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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 177-202 (2. August - 31. August 1870)
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Joctoclbcnjcr SouritöL

JS 178.

^0*afiMnt»pr<l» fi. l. 3 (. in ^ibelbetfl,
tut* bie ‘pofi ü. 1. 18 ft. stntelio&ng.

IMßr gür bk Plonat Slugufi unb ©ept. werben
Stellungen auf baS £eibc(&ergtr Journal für
flUötuärtS bei beit betreffenbeit Poftanftalten, unb
gier bet ber ©rpebttion unb ben Trägern entgegen
genommen. PrctS für gier mit Trägerlogn 50 fr.

_ Tic ©f^jebition.

S)ctttf(§lattb.

^origru^e, 31. 3uli. (KarlSr. 3tg.) SBit
|aben fc|on in unferer Kummer 175 b. Pt. bar*
gelegt, wie bk franjoftfge Prcffe ben am 11. Ja-
nuar 1869 erfolgten ^Beitritt beS ©rofgerjogtgumS
Sabeit ju ber ben ©ebraug erplobtrenbcr glinteii»
kugeln oerbkknben Petersburger Konöention pom
11. ®e^ember 1868 trog aller Serwagrungtn unb
^Berichtigungen fonfequent ignorirte unb in' Slbrebe
fteUte, unb toie in ben legten Sagen felbft bie
Kaifctlige Pegieruttg ftg veranlagt fag, eine Sin*
frage über bie begnuptele Serigeiluttg folger ®e»
feboffe unter bie babitgen Truppen |ie|er ju
rigten.

lieber legieren Porgang erfahren mir bürg
guoerlaffige münblige Plittgeilung unb erfegen mir
aub fraitjöftfgen 3fllunileu folgenbeb Pägcre:

3n ber Pagt oorn 20. auf ben 21. b. SU.
cv|gicn bet bem ©rofjg. ©efanbten grgrn. oon
©gweijer in Paris ber sous-chef beb ÄabinetS
beb PtinifteriumS ber auswärtigen Slngelegengel*
ten, £r. oon Ptng, um i|m im Sluftrage beb
£ergogS oon ©ramont Porgalt barüber jtt ma-
gen, bafi nag oon ber ©renge beim Kaiferltgcn
KtiegSmütifkrium eingegangenen Pagvlgten erplo*
ftoe glintenfugeln unter bie babifgen Truppen »er*
tgeilt worben feien. £r. o. Ping fügte bei, baß
baS ©rofjgergogtgum Pabcn jwar ber PetevSbur*
ger Konöention tilgt beigetreten fei, bafj aber bie

Plenfdtligfcft unb baS SerbammungSurtgdl aller
jioiliftrten Sölfer ben ©ebraug folger @efct)ojfe
»erbiete. ^)r. o. Ptng oerlangte PamenS beS ,f)er-
jogS oon ©ramont rafge unb fategortfgc SluSfuttft
über bie gegaffige unb fgwere Pefgulbigung;
wäre bie Tgatfage richtig, fo würbe ftg bie Kai*
fcrliüje (Regierung 511 Pepreffalien genötgigt fegen,
unb gwar würbe fie fofort autg an igre Truppen
©prengfugeln oertgetlen, unb baS ©rofjgergogtgum
Pabett alb aufjergalb beS Sölferregts fiegenb be-
trachten; Saben würbe oerwüjlet werben, wie bie
spfalg unter Subwtg XIV., unb einer ooKflan*
btgen Sernigtung auSgefegt fein.

@S oerftegt fig, baff ber ©rojjg. ©ejanbte fo*
fort bie nötgtge Pufflärung gab unb bie notgige

Pag bem Jagebttsg eines StrjteS erjäglt .oon Ä. SWclj.
(gortfegung.).

„§kr gabt $gr eine Stbreffe, wo man @ug
fiets meinen Slufentgalt wirb nennen fönnen. 3Ser-
fpredgt mir, was ©ug aueg pafferen mag, oon Beit
?u Beit Pagrigt oon ©ueg ju geben unb wenn es
@ug nicht regt gut gegt, nur bei mir f?ilfe 3U
fugen."

„Plein SBort barauf, fjerr SDoftoc! mein
SBort ... 0 es gibt feinen ©ott tm §immel,
fonft würbe etn SUann wie ©ie nicht fo oiel lei5
ben!"

Siocg einen geringen, lang bauernben §änbe-
bruef unb ber fonberßave iltenfeg, ben bas©dgicffal
auf meinen Sßeg geführt gatte, trennte fieg oon mir
— auf itimtnerwieberfegen!

Siegt Sage fpater war idj in ®eutfglaub.

IX.

@S war ber richtige 2Beg, bete tg eingefglagen
gatte, um feie nötgige Kraft ju finben, bie mig er-
brütfenbe Saft beS SebenS ju ertragen. 3g gatte
bas üUttel gefunben, meinen Sentf mit meinen ©r-
innerungen juoerbinben, bie mig jwar aufjegrten
aber bie ig mir mit folger fgeuen iBegmutg im

SKttttoodj, 3. Sluguft.

Sßerwagrung einlegte. Stuf bk in berfelben üagt
nag Karlsruge gerigtete telegrapgifge SCnfrage
erfolgte am Sliorgen beS 21. b. SH, jwifgen 3
unb 4 Ugr bk telegrapgifge Slnttoort, feafj bk
ganje itagrigt oon ber ilertgeilung oon ©preng-
gefgoffen an bie babifgen Gruppen ege reine ©r-
finbung fei, bafj bie ©ro^g. iiegievung niemals
gegen oölferregtlige ©runbfäge ganbeln werbe,
unb bajj an ftg fo uuwagrfgctnlige ©erügte fo
fgwere ®rogungeu nigt rechtfertigten, gveigevr
0. ©gweiger fanbte bteS Telegramm mit beglei-
tenbem ©greiben am frühen iHorgen beS 21. b.
3H. an ben £)et$og Oon ©ramont, welgen an bem-
fclben iBormittage aug ber giefige Äaifevl. ®e-
fanbte telegrapgifg an beit erfolgten Seitritt ber
©rofig. itegierung ju ber Petersburger Kottoetn
tton erinnerte unb oon ber ©runblojtgfeit ber er-
gobeneti Sefgulbigung in Kennttiig fegte.

|)kmii follte b;e letbige Slngelcgengeit aber
nog nigt erlebigt fein. $ti ber am üagmfttag
beS 21. 3uli abgegaltenen legten ©tgung beS ©e-
feggebettben Körpers behauptete ber Slbgeorbnete
©raf oon Keratrg in einer ganj im ©tgle ber 3ln-
frage beS $rn. 0. Situg gehaltenen Interpellation,
baS ©rofigerjogtgutn SÖabett, ein SlUiirter Preu^
fjenS, gäbe ftg geweigert, ber Petersburger
Konoentfon beijutreten. Pfau folle eine fategovifebe
©rfläruttg ber ©ro^g. [Regierung über igre Stb;
ftgten oerlangen unb, falls fte ftg ben oon ben
jioilifirten Patiotten angenommenen ©runbfägen
nigt unterwerfe, Pegieruttg unb Polf PabenS au-
^erhalt) beS SölferrcgtS fteHen, baS Sanb ber Slv-
mee uttb ber plftnberung überliefern.

S)er Slbgeorbnete ©ftancelin rief attS: „®ie
Pation, welge ftg cxplofioer ©efgoffe bebiente,
follte ber Page ber Slrmee überliefert werben."

SeibeSirubett wurbttt lebgaft beflatfgt.

35er gtnansmfntfter ©egrk evwieberte, bie am
SHorgett elttgelaufetten Telegramme tgnorirenb,
granfteig föntte faum glauben, baü ein europäk
fger Staat barbartfge ©prange in ben Krieg
einführe, unb btes würbe' febenfalls nigt unge -
[traft gefgegett.

