JS 47.
3U»onnenunt5prci5 ff. l. 3 f. in £eibelberfl,
burcö bie ’puff ff. 1. 16 ft. mertetiaßrig.
Freitag, 25.. ^eftvuat.
3 fr. btt 'JJetitjeife, tei 9u6funft#*
ertbetlung 4 ft.
1870.
S>e»tfälanb.
ftarlSrußc, 21. gcbr. 59. offenttidjc Sißustg
ber ßroeiten Äammer. Unter bem Sorftß beö
©räjibenten fjilbebranbt. (Schluß.)
©taatSminifler Sr. Soll9: Sie Dort beit bret
Sorrcbuern Dorgetragenen ©rünbe rccbtfertigcn je-
beufaUS nid)t bic SÖernoerfttng beS ganjett ©efeße«;
blößer übe ja lebtglid) ber ©emcinbcratß bte 2lr-
menpflege, jeßt wirfcn aud) ttocb anbere ©lemeitte,
nscld)e bie Humanität Dertreten, babei mit. Ser
©unfd) beb 2lbg. üRüßlbäußer fei ja erfüllt. Sie
Sriji, burd) welche ber UnterjlüßungSmohnfiß er«
Worben werbe, brauche ferner burcbauS nicht bie
gleitbe ju fein, wie bie, in welcher baö 93ürgerrec^t
in ber @inwot)nergcmeinbe erlangt werben würbe.
— Ste Äreife müßten, wenn fte Sclbjfoerwaltung
haben follen, Arbeit unb Selbfitßütigfeit haben unb
gewiffe fWittel aufbringen; aber jcber Urciger, ben
bte Äreife meßr aubgeben, werbe ja Don ben Ärefb«
mitgliebcrn in Heineren SSejirfen gebart. — Sie
Tragweite biefcb ©efeßeS fei ferner nicht fo fdjmer
einjufelen; mit bem ©ürgertiußen fimtgc bnffelbe
ni*t äufamnteit unb aud) bei ©infuhvung ber @tn-
tooßncrgemetnbe benfe man nicht baran, alle int
Drt ©obnettbeti itt ben Sürgernußen etnjufübren.
— Sen 2lbg. Dott Safjr tjoffe er uocß für bab ©e-
fcß fiimmett ju feßen; bte Sclaftuug ber ©emeinbe
Werbe ntdjt fo bebeutcttb fein; beim 21rbcitbfä[)ige,
welche nur feinen Unterhalt ftnben fönnett, wetbe
bie ©emeinbe nießt ju unterhalten brauchen, fon*
berit fic jurn gortjug aufforbern föttnen. Ser 2lbg.
D. ©ulat t)«be auf bab ganj rießttge Serßältuiß
bingewitfen, baß ein untrennbarer ßufammen*
bong nicht gerabe befiele. Sagegen fei bab @c*
feß über ©rieteßterung ber ©ßefd)lief?ung bod) ein
gattj triftiger ©runb, baS ©rmengeieß ittb Sehen
ju rufenj bettn baS ©ecßtSDerßältnifj beb angetre*
lenen SürgerrecbtS werbe jeßt und) 2lufßebung beb
3ufHmmungSred)tS beb ©emeinbcrathS Dtel fcliener
Dorfommett, unb baß biefe otelcn blob mit ange-
borenem Sürgerredst begabten ißerfonen immer noch
©njpruch auf Unterflüßuug att bte Sürgergcmeinbe
haben foHten, fei gewiß ein unnatürlicher ßufianb.
Sringcnb fei aber wirflid) bic ^Regelung ber grage
t^eilb wegen ber fct>r lodern rechtlichen ©runblage
mancher hi^b« gehöriger Snfiilute, tßeilS wegen
ber UnterflüßungSDerßältniffe ber Seoölferung ber
großem Stabte.
Ser Serfd)terfiatfer ©hg. Slum will nur noch
einzelne ©unfte bcooorbeben. Sab ©efultat ber
inbußrieflen ©ntwicflung unferer ßeit treibe jur
©inwohnergenteinbe l)in; fo hefottberb bie feit 1862
hier beftebenbe Sreijügtgfeit unb ©rleidjterung ber
©hefdfließung. Sie Doriiegenbcn ©efeße feien wirf«
lidj ©oriäufer ber ©inwohnergemeinbe. Sie @r-
leiditerung ber ©hejdjlteßung fei Don ber fatt)ol.
