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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 255-280 (1. November - 30. November 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#1065

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§eM6er

M 255.

JU^mumtHtaprcis fl. l. 3 :

bu&& bic foft fl. 1. 16 ?r

tn ^etbelbcrß,
uifrtdjöIjEiß,

2)ien^ag, 1. ^oyember.

^.t^elgen 3 fr. bte fpetitjeife, Sei auefunfftV
erfbeilicnß 4 'fr.

1870.

gut bie SfRottate Sobetnbcr u. Sc jcntPer wcro
ben Seßcttungeitauf bad gcibelbergcr Journal für
auswärts bei ben betreffeitben ^Sofianftalten, unb
pier bei ber Erpebltion unb ben Srägertt entgegen*
genommen. für pier mit Srägerlopn 50 fr.

Sie Ejpebitton.

Steuefte Sftacfjttdjtett.

^— Ser Äötitgin Slugußa in Homburg, 29. Off.
Sa3 große Ereigniß, baß nun bie beibeu fetnMi-
3)ttt Armeen, weide im Suli und gegenüber tra-
fen, in ©cfangenfdaft ßd beftnben, oeranlaßte 3Rld
bie beiben Eontmanbirenben unferer Armeen, grfp
unb griebrid Hart, geßern ju gelbmqrßpällen ju
ernennen. Ser erfie gaü ber 2Ut in nuferem £>aufe.

SSilpelm. f

SEßien, 29. Dft. Sie „Eortefponbenj SBarreitö"
fdreibt: Sie Semüpungen ber Neutralen erhalten
burd ben gatt oon 9Jlep einen oermepriett Sads
bruef. ißariö befiubet ftd> faß in berfelben Sage,
wie fßidmonb im amerifanifden Sürgerfriege. Sero
jenfge ifi jept tn granfretd ein maprer fJSatriot,
ber oon ben großen nationalen Opfern abrätp, bie
granfreid jepn fOlal mepr ald ber gelnb ßpä-
bigen.

— 30. Oft. Serldte and Sltpen melbett:
„SieErbßöße in ben ißroöinjcn Sfpptffa unb ißf)tio-
ttb wieberpoltcu ßd mit großer $)efttgfeit. Sie
Segierimg erlaßt Slufrufe jur Unterßüpung."

ißeft, 29. Dft. Unterbaut. föelfp interpeßirt,
ob bie Regierung bie Slnnerion Somd gutgebeißen
unb waö fte in bfefern gatte Pejügltd ber SIPPe*
rufung bed ©efanbten aud Sont ju tpun gebenfe.
granpi reidjt einen Slntrag auf Seötßon bed Sind*
gletc&s ein unb wünßpt, bad fiattd möge bie Sc*
gterung jur Einbringung eined ©efepentwurfd über
bie Einführung einer fßerfonaluuion aufforbern.

Sruffcl, 29, Oft. Ser hier eingetroffene
„©iecle" enthält einen SSrief audSoutd, nad wel-
cbem bie ehemalige fßartei ber Stnfen bed gefepge*
benben Äörperd, oereint mit einem Spcile beb ehe*
maligen Ecntrumd, lebhaft für benSlbßpluß ettted
SGBaffenfiiHftanbeS unb bie ^Berufung einer Eonßi-
tuante agitiren. „Steele" befampft biefe Slgtta*
tion.

— 30. Oft ©eneral SSoper ifi auf ber Süß*
reife nad Sottbon pier eingetroffen. Sad Serich-
ten aud 2JiarfeiHe ifi ©Squirod enblt^ ben S5efchlüf-

fen ber Segtermtg nadgefomntcu unb hat bie Sud*
penbiruttg ber ©ajette bu SRibi aufgehoben.

Sitte, 29. Oft. (Sin Sriefbatlon ber Segic*
ruttg, ber heute SRorgett in fßartö aufgeftiegen iß,
bringt folgeube SRelbung: SS^terö traf Sadtd bort
ein, begleitet oon feinem üßvioatfecretär unb beut
fRotpfdiib’fdcn ^rioatcourier Stppmanti, unb con*
ferirte fofort mit gaOrc, Srodju, Strago unb gerrp.

giittiih, 29. Oft. gtt golgc oon gluehtoer»
Juden ber hterfelbft internirten gcanjofeti ift ben-
fetben oerboten worben, auöjugehen ober Sefucpe ju
empfangen.

Soubou, 30. Oft. Sem Dbferoer sufolgc befudte
©ugenie am Sonnerßtag bie ^erjogin oon äRoudp
in Sottbon unb wicberholtc in ©egemoart fRouher’ei
unb fßetjtgnp’iS aufd beftimmteße ihre äRißbißigung
ber burd ben ©enerat Soper überbradten ®or-
fdtäge. IfSerßgnp pvoteßirte entfdiebeu, aber erfolg-
los gegen biefe flßtßbtltigting.

Kopenhagen, 29. Oft. Ser Äöntg unb bie
Königin oon @cf)»oebcn ßnb heute URittag hier ein«
getroßen. Ste Saufe bc3 neugeborenen @ohneS
be^ Äronprinjen ßnbet am -fRontag ßatt.