Sei (Sinfunft biefer ßeitungSbevigte war, aut
22. b. Pf., ber Krieg erflart unb ^»arett bie ti-
plomatifgen Sejiegungett jwifgen granlreig unb
Saben abgebrogen worben, unb eS erübrigte, um
ben gefgilberteu Pfanöüern ein ©nbe ju magen,
nur nog bie Kaiferlig rttffifge Pegteruttg bürg
gefällige Pevmittlung ber gieftgen Kaiferligen ®e-
fanbtfgaft um.Pusfunft barüber evfugett, ob
benn in ber Tgat bk bei ben gieftgett Sitten Ite-

3 fr, W ^etttjeüe, bei 'iluöfunftö-'
erfoeitung 4 fr.

genbe, an alle Setgeiligten ergangene litgegrapgirk
Pnjeige beS Seitritts beS ©vcfjgerjogtgumS Saben
ju ber Petersburger Konoention feiner 3eit bürg
irgenb ein Serfegett ber Kafferlig franjöftfgen Pe-
gietung nigt jugegangett fei, unb um gefällige
Sßkbcrgolung biefer Piittgeilung ja bitten, ©in
Telegramm oon ©t. Petersburg ootn 29. b. Pf.
beftätigt, bafi ber Seitritt SnbenS am 3. (45.)
Januar 1869 allen betgclligten Pegievungen att-
gejeigt, unb fügt an, baff ber Kaiferlig frang'ojifge
©efanbte, ©encral gleurp, bürg Potc oom 29.
b. Pf. an jene Pflttgetlung erinnert würbe.

ßunägft fällt auf, bap baS oott ber ©renje
nag Paris gelaugte falfge ©erügt ftg mit auf-
fallettber Treue unb Äorreftgeit ber tegnifgen
Slusbrücfe ber Petersburger Konoention bebiente.
Pagbent wir attS Slnlaj; btefeS ©erügtS wieber«
goit an bie ©ebräuge jioilifu'ter Pattonen erinnert
würben, wirb es uns erlaubt fein, aueg unferer*
feftS einige biefer Sitten jur ©präge ju bringen.

Sßenn eine Pation in einem früheren nicbereren
©taube ihrer 3ioilifation mit 3uü'ttt*'tung nnb
auf Sefegl ihrer Pegieruttg geraubt, gemorbet unb
geplüttbert, ein Pagbavlanb bent ©rbboben gleig*
gemagt gat, fo erinnert fte ftg itt bent geuttgen
©tanbe ihrer ©eftttung nur mit ©rvötgen folger
Sarbarei, läft fie nigt bürg goge Scamte unb
Slbgeorbnete in’S ©ebägtniü jurttcfntfeit.

©S gibt aug bei cioiltjtrten Söllern Slbgeorb*
nete, welge einmal ogne genaue Kcttntnifj oon ®e-
fegen uttb ©taatSoerträgen fgwagen 5 bann aber ftttb
bie Sekreter ber Pegieruttg tut ©tanbe unb be-
rufen, grobe Unfettntnifj aufjuflären, grobe 3rr-
tgümer 511 bertgtigen.

©S begegnet aug einmal einem Pftnifter eines
ciotliftrteti PolfcS, bajj er nigt jebett Paragrapgen
eines ©taatSoertragS unb nigt jeben babei betgei*
ligten ©taat int ©cbägtttif; gegenwärtig gat. ®ann
aber gat Oer Pfittifter sous - chefs uttb Unterbe*
amte, bie 3ebet über feinen ®tenftjwc!g SlttSfunft
wiffett müffcit, uttb bürg bk er eoentuell bk Slftett
nagfglagen läjjt, bcoor er eine auswärtige Pegk*
rung mit attS ber Stift gegriffenen Serbagtigungen
uttb grunblofen fDrogungen begedfgf.

