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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 229-254 (1. Oktober - 30. Oktober 1870)
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9teuefte SHadjrirfjten.

©erlin,21.Oft. Offizielle müitärifcfyr
5i a cb r i d; t e n. Berfat lieb, 20. Oft. 3« ber
9?ncbr oont 19. junt 20. aUarmirte e or ©arie
bet geinb burep l)eftigc Kanoitabc auo ben gortö
unb n>i«bert)oUe Borfiöße von Snfantcric bie prcu-
fiifcOen SBorpofien in ber ©egenb oon EbeoiUt) olinc
bteffeiligett Berlufi. — ähn 17. würbe bureb dn
35etad5ement ber Ü?aab=2lrmee SPiontbibter befefst,
webet 4 Offijiere unb 178 Blobilgarben in ®c-
fangenfehaft fielen. — 2lm 11. ifi bab Etappen;
iommanbo Stenat) bureb einen 3luefnll oon ÜJt u n t-
meb t) aufgebeben worben.

Stuttgart, 21. Oft. ®cr König fnnbte am
©eburtbtag beb Kronprtnjen oon Sßreufjcn
(18. Oft.) ein ®lücfwunfcb*0d)re(ben, oerbunben
mit bei Berlcibung beb ©roßfreujeb beb SDfiliiär*
Berbienftorbenb, in Slnerfcmtung ber erfochtenen
herrlichen Siege ab. Her Kronprinj erwiebevte
mit bem innigften 35attf für ©lüefwunfeh unb Dr«
ben, ten er mit ber Haltung ber württembergifdjen
Struppen in btefcm gelbjug oerbaufe.

Stuttgart, 2i. Oft. Kantmerercffnung.
SJtegierungbocrlagcn wegen gorterbebung ber Steuern
bie 31. 3an. 1871 unb cincb weitern Biilitävfre*
bitb oon 3,700,000 fl. Bijepräftbcnt ißrobfi bean-
tragt Entgegennahme beb Refernfb ber ginanjfom*
miffieu auf ÜRorge» 9 Uhr. 9Kof)l wünfdjt einen
längeren Termin wegen ber 3Bid)tigfeit ber Bor*
tage. 9iad) lebhafter Debatte wirb Biobl’b Slntrag
gegen wenige Stimmen ber Bolfbpartci abgelebt.

Hamburg, 20. Oft. Rad) einem Telegramm
ber „Börfenbaße" aub Eupbafett ifl bab fran*
jbfiftbe ©efdjwabfr am 18. b. 2lbenbb 7J/2
Uhr wefinorbmefilieb oon Helgolanb, weftwärtb freu*

ernb, arielicn worben«*»g>eute würben feine feinb*

liefen Scpiffc gefeben.

lourb, 20. Oft. Öourbafi bat ftcb über
Rouen nabb 8iUe begeben, Brianb übernimmt bab
Kommanbo in ber Rorutanbir.

2aurb, 20. Olt. £Die Entgegnung gaorc’b auf
bab Runbfchrciben Bibmarcfb lagt in betreff ber
3ufammenfunft jugerrtereb: Breußcn ocrfolgt fp-
ftematifcb bab SSBerf unferer Bernicbtung. granf-
reich barf ftcb feinen SUuftonen mehr bingeben, eb
banbeit ftcb um ©ein ober Ridjtfein. 3nbem man
granfreid) einen gricben, um ben ©reib öon 3 35e-
partementb anbietet, niutbct man ißm Scbmachöol*
leb }u, granfreicb toieb bieb Anerbieten guruef,
unb wirb bafür mitSwb unb Bernicbtung bebrobt.
SDicb bie Situation.

