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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 50-76 (1. März 1870 - 31. März 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0253

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M 63.

^bomttomrtBprd« fl. 1. 3 f. in $eibelberg»
burd) bie $ofi fl. 1. 16 tr. biertctjafyriß.

16. 9Mvg.

3 Ir* bte ^etttjetle, bei SHuöfunfttf*
ertbeilung 4 ;r.

1870.

S)entfdjlanl>.

Äarlbrußc, 12. SDlärj. 23. öffentliche ©tßung
ber ©rßcn Kammer. Unter bem SSorft^ beb
erßen ©ijepraftbeuten ©taatbratß Sr. SBeijel.

Sie ©eratßung beb ©ericbtb beb @eß. 9fatßb
Sr. © l u n t f cß 11 über ben ©efeßentwuaf, bfe Stuf5
ßebung beb ©ißulpatronatb betr. (Scßlufj.)

.3« § 2 bemerft ßcetb» unb £>ofgerid)tbbireftor
». Mülern bezüglich ber oon ber ßommijfton
oorgefcblagenen Slenberung, toonad) bie „mit bem
©rnennungSrecßt oerbuttbenen Saften" (fiatt wie im
©ntwurf: bie ttaeßweibbar barauf ßaftenben
Saften) auf bie ©taatbfaffe übergeßett: Samtt folle
Woßl eine gefeßlidje ©crmutßung begrünbet wer»
ben, baß bie ben ©atronatbßerrcn obliegenben Saften
©atrotiatblaßen feien, unb ber fRegierung ber ©egen»
beweib obliegen; biefe Slbftcßt werbe aber burd) bie
gajfttng nicht erreicht, ba auch, wenn bab SSort
„nachweibbar" weggelaffen werbe, bie allgemeinen
©runbfäße über bte ©cweibpßidß gelten, alfo Ser,
Welcher Saften auf biefen ©ruttb hin auf bie ©taatb»
laffe überwaljen will, bemeifen muffe, baß fte mit
bem Patronat äufammenßängen. Stur burd) einen
aubbrücfUd) biefe ©ermutßung feftfe^enfcen 3nfaß
tonne bie Slbftcßt ber Äommiffton erreicht werben;
ihm fcheinc eb auch ganj biUtg, bie oom ©atro»
Jiatbßerrn bisher getragenen Satten alb mit fci-
nem Stccßte jufammenßangenb p betrachten, befon-
berb ba ber ©ewetb beb äufammcnßatigb für ihn
feßr fdjwierig fei unb er ja obnebem fdton etneb
Siechte oerlußtg gehe. Scbcnfallb müffe aubge-
fproeßen werben, baß man bem ©atronatbßerrn fei-
itett ßrengen ©eweib auflegen molle, baß fte ben
3ufammenhang jwifchen Saß unb ©atronat nur
waßrfcßeinlicß p machen hatten. Socß wolle er
noch feinen Slntrag ßeßen.

©tnatbmtnißer Sr. 3 »Up: @r habe ben 2tb-
nnberungöBorfchlag ber $ommtfiton fo aufgefaßt,
baß er mehr berSRcgierung bei ißrer Slblöfung ber
Saßen, alb ben (Berichten etnert gtngerjeig geben
folle. Sie ©orfcßläge beb Sorrebuerb fcheinen ihm
beßhalh niä)t ani ©laße p fein. Sie ßfegierung
werbe, wie bte Äommiffton wünfd)e, bureßaub lopal
»erfahren: fobalb ße ftd) üomgujammenßangpjifcßen
Saß unb ©atronatbreeßt überjeugt habe, werbe fte
bie Saß übernehmen , and) wenn ein jieilprojcf»
funltfcher ©eweib beb ßnfammetthangd nießt ge»
liefert fei. ÜBenn aber bie ©adje einmal öor ©e-
rtdjt fomme, fo mäße man ben allgemeinen 33e-
weWgrunbfäfjen freien Sauf laßen unb fönite nicht
ohne 9tolß eine fold)e praesentio iuris hier auf»
ßeßen. * '

,®eß. 9tatß Sr. ©luntfdjü fchlicßt ftd) biefen
Slpbfüßruiigeu an, bte Äommiffton l)«be nur eine
®d)ürfe befeitigen wollen. Surd) beit ©orfcßlag
beö $)ru. Sireftorb o. .£>iflern werbe aber eine neue
@d)ärfe in attberer 9tid)tung erjeugt, fo baß bab
©efeß leidjt fchartig werbe. ©tan wollte gerate bte
©rojcjfe oermeiben unb bcßßalb feine ©roseßregeltt
geben.