©olfepartei, obgleich fte bett ©rttnbfäßen ber itirche
entipredje, befämpft worben, nur aub Opportun!«
teitbgrünben, aub fchonettber ©ücfftd)t auf »eraltete
Solfoanfchauungen. ferner habe biefe gartet bie
ßaatliche 3wattgbpßid)t jur 2lrntciiuttterfhißuttg an-
gegriffen; biefe |‘'be uttb aber im ®egenia| $u
granfreich Dor manchen fojtalen Kämpfen bewahrt,
ffientt tiefe gartet bte freiwillige Slnnenpßege alb
bte allein wirfenbe haben wolle, ntüffe fte auch bie
Settelfreiheit einführen.
Sic jejjigen SedßbDerhältniffe ber Slrmcnpßcge
hatten, Wie Siebnet aub praftifd'en fällen bartttut,
häußge unb fchreiettbe 9Jtißftanbe nach ftd) gejogett;
bteb ergebe ftd) fd)on baraub, baß in ben größeren
©täbleit bie äRebrjabl ber ©fnwohncr, itt anbern
©emeittben immer nod) feßr Siele Sitdjtbürger feien.
Siebner fpri^t fein Sebaucrn aub, baß 2lbg.
Samep, ber eigentlich biefeb ©efe^ nur alb Äonfe-
quenj feiner bereittßigcn S()ätigfeit anfcf)en follte,
bab Slrmcngefe^ angegriffen.
Ser 3ufc»ttm<'nbang jwifd&en ber ©efehgtbuttg
Don 1*862 unb ber ©inwohncrgbmeittbe liege barin,
baft bie fjrefjitgtgfeitcn bte ©emetnben, befonberb
bie «Stabte nach unb ttad) mit einer größeren 3ln-
jal)l grernbe burd)fe|e unb fo bewirfe, baß bie
Ünterftü|ungbpflid)t uttb bie ©emeinberechtc nicht
mehr Dont SürgerredU abhängig gemacht werben
tonnten. Sic fubftbiäre Äret0=2lrmenpßege, wctci)e
Dfelleidtt bie meißelt Sebenfen errege, laffe ftd)
teeber burd) bte €>taafg*2Innenpßege noch burd) bab
Srinsip, baß bureß 3c'lüblauf her UnterüüjjungS*
wol)nfiß nicht aufhörc, erjeheit. 3war werbe burch
baö ©efeß ben Stabten eine größere Saft aufge*
legt, aber benfelben zugleich ermöglicht, biefe Saft
leichter ju tragen; inöbefonbere burd) Scijug ber
ÄIaffcn= unb Äapttalßfucr.
hiermit wirb bte ©cnevalbfbfuffton gefchlojfen.
©Ö entfpinnt ftd) über bie Sorfragc, welche«
©efejj juerft jur ©pejialbtbfufßon fommett foK,
eine Sebatte.
Slbg. ©dharb beantragt, bab Slrmengefeß
Dor bem ©cfcjj über ©rleichteruitg fcet ©hefchließuttg
ju berathen. 3ioi|d)en befben befiebe eben bod) ein
innerer ßußnnmenbang, bie ©emetnben hatten ftd)
befonberb beßhalb gegen bie gretgebung ber @t)e-
fchließung gewehrt, weil bab bisherige ©pßem ber
Sürgergcmetnbe bie Serbinblichleit jur Untccßühung
ihrer Slngcljörigen auferlege. ©r h^Ho biefe Se*
fihwerben für nicht ganj ungerechtfertigt unb glaube,
baß bie ©befdjlicßung nicht erleichtert werben bürfe,
ohne gleichzeitige Slenberung ber Seßimmungen über
bie Untcrftüj}ungbpfltcbt. Sie ©rleichterung ber
©hefd)ließuttg fei nothweubig; um fte ;u erretten,
bürfe man fefeott bab Söagntß unternehmen, biefeb
2lrmcugefch einhiführett, eittjeltte Slißßättbe fönnten
jeßt ober fpäter gehoben werben, ©egen biefeb
ßufatnmcnhangb holte er eb für fopaler, wenn ju»
erft über bab Slrntengefeß bcfchloffen werbe; bie
betben anbertt ©efeße werben bann nur bte grud)t
biefer Serathung fein.