SDodj oictleidjt war für granfreid) bie fcblimmfte
^Prüfung iiötljig, woraub eb gelautert btvnotgeben
wirb.

törüffcl, 20. Oft. H‘ct eingetroffene 9R a r f e i U
ler Radjricbtcn fonfiatiten, bab itd) bie bortigt
Sage tro$ ber Slbberufung Ebquiro’b nicht gebeffert
hat. 35ic Einmobnerfdiaft befürchtet eine Bltinbf*
rung burd) bie untern Bolfbflaffcn. Oie Banfierb
unb Kaufleute )chicfeit ihre Sachen inb Ruslanb.
Oie Rbeber fefotefen ibre gabrjeuge nach ©enua
junt Solchen. Oer Stfoner „Salut public" fährt
fort, bie ßucbtloftgfeit ber SEruppen ju rügen. 35te
aub SLourb eingettoffene „grance* fordert bie Re»
gierung auf, bie ipolitif bee ßögernb unb ber Un-
entfd)loffenbeit ju beenbigeii.

©rüffel, 21. Oft. 35er amertfanifebe ©efanbt«
i jcbaftbfecretär, ber geftern aub Soitbon jnrütfgefcbrt
ift, conferirte bterortb mit bem injwtfcheii cingetrof-
feiten Sbertbau unb reifte hierauf nach ®erfaüleb
ab. Sberiban erwartet hier SSurufibe unb fetivt
bann nad) Slmtrifa jurtief.

glorcnj, 21. Oft. 3u golge eittcb 8efd)lu|feb
ber engl. -Regierung, nunmehr bie ganje tubiidfc
f)5oft via Oftenbe unb Srcnner ju tnüvabiren, gebt
ber Sttinifter ®abba nach Sörtttbift, um bort See»
lotfcit für ben Oicnft ber tnbifdjett ^Soft einjuftib^
reit. — Sccchi (®atcr) ijl aiif beit Antrag, bic
Oirection ber römifcben Obferogtorien beijubebalten,
cingeggngen.

Simn, 20. Oft Stlla erfiärte, beroocrageitfce
fPerfonen ft^ertt bic llebcrtvaguug ber 'Jfeftbtnj nach
iRom; biejelbc fbnne fcbccb nur burch ein oom sf?ar-
lament ootirteb (Scfeh erfolgen.

S?trieggna^«^ten.

— fparifer 97acbvicbteu oom 13. b. fpreeben
oon einem 31 ub f a 11 e, ber and) in bieftn Slättern
bereitb erwähnt würbe unb bet welchem bie iöela-
gerer 1000 2Jiann oerloren haben fotlen. Einen
Sluöfall oom 13. b. fennen bic beutfeben Srabtbe*
richte aub ®erlin gar nicht, eb müßten beim bic
Oon ben ©apern mit Seicbtigfeit jurüefgewiefenen
10 Bataillone fein, noch weniger einen berartigen
©erluji, nnb eb ift ohnehin amtlich befannt, baß
bie beutfeben Swuppen noch üoÜfommen Ihre Std-
lungen oom 19. Sept. innc haben. 3«/ <m fouigl.
Hauptquartier hat man amtlich bie ÜÖcrwutiberuug
aubgefprochen, baß feit bem 30. ©ept. bie |o ge-
wattige Bejahung oon Barib auch gar nichtb Ernfi-
licheb unternommen hat. Unter biefen Umftänben
gelangt man ju bem Schluß, baß £m Srochu
Ho^wohlgtboreit in fpartb nach bem „Slubfiug"

©ambctta’b bab Sügengcjdiaft auf eigene SRetbnuttg
unb ©efahr, jeboch oollfommen würbig feineb ehren*
werthen ©enoffen ©ambetta fortfe^t. 2)a wir in
Oeutfchfaiib nun wtffen, baß man ftch auf bie
UBabrbaftigfeit beb beutfehen Hauptquartierb in
btefent Äricg oerlaffen fanu, io bleibt nur nod)
bie eine, auch oon ber 3nbcpeitb. beige aufgcfiellte
3Ruthmaßuug, baß man in iparib für bie 3wede
ber fProöinjen ein „erlogenem Slmtbhlatt“
aitfcrtigt. 2tnd) eine fefjotte ©egenb! SDfc Sefehung
oon SScfoul füll bur^ bab. Gruppen bewirft
worben fein. (33. S.)

