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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 50-76 (1. März 1870 - 31. März 1870)
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57.

JU)omum«t«prci* fl. l. 3 ?. in ^eibelberg,
butcö bte fl. 1. 16 fr. bterteliabriß.

9. man.

Ivujeiflen 3 fr. J>te '©etitjeilf, bei 2lutffunft£'
ettbeilUitfl 4 fr.

1870.

3wri§bicti(m§tJertn*g mit bem 9lorb*
»eutfiöett ©unbe in bce jtueiteu Sammev.

Der ©ertrag über ©ewäbrung ber Dtecbtöl)ülfe,
Welchen bie ©rojjf). SSabifdje iRegicrung mit bem
5Rorbbeutfd)en ©unbe abgefchloffen hnt/ üanb am
4. ©iarg tn ber gweiten Äaminer gur ©erathnng.
3)te ©ebeutung beffelben liegt, wie befannt, haupt*
fächlfd) barin, baü fortan jeber red)töfväftige Ur-
tbeilbfprucb eine« babifdjen ©eriefatd burd) bad
gange ©ebiet beb SRorbbeutfchcn ©unbed biefelbe
©ültigfelt bat/ tote in ©aben felbft — unb um*
gefebrt natürlich bie ©rfenntniffe norbbeutfdjer @e*
richte, ©in grofjer ©ovthefl liegt ferner barin,
ba§ bie babifeben Staatsbürger Bor bem norb*
beutjeben, unb bie norbbcutjd)en Staatsbürger Bor
ben babifeben ©erlebten in 3ubtaft gang wie 3n-
länber bebanbelt werben foUen.

Dajj aueb biefer ©ertrag, inmitten ber übrigen
mit bem Diotbbeutfchen ©unbe bereite befiebenben
©ertrage alö ein neuer Schritt gu einer innigeren
nationalen ©erttnigung, alb welchen ihn ber ©e-
riebterfiatter 2lbg. ©crbel, fomte bie Slhgg. ©cf-
harb unb Äiefer bcgrüfjten, gu betrachten fei, mürbe
öen bet ©Jinifterbanf miebrrl)olt peroorgehoben.
2)och bemerfte ber 216g. Samet), bafj gerabe ein
folcbeö Uebereinfommen über gegenfeitige SRed)tö*
hülfe mit Jcbem cioüifirten Staate non georbneten
SRechWinfiituttonen eingegangen roerben fönne, unb
er fprad) fogar bie Hoffnung aud, bafj bied in
nicht allj« ferner geit gcfchehcn werbe.

©en btefem ©ejtditdpunfte aud, unb angefiebtb
ber auf ber £>anb Uegenbeu praftifeben DJüglicb*
feit beg 3t*rföbictiondoertragd fonnte ed nicht ©tan*
ber nehmen, bafj felbft bie ber nationalen ^BolttiC
rciberftrebntben ©lemente bemtelben ihre 3ufttm*
ntung nid>t oerfagten. Dlur ber 2lbg. ©iffing meinte
ber mögttctjni putttifchcn ©ro;cffe wegen ben ©er*
trag nicht ntniebmcn gu bürfen. 33er 2lbg. oon
geber wünfdjte, bafj ähnliche ©ertrage and) mit
ben übrigen fübbentfehen Staaten abgcfdjloffen wer-
ben möchten, worauf ihm ber ©räftbent beb ©ti-
nifteriumb ber anbwärtigen ängelcgenheiten ermf*
bette, bafj ein gleicher ©ertrag wie ber oorliegenbe
»om ©orbbeutfehen ©unbe and) iBurttemberg unb
©aiern atigeboten, unb bafj ©aben feinerfeitb eben*
fatlb bereit fei, mit ben genannten Staaten ent*
fpreebenbe ©ertrage eingugel)en. 3m Uebrigcn
fiimutte auch »du geber bem oorliegenben ©er*
trage gu, unb fo warb bcrfelbe, nacObcm ©tiftng
»or ber äbflimmung ben Saal oerlaffett, einftim*
mig angenommen.