Sie 3lbgg. ©onrab uttb fRoßhtrt fließen
ftd) biefen Slnbführungett att.
Ser Slntrag beb 2lbg. ©cfharb wirb angenom-
men unb hierauf in bic ©pejialherathuttg beb 2lr-
mengefeheb eingetreten.
3ibg. ^ttfel fteüt ben Eintrag, in § 1 („bie
öffentliche Slrmenpflege wirb Don ben ©emeinben
unb Greifen beforgt") bie ©orte „unb Ärcifen* ju
ftrefd)en unb
ben § 17 bal)in ju anbern, baß Siejenigen,
welche feinen Uttterßühungbwobnfth habenf bur<&
' bie ©emeinbe Dorhehaltlich beb ©rfaßeb ber Äoften
burd) ben Staat ju unterßühcn feien. — ßiebner
begrünfcet biefett 2lntrng: Sie 3u;tel)ung beb Äreifeb
jur Slrmenpflege fei eine nur fünfi(id)e. ©0 bte
©emeinbe nicht bie Unterftühungbpßtcht habe, liege
fte Dielmet)r nad) ber SRatur ber Singe bem Staat
ob. Surch biefe Slrtnenpßcge werbe ben Äreibbe«
amten eine faum rneljr ju bewältigenbe Saß auf*
erlegt. SJtft Unrecht werbe gegen Uebcrweffuttg
biefer Saft an bie StaatSfaffe gcltenb gemacht, baß
bic ben Staae treffenbe Summe jtt Ijod) fein werbe;
benn eb fei eigentlich fein ttnterfdjieb, ob ber
Staat ober bie Greife biefe Summen ju tragen
haben. Ser anbern Sefürchtung, baß bie Staats,
armenpßcge foftfpiclfger fein werbe, fönne ja burd)
gute 2lufficbt Dorgebcugt werben, ©in .fjauptOoT*
thcil biefer Slcnberung werbe fein, baß bab ganje
©efeh populärer würbe.
äbg. tiefer wenbet ftd) gegen biefenStntrag;
bab ßnßttut beb Äreffeb bürfe nicht auf fein ur-
fprünglicheb fcßntaleb Slrbeitbfelb befchrdnft werben.
Sie Slrmenpßege mäße tn fletnern Selbßoerwal-
tungbförperit in ber ©emetnbe, unb wo biefe nicht
eintreten fönne, im Greife geübt werben; baburdj
baß man ße plöhltd) mit Umgebung beb Äreifeb
theilwcife bem Staate übertrage, mache man einen
Sprung unb ^iebe plöbltd) bie bureaufratifebe Se«
amtenthätigfeit ober =5fontrolc herein. Ser Äreib
(Sine Stählung oott W. 'JRelS.
(gortfefeung.)
Siefer, metdjer gerabe ben Sienß im Schlöffe
ju übernehmen im Segriff war, ßanb in ooßer Uni--
form, alb er ju feinem SSater eintrat, auf feiner
33ruft glänzte bab Offgierfreuz be§ Drbenb beb t)ei'-
ligen 9Rauritiu§ unb Sajarub neben ber golbenen
ÜJiebaitte für militarifche Sapferfeit, welche bie
ntge non Sarbinien nur auf bem Sdjlachtfetbe er»
feilen.
Ste Setailb ber ©eene, welche im ßabinete beb
”at°«ä oorging, h«t niemanb erfahren; man weiß
baß ber Sßater ben Sohn, welcher ihm ent-
l .,ebe*t oerwetgerte, ßdh non feiner ©emahlin unb
fernem ambe ju trennen ... gef«hlagen hat.