ÜReWIjprf, 29. Oft. Ste norbbeutfde |)anbel3-
ßotte flaggte wegen ber Sapitulation oon 3Reh-
$err Eor fdieb gefteru aud bem Eabiuettc auo.
Soluutbud übernahm bad Snnetc.

Kcieg^naihrid&te«.

— Sailp fRewö gibt unter bem Saturn @fd,
26. Oft., eine Sefdreibung beffen, wab ßd un-
mittelbar oor ber Uebergabe oon SReh jugetragen.
ÜRad tiefer SRtttheilung madte ©eueral (Sofftnfere^,
ber Sommanbant ber @tabt unb geftung 2Rep,
bem SRarfdall Sajaine am 21. bie ©roßnung,
baß er für bfe außerhalb ber geßung gelagerte
2lrmee feinerlet äRunboorräthe mepr liefern fönne
unb baß biefe fonad felhß fehen müße, wie fte
fertig werbe, Sarauf befahl fBajatne fetten 93or-
poßen, baä geuer auf bie pveußifden etttjußeßen,
unb ßiüfdweigenb erlaubte er feinen SRannfdaften,
in ©ruppen ä« einem btd jwef Supenb ju befer-
timt. Siefe würben oon beit Seutfdcn ald be-
fangene acceptirt, größere SRaffen inbeß gurücfge*
Wiefett. 2lnt IRadmtttag bed 24. bradte ein Spion
bie oerläßlfde SRadridt auS ber belagerten Stabt,
baß währeitb ber fRadt ein ßarfer 2luSfali itt ber
fRidtung auf ©raoelotte ju gemadt werben fottte.
Sa baö wieberholte Sitterbieten SajatueM, mit feiner
Slrmee ju fapitulirett, ettifdicben abgeleput worben

: war, folite ber Sluöfall opne jeglide |)oßnung auf
’ bie IRettung etueö Speileö ber organißrten Sruppen,
fonbertt nur ju bem ß^etfc unternommen werben,
um bie Seutßßen ju jwingttt, fte ju ©cfattgenen
ju ntaden, bamit bie geßuitg fclber burd geringere
ßnanfprttdnahme ber nod oorhaubenen äRunbooro
| ratpe itt beit Staub gefegt werbe, nod einige ßeit
i länger augjubalten. Um 7 Upr Slbenbö inbeßen
| war cd bem SRarfdall Sajaine gelungen, ben @e*
\ neral Eofßiticred baoon ju überjeugen, baß bad
S uttoermeiblide Slutoevgießnt für eine bloße Sero
I lättgerung bed Söiberßanbed um wenige Söodett etn
i ju tpeurcr Ißretd fein würbe. Sann würbe ein
Parlamentär jum prtnjeit griebvtd ßarl mit ber
I SRclbttitg gefdidt, baß bie geßuitg ju capitulireit
gefoulten fei. Sied war ber erße Sorfdlag, wel-
der bie geßung unb bie außerhalb Itegenbe Slrmee
etnbegrtß, ßn golge fccßen erhielten bte fceutfden
Sruppen, weide ßd in aßer Stiße gegen ©raöe*
flotte augehäuft patten, Orbrc, ßd in ipre Säger
5 juvütfjujiehen. Slm 25., um 1 llpr fRacpmiitagd,
j bradte ©eneral Epangarnier ald Seooßmädtigter
f eine Stuitbc mit bem Priitjeu ju. Er fam fepr
| beunruhigt oon tiefer Unterrebung jurüd, unb
| nadper fagte er jur Entfdulbigung feiner Scrgeß-
i lidfett, weldjc aufgefaflen war: „Kein üffiunber,
i ber prtttj war fo ßreng." ßu golge einer bei
| tiefer Unterrebung getroßenen Sfbmadung ritten
| ©eneral Stieple unb Obcrß oon ^erpberg nad
f gredcatp, einem Sdloß brei SIRetlett iüblid oon

i‘‘ 9Rep unb eben nod innerhalb ber beutfden Stnien.
Sie betbett franjöftfden Sefepldpaber Waren mit
|i>umbert, bem Sicccommanbanten btr geßung, in
| einer preußifden gelbpoßdatfe bortpin gebradt
l worben. Sic ßufammenfunft bauerte oon 6 — 7
] Upr Slbenbd unb ergab ein nur unooßßänbiged
[ Stbfommen. Sie nod nidt oereinbavten fünfte
t follett peute (26.) gegen äRittag nodntald erörtert
* werben. Unter ber Soraudfepung, baß biefer Sero
jug in ber Uebergabe ber geßung oon nur furjer
Satter feilt werbe, erhielt bad jwette Eorpd geßern
SERittag fdon Sfarfdovbre unb madte ßd gegen
Slbenb bereits auf ben 28eg. Sintere Sruppen ba-
gegen würben geßent Slbenb auf bte nädßen ju-
gängltden Sunfte gegen SRep pin concentrirt, um
eine maßenpafte Sefertion aud ben feinblideu ßieipen
ju oerpinbern. Son SStard la Sourd bid Eour-
ceffed unb oott ßoup bid SRaijiered waren alle
Sorfquartiere crleudtet, aße Sloouacfeuer brannten
bid 2 Upr äRovgend uttb marfdirenbe Sruppen*
maßen bebeeftett bie SOBege unb bte gelber, aber
feilte Storung fanb Statt. Sie Gruppen bannten

Hie (Jfrangüfbit in Innrlmrg.