Snbcjj, nicht fo einfach, wie wir eb hier bar*
gesellt, oerlief in ©Urflidjfeit bie 33ebatte. 33er
Umftanb, bafj bei ber britten ßefuttg beb gleichen
©ertrngeb im Dforbb. ©eiebbtage, am 24. gebruar
burd) ben befannteti ßadferfchen äntrng bie grage
beb ©intrittb ©abenb in ben ©orbbunb gur Dtd*
fufffon gcfommeit war, gab ©eranlaffnng, bafj man
aud) b^r bieb Schema nicht mit StiUfdtweigen
überging.

ßunäcbfi ergriff in biefer ängelegenheit bab
©Bort ber 2lbg. @cfl)arb. @r hob b^oor, wie
lebhaft ber nationale ©ebanfe feit S'^hrjehntcn in
unfern ßattbe jum äubbrud gefommen, erinnerte
an bie Haltung ©abenb gegenüber bem granf-
furter gürftentage, an ©abenb unfreiwilligen ©ei*
tritt ju beit geinben ©reuüenb im 3obre 1866,
an fein ©erhalten unmittelbar nad) bem Kriege j
Wie eb nach rafd) abgefcblojfenem grieben benßoü*
oertrag erneuert, wie eb ben Slliianjoertrag mit
©reuten nicht allein abgefcbloffen, fonbern auch
treu unb rebltcb erfüllt habe. Seitbent haben oer*
fchiefcene £br nreben ßeitgni^ gegeben Bon bem
Streben nach einer moglichfi baltigen nationalen
SBteberoercinfgnng. Slber mau fci ftch bfr realen
©ebtngungen einer foldjen ©ereinigung fletb fel)r
wol)l bewufjt gewefen, unb beßhalb muffe unbe*
bingt ©ermabtung eingelegt werben gegen bie Un*
terftcüung, alb fei bie Slnregung ju öem 8abfer*
fchen Slntragc oon ©aben aubgegangett. Soweit
btefe Unterftellung bie ©artei betreffe, ber er an*
gehöre, jo oerweife er auf bereu ganje Haltung
feit bem 3at)ff 1866, inbbefonbere auf bie 2lbrefj-
bebatte beim ßufammentvitt beb gegenwärtigen
ßanbtagb, fowie auf bie im 3ünuar bierfelbfi flatt*
gefunbene 3llf«mmenfunft mit politifdien greunben
aub üBurttemberg unb Reffen. Seine ©artei; be*
tradite ben ©intritt ©abenb in ben ©orbbeutfehen
©unb aUcvbingb nicht alb eine ©nabe, fonbern
alb nnfer ©eebt, aber fte habe fleh leinen 3lugen-
blief bie ©chwierigfeiten ber gegenwärtigen euro*
päilcben Sage oerfehlt unb feinen 2lugenblicf oer*
fnnnt, ba& nur ber ©Jacht bie ©efiimmung beb
geeigneten ßeftpunftb für unfern ©intritt s»fltbf/
welche bie ootle ©erantwortlicbfeit für bie etwaigen
golgen beffelben gu tragen im Stanbe fei.

©Bie immer man aber über bie ßeitgemä^beii
beb Sabfer’tcbcn Slntragb benfen möge, febenfallb
fönnen bie greunbe ber nationalen Sache in ©aben
immer banfbar fein nicht allein für bie beutfdi*
brüberlicbe ©eftnnung, weldje alle ©arteten beb
©etebbtagb in ber 33ebatte oom 24. gebruar für
unb an ben Sag gelegt, fonbern auch bafür, baff

burch jenen Slntrag ber Slnfto^ ju einer lebenbigen
©ewegung im ©olfe für bie ©oUenbung beb na*
ttonalcn ©inigungbwerfb gegeben fei. SDenn nur
burch eine folche bab ganje ©olf bieffeitb unb jen*
feitb beb ©Jainb erfaffenbe ©ewegung werbe eb
möglich werben, bie enbgültige Söfung ber bcutfihen
gcage auf frieblichem Söege ju bewerfftelligett.

©on biefem Stanbpunfte aub wancte ftd) SRebner
nunmehr jur SBcberlegung einiger hier unb ba auf*
getauchter irrthümltcher 2lnfd)auungcn über bie SBir*
fung ber ©ibmarefifhen ©vfiärungen oom 24. gebr.,
junächft gegen bie, alb muffe ftd) bie babifebe ©o-
litif nun mit ©inem Schlage ooUflänbig umwan*
beht. 3n ben Sleu^erungen beb ©unbebfanjlerb
liege ja burchaub nichtb ^teueb für unb, im ©egen*
theil, wenn aud) bie gorm ber ©ibmarcfifchen 9tebe
nid)t gerabe gur Stärfung ber nationalen ©eget*
fterung beitragen möge, unenblid) »iel fd)werer
wiege bod) bie oon allen, unb nicht am wenigfien
oon ©tbmarcfb eigener Seite aubgefprodjenc Slner*
fennuitg, ba^ ber fRorbbttttb nur ein Uebergangb-
gufianb fei, ber nothwenbig gur ©oUenbung ber
nationalen ©inbeit führen m ü f f e. Unb wenn
man nun fage, bafj wir fortan Wenigfienb bie gre*
fjest Dpfer für unferc SKiütärlafi fpnreit fönnten,
fo frage er bod), haben wir benn biefe Opfer bib*
her gebracht für ©reujjen, für ben orbbeutfehen
©unb? DJein, für unb felbji unb für bie ©Sieber*
erftehung Seutfchlaubb. DJi^t bie Hoffnung, heute
ober morgen in ben Dforbbunb cintreten gu fönnen,
fonbern lebiglich bab ©ewufjtfein ber ©jiieht, ba§
in ben Sagen ber ©efahr jeber beutfehe ©clfb*
fiantm gum S^u^e beb grojjen gemtinfnmen ©ater*
ianbeb gerüftet fein müffe, haben unb gur Unter*
haltung eincb tühtigen ^)eerebförperb bewogen.

3ubeh, wenn wir unferm ©olfe gumutl)en, biefe
großen Dpfer gu bringen im fjinblitf auf ein mehr
ober weniger ferneb 3^1/ bann bürfen wir il;m
wenigftcnb bab Diaheliegenbe,- bie frtijtnnige ©nt*
wicfelung ber heimifdieit 3uRänhe nidbt oorenthalten.
3)iefe Uebergcugutig habe hibijer ^Regierung unb
©olföüertretung in ©aben geeinigt, ©eloben wir
nnb, fcblojj Dfebner, ba^ tvir aud) ferner in biefer
©Seile gufammengchen.

DRimjierialpräftbent o. grepborf, welcher
nach ©cfharb bab ©Sort nahm, conflatirtc, bafj bfe
Sleufcrung ©ibmatcfb, alb ob gaöfer gu ber ba«
bifebett ^Regierung in intimer ©egiehung fiebc, nad)
eiugegogenen ©tfunbigungen oon ßabfer felbft, alb
aud) oon aubern alb' eine ironifhe aufgefagt jei.
ÜRtcbtbbejtowenigfr erfläre er, ba^ weber oon her
©r. ^Regierung in ihrer ©eiammlbeit, nod) Bott

(|UUa.

(Sine (Srgäblung oon 81. STOelb.

(gortjeßung.)

$ie brei Samen fteijen oor bem Sabentifdje
unb haben meinen ßintntt gar nidjt bemetft; oor
ihnen liegt eine 2ludwaf)l oon Guides-voyageurs,
bie fte bucchblättern, unb id) höre bie lie6lid)e Stimme
gräuletn ©aulag, welche faejt:

„fjflben Sie benn gar feinen ©uibe, ber ftd)
fpegieU mit ber Dtioiera bei Seoante unb bem ©olfe
Oon Spegia befdjäftigt?«

„©itte um ^ntfchulbigung, ©tabemoifeHe/' er*
5ü>ert ber Sommib — „hier in biefem ©utbe oon
_ ^‘eUQtalien werben Sie aUeä, wab fte wünidjen,
ftnben,"

©aula Blättert in bem ihr bingereiebten ©uche,
Dte alte S5ame mit ihrem immer freunöli^en Sä beln )
®letcheä — nur Slelia — ich fann 'br I
©eftchl in einem Spiegel [eben — nur (Slelia hflt
ihre ftetä gleichen, ftarren 3uge bewahrt. ©Senn
idh mi* nicht täufhe, ft^h1 f‘e angegriffen unb lei*
benb ouä > bas fc^öne, liebliche ©ejtdjt ift blaß, bie
Slugen trübe — ü)re ßanje Haltung ift erfhlafft.
— ©Sarum fchnürt fleh benn mit einem DRate bas
$erg in meiner ©ruft fo fhmergooll, als ich ben :
SeibenSattSbrucf, ber wie ein Uitmbuä um bas §aupt \
beg jungen ©iäbd){nä i^webt, erlenne? — ©S ift s

unfhieftid), fremöe ©erfonen in einem ©efdjäfte an*
gufpredjen — boch wa§! ... ich habe bem jungen
2Jcäbd)en fhon einmal einen Slienfi geleiftet —
wer weih? —■ überbem bin ich e*n ©laubiger, bem
feinem Sdmlbner gegenüber alles erlaubt ift.

„§aben bie Samen eine glüdliche Steife gehabt ?"

©iatt brel;t fid) erftaunt um — ftel)t mich eine
Secunbe lang oerblufft an; bann erfennt man
mid; . . .

„Ah, ce monsieur!“ . . . fagt bie Sante —
„ich banfe, mein §err ... mir ftnb oor einer Stunbe
erft oon ©enua gurüefgefehrt ... ich ntufj 3hnen
i nochmals für 3bre greuubli<hfeit in St. 3eanne be
DRaurienne banfen."

„gür ben ©ienft, ben fte mir geleiftet haben?"

. . . fage ich lädjelnb unb einen ©lief auf Slelia
werfenb ... O wie fdjön .... wie munberfchön
| ift biefeä ©tabuen! 3hr äuge hat nicht meljr jene
Starrheit — ihr ©lief ift tfjränenfchmer — fte
fwf)t mich lächelnb an — unb ich fühle mich er*
vöthen, als wenn ich jtebgehn gaijre alt wäce . . .

2)och plöhlech nimmt ber ©lief SleliaS einen
anbereit SluSbrud an. . . . ©rftaunem — ©erwirr*
ung ... ja faft S^reden fpiegeln jtch barin ab;
— wie feftgegaubert haftet ftch ihr äuge auf bie
Sl)ür beS SabenS — ich werfe einen ©lid borthin
... ber Sominifaner . . . ber DRarquiS tritt fo
eben ein — fd)reitet auf ben Sabentijcf) ju — [teilt i

fid) neben mid) h*n unb lägt fein Safdjenttidj
fallen ....

Sie ©eftnnung fehrt mir wteber .... bie IRpfle
mit ben hunbert fRgpoleonS ift in meiner $anb —
ich öüde mich gur Srbe — nehme baS Safchentndj

auf unb gebe eS bem DRönd) wieber.®iefer

fühlt bie DtoHe in bem Suche. . . . „Grazie Sig-
nore!“ — fagte er — „tante grazie“ — unb
bann ftch an ben Gomntis toenbenb, fragt er, ob
eine Ueberfefsung be§ berühmten ©SerfeS beS San*
nonico Söüinger über bie weltliche ©Jacht beö f$ap*
fieS ejiftire.

,,©ur eine frangöfifdje," erwibert biefer.

„Sann mir nicht bienen," fagt ber ©ländf) . ..
oerneigt [ich leicht unb oetläfjt ben Saben.

3)iefe gange Scene hat faum eine ©Jinute ge*
mährt, unb ich habe Glelia ftets im äuge behalten
... fte ift immer bleidjer geworben — ihr ©lief
fdjeint ftch nicht oon bem ©eftd)tc beä ©löncheS
trennen gu fönnen, unb al$ biefer ben Saben oer*
laffen h“t, fteljt fte wie eine Statue ba.

„§aben Sie brn nächften 3«g benujsen fönnen ?"
fragt mich bieSante, bie oon aliebem nichts bemerft
hat.

wga, ©Jabame," erwiberte idh nac§ einigen äu*
genbltden ber ©ermirrung — „ich bin am felben
äbenbe noch abgereift."

„Sieh, ©Jama," fagt ©aula — „h*er ha&«*
 
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