-eile ber 2Rajor ba§ ßtmmer feines 33aterS oer*
ließ, war er tobtenbleicß.
toajoa <m 3immer riß er ßdß bie ©pauletten
«on ben ©hultern, j,je 0rben do« ber ©ruft, 30g
feinen Segen unb zerbrach ihn mit bem gußel! —
3ln bemfelben 4age j^rieb er an ben ßöntg:
„Sie ehoenmertEje Uniform ber piemonteftfeßen
~l*mee iß auf metnen Schultern gefdjänbet worben,
'-in üJtann — et tß mein 23ater, Sire — ha^ et-
Offizier @rt>. SWajeßät bie fcßredlichfte ©elei-
'‘'flung zugefügt, bie ein SDlann bem anbern antßun
fann. 3lt§ ©oljn muß ich m>«h unter bie unoer*
biente 3üd)tigung meines ©aterS fügen unb fann
nur ©ott als Sftid)ter groifd^ert ißm unb mir aner-
fennen; — jebod}, ba tch als Offijier für bie mir
Zugefügte ©eleibigung feine ©enugtljuung forbern
fann, fo bitte ich @n>. ÜRajeftät, meinen ©amen
aus ber Stße ber 'llrrnee ftreidjen ju laffeit unb ab
lergnäbtgß bie iStuSjeichnungen, welche bie $ulb
meines Königs mir zuerfannt, zurüefjunehmen."
Unb ber ülcajor war troß Sitten unb ßureben
beS §erjogS oon ©enua feinem Sorfafje treu ge-
blieben tinb hatte nie wieber eine Uniform angezo-
gen. ©achbem er enblich feinen 2lbfd)ieb erhalten,
hatte er fid) auf eine fleine Sefißung, welche er naße
bet Sonte Secimo befaß, mit grau unb $inb zu-
rücfgezogen unb war feit einigen gaßren oon nie-
manbem meßr gefeßen worben. SaS §auS feines
Saters ßatte er nie meßr betreten.
Sieje (Sreigniffe hatten fuß feit ungefaßt oier
gaßren zugetragen, als wie ich oben erzählte, ich
nach Surin fam unb im tpaufe beS SaronS einen
feßr gaßfreunblicßen Smpfang fanb. ©atürlicß aßnte
tdß lange Seit nid)tS oon bem häuslichen Srama,
welche« ©ater unb Soßn auf eine fo furchtbare
©eife unb für aüe Seit getrennt, unb faß in bem
Saron eben nur einen alten mürrifeßen jjjerrn, ber
alles in feinem §aufe militärifcß bcßanbelte, aber
aueß bobe' ausgezeichnete ßigenfcßaften befaß, j. ®.
bie, ben ©oßn feines alten greunbeS mit einer wirfs
ließ liebenSmürbigen 3uoorfommenßeit aufgenommen
Zu haben. @rß naeß unb naeß erfuhr icß in ben
Greifen, in bie icß eingefüßrt würbe, unb wo icß
mir leicht Sefannte unb greunbe meines SllterS oer-
feßaffte, bie ganje ©efeßießte bes ßäuSliißen ©lenbeS
ber gamilte ©inojzt.
Ser Saron ßatte ßcß einige 3eit nadß ber Sren-
nung oon feinem Soßne einen ©effen, ben Saoaliere
Sarlo Saloiatt ins $auS genommen unb ßatte in
biefem mirllicß ein bermaßen biegfameS ©erf-
Zeug feines beSpottfcßen SötUenS gefunben, baß er
mit ißm woßl feine ©efaßr lief, ißn unter feinet
raußen §anb ju jerßreeßen, wie er eS mitber^ärt*
ließfeit feines ©oßneS getßan.
2J?ir pßte ber ©analier nießt bie geringfte ©9m*
patßie etn, — er war einige gaßre älter als icß,
aber . • . nun tcß witt eS nur gefteßert, wollte
ißm nießt woßl, benn icß oerjieß ißm nie, baß et
ben (Sinfluß, ben er fieß auf ben alten Saron er*
worben, nießt ßauptfäcßlid) baju benußte, eine SluS*
fößnung zmifcßon Sater unb Soßn ßerbeijufüßten
— ober baß er fte wentgftenS »erfueßte.
@S feßien mir halb, baß biefeS ©efüßl, welcßeS
mieß oon ißm abßieß, feinem ©cßarffinne nießt ent«
gangen mar, unb feit bem 2tugen6Ucfe änberte fteß
aueß baS Setragen beS alten ©aronS gegen mieß
unb jwar bermaßen, baß icß natß einigen URonaten
3U»onnenunt5prci5 ff. l. 3 f. in £eibelberfl,
burcö bie ’puff ff. 1. 16 ft. mertetiaßrig.
