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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 150-176 (1. Juli 1870 - 31. Juli 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0703

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50SF* 2l6önnemeut3 auf t>a£ äpetbctber*
ger Journal fönnen tä$ticfy bei Öen «£rct*
gern mtb ber (Eppebttton gemacht werben
unb werben oom £age ber Seftettung an
beregnet. _

$>fe ittoraltfcße Oiitftmtg.

ftarlsrufjc, 26. 3uli. ttnfere militärifche 9t«-
ßaug ift feit einigen Sagen ooflenbet nnb bamit
bie widctigße unb brlngcrtbße Siufgabe gelobt. 3e-
bermann, bet ben @ang ber friegerifeßen SSorbe*
reitungen in unferem 8attb beobachtet pat, tß Son
bem ert)ebcnben SBtwußtfcin erfüllt, baß Saben bie
lhm alb anögefeßteßen ©renglanb obliegenbe Ißßucbt
gegen 3)eutfd)lanb in einer ©eife gethan bat, auf
bie eb Urfacße bat, ßolg gu fein. ©tr haben nicht
•nmfonfi oier Sabre lang gearbeitet, unb friegerifd)

einem ebenbürtigen ©liebe beb großen beutfeben
©emcinwefenS gu maüjen. S)ie feit 1866 oon bem
Sanbe für bab f?eerebh>efcn gebrauten Opfer tra*
gen in biefem Slugenbltcfe bie reiebße grucht unb
toir ftnb überjeugt, baß ade bibberigen ©egtter
unferer neuen militärifüten (Einrichtungen bureß
3)ab, waö fte feit bent 16. 3uli watjrgettomuicn
haben, in aufrichtige unb banfbare greunbe berfels
ben üerWanbelt ftnb. ©a$> wäre aub unferem
Sanbe unb bfefer febroiertgen beutfeben ©renge ge-
worben, trenn unferc Gruppen beute biefelbe 3eit
gebraucht batten, um ftd) fertig gu mad)en, wie
»or 4 3e>brenf uttb wenn wir heute Me Lüftung
mit einer febwerett KrtegSßeuer hätten beginnen
müjfcn wie bamalb?

Sllfo miltlärifd) ftnb wir fertig für ben großen
beöovftebenbcn Kampf. aber ein 23oIf, bab in eine
fo febwere KriftS eintritt, braucht noch eine anbere
fftüftung, alb bie ber ©affen, cb muß jieh ebenfo
moralifch rüfteit. ©ewig haben wir alle Urfaebe,
mit betn biSl)er oon unferer Seoolferung bcwlefe-
nen ©intie gufvfeben gu fein. Stfcpt beßoroeniger
möge cb gcßattet werben, auf einige fünfte ^ttt-
inweifen, in benen wobt eine Sejferuttg möglich
märe. SDie ©efdjäftSwelt tß »on einem ©treten
ergriffen unb burd) bab fßublifum in eine Sebräng-
niß »erfeßt Worben, ber wir mit allen Kräften
fueben foUten rafcß ein (Snbe gu machen. Seber-
mann »on «nb fann baburch, baß er in biefer
$inft<ht falteS SSlut, ruhige Ümficht, öerßänbige
Uneigennüßigfcit bewährt, ben wirffantßen Seweib
»on feinem wahren Patriotismus geben. ©er (ich
Jeßt in ©elbfacb« unbegrünbelcr Slngfi unb furj-

fiebtigev ©elbßfucßt überlägt, ber tl)ut nicht allein >
bem allgemeinen, fonbetn auch feinem eigenen per*
fönlicheit 3>l!ereffe webe, ©erabe f)ier fann ein
Sebev beweifen, baß bie begeifterte ©rflärnng, für
bab Paterlanb gu febem Opfer bereit ju fein, mehr
war alb eine IRebntöart.

