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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 150-176 (1. Juli 1870 - 31. Juli 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0647

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§eMkrijer Journal.

JS 160.

JChmmratttoprci« ft. 1. 3 f. in ^>eibeI6erft,
Utd) oie $oft fl, 1. X« (c. t>iertt£w$tiß.

13. 3uli.

^njtifltü 3 Tri Mc ^>etttjet{ef bei 8u6funft6*
fttbetlunj} 4 ft.

1870.

Auf bab mtt bent 1. Sttlt he-
gOnncne neue Abonnement auf bab J&eibcl-
Wrger Journal »erben nod) SSefieffungen
angenommen für ^etbelPerg bet ber @rpebttion
unb ben Fragern beb 33fatteb, für aub*
wartb bet ben betreffenben fßofiamiern ober
Sanbpoft=®oten. ©te ©t^cfcitton.

Sie ©pattifdje $raße.

Sin tollerer ©puf iß lange nicht aufgefüprt
worben, alb ber, welcher in ben leßten acht Sagen
utifere WefUicpen Nachbarn aus ber gaffung
flct>rad)t l)at. ©Ie ©panier fucßcn ftd) feit gwet
Sapren einen Rönfg: nun fte enblich einen gefun»
ben gu haben Refften, entbccft inan plößltp in Sa-
rib, baß feine SBapt ber Untergang granfreiebb
Wäre, baß fpon leine Ranbibatur ein Attentat fei,
bab ftd) nur mit Shit fiipnen laffe. Uttb warum
aller ber Särtn? ©er Auberwäplte peißt fwljcn*
jollerit. ©onß niebtb, fonft lebiglich nid)tb. (§r {ft
gwat ein Urenfel Aapolconb; aber er peißt |>obfn*
joücrn. (Sr ifi gwar fein Serwanbter beb preußi*
fdjen Rönfgbfjaufeb; aber er fönnte bop einer fein,
benn er hdft fwbengoflern. (Sr ifi gwar gnt fa*
tholffch 5 aber, er will ©panien boch lutfjedfp ma»
Chen, benn er be>ft fbobengolleni. ©er Aame 1)0»
henjoKcrn fcheint auf bas Subltfum unb auf bie
sj3vcffe gu wirfen, wie ba® rotbe Such auf ben
©tier: man rennt Plinblingb bavauf lob, unb füllte
man auch in ben eigenen ©haben rennen. ÜDlatt
iß außer ffp über bab unbanfbare ©panien, bab
feine häuslichen Angelegenheiten nah eigenem @r-
meßen orbnen Will, ohne ben Aapbar jenfeitb ber
Serge gu fragen, »on bem eb boch feit Souib XIV.
unb Napoleon I. nichts alb bie uncigennühigftrn
äßopltpaten empfanden hat. SDtan raffelt mit bem
©äbtl gegen 2>eutfcplanb: „wenn bie ©panier ei*

nett ^opengollern gum Rötiig wählen, muffen wir
wenigßenb bie 0üt)cinpro»ing haben."

SDie ©ape nimmt ftch für ben ruhigen Seob»
apter uitfäglich Iad)erlic^ aub. Aber hinter ber
Säperlipfeit ßeeft bicßmal, »erftpert man unb,
ber bitterße (Srnß. Aun man hat unb bab ©leipe
ffÜ 4 3ah«”/ toie oft fefcon! oerfipert, unb btb*
per hflbfit ftch bie SBaffec Jebebtnal wieber ruhig
»erlaufen. SBir hoffen, eb wetbeauch bießmal ebenfo
gehen. ©arauf alierbingb möchten wir nid)t hauen
baß ben franjöftfpen Anfprüpen weber bie ©pur
noch bet ©epein eineb Stepteb gur ©eite fiept; eb
lommt ja oor, baß ©ewalt »or Aept geht. Aber

ber finge 3Jlann, welcher granfreip® ©efptcfc lenft,
wirb wohl nicht um einer augcnbltrflipcn (Smpftn*
lichfeit wißen ben Shron, welchen ihm faurn erß
bie Solfbabßimtnung nicht ohne fDifpe neu befe*
fügt hat, auf bie unftcheren SBürfel beb Rrtegeb
feigen, er wirb nicht ohne alle unb jebe erhebliche
Seranlaffung bie 3«lunft feine® ©ohneb einev faß
unentrinnbaren ©efapr preibgeben, gleich unen*
trinnbav, ob man ihm burch ungeheure Opfer in
einem erfolglofen Kriege ben Sobeu nnter ben gü*
ßen gcrßört, ober ob man ihm in einem fiegretpen
getbberrn einen überlegenen fßtitbemerber fdjafft.
(Sb iß nicht waljvfpeinltd), baß er auf ben friool*
ßen, rein oom ßaune gebrochenen Sorwanb ^in
mit ©eutfplanb unb ©panien gugleid) anbinbe
unb nebenbei nod) Stalien bie fchönße ©elegenheit
gur @:oberung ßfomb, jur Abfdjuttlung beb oer-
haßten, längß fnirfdjenb getragenen frangöftfehen
Sochb bieten, eben bamit aber auf bie btbher fo
fergfam gepflegte Unterßühung beb frangoftfehen
jflerub im Snnerit oergichten wirb.

An Sntriguen unb ©infchüchtcrungboerfuchen
gegen ©panien wirb man eb ja nicht fehlen laf-
fen; aber ehe man aud) nur btefem 8anb gegen»
über gu gcwaltfamer ©inmifchung oorgehen wirb,
Wenn Wirflid) bie mißliebige Äönigbwahl ßattßn»
bet, wirb man ftch Wohl gweimal beftnnen. ©in
folcbcb beginnen würbe jebenfallb rael)r alb nur
©ine europäifepe ©roßmaept auf (einem Söege ßn«
ben.

§ür nicht »tel mel)r, alb einen ©tnfchüdßetungS»
cerfiuh halten wir aud) bie berufene angebliche
Unterrebung ber frangöftfefeett 2J?tnißer mit |)rn.
». SOBcrther. 3Ber foß benn biefe ©ingelhetten ber»
ßlben ben 3eÜl»ßScorrefponbengen mitgetheilt ha"
ben? Unb wer wirb glauben, baß eine btploma*
tifche Unterhanblung »on ber böcbßen Sragwcite
gleich mit fo plumpen, hart an eine ^riegberflä»
rung anftreifenben 3)rohuugen eröffnet worben fei ?
Sßorerß alfo, meinen wir, hat eb noch gute SBege,
bie Srücfe wirb fo fepneß ntd)t breepen. 3Benn
ße nun aber boep bräepe? 9?un ja, abfolut un»
möglich iß nieptb in ber Sßelt, unb gumal, wenn
man eb mit einem fo unberechenbaren SSolfe gu
tpun h«l/ wie bie gtangofen. 3Benn aber wirflicp
bab Unwahrfcheinlichße gefcheht» foßte, fo fragt eb
ftch boch fehr, oh eb für unb 3)eutfd)e bab ©chlimmfte
wäre, ©in ernßer, ehrenoofler Rampe ßätibe oor
unb 5 aber ein Rampf, beffen Aubgang Wtr mtt
Vertrauen entgegenfehen bürften, unb ein Rampf,
beffen Ißteib ber ©infah Werth wäre. SDenn fo
elenb aud) ber Sorwanb wäre, ben ber ©egner

für feinen Angriff gewählt hätte: ber ©iegebpreib
wäre unfehlbar bie fofortfge SSollenbung be«
beutfdjen ©taateb. (@. TI.)

2>cutfrf)I(Mb.

Rarlbruhc, 6. 3uli. 3n ber biebjährigen ©ihung
beb Sanbebfulturrathb wollte man neben Anberent
aud) einer felifamen ©inrieptung gu 8etbe gehen,
bie ßd) unter gefeplidjem @d)u<3e noch in einigen
©egenbeu beb ©dnoargwalbb erhalten hat. ©ort
beßehen uämltd) noch fogeu. gefd)loffene |)ofgüter
welche nad) bem Sobc beb Sauer« auf beffen jüng»
ßen ©ohu ober auf bie ältefte Sodjtcr übergehen,
©ie übrigen ©efchwißer ftnb bann ©ienßbotcn bei
bem heoorgttgten ober müffett ftch fonft ihren
henbunterhalt fümmerlich genug erringen, ©aß
biefe ©iurichtuttg ihre wirthfd)afMdjen unb gefeß -
fd)aftlicpen ßlad)tl)eile hat, braucht weiß feineb Se-
wetfeb, unb beßwegen iß man baran, ihm bie Art
an bie SBurgcl gu legen. 3m ganbebfulturrath
aber waren bfe tu bemfelben ßßenben abcligen
©runbherren für ^Beibehaltung (wahrfcpelnli^ aub
furcht, bab näcbße 3Kal werbe eb hinter ihre fjfbef»
fontmiffe unb abeligen ©tammgüter gehen). lßro-
feffor @mm(ngh«ub fprad) ß^ mit großer ©cpärfe
für bie Aufhebung aub, Anbere erflärten, ße feien
in ber ©adje nicht genau genug unterrichtet, unb
Jo würbe bie f^age auf bab nädffte 3ahr oertagt.

©ormßabt, 11. 3"li. ©ie ,,©armßäbter 3tg."
bringt nacpßehenbe ißflbatbepefdje aub ffJartb oom
10. b.: „©ie Hoffnung auf eine freiwillige Set*
gicptleißung beb bringen geopolb oon ^ohengoßertt
iß im SBadjfen. ©ie Sage iß nod) immer eine
fepr ernße. SJlorgeit wirb wopl eine beßnitioe
©rflärutig ber ülegievuttg tm gefefjgebenben Rot*
per erfolgen. ©ieSruppen haben noch feine 2Har*
feporbreb erhalten, bte Rriegbrüßuttgen ßnb jeboeh
im ©ange.

©erlin, 10. 3ull- lieber bab Sorljaben beb
Sarifer Änbinetb, bie fpanifepe Spronfolge oer
einen Rongveß ober eine Ronfereng gu brin*
gen, wirb in pießgen politifcpen Rreifen u. A. ge*
äußert: gpcmfmd) bredfe opne jeben berechtigten
Anlaß einen ©treit oom 3aune. SBer aber in
einer gang wißfürlicp peraufbefcpworenen ©treit*
faepe noA bie ©agwif^enfunft einer fretnben Ser-
mittlung attßrebe, bürfe ßd) wenigftenb niept bie
Slöße geben, in fo anmaßenber unb plumper SDBeife
mtt bem ©äbel gu raffeln, wie eb oon ©eiten ber
frang6fffd)en SKinißer gefepepe. ©ie Ißarifer SRe*
gievung werfe pffaubforbernb mit ©ropung um
ßd) unb wolle baPei einen oößig Unpetpeiligfen

am.

Aacp bem Sagebu^i eine® StrjteS ergäplt oon Ä. üelj.
(gortfefeung.)

9Bir ftanben unb fpracplob gegenüber — ipre
§anb rupte in ber meinen — wir faßen mt§ an
unb fanben feine äöorte, um uns oon bem, ®cpre-
den, ber uns betäubte, gu erholen! ©nblicp ermannte
tniep.

„Suanita, fügten ©ie, wäre bte SBarnerin ge*'
wefen, bie aßet ffirlßfcpeinltcbfeit na^ mir foeben
baS geben gerettet ßat ?"

,,©ie war’s — fepon feit oorgeßern pat ße mieß
auf 3ßre Anfunft oorbereitet, ßat mir ergäplt, Wie
oßne ©ie baS Seben meines armen $ebro »erloren
gewefen — ßat mir gefagt, baß jebeS Unglücf 3P1
§erg bewege unb mir »orgefdßcgeit, tniep 3ßnen an»
juoertrauen — 3ßren 3tatß gu polen — meiner
SJiutter unb meineipalben."

w©olcper ©^arfßnn bei einem Rinbe . - ,Ä
„Sie iß in iprem fecpjcßnten 3aPr£ > haben
^ie feine 3Bamung erpallen, auf ftprer §ut ju
win?"

~ „fyreiliip — geßern — peute, noep epe idß 3pr
betrat!-

*'©ie bcwadßt ©ie, feitbem ©ie in Staues ftnb;

benn wir fapeit im Soraub, baß bie ©efaßr niept
oon 3ßnm meiepen werbe!"

„AJie foH icp 3pnen banfen! — Aber idj fudße
unb ßnbe feinen ©runb, warum btefer SePe Sopeg
mir naep bem Seben traeptet."

„§aben ©ie niept Sebro 6afiannoS oom Sobe
errettet, ber ben SJiefferßicß bort ßinter ber SDlauer
erpielt, als icp eines AbenbS mit ipm fpraep unb
er mir bas Serjprecpen gab, naep Doiebo gum ©ou-
oerneur ber ffSrooinj, einem früperen Sefannten unb
greunb meines oerßorbenen SaterS, gu geßen unb
benfelben um ©epttp für miep angufteßen."

„Unb barum? . . ."

„Ronnie er niept fürdjten, baß Sebro auf feinem
Rranfenbette 3Pnen' ber nap Doiebo reiste, fein
Sertrauen gefepenft?"

„®ann wäre aifo . . . bann ftanbe biefer ©^urfe
im Solbe beS SDiarguiS!,,

„Rein igwdfd, ©ennor — er ßat unter ißm
gebient 1"

3<P ßrengte ade gäßigfeiten meines oerwirrten
©eißeS an, um tn bem ©unfel, bab mieß umßüUte,
flar gu feßen.

„3h fann mir nießt benfen," fagte idß, „baß
ber Dia quis bie Abffdß geßabt ßat, midß in feinem
eigenen ©arten ermovben gu laßen.-

„Aucß miep nimmt eb ÜBunöer, benn . . • bodß

j. . . ja fo . . . fo unb niept anberS . . . o mein
@ott, mein ©ott!"

Unb wie oon einet unüPerwinblicpen fjurdßt et*
griffen, warf fte ftip plöpltcp in meine Arme unb
oerbarg iprenRopf an meiner ©ruft. SJiir fcpwinbelte

„Aetten ©ie mtdß — retten ©ie mtdß !Ä ftam»
melte fte . . . „icp bin erß ßePengepn 3aPre alt
— icp will nodß ni^t fierhen . . . mir follte ber
©ipuß gelten —mir allein . . . begreifen ©ie benn
niept! ©iefe Aufforberung beS UJlarquis, bie icp niept
begriff, 3ßnen ^en gu geben — 3Pnett/ a«f
ben man fepon geßern gefepoffen pat, — biefeS
Atleinlaffen — bie lange A6mefenpeit, eS wäre eine
gweite Ungefcpicftßeit beS DiörberS gewefen, bes
anftatt 3ßteb SßiereS — 3Pre ^Begleiterin getrof»
fen!"

„Aein, nein!" rief idß; baS iß unmöglidß, fein
Seufel fann fo etwas erfinnen."

„0 ©ennor, ber ©emaßl meiner UJJutter fann
[mit SatanaS felbft in Seufelei rioaliftren" — boep
' mit @inem SDlafe Pemetfenb, baß fie miep nodß int*
mer mit tßren Armen umfeßlungen ßielt — trat fte
wie erfeßreeft einen ©djdtt gurücf unb ißre SSangeit
färbten fiep wie mit $urpur — „Sergeißung, ©en*
nor,“ lifpelte fte — „Sergeißung für meine 3ÜS
bringlidßfeit; ih will meine Dtutter retten unb -r-»
icp raöcpte niept gerne ßerhenl-
 
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