Siooettette »on @. ficinticpd.

(Sortfeßung.)

6r fdien pier woplbefannt mit ben Sofalitäten
ju fein; beoor er jeboep bad §au§ betrat, ßriep er
ßd ba§ bloitbe, in’d Stötplide fpielenbe §aar in’S
©eßdt, um ßdp ein teeiß einfältiges Slnfepen ju
geben.

Safd ßieg er jept bie idealen bunfeln ®rep-
pen hinauf bid jut Sadwopnung, wo ipm einjun^
ger feingefleibeter 3Ramt fo paßig entgegenfam, baß
er ipn beinahe rütflingS bie Steppe pdedgeftoßen
patte.

„Sadte, fadte, lieber .fjerr!" brummte^ ber
Sauer unroirfd, ßd ben §ut ttefer in bte ©tirn
brüefenb.

„Um Sergebung, mein greunb!" oerfepte ber
grembe, „id pörte ©ie nidt fommen.

Er faßte ipn bet biefen SBorten fdjarf tn’d Singe
unb ßupte.

„Sie motten ßderlidp i“ bem Uprmader Ste*
ppani?" fupr er rafd fort.

Ser Sauer patte ipn jept ebenfattd angefepen
unb feinen §ut nod tiefer in’d ©eßdt gejogen.

„Sein," erwieberte er furj, „id wollte -ju ei*
ttem Slnberen.

„Sun, ben Uprmader würben Sie pier aud
»ergebend futpen, er ßpt tm ©efängniß, waprenb
feine grau brinnett im Stübden ald Seide liegt
unb feine ®odter —"

@r brad ab unb fap ipn «lieber forfdenb an.

„Sun, feine Sodter?" roieberpolte ber Sauer
anfdetnenb gleidgültig.

„Unb feine ®odter ßd waprfdeinltd in ben
flauen eined fremben Sauboogeld befiubet," ooßen-
bete ber grembe.

Ser Sauer blicfte ipn feß an, inbem er ben
§ut ein wenig jurüßfdob.

„Sie ßnb granj Steppani!" ßüßerte gener,
ipm näper tretenb.

„Slp, id erfenne aud ©W jept," erwieberte ber
Sauer ebenfo teife. „Sie ßnb ber Sopn bed Ser-
rätperd Wartung."

„gd wiß bie Seleibigung nidt gepört paben,"
fpratp fßanl Wartung büßer; „wiß gpnen inbeffen
beroeifen, baß id fein Sßerrätper, fein granjofen*
freimb bin, baß id bie Kugel bed Sprannen niept
fürdte. Sie lieben Slntonie Steppani?"

„ga, id liebe ße; berSater pat mir ipre§anb
nad bem grieben oerfproden," oerfepte granj Ste*
ppani tropig.

„@ie werben biefed giel, fo ©ott miff, halb er*
reiden, mein greunb! wenn ©ie fing, ja lißig ßnb
unb ßd bem geinbe, wie Sie e§ jept getpan,

f nidt fo nnoorßdtig überliefern. Sötßen Sie, baß
jeber gurüßfeprenbe, unb oor allen Singen bero
jenige, meid« gegen grattfreid gefämpft, opne ©nabe
erfdoffen wirb?"

„gd weiß ed, — bod beoor Sie mid benun-
ciren —“

@r jog ein Soldmeßer aud feinem finotenftoß
unb jüßte ed mit bropenber SRiene.

„Saffeit Sie biefe SEporpeiten, mein greunb!"
ladpclte be» junge Softor fdwermütpig; „bie ga-
milie Steppani weiß, baß id fein SSerrätper bin,
wenn man meinem Sßater aud foldßen gludj nad-
fdleubert. gß; pabe gefdworen, Sinfonien fammt
iprem Sater ju retten ober unterjugepen; wollen
Sie mir pierju bie£anb Pieten? — Unter meinem
Sdupe ßnb ©ie fieper; gpre Süßfepr ift gelinbe
gefagt, Söapnfinn. Ste ©tabt iß im Selagerungd*
jußanb, jepntaufenb Slrme ftnb pinaudgeßoßen, um
ber $ungerfeude ju wepren. Slan fennt Sie in
ber Saterßabt, fennt gpren Onfel ald einenügrans
jofenfeinb, unb Sie wagen ed wieberjufepren?"

„gd fonnt’d nidt wepr ertragen," fprad gtanj
Ieife. „Ser falfcpe ©dwebe füprt und am Sorten*
feil, Sapoleon’d SJiarfcpatt ßeßt nod immer in bte*
fern Sernabotte, ben ße jum Kronprinjen oonSdwe*
ben ermäplt paben. gd mußte fepen, wie ed mei*
ner armen Saterßabt, wie ed ben fSeinigen ginge;
wußte aber and, baß id mein Seben babei wagte.
 
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