©trt anberer Punft ifr bie aufgeregte Seicht*
gläubigfett »ieler SRenfcßen unb bie gar gu große
Sbätigfcit ber ppantaße, ßd) bie 3ufunft iu bü*
ßerett garbett auSguntalen. ©in Seber, SRatm
toiegrau, möge Wißen, baff er eine febwere ©cßttlb
auf ftcb labt, wenn er eb in febwierigen 2lugeu-
bliefen an Scfonnenbeit unb faltem SRuth fehlen
lägt, ©ie bab babtfdje 8anb nun einmal oon
bem erften SRaßoleon itn frangöftfeßen Sntereffe gu-
gefchnitten ift, fo haben mir freilich ade, aud)
wenn ber geinb unfev 8anb gar nicht betritt, eine
fchwere fßrobe bejtebc«- ©ic wirb aber wahr-
haftig baburch nicht leichter, baff ftcb SJiaitäje bie
©chwievigfeiten noch großer aubmalen, alb fte ftnb.
Unb ift in biefem Kampfe ber ebrettooflfie fßoften
anoertrautj feien wir ftoijbarauf! ®on betn, wab
wir in ben ttäcbfien ©oeben tl)un, wirb auf lange
3elt unfere ©tellung in ber beutfeben ©efammtbeit
Ja in ber ©eit abb'ängen. ©ie gefagt, wir fya?
ben nid)t ben geringfien Slttlaß, ju jweifeln, baß
bie große Sltebrjabl unferer Seoölferung ihre Pflicht
tbun wtrb, wie fte fte bibber in ooOent SJtaße ge-
tbait bat- ©tr wollten nur ben wenigen Slufgereg-
ten nnb 21engfiltcbett atibeuten, wa« bab Saterlanb
oon ihnen in biefem großen 2lugenl'li<f, ber übet
bab €>chtcffal unferer Station unb aller einzelnen
Seutfchen entfehiebet, ju erwarten ein 9ted)t bat.

_(33. 8.)

3)cutf^ltmb.

Karlsruhe, ©eine Königliche Roheit ber ©roß*
betrog haben ©ich unter bem 8. Sttli b. 3- ader-
gnäbtgg bewogen gefunbett, bem ©rafen griebrid)
oon ^erpondjer, Oberft unb ^ofmarfcball @r.
aWaJcftät beb Königb oon fßreußen, bab ©roßfreuj
unb bem fotrigl. prenßifchen Sdtajor k la suite
beb ©eneralftabeb ber Slrmee, Sllbert «Diifdjfe, j
perfönli^er abjutant @r. Königl. ^teb- beb Krön- f
prtnjen oon fßreußett, bab fftitterfreuj erfter Klaffe
Slllcrböchftibreb Drbcnb oom 3äbtinget 8öwen ju
oerleiben.

©eine Königliche Roheit bet ©roßberjog haben
mittelfi böchfler ©utfchließung aub ©roßb* ©taatb*
minifterium oom 25. 3)tat b. 3. ben feit^crigen
©roßb- üJiiniflerreftbenten in glorenj 8egattottbratb
greiberrn gerbinanb Sldeftna o. ©cbwetjer, oon 1

bem Königlich Stalieuifcben .^°fe absubevitfen unb
benfelbett in ber gleichen biplomatifcben ©tgenfehaft
bet betn Kafferlid) mtb Königlid) Oefterreicbifbh1
Uttgarifchett |>ofe ju beglaubigen, fowie gleichjeitig
ben biö^er alb ©roßb- ©efcbäftbtväger bei ber
Kaiferlich unb Königlid) Oeßcrrcicblid}-Uttgarifchett
fRegierttttg beglaubigt gewefencn8egattonbratb $tr*
min o. DJlolletibce aub biefer ©tedutig abjubc*
rufen unb unter SöorbeS)aIt ber ©ieberoerwenbung
einßwfiltn in ben 9iul)eftanb jn oerfchen; ferner
bem 8egattonb|elretär greiberrn o. Stlthanb ju
©erlitt bett Sttel cincb Segationbratbb mit bent
dlange beb fRatheb einer aRittelßcdc ju oerleiben
geruht.

Slarlßrub«, 23. 3uli. ®ab Jubelttbe -f)erbeietlen
ader beutfeben ©tämme jttm Krieg gegen ben ge-
ntetnfauten geinb übt einen mächtigen unb erbeben*
ben ©inbrud auf bie ©eoölleruttg} Oeutfdflanb ift
oodfomnten gereinigt 5 bie SSapetn, bie ©achfeu bie
Preußen, fie ade fühlen ftcb wie ein einig 83olf
gu glefd)er ^Sfltc^t oereinter 33rüber. Sie beutfebe
©tnljeit iß ^eutc ba, burd) ben Krieg oon fRapo-
leottb £sattb gefebaffett unb gefittet. 3fjt müßte
er fie unb erft wieber entreißen fönnen. Unb bab
glaubt fRfentanb im beutfeben .£)eer, am aderwenig»
ßen bie Offtjfete. Kein ©ort ber eitlen Ucber-
bebuttg wirb oevnomtnen, fein ©ort ber Unterfcbä*
jung beb ßavfen unb erprobten geittbeb, 3°, eb
iß mögltd), baß auch ein ober ber anbere SJttßer-
folg eintritt; aber eine gcvedße @«d)e, ein einig
Sßolf tm begeifterten Kampf für fein ebetßeb fftccbt,
ein Kriegbbeer auf ber oodften t>öl)e beffen, mab
bte Kriegbfuttß leißet, unb ohne Slbfpanmtng ber
iRation auf eine SRidiott ©treiter ju bringen, ba
fantt ber enblfche ©rfolg nibbt jweifelbaft fein.

(@d). 9R.)

Karlsruhe/ 25. 3«H. 3)ab @efe|eb* unb ©ev*
orbnungSblatt SRr. 51 enthalt eine lanbebherr*
l i ^ e Sß e v o r b lt u n g: ben 9RiUtärgerid)tbßanb i«
Kriegbjeiten betreffettb. Sarnacb tritt Ißaragrapb
4 3>ffer 4 beb proüiforifdien ©efe^eb oom 6.
aprtl 1868, bie SRtlttär;@trafrecbtbpflege betr.,
| lautenb:

„3n Krtegbjeiten brtt,{n au£fr ben in
1 blb 3 bejetbhneten fperfonen ben SRilitärae-
ri^tbßanb:

4) ade Untertanen beb ©roßberjogtbumb
ober grembe, welche auf bem Kriegbfdjau-
plape ben großb. Sruppen bttreh eine oer*
rätberifche |)anblung ©efabr ober SRacb*
tl)eil bereiten" —

* mit Setfünbmtg biefer Sßerorbnuttg in ©trffan.hit.

$ a I u a d o r a.

Stach betn ‘lagebuh eines 2lt;teb erjählt oon Ä. Uttel t,
(gortfefeung.)

„3h glaube eb wohl," ermieberte er; „ber
Slugenblic! ift gefomnten, ben ich feit 3ahren fhon
berbeigefehnt — ^erbetgeflefit unb — gebetet unb
berbeigefludjt habe! St* iß er — unb je^t
fhüttelt c§ mich tote ein gieber. D, roenn i<h nur
gefunber märe; benn ju bem Kampfe, ber mir be*
oorfteht, gehören ftarfe ©liebermaßen unb ein flarer
Kopf!"

„St »erfielje Sie nicht, ®oa ©ulufiiano!"

„9iun, bie Diarqnife bet ßfpejo ift heute früh
geftorben, bas roiffen Sie bod)!"

„greilich/ war ja tm fßalaiS, bo<h wag hat
ba§ mit Shnen ju thun?"

„3t fomme »am ©erttt — unb h“öe foeben
^Bef^lag auf bie gange ©rbfdjaft legen laffen!"

,,©ie? — träumen @ie? — gnb ©ie roah«-
Knnig ?"

„Stirn freitit, waS ftaunen ©ie benn fo? 2Rtr
S^bü^rt nat ihww f£obe adein ber Sitel eines
IRatquig bei ©fpejo nebft bem 93ofi^e be§ SRarque-
l“tä; — bod), ©ie roiffen wahvf^etnlid) nidht, baß

Saluftiano ©narej he'&e, öaß ber erfte ©emahl

ber SRarqutfe meines SaterS ©ruber war unb baß
baS SDtarquefat niännliteS Selten ift ?"

ü)lan fann fid) benfen, mit weitem ©rftaunen
it bteS ade§ hörte.

„aber ber jeßige SRarquiä!" faßte it oermirrt,
„wirb ber ..."

„Sie meinen ®on 3uan ©omej, ber fid; bisher
9RarqutS bei ©fpejo nannte," unterbrat mit ®on
Saluftiano mit einem geringftäßenben fEone, „frei-
lit, eS wirb ihm nicht felfr angenehm fein, oon ber
©rbftaft feiner grau ben beften fEljeil einbüßen ju
miiffen; er wirb aut 2lde§ aufbieten, um eS ju
oereiteln; — nnb baS ift eben ber Kampf, oon bem
ft 3U Stnen fprat! ®»t @*e fehen mit immer
not f° erftaunt an, als roenn it im Traume gu
3ßnen fpräte. 3t begreife, ©ie ßnb ein gvember
unb fennen roeber ttnfere ©efeße, not unfere ®e*
braute, uoih bie SRißbräute berfelben! — 6ine
grau fann bet uns ben Sitel, ben fie* bnrt ißre
©eburt erlangte, bem üRantte geben, ben fte h^wa-
tßet. OieS ift ein roeifeS unb geretteS ©efeß, baS
nur in Spanten ejiftirt, roorauf rotr aber ftolg fein
fönnen, benn es oerroiftt einigermaßen roenigftenS
bte oielen Ungerecßtigfeiten, roelte ben ÜRännern
ißre ©tedung ben grauen gegenüber einräumt. 3)aS
ift baS gute ©efeß — bot ber mißbrauch beffelben
hat fit gar halb eingefteUt unb ift oon einer fd;tua-
djen unb unfähigen ^Regierung tolerirt roorben.

j ©ittroen, benen natürlich ber Sütel iljres oerßorbe-
i nen ©emaßls blieb, haben benfelben auf ißren gmei*
| ten ÜRann übertragen unb fo ade gamilienirabitionen
! oerroirrt. So ift es hier ber gad! — Sie 2Rar*
| quife, toelte nat ihrer gweiten §eirath eigentlich
I grau ©omeg hätte heißen foden, hat eS natürlich
| oorgegogen, ben 3uan ©omeg gum DRarquig bei
\ ©fpejo gu maten. ÜRein Sßater, bem foroohl ber
| SEitel als baS Sehen gufam, ftwieg, benn er hatte
■ fich mit bem SRarquiS, feinem Sruber, roelter fein

• ireulofeS ©eib rote ein 33erblenbeter liebte, abge-
| funben, baß er fie, fo lange fie lebe, im Söeftße beS

Sütels unb beS üRarquefatS laffen fodte. ©ie unb
3uan ©omeg batten, roir roären für immer abge-
funben unb rotr roiberfpraten bem nid^t; ba mein
2Sater feinem fterbenben SBruber, bem er näßt oor
| bem Sütbe ben füßen ©aßn nehmen roodte, baß
i feine ©attin adeS bieS oerbtene — baS tBerfpreten
i gegeben hatte, ße ungeftört im 33efiße unb im ©e-

• nuffe biefer ©üter gu laffen, unb it bis heute baS
©ort, roelte® mein jeßt oerftorbener S3ater gegeben

i hat, heilig gehalten habe! ißerfteljen ©ie jeßt; --

• unb h^ Sie baS überhaupt intereffirt ?"

„Dh •— mehr roie Sie benfen! — unb was
wirb nun aus ©aloabora?"

@r furtte bie ©tim.

„®aran," fagte er, „hatte mein Dnfel freift#
nitt gebatt, baß baS ©eib, gegen baS er fo ebel
 
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