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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 126-149 (1. Juni 1870 - 30. Juni 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0555

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♦ '

Abottaoaflrtiivttf fl. l. 3jf. in ^efreiberg,
turrb bie $oft [1. i. 16 fr. »ierteljafyrtg.

Somterftog, 16. Qttni.

I^öjeigeis 3 fr. bi« $etit&eUfr bei ftitiHunftä*
frtüeilung i fr.

1870.

ScntW««&-

.ftürlSrutje, 15. 3uni. ®c. Äonigl. ^ofjeft ber
©rofibcrjbg haben ®id unter bem 9. 3uni b. 3-
aßergnäbigft bewogen flcJunbi'

bcm gabrifanteu Kral ft in St. SBfaften
unb bem Gbef ber gtrma üöd)ttn=Baumga«-
ner in Sörrad, Seo Baumgartner, baß 9iit*
tcrfrcuj 1. klaffe <£>ödftlbreb Drbeuä »out 3<if)nn-
ger Soweit ju »erleiden,

ben feitbetiqen großb* Äonful Bi. fspmanä
in ©amaratig auf fein cbrevbiettgfteä 2ln(udcn fei*
ner fonfularifden gunftionen in ©naben wieber
ju entheben,

ben Dberrednungäratb gricbrld Sold bet
ber Dberrednungöfammer, auf beffeti untertbanig*
ßeb 2lnfud)en unb unter Sßnerfennung feiner lang*
jährigen treuen ©ienftc, in ben 3iul)cftattb ju oer*
feßen.

bem ©cfretär ^ermann Boecflj bei bent^an*
betäminiftenum bie ©teile eineb ©cfrctärä bei
ber ©teuerbireftion ju übertragen,

bie Dteoibenten Slugufi Seiner bei bem Bejitfä*
amt Konftanj unb

^nrl S e f e ö r e bei bcm Bejirfäamt ©onau*
efa)tngen ju Sieoiforen ju ernennen.

©armftabt, 12. 3u"i. 3n bcm t)ol;cn Stlter
»Ott 73 3<tl)ren »erftarb auf einer Steife ju Bonn
in golge eincä ^irnfcblagcs ®ef). Statt) grßv. 0.
8 i n b e, früher ßanjier ber Unibnfttät ©ießen
unb fpater BunbcbtagSgefanbter. ©ein Scbvbud)
beb §t»t!projeffeä, baä mehr alö etn ©ußenb
2luflagcn erlebte, ift unter praftifden 3urifteu |et)r
ßefdäßt. (grff. 3.)

3ugcnljcim; 13. 3«ni. 9luf morgen ift große
3agb im ©erauer Svrt angefugt. .jjeuie Bacfttnit*
tag mar ^oftafel für ben engeren fbof, nn welcher
©roßfürft gOBtabimir, ber ©roßherjog oon Reffen*
©armftabt, fomte bie anwefenben bcfF'iden ©rtn-
jen unb Srtnjefftnnen, unb bie (grafen oon Dftcn*
©aefen, Slblerberg, ©duwaiojf tt)cilnal)men. Stad)
ber Safel fattb ein 2lt#ug nach bem Sluerbader
©dloß ftatt. ©er Äaifer befinbet ftd) in beftem
3Bof)lfeiit.

Biündjcn, 11. 3«ni. Senn man ben Beridt
betroej^tef, ben ber fanatifdc ©r. ©teil über baä
bat)erifef)e Bubget geliefert bat, fotoerben oor
SlUcm jwei ©efidtöpunfte in’3 8tdt treten. 3>!-
ttädft ber gänjlide SJiangel an Begrünbung, ber
a überall baö pfäffifebe SBefcn fcniijