taatö*
anwalt ju wenben.

•Stach fitrjen Semerfungen bon bem Slbgeorb.
Sen bei unb bem Sericftterftatter wirb jitr £ageb-
otbnung übergegangen.

©cftntezev berichtet über bie Sitte mehrerer
©cm ein ben beb ©chwarjwalbeb um Scfcbränfmtg
ber Sommerfchule unb ftellt ben Slntrag auf Ueber-
gang jur ©ageSorbnung. @ ef£> a r b wtß feinen
(Gegenantrag (teilen, bittet aber bie (Regierung, ben
Sittfteliern mögliche Erleichterung ju St^eil werben
ju laffen. üßinifterratft (Ro£f empfiehlt ben Äotn*
mifftonbantrag; übrigenb fei bie ©djuljcit für bie
fogenannten Eirtcnfcbulen bon 12—3 Uftr; man
fönne folche auch auf bie grüftftunben bon 6—9
Uhr berlegen. SBfnter fcftlieftt ftd) EcfftavbS
SBunfch an. ©eij ift bagegen; cb hantle ftd) fticr
uni fein Sebürfnift, fonbern um einen bequemen
sKifjbrnitd). Sine febc grobe Slnjabl »on ©emein*
ben hätten »on ben fogen. totrtenfebufen gar feinen
©ebrauih gemacht. 33fe Äinber foflen etwas lernen,
um fo mel)r, ba fle arm ftnb. ©ab (Rad)ftoten
im SCBinter fei nicht möglich, weil im äSititcr bie
©cftuloerfäumniffe Wegen Unwetterb, Ävanfifteit :c.
äufterft grofj feien, ©eftupp fcblieftt fich ©eij
an; bolfbwirthfchaftlichc ©rrtnbc ftünben ben Sitt*
fteöcrtt nicht ju ©ebotc. 33er Söafbgang würbe
heffer überall abgefebafft; auf bemftöftern ©hwat'Z*
walbe fei folcber allein uod) berechtigt. (Küftl*
hau her ift gegen EcfftarbS SOBunfcft, Weil er fei* '
neu $ßeg fenne, folgen zu erfüllen, ©erwig ift
im 3ntereffe ber Äinber für ten Äotnmifjtonöan*

trag, will jeboch nicht fo wett gehen alb ©eftupp.
SEritfcheller für ben Äommifftohbantrag, welcher,
nad)bcm noch Ecfftarb gefprodjen, angenommen wirb.

©eftmezer berichtet über eine Sitte um Stuf
hebitng beb ©cbuigelbeb. 33a über biefc Slttgelc*
genhett bie Äammer fchon jur ©agesorbnutig über*
gegangen, gc|d)ieht bieb auch jr^t wicber.

o. (Rotte cf beridjtet über bie Sitte ber ®c*
metnbe Sergöfchingen um einen ©taatbbeitrag jur
Scftrettung ber Äoften für ©üterjufammcnlegung
unb gelbweganlagen. Slntrag: Entpfeftlenbe lieber*
weifung an @r. ©taatbminifterium. (Ktnifterial*
präfttent o. 3)ufch: 33tc (Regierung trage in ber
(Regel nur bie Äoften ber Sorarbeitcn unb ber Se*
auffieftttgung; ßufchüfte für lanbwirtftfcftaftlicfte Xln-
ternehuien feibft, wenn eine ©emeinbe mit befon*
berb gutem Seffpiele uorangeftc. 33er ©emeinbe
Sergöfchingen fei gugefagt, baft fte Unterftüftung
erhalten foüe, fallb bab Unternehmen nicht gün*
ftlgen Erfolg habe; übrigenb wolle er ftch hem
Anträge nicht wiberfeijen. |)ehting u. (Richter
empfehlen ben Slntrag ; bie Sorauöfeftung beb |)an-
belbminifteriumb liege ftier »or, (Der Slntrag wirb
angenommen.

». (Rottecf berichtet über bie Sitte »erfeftie*
beiter ©emerbefammern bie (Recfttöoevftältniffe ber
Slvbetter betr. Slntrag: Uebenueifung an grohh-
©taatömintftcrfum gnr Äenntnifnahme, ba grogt)-
fRegierutig mit tiefer Slngelcgenbeft befdiäftfgt fei.
97 äf unterflögt ben Slntrag. © ch u p f) ift gegen
bie Anträge ber Sittfteflev, bie Sethaitnijfe werben
georbnet werben föttnen, wenn bie Slrbcttgcbcr guten
äBillett haben, fte »erlangen aber »telntehr poltjeis
liehe Unterftühuttg ihreb öerfahrenb, hat aber nichtb
gegen ben Äommiffionbiintrag. SRinffterlalpräfibent
o. 33 n fch ift mit ben Slnträgen ber Sittfteller auch
nicht einoerftanbett nttb weibt auf bie befjfaOftqen
Serhaltniffe in graufreid) hin. 8enj ntaitt auch
auf bie Serhaltniffe ber Slvbetter bei ben |)anb*
Werfern aufmerffam unb wüitfcbt, ba§ bie @efeh-
»orbereirung fid, auefj mit btefeu bcfchaftfgte. 8a*
me/; W'}*™ unö i„ bitfen (8evp(tnifffn
noch in einem Uebergaitg«äuftanbC/ unb ^ojiiexlicfjc
$Ra§regelungen ftnb unjuläffiß, eö roerben nbcr
SRittcl unb Söcge ft^ ergeben, bie Serhältnffte
ju orbnen, 5. S. ber 2Beg beb ©chtebbgeriebtb, aber
»or Slllem ber SBeg ber SJtnter »er*

wahrt bie Äommiffton »or ber Sermuthung, alb
feint bie Slnhage ber Sittfteller »on ber Äommif*
fton gebilligt. |)off mit ©chupp unb Satnet):
Senj wünfd)t eine Sertretuitg ber Slrbeiter burch
eine Slrbeitcrfammcr. (Rachbem noch Serfdfterftatter

»on (Rottecf gefprodjett, wirb ber Äommiffionbantrag
angenommen.

». (Rotted erftattet Seridft über bab (Recht
ber lßoft= unb ©ifetibahn»erwaltuttg an gefunbenen
unb hcrrcnlofen ©adtett, bcjiehungbweifc über bie
Slbanberung ber 1. Äammer an bem betr. ®efe|*
entwürfe. Slntrag: 3ufttmmung, obgleich bie Äom*
mtffion bie bibherigen gaffungen für beffer hält.
Slugenommen unb wtrb bab ©cfe§ einftimtnig ge*
nehmigt.

33te Sageborbnung führt jur jweiteu 8efung
beb Äufel’jchen ®tfehcb»orfchlageb, bie Slbfchaffung
ber Siobebftrafe betr.

8enj erflävt fich gegen bie gänjliche ©ntfer*
nung ber Slobebftrafc aub bem ©trafgefehhuche,
will aber beren Sefchränfuttg.

Sen ber ftimmt bagegen; bab IRedft ber tecf>t-
mäftigen Obrigfeit ift ein göitlicheb, itt ber Sibel
begrünbeteb (Recht; bie ©egner nennen bie £obeb-
ftrafe bie gvaufamfte ©träfe, auf ber attbern ©eite
aber halten fte folche für gar feine ©träfe; man
batf b,tc SEobebftrafe nur ganz unh ßar aufheben,
nicht blofj für SRörfcer, unb fte int ©tanb= unb
©eerccfcte in ©eltung laffen.

». g e b e r: Eine z« fürditenbe SBiebereiufüh*
rung ber STobebftrafe mache ihm Scbenfen; tm
Uebrtgen fei er für bie theoretifdien ©rünbe^ ber
©egner ber SEobeiSftvafe; tm freten ©faafe fönne
matt folcbe »ermfffen unb er rechne Saben ju ben
freien ©tauten; aber auch fürSRilitäv*unb@tanb-
gerichte muffe bie Slbfchaffung gelten. Er enthalte
ftch bffthalb ber Stbftimmung.

Rummel ift zur 3l'it gegen bie Slbfchaffung,
bie Serbanbhing in biefem |)aufe unb im norbb.
(Reichstage hätten ihn nicht anbevS belehrt.

3u einer perfönli^en Semerfung erhält noch
ber Slbg. ». ©utat baS SBort uttb z" »erfchie*
benen Entgegnungen ber Seridjterftatter 8 am et),
welcher inbbefonbere bemerft, baft ber (Rorbbunb in
Seziehung auf bie SiobeSftrafe auf und gar feinen
Eittftuh üben fönne; bad ©tanbredft ftehe unter
ber Erwägung: bnft 5Roth fein ©ebot fenne, unb
wenn wir heute auch t)iet fcaö ©tanbrecht auf*
heben, laufen wir ©efafjr, baft hei ttäcbfter ®e-
legenbett bod) ftanbrethtliche Einrichtungen erfol*
gen. Db wäbrenb bed Ärteged bie SobeSftrafc
abgefebafft werben foll, bavüber werbe bieÄammer
bei Serathttng beb SRilitärftrafgefehbucheä ent*
feheiben.

SRintfterialpräftbent Dhfirdier: SBenn wir
in ben norbb. Sunb eintveten, muffen wir bie bor-
tigen ©efc^e annehmen, unb bie Sobebfirafe wäre

Cid in.

Sine ßtsäblung oon St. sDJclS.

(Sortfefeung.)

„(Kein SSort barauf! — Unb je^t, wenn ©ie,
Wein §err, bureb meine Slntroorten befriebigt ftnb,
möchte ich bitten, mir ghre Sefelfte zu ertfjei*
£en; beim (Richtöthun liegt niefft in meinem ßljaraf*
ter, bad mufj ich 3hnen tm uorau§ fagen!"