Freitag, 25.. ^eftvuat.
3 fr. btt 'JJetitjeife, tei 9u6funft#*
ertbetlung 4 ft.
1870.
S>e»tfälanb.
ftarlSrußc, 21. gcbr. 59. offenttidjc Sißustg
ber ßroeiten Äammer. Unter bem Sorftß beö
©räjibenten fjilbebranbt. (Schluß.)
©taatSminifler Sr. Soll9: Sie Dort beit bret
Sorrcbuern Dorgetragenen ©rünbe rccbtfertigcn je-
beufaUS nid)t bic SÖernoerfttng beS ganjett ©efeße«;
blößer übe ja lebtglid) ber ©emcinbcratß bte 2lr-
menpflege, jeßt wirfcn aud) ttocb anbere ©lemeitte,
nscld)e bie Humanität Dertreten, babei mit. Ser
©unfd) beb 2lbg. üRüßlbäußer fei ja erfüllt. Sie
Sriji, burd) welche ber UnterjlüßungSmohnfiß er«
Worben werbe, brauche ferner burcbauS nicht bie
gleitbe ju fein, wie bie, in welcher baö 93ürgerrec^t
in ber @inwot)nergcmeinbe erlangt werben würbe.
— Ste Äreife müßten, wenn fte Sclbjfoerwaltung
haben follen, Arbeit unb Selbfitßütigfeit haben unb
gewiffe fWittel aufbringen; aber jcber Urciger, ben
bte Äreife meßr aubgeben, werbe ja Don ben Ärefb«
mitgliebcrn in Heineren SSejirfen gebart. — Sie
Tragweite biefcb ©efeßeS fei ferner nicht fo fdjmer
einjufelen; mit bem ©ürgertiußen fimtgc bnffelbe
ni*t äufamnteit unb aud) bei ©infuhvung ber @tn-
tooßncrgemetnbe benfe man nicht baran, alle int
Drt ©obnettbeti itt ben Sürgernußen etnjufübren.
— Sen 2lbg. Dott Safjr tjoffe er uocß für bab ©e-
fcß fiimmett ju feßen; bte Sclaftuug ber ©emeinbe
Werbe ntdjt fo bebeutcttb fein; beim 21rbcitbfä[)ige,
welche nur feinen Unterhalt ftnben fönnett, wetbe
bie ©emeinbe nießt ju unterhalten brauchen, fon*
berit fic jurn gortjug aufforbern föttnen. Ser 2lbg.
D. ©ulat t)«be auf bab ganj rießttge Serßältuiß
bingewitfen, baß ein untrennbarer ßufammen*
bong nicht gerabe befiele. Sagegen fei bab @c*
feß über ©rieteßterung ber ©ßefd)lief?ung bod) ein
gattj triftiger ©runb, baS ©rmengeieß ittb Sehen
ju rufenj bettn baS ©ecßtSDerßältnifj beb angetre*
lenen SürgerrecbtS werbe jeßt und) 2lufßebung beb
3ufHmmungSred)tS beb ©emeinbcrathS Dtel fcliener
Dorfommett, unb baß biefe otelcn blob mit ange-
borenem Sürgerredst begabten ißerfonen immer noch
©njpruch auf Unterflüßuug att bte Sürgergcmeinbe
haben foHten, fei gewiß ein unnatürlicher ßufianb.
Sringcnb fei aber wirflid) bic ^Regelung ber grage
t^eilb wegen ber fct>r lodern rechtlichen ©runblage
mancher hi^b« gehöriger Snfiilute, tßeilS wegen
ber UnterflüßungSDerßältniffe ber Seoölferung ber
großem Stabte.
Ser Serfd)terfiatfer ©hg. Slum will nur noch
einzelne ©unfte bcooorbeben. Sab ©efultat ber
inbußrieflen ©ntwicflung unferer ßeit treibe jur
©inwohnergenteinbe l)in; fo hefottberb bie feit 1862
hier beftebenbe Sreijügtgfeit unb ©rleidjterung ber
©hefdfließung. Sie Doriiegenbcn ©efeße feien wirf«
lidj ©oriäufer ber ©inwohnergemeinbe. Sie @r-
leiditerung ber ©hejdjlteßung fei Don ber fatt)ol.