— 35er „3Bef. = ßtg." berichtet mau: „21ub

2R e h haben, fo wirb btute crgafflt, gefangene
franj. Sotbaten beriditei, baß bie fDiobllgarbe, mit
gortfehung ber ©erthetb gütig unjufricbeu, reOol-
tirenb bent SDiarfcbaCl ©ajatne oor bab Quartier
gerüeft fei, um tßn jur llcbergabe beb ©laheb ju
bewegen. 3ft hif SRachricht begrünbet, fo wirb ber
Telegraph bavüber berichtet haben, bcoor biefc
Seilen in 3h« Haube gelangen. üDeferteurb aub
3Reh, welche ftch in ben lebten Sagen hei oerjihie-
beiten unterer ©erpofkn namentlich beb 3. Sorpb
(norbweülich ber gcüuug) gentelbei haben, haben
bic Nachricht mitgebradit unb hinjugefügt, bap ber
SRarfchall Bajainc ju feinem Schule 5 äJOtrail«
leufctt oor feinem ©alaib habe auffahren lafftn.
35ie Sage in 9Jie|j wirb alb nicht länger haltbar
bejetebnet. Äranfheit unb fProötantmangel brängen
jur Uebcvgabe ober jum Berlaffen beb ©lahcb.
Selbji Brob folt niiht mehr oorhanben fein. 35aß alb
gleif^fpeife fefjot: feit lange Bferbefleifch ohne
Salj gereicht würbe, ift befannt."

SJonn, 18. Oft. Seit mehreren Sagen burch®
lief unfere Stabt unb Umgegenb bab beunruhigenbe
©erficht, baß mehrere hunbert unferer Bonner Sanb-
wehrleutc, welche in unb um Seban flehen, bei
etrter Dlecognobcirung gegen bie gefiung SRontmebh
überfallen ifWF^Jfftwtgen genommen worben feien.
3« ber Si)at ifi bie 5. Compagnie in ber 9ia<ht
oom 10. auf beit 11. b. Hitb. in Stetiah burd)
Berrath überfallen Woeben, unb würben 3/4 bet
Kompagnie ju ©efangenen gemacht u. nach 9Ront-
mebt) gerafft. SBenige ber Unferen, berenSRamtn
unb nocH nicht befannt ftnb, würben oerwunbet ober
gelobtet; etwa 30 ÜJtann mit Seutnant Hiüe^anb
entfamen. 3« bem Briefe eineb ber gefangenen
Bonner, welcher burd? gefangene unb fpäter ent-
lajfene guhrleute aub fDiontmebh nach Stier ge-
brad)t unb bort ber ©oji übergeben würbe, heißt
eb: 3)te Behanblung oon Seiten ber granjofen ifi
eine oerhältnißmäßig gute, wahvenb frühere ®e-

Jic JrHiEofüii in gmnburg.

DioöeUette oon S. §cinrid)b.

(gott)ehunj.)

„Unb bodj müffen au^ Sie bicfelben lefen,
Heu Stephani!“ fprad) ber junge SJiann fanft,
„ba eb aud) 3^r fpejiclleä 3Bol)l, wie bab 3ßrer
gamilie betrifft. 3<h ^abe bie gütige Se'tung mit-
gebracht, bitte, lefen Sie biefe Befanntmadjung,
Herr Stephani!"

®r hatte ein Seitungbhlatt aub ber Safdje ge*1
jogen unb hielt eb ihm mit bittenber 3Ricne |in.

35er Uhrmacher fhüttelte ben Kopf unb roanbte
ftch mit einer heftigen Bewegung ah.

„3Bab wollen btefc granjofen mir noch nehmen?"
rief er bitter ladjenb; „ich f)abe nidhtb mehr alb
biefe Hänbe, mit benen ich ein haiheb Sufcenb oon
ihnen wohl noch erwürgen fönnte. 3iid)t unlieb
wäre eb mir albbann," fefde er mit gehobener
Stimme Ijinju, „wenn unter biefem halben SDufjenb
fich einige beutfehe BeVräther unb Spione befänben,
3h«u Heben greunb, ben dJtaire diüber an ber
Spitte."

„Beleibigen Sie mich, wie Sie wollen, He«
Stephani/' rief SDoftor Hartung hleidh unb büfter;
„id) wifl’b oon ghuen ertragen, nur jaljlen Sie
ben SDiaire 3iüber nidjt ju meinen greunben; bab

ift bie ©renje meiner ÜJiäßigung unb greunbfehaft
für Sie unb 3bre Samilie."

„@i, beleibigt Sie ein gaftum, mein 35of-
tor?" lad;te ber Ul)nuacher f)öf>nifcH; „ein gaftum,
u>dd)cS bie ganje Stabt hejeugt? @eßt ggt He«
Bater nicht 2lrni in Sirm mit bem 2Raive Stüber
unb tßeilt feine nächtlichen Orgien? Hat ber 3JJar-
fd)ad „SCButh" ben Kaufmann gohanneb Hartung
nicht für einen guten Untertanen Sr. Btajeftät
oon granfteich öffentlich erflärt, weil er fo uor-
treffliche @enbarmen= unb Souanen=Sienfte leiftet?
Unb jinb Sie, ber Sohn biefeb gofyanneb Har*
tung, nicht ber fünftige Sd)wtegerfohn beb ÜJlaire
Stüber?"

Slntonie jitterte hei biefen furchtbaren SBorten
beb Baterb, fte fonnte ihren Sfjränen nicht mehr
gebieten unb erhob ftd), um rafch an’b Bett ber
fronten SJiutter ju treten, welche, oon ber lauten
Stimme ih«§ SJlanneb aufgefdirecft, aub bem leich-
ten Halbfchlummer erwart war. ©ine ©raufamfeit
oon jenem bie nur mit feiner oerjtoeifelten Stirn*
mung ju enifdjulbigen fein mochte.

Sab arme junge SDtäbchen fniete troftloS unb
angfiooH am Bett ber SDtutter nieber, welche wie
hehütenb bie burdjftchtige hagere Hanb auf bab
Haupt i^reS Kinbeb legte.

©tnen Slugenhlicf herrfchte Sobtenftille in bem
engen Staume; ber junge SDoftor hielt ftch, wie mit

ftch feI&er ringenb tm fur^tharen Kampfe, an einem
Borfprung ber 2Banb feft.

Sann fehlen er plöhlich einen ©ntfci/luß gefaßt
ju haben; ben erftaunten Stephani auf bie Seite
brängenb, trat er rafch auf Slntonie ju.

„®u haft eb gehört, Slntonic!" fpra^ er mit
lauter, fefter Stimme, „mab 35ein Bater foeben
mir in’b ©efnht gefchleubert hat. „gebet Slnbere
müßte mir folche ©Sorte mit [einem Sehen büßen;
oon ihm muß idfb bulben, weil ich bich liebe! —
ga," fuh« er leibenfdjaftlicher fort, „ich liehe Qidj
nodh eben fo treu unb innig, wie oor einem gab re,
unb Süge ift’b> wab Dein Bater oon mir hehaup*
tet, baß idh ber Sdjwiegerfobn jeneb Berhaßten
jemalb werben fönnte. ffleß mir, baß ich bie greunb*
fchaft meineb Baterb mit jenem Schergen nicht ju
binbern oermag —"

„Unb bie eigene greunbfdjaft noch »iel weni*
ger," lachte Stephani oerächtiidh auf.

„geh habe feine perfönlidje greunbfehaft mit ben
granjofen," bemerke ber ®oftor mit einer fdjmerj*
liehen ©elaffenheit; „wenn ich troi} allebem mich
nicht oon ihnen jurüdfjiehen lann, fo liegt bab h«upt-
fachlich in meinen bürgerlichen Berhältnijfen unb
bem ©runbe, auf folche 2£ct meinen unglüdKidjen
SRithürgern mehr nü^en ju fönnen alb mit bem
öffentlich jur Schau getragenen Haffe. Sehen ©ie
ben jefdgen Biaire ©henbroth an! tro| ber fran*
 
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