Karlerngr, l. Pug. 2Bir leben gier in ganjs
liger Unfenntttif aug oon ben aßernägfkn f r t e-
gertfgen Sorg äugen. ©S fgeint, ba§ bk
Pagrigten erft auf bent wettefien Umwege in bie
Slätter gelangen. 2Bfr galten baS nigt für ge*
vegtfertigt, nigt po itifg, nog militarifg. ©S ift
befannt, baü baS ©evügt in wenigen ©tunben bie
unbebeuienbfie Tgat age taufenbfag oergrögerr,

§erjen bewagrte, mit folger angftooüer Sorftgtroie
ein ©et^galS feinen ©gag.

Sn einem Torfe an ber ofifrtefifgen Küfte gatte
ig mig niebergetaffen unb ben Peugterigen unb
Kopffgüttlern über meinen fonberbaren ©ntfglu^
gatte ich Slntwort gegeben , bag meine äufjerft
angegriffene ©efunbgeit ber Puge unb ber frifgen
unb Belebenben PfeereSluft geburfte. Salb gatte
fig in ben Küftenbörfern baS ©erügt oerbreitet, baff
ein Slrjt in ber Page lebe unb bie armen Seute,
bie ben inettenmeiten 2Seg jur ©tabt oft nigt ma-
gen tonnten, um ben Patg beS bortigen SlrjteS
einjugolett, tarnen ju mir. ©inige glüglige Kuren
gatten mig halb betannt gemagt unb fgon nag
einigen ÜJtonaten gatte ig mir ein Seben eingerich-
tet , tote e§ mir für meine ©eifteg* unb herjenS*
ftimmung am geetgnetften erfgien.

Sn bent ©ebanten, fo oielen Plenfgen ju get*
fen, fanb meine bis in ben Tob betrübte ©eete ei*
tten Slngaltpuntt, unb jeber gelinberte ©gmerj gab
ein tinbernbes ©go in meinem herjen jurüg. ®a§
Sewufetfein, Slnberen gelfen ju tonnen, ift meiner
Slnfigt nag bas hefte Ptttiel gegen ©elbfimorbge»
banten unb ig roünfgte mir megv als einmal ©lüg
meinen ärztlichen Seruf als ©gugmauer jtoifgen
mir unb meiner Serjroeiflung aufgerichtet ju gaben.

Slug baS Pleer gewägrte mir toegmutgSooßen
Troft 5 ftunbenlang tonnte ig auf einer gelifpige

figen ober im Kagne liegen unb bem ewig ftg er-
neuernben Treiben ber SBogen jufegen, — ig mögte
faft fagen, ba^ bas Pleer mig beraufgte unb ba§
biefer Paufg eine SebenSbebingung für mig gewor*
ben war. Täglig — unb wenn ber ©türm nog
fo brogenb geulte, ober ber Pegen in ©üfsett nie»
berftrömte; täglig muffte ig mig bem nigt ju
analt)firenben ©enuffe gingebeu, bie goge Plajeftät
beSOceanS auf mig eimoirten julaffen! §ter tonnte
ig allein mein ganseS herj in bie ©rinnerung mei»
ner tobten Siebe oerfenfenj in ben grünen SBogen
fag ig igr golbeS Sitbj gier erfgien bie $eij}be*
weinte meinem ©eifte, unb oft, wägrenb ber ©türm
am toHften wütgete, war es mir, als tifpette mir
igre oerfgämte Stimme bie finneSbetäubenben SOBorte
ju! „®etn — auf'ewig Tein!"

g-reilig, bie Peattion blieb bann aug nigt auS;
mit gebeugtem haupte unb erfglafften ©liebem
fglig ig meinem §aufe ju unb fanf bort oerjtoei*
feit jufammen! 0, baS waren bann fgreeflige, gim*
tnelerbarmenbe Pugenblicte, bie, wo ig begriff, was
ig befeffen unb roaS ig verloren, wo fig bie SBirt*
licgfeit in igrer blutigen Pabftgeit oor meinem ©eifte
aufftedte unb mir jurief: „Tu bift nog jung, Tu
tannft nog lange fo leben!"

Tann war es für mig eine rettenfee SBogltgat,
wenn man mig ju einem Seibenben rief: in bem
Kampf meines SBiffenS gegen baS Hebel unb bie
 
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