Äreib» unb £wfgetid)tb--Sireftor o. Billern
erflcirt, baß er ftch bei ber ©rflärung ber 9legtc-
rung beruhige.

2luf Slnregung beb ©rafett o. ©er l i d) t ttgett
wirb befcßloffen, biefe ©erßattblung ftenograßhifd)
ju oerößentlid)en.

©obann wirb jur Seraihuttg beb 33erid)tb beb
grhrn. o. 9tübt über ben ©ntmurf, bie ©rletch^
teruttg ber ©i)eid)lteßting hetr., übergegattgen.

Ser 33erid)terßatter grl)r. B. 9tübt beleuchtet
bie burd) ben ©nttourf gegenüber bem bibl)erigen
ßußanb gejehaßene Slenberttng unb beantragt bie
unoeränberte ätnnaljme beb ©ntwurfb, ittbem er gn»
flleich auf bie babureß notißg werbenbe Einführung
ber ©inwohnergemeinbe hinweiß.

©eh. 9tath Sr. 33luntfchli macht auf ben
SJtangel aufmerffam, baß biefeb ©efc^ nur bab
|)emmntß ber ©cmeinbcjußtmmung befeitige, ba-
gegen manche nicht mel)r haltbare ©l)ebefd;ränfungen
be6 Sanbrechto betaße. ferner ßebt [Itebner ,ßer-
Oor, baß bie Söeglrföräthe ato aSerwaltungOgerichte
bibher befottberb mit ßtechtbftreitigfeiten über ©e»
ftattung ber f8crehelid)ung befcbäf'tigt gewefen feien
unb nad) SÖefcttiguttg biefeb SRaterialb bie Shätig»
feit biefer bewährten 33c()örben nad) anberer 9ttch-
tung oermehrt werben müße; eine Slermehntng beb
©efchäftbfretfeb, wie fte bte bapvifebe 9lbgeorbnefen-
fammer in leßter 3fl£ oorgefd)lagen habe.

Ser 39erid)tcrßatter gri)r. o. 9bübt giaubt,
baß leßtere Sefürcbtung in Slnbetracht ber burch
bag Slrmengefeß bem ©ejirfbrath gugetutefenen gäüe
nicht begrünbet fei.

©taatöminißer Sr. Sollt): Siefe ©efeßebs
üotldC|e fet {ebenfalls ntcfyt ber Ort. bfe Icinbrcct)t-
liehen Seßtmmungen über bie 3ußimmung jur@he
ju änbern. Ueberl)aupt fei eb bebenflich für un-
fer fleineb Sanb ein befonbereb gwürecht ju f<haf-
fen; nur bie govtentwicflung im ßufammenhang
mit anbern Sänbertt tonne unftve^Suribprubenj le-
benbooü erhalten, Surd) eine größere fttnjabt oon
Slenberungen föitnten wir aber julefjt ein ganj
befonbereb oom 9led)tbsufatnmeni)ang ahgefdmittc-
neb 9bed)t erhalten. Sarntt ferner ber 33ejirfb»
rath befebäftigt werbe, fönne man Weber bie 33e»

fd)ränfungen ber ©he beibehalten, noch neue @e-
i fd)äftöfretfe, bie orgattifch it)m nicht jufommen ihm
j überweifett. Sem 33eßrfbrath feien übrigenb burd) bab
I @d)ttl= unb ©traßeitgefeh unb jüugß burch
■ 2lrmettgefeh eine Slnjahl neuer gällc jugewiefen;
| biefeb ©treben, feine Äontpetenj Jtt erweilern, jeige
| ftch bei aßen neuen Vorlagen.

hiermit wirb bie ©eneratbibfußion gefd)toßen
j unb ber einjtge Slrtifel, fowie bei namentlicher
! älbßimmttng bab ganje ©efeß etnßimmig angenem»
men.