©olfepartei, obgleich fte bett ©rttnbfäßen ber itirche
entipredje, befämpft worben, nur aub Opportun!«
teitbgrünben, aub fchonettber ©ücfftd)t auf »eraltete
Solfoanfchauungen. ferner habe biefe gartet bie
ßaatliche 3wattgbpßid)t jur 2lrntciiuttterfhißuttg an-
gegriffen; biefe |‘'be uttb aber im ®egenia| $u
granfreich Dor manchen fojtalen Kämpfen bewahrt,
ffientt tiefe gartet bte freiwillige Slnnenpßege alb
bte allein wirfenbe haben wolle, ntüffe fte auch bie
Settelfreiheit einführen.
Sic jejjigen SedßbDerhältniffe ber Slrmcnpßcge
hatten, Wie Siebnet aub praftifd'en fällen bartttut,
häußge unb fchreiettbe 9Jtißftanbe nach ftd) gejogett;
bteb ergebe ftd) fd)on baraub, baß in ben größeren
©täbleit bie äRebrjabl ber ©fnwohncr, itt anbern
©emeittben immer nod) feßr Siele Sitdjtbürger feien.
Siebner fpri^t fein Sebaucrn aub, baß 2lbg.
Samep, ber eigentlich biefeb ©efe^ nur alb Äonfe-
quenj feiner bereittßigcn S()ätigfeit anfcf)en follte,
bab Slrmcngefe^ angegriffen.
Ser 3ufc»ttm<'nbang jwifd&en ber ©efehgtbuttg
Don 1*862 unb ber ©inwohncrgbmeittbe liege barin,
baft bie fjrefjitgtgfeitcn bte ©emetnben, befonberb
bie «Stabte nach unb ttad) mit einer größeren 3ln-
jal)l grernbe burd)fe|e unb fo bewirfe, baß bie
Ünterftü|ungbpflid)t uttb bie ©emeinberechtc nicht
mehr Dont SürgerredU abhängig gemacht werben
tonnten. Sic fubftbiäre Äret0=2lrmenpßege, wctci)e
Dfelleidtt bie meißelt Sebenfen errege, laffe ftd)
teeber burd) bte €>taafg*2Innenpßege noch burd) bab
Srinsip, baß bureß 3c'lüblauf her UnterüüjjungS*
wol)nfiß nicht aufhörc, erjeheit. 3war werbe burch
baö ©efeß ben Stabten eine größere Saft aufge*
legt, aber benfelben zugleich ermöglicht, biefe Saft
leichter ju tragen; inöbefonbere burd) Scijug ber
ÄIaffcn= unb Äapttalßfucr.
hiermit wirb bte ©cnevalbfbfuffton gefchlojfen.
©Ö entfpinnt ftd) über bie Sorfragc, welche«
©efejj juerft jur ©pejialbtbfufßon fommett foK,
eine Sebatte.
Slbg. ©dharb beantragt, bab Slrmengefeß
Dor bem ©cfcjj über ©rleichteruitg fcet ©hefchließuttg
ju berathen. 3ioi|d)en befben befiebe eben bod) ein
innerer ßußnnmenbang, bie ©emetnben hatten ftd)
befonberb beßhalb gegen bie gretgebung ber @t)e-
fchließung gewehrt, weil bab bisherige ©pßem ber
Sürgergcmetnbe bie Serbinblichleit jur Untccßühung
ihrer Slngcljörigen auferlege. ©r h^Ho biefe Se*
fihwerben für nicht ganj ungerechtfertigt unb glaube,
baß bie ©befdjlicßung nicht erleichtert werben bürfe,
ohne gleichzeitige Slenberung ber Seßimmungen über
bie Untcrftüj}ungbpfltcbt. Sie ©rleichterung ber
©hefd)ließuttg fei nothweubig; um fte ;u erretten,
bürfe man fefeott bab Söagntß unternehmen, biefeb
2lrmcugefch einhiführett, eittjeltte Slißßättbe fönnten
jeßt ober fpäter gehoben werben, ©egen biefeb
ßufatnmcnhangb holte er eb für fopaler, wenn ju»
erft über bab Slrntengefeß bcfchloffen werbe; bie
betben anbertt ©efeße werben bann nur bte grud)t
biefer Serathung fein.
Sie 3lbgg. ©onrab uttb fRoßhtrt fließen
ftd) biefen Slnbführungett att.
Ser Slntrag beb 2lbg. ©cfharb wirb angenom-
men unb hierauf in bic ©pejialherathuttg beb 2lr-
mengefeheb eingetreten.
3ibg. ^ttfel fteüt ben Eintrag, in § 1 („bie
öffentliche Slrmenpflege wirb Don ben ©emeinben
unb Greifen beforgt") bie ©orte „unb Ärcifen* ju
ftrefd)en unb
ben § 17 bal)in ju anbern, baß Siejenigen,
welche feinen Uttterßühungbwobnfth habenf bur<&
' bie ©emeinbe Dorhehaltlich beb ©rfaßeb ber Äoften
burd) ben Staat ju unterßühcn feien. — ßiebner
begrünfcet biefett 2lntrng: Sie 3u;tel)ung beb Äreifeb
jur Slrmenpflege fei eine nur fünfi(id)e. ©0 bte
©emeinbe nicht bie Unterftühungbpßtcht habe, liege
fte Dielmet)r nad) ber SRatur ber Singe bem Staat
ob. Surch biefe Slrtnenpßcge werbe ben Äreibbe«
amten eine faum rneljr ju bewältigenbe Saß auf*
erlegt. SJtft Unrecht werbe gegen Uebcrweffuttg
biefer Saft an bie StaatSfaffe gcltenb gemacht, baß
bic ben Staae treffenbe Summe jtt Ijod) fein werbe;
benn eb fei eigentlich fein ttnterfdjieb, ob ber
Staat ober bie Greife biefe Summen ju tragen
haben. Ser anbern Sefürchtung, baß bie Staats,
armenpßcge foftfpiclfger fein werbe, fönne ja burd)
gute 2lufficbt Dorgebcugt werben, ©in .fjauptOoT*
thcil biefer Slcnberung werbe fein, baß bab ganje
©efeh populärer würbe.
äbg. tiefer wenbet ftd) gegen biefenStntrag;
bab ßnßttut beb Äreffeb bürfe nicht auf fein ur-
fprünglicheb fcßntaleb Slrbeitbfelb befchrdnft werben.
Sie Slrmenpßege mäße tn fletnern Selbßoerwal-
tungbförperit in ber ©emetnbe, unb wo biefe nicht
eintreten fönne, im Greife geübt werben; baburdj
baß man ße plöhltd) mit Umgebung beb Äreifeb
theilwcife bem Staate übertrage, mache man einen
Sprung unb ^iebe plöbltd) bie bureaufratifebe Se«
amtenthätigfeit ober =5fontrolc herein. Ser Äreib
(Sine Stählung oott W. 'JRelS.
(gortfefeung.)
Siefer, metdjer gerabe ben Sienß im Schlöffe
ju übernehmen im Segriff war, ßanb in ooßer Uni--
form, alb er ju feinem SSater eintrat, auf feiner
33ruft glänzte bab Offgierfreuz be§ Drbenb beb t)ei'-
ligen 9Rauritiu§ unb Sajarub neben ber golbenen
ÜJiebaitte für militarifche Sapferfeit, welche bie
ntge non Sarbinien nur auf bem Sdjlachtfetbe er»
feilen.
Ste Setailb ber ©eene, welche im ßabinete beb
”at°«ä oorging, h«t niemanb erfahren; man weiß
baß ber Sßater ben Sohn, welcher ihm ent-
l .,ebe*t oerwetgerte, ßdh non feiner ©emahlin unb
fernem ambe ju trennen ... gef«hlagen hat.
-eile ber 2Rajor ba§ ßtmmer feines 33aterS oer*
ließ, war er tobtenbleicß.
toajoa <m 3immer riß er ßdß bie ©pauletten
«on ben ©hultern, j,je 0rben do« ber ©ruft, 30g
feinen Segen unb zerbrach ihn mit bem gußel! —
3ln bemfelben 4age j^rieb er an ben ßöntg:
„Sie ehoenmertEje Uniform ber piemonteftfeßen
~l*mee iß auf metnen Schultern gefdjänbet worben,
'-in üJtann — et tß mein 23ater, Sire — ha^ et-
Offizier @rt>. SWajeßät bie fcßredlichfte ©elei-
'‘'flung zugefügt, bie ein SDlann bem anbern antßun
fann. 3lt§ ©oljn muß ich m>«h unter bie unoer*
biente 3üd)tigung meines ©aterS fügen unb fann
nur ©ott als Sftid)ter groifd^ert ißm unb mir aner-
fennen; — jebod}, ba tch als Offijier für bie mir
Zugefügte ©eleibigung feine ©enugtljuung forbern
fann, fo bitte ich @n>. ÜRajeftät, meinen ©amen
aus ber Stße ber 'llrrnee ftreidjen ju laffeit unb ab
lergnäbtgß bie iStuSjeichnungen, welche bie $ulb
meines Königs mir zuerfannt, zurüefjunehmen."
Unb ber ülcajor war troß Sitten unb ßureben
beS §erjogS oon ©enua feinem Sorfafje treu ge-
blieben tinb hatte nie wieber eine Uniform angezo-
gen. ©achbem er enblich feinen 2lbfd)ieb erhalten,
hatte er fid) auf eine fleine Sefißung, welche er naße
bet Sonte Secimo befaß, mit grau unb $inb zu-
rücfgezogen unb war feit einigen gaßren oon nie-
manbem meßr gefeßen worben. SaS §auS feines
Saters ßatte er nie meßr betreten.
Sieje (Sreigniffe hatten fuß feit ungefaßt oier
gaßren zugetragen, als wie ich oben erzählte, ich
nach Surin fam unb im tpaufe beS SaronS einen
feßr gaßfreunblicßen Smpfang fanb. ©atürlicß aßnte
tdß lange Seit nid)tS oon bem häuslichen Srama,
welche« ©ater unb Soßn auf eine fo furchtbare
©eife unb für aüe Seit getrennt, unb faß in bem
Saron eben nur einen alten mürrifeßen jjjerrn, ber
alles in feinem §aufe militärifcß bcßanbelte, aber
aueß bobe' ausgezeichnete ßigenfcßaften befaß, j. ®.
bie, ben ©oßn feines alten greunbeS mit einer wirfs
ließ liebenSmürbigen 3uoorfommenßeit aufgenommen
Zu haben. @rß naeß unb naeß erfuhr icß in ben
Greifen, in bie icß eingefüßrt würbe, unb wo icß
mir leicht Sefannte unb greunbe meines SllterS oer-
feßaffte, bie ganje ©efeßießte bes ßäuSliißen ©lenbeS
ber gamilte ©inojzt.
Ser Saron ßatte ßcß einige 3eit nadß ber Sren-
nung oon feinem Soßne einen ©effen, ben Saoaliere
Sarlo Saloiatt ins $auS genommen unb ßatte in
biefem mirllicß ein bermaßen biegfameS ©erf-
Zeug feines beSpottfcßen SötUenS gefunben, baß er
mit ißm woßl feine ©efaßr lief, ißn unter feinet
raußen §anb ju jerßreeßen, wie er eS mitber^ärt*
ließfeit feines ©oßneS getßan.
2J?ir pßte ber ©analier nießt bie geringfte ©9m*
patßie etn, — er war einige gaßre älter als icß,
aber . • . nun tcß witt eS nur gefteßert, wollte
ißm nießt woßl, benn icß oerjieß ißm nie, baß et
ben (Sinfluß, ben er fieß auf ben alten Saron er*
worben, nießt ßauptfäcßlid) baju benußte, eine SluS*
fößnung zmifcßon Sater unb Soßn ßerbeijufüßten
— ober baß er fte wentgftenS »erfueßte.
@S feßien mir halb, baß biefeS ©efüßl, welcßeS
mieß oon ißm abßieß, feinem ©cßarffinne nießt ent«
gangen mar, unb feit bem 2tugen6Ucfe änberte fteß
aueß baS Setragen beS alten ©aronS gegen mieß
unb jwar bermaßen, baß icß natß einigen URonaten