3d) farm einige Slugenblicfe nach- ®er (Kcnf.ch
hatte mich bermahen ü6errutnpelt, baft ich bie Sbeen
öi meinem ©eifte noch 9ar nicht zu orbnen fähig
par. Sluf leben gaÜ befdftoft ich, heoor ich mtd)
fhm anoertraute, noch einmal mit bem (Karquiä
j'ber Üjn (Rüdfprad;e zu nehmen. ®och wer »et*
.//w mich baran, mich biefe&SRenfthen jefft gleich
len e^'encn> um bad ©eheimnift meiner Unbefann*

»on ;gt_ c^ean be gjiaurienne auäzufuhbfdtaftett ?

WiH"ibi°pnn^'e Sisnoi: ®ePP°" f«Ste ih, — ,,‘h

uor iinnpf«?djar^mn 0let^ auf bie ^ro6e fteIIen;
■ ;wei ©tunben befanben fich bret ®a-

tt,ü -et ^Uchhanblung »on Soefher unb fauften
ßtSf em/Guide Voyageur ber Kioeua bei*
gen au» b ®amen ftnb erft uor einigen SEa*
hier n«*0® hier angelangt unb gleich uon

lieh erft hc,,7'ma 9efQhren, uon wo fte waljrfdjein*
hi§ morgen fgu«9efehrt ftnb. können ©ie mir
r «9 u uhr fagen, toer biefe 33amen

ftnb, wie fte heiften, moljer fte fommen, wohin fte
reifen, in einem SSort, fönnen ©ie mir fo »iet wie
mögliche SDetaifä ü&er ihre Serhaltniffe ge6en?

„©emift ©ignore!" rief tnetn Slgent, inbem
er beljenbe auffprang unb fth umzufleiben be-
gann — „fönnen ©ie mir bie ©amen näher he*
fthretben ?"

3h tl;at eä unb fah mit (ärftaunen ju, wie ftd)
ber (Kenfh metamorphoftvte. ©ein lleherrod fdften
burch unb burch feijr ft'arf roattirt ju fein; beim
alä er iljn anzog, hatte er wieberttm jenes unhe*
holfene SXufe^en, bas mir gleich bei feinem ©intritt
fo fomifh eefhienen mar. @r fhten — th weift
nicht 06 bie impi'ooiftrte Sreite feines £örper§ ba*
ran ©tüulb war, ober ob eö ihm .gelang ftd) flei*
ner zu machen — er fdjicn mir wenigftettä einen
guft fleiner alä oorher. S'h lah wie er bie graue
(Perrücfe uom §aupte nahm, fth bie frühere wie*
ber auffefjte, fein fpätlicher, faft roeifter Sacfenbart
»erfchwaub- unb machte bem furchtbaren fhmarzen
©hnurrbart Slah, bann trat er in ben Sllcooeit,
[teilte fth »or ben ©piegcl unb arbeitete mit einer
Sfrt »on ©atupon ben er auö ber ©afhe P3 inJei'
nem ©eftd;te herum. Einige Slugenblicfe fpäter
trat er in mein 3immer zuvücf, unb berfelbe (Kenfh,
ber bei feinun Eintritt in baffelbe meine £eiterfeit
in fo hohem ©rabe erregt hotte, ftanb roteöer oor
mir. Sluh feine ©timme hatte M »oßftänbtg »er*

änbert — eS war mieber ber tiefe Saft, als er zu
mir fagte:

„Ejccßeftz tötmen »erfteftert fein, baft Sie mwi
gen um neun Uhr auf bem ©enuefer Sahnftofe
bie Kamen ber brei ©atnen, bie ©ie intereffiren,
unb fonftige ©etails über biefelben erfahren wer*
ben."

,,©ut, aber noch eins, Seppol ©ie Slntmort, bie
©ie mir geben, werben ©ie mir allein geben...
oerfteljen ©ie mid) ?"

„Soßftänbig !"

„gn weffen Segleitung ©ie mih auch auf bem
Serron feljen — @te fprehen mich nicht eher an,
als bis ich allein bin; auf [eben gaß jeboch folgen
©ie mir.“

„Serftanben, ©ignore!“

„Slpropos — brauchen ©ie ©elb?"
r/®elb fann niemals fdjaben, fagte er, inbem
er fth fe‘ne hoßeu gwtrnhanbfhuhe anzog, bie wie
ih M4. g'eichfaßs wattirt waren. —

„§ier nehmen ©ie »orläuftg jehn ©cubi —
fpäter werben wir (Rechnung machen!"

„©razie, ©ignore — aber noch eins! Sießeidht
werbe ich gezwungen fein, eine anfrere Sefleibuttg
i anzulegen unb fte würben mih wh* lieber erfen»

! nen, wenn fte mir einen Sluftrag zu geben hätten,
j ©elfen fte biefes 3e'hen — n,fnn e’n 3Renfh 3hs
i nen begegnet, fth bie Stfh® feiner Sigarre anfie^t
 
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