Ser britte ©egettßanb ber Sageborbtiung, bte
gweite SSevathung beb SBivthfchaflbgefeßeb, wirb
üerfdjoben unb hierauf in bie 33eratt)ung ber 33e-
richte ber 33ttbgetfommißton, hetreßenb bab 33ub-
get pro 1870 unb 1871, eingetreten.

S3ei a) 33erathung beb oon S e n tt i g erßatteten
33erichtb über bie aub bem Somänengrunbßocf ju
beftreitenben außerorbentlichcn Slubgaben wirb ber
Äommißionbantrag auf ©enehutigung ohne Stb-
fußton angenommen.

©benfo bei b) 33eratljung beb Seri^tb über
bab außerorbentl. 33ubget beb ©roßh- ^attbelbmi*
nißeriumb, nadjbem

ber 33erld)terßatter 2lrtarta einige erlau-
ternbe 93emerfungen bejüglich ber Äataßeroermeßung
beigefügt hatte,

unb bei c) Serathung beb 39erichtb beb ®ra*
fen oon Äagenecf über bab außerorbrntlid)e
33nbget beb großh- ^anbelbminißeriumb.

3um ©djluffe erßattet grßr. o. fRübt ben
93er(d)t über ben SRadßvag jum SBubget beb ©roßh.
Sußimihißeriumb, bie ©elfalte ber 2lmtbgerid)tb-
Slftuare betr.

Ser älntrag ber ^ommißion auf SewiKfgung
ber ßiefürgeforberten ©ummewirb angenommen unb
nach einer geßhäfttid)en 9Jlittheilung bie ©ißung
gefdßoffen.

ÄurlSrußc, 14. SRärj. 24. ©ißung ber ®r-
ßen Äammer. Sagebovbnttng auf Sienßag
ben 15. Sßiärj, SWorgettb 9 Uhr. 1) Slnjeige neuer
©ingaben. 2) ©rßattung unb ©eratbung beb ©e-
rid)tb beb ©eß. 9iathb Sr. Sluntfchli über bett
jwffdjnt SSabcn unb bem 9iorbbeutfd)en ©unbe ab-
gefddoßctten ©taatboertrag wegen wecßfelffitiger
©etoahruttg ber 9?ed)tbl)Üfe. 3) ©rßattung unb
©eratbung beb ©erfchtb beb ©eh. 9fathb Sr.
^enmaitn über ben ©efeßoorfchlag ber 3wei-
ten Äatnmer, betreßenb bk 2lbfd)aßung ber So»
bebßrafe. 4) ©rßattung unb ©eratbung beb ©e-
rießtb @r. ©roßh. Roheit beb bringen fEBilhelm
oon ©aben über ben ©efejjentwurf, bie SBaßU

ÖfUlin.

©ne Grjäblung oon Ä. äHtlS.

Oortfeßung.)

„9fun ©ignore — ih u3'? uidjt inbibfret fetn
— aber ©ie roerben entfhulbigen, wenn ich erra» j
tßen habe, toer ©ie ftnb."

„§eraub mit ber Sprache, — wer bin ich
benn ?"

„9lun . . . maijrfdieinltcb ... ber §err ©o-
Itjeibireftor!"

„3h brach in ein laute« Sachen aus. — „Unb
'uoraub fd)liefsen ©ie ba§?" fragte ich-

„2Beit bie ©erfonen, bie ©ie mir fo genau ju
“'Wachen aufgaben," fagte er mit leifer Stimme,
"J0, eben oon ber ©ahnhofbpolijet bem 3ugfüj)rer
^ e3hfaßb jur ©etoachung aufgegeben rooröen finb.
"7 ®r. ßat mich rufen laßen unb mir faß baßelbe
?,e ©ie, gefagt: ße ju beobachten unb fobalb fte
en 3«g oerlaßen, ißn gletß) baoon $u benac^ridßtis

Seßt b " i>°^' ^ an>t me^ ‘ * * ^et

avr?r i)a3 genfter unb ließ mich in ber

*!CnJUnbetun3- 22aä ßat bas wieber ju

»n ml fanra U-f f-"n; halb warb e§ Sicßt
meinem ©elfte, tcß glaubte bie 2fußöfung biefeä

9lätßielb mit Seicßtigfeit gefuttben ju ßaben! —
gra Slngiolo ßa;te gewiß, ttaeßbem er ftd; oon fet»
nem erßen ©cß reden erßolt, ßJiaßregeln treßen tool-
len, um perfönlicß glelia nüßen ju fönnen — ßatte
entroeber mir nießt getraut, ober meine $ilfe als
unjureicßenb hetrad)tet — mar auf bie ©oli^ei ge-
eilt — hatte roaßrfcßeinlih bem Queftore baS ©er»
ßältniß biefeS jungen SBläbcßenS auäeiuanbergefeßt
— unb biefer, um oor ber §anb toeitigßenS ben
Drt ju fennen, tooßin man ße entfüßre, ßatte burd)
ben Selegrapßen an bie ©olijeiftation oon Slßeßan»
bria ©efeßle ertßeilt, ße unb tßre ©egleiter über»
toacßen ju laßen.

Sieg mar bie (Srflärung, bie ich mir felbß gab,
unb bie mich auch ooUßänbig befriedigte — jebeeß
meine ©ebanfen ßatten wieberum biefelbe 9licßtung
genommen, unb tcß ßettte meinem roirren©etße eine
foteße Unmaße oon gragen, oon beiten er nießt eine
einjige ju beantroorten fäßtg mar, baß icß mir felbß
fagen mußte, eb märe ba§ ©eße, ih ßßte aß meine
©nergie barait, mieß gu jmingen, an ettoab anbereä
^u benfenl . . . aber woran? . . . gmmer wieber
ßanb bab fuße Seibenbbilb oor meinen Slugen!...
D, ßlelia — bu, oon ber mieß nur eine bünne
©retterwanb trennte unb bie mir boeß fo unenbltcß
fern war — bu roußteß eb nießt, wie mein §erj
in warmer inniger Siebe bir fddug unb wie mein
©eiß taufenbe oon Suftfcßlöffern [djmiebete, in benen

alb glänjenber ©tern ftetb bein fo finnig unb tief*
leucßtenber ©lief ßraßlte!

Unwißfurticß famen meine ©ebanfen auch auf
meinen Slblatub, oon bem tcß mir am oorigen Sage
fo oiel oerfproeßen _ bem oielgewanbien ©eppo
©langini, ben icß oergebenb auf bem ©aßnßofe ge<
fueßt ßatte. — Ser (Sßarlatan ßatte mieß grünblicß
angefüßrt — wie fönnte er mir jeßt nüßlicß fein!
— Socß nein! — eb iß beßer afletn — allein miß
icß bab kteinob erfämpfen — miß bab fuße Säcßeltt
beb ©lücfb auf ißr trauernbes ©eficßt wieber ju-
rüdfüßren . . miß Unmöglich^ möglid) maeßen, um
fie . . . um wab? . • • 9tun/ oor aßen Singen,
um ße p retten — Unb bann? . . . ga bann?..

3Belch närrifcßeS 3eit9 ma>t bo^ träumen fann,
wenn man aßein in einem ©oupee eineb ßourierjugeb
fteß beßnoet. — gd) trätimte oon meinem ßeimatß»
ließen §aufe, in bem feit bem Sobe meiner 9Rutter
bie £>ertin gefeßlt — ih träumte oon einer liebli*
eßen, Keinen grau mit weißem §äubcßen, mit feßwar»
jen waßenben Soden unb feurigem ©lide! 3$ ja&
bie Keine ©erfon fcßalten unb walten — i<ß ßörte
wie ße meine liebe beutfeße ©lutterfpracße mit jenem
fremdartigen lecente fpraeß — unb läcßelte glüd*
jelig . . . bann faß icß mieß felbß <n meinem §aufe
. . . unb ©ott weiß, was td> meinem Sräu»

men im Goupee beb 3u8eS oon älßeßanbria naiß
©enua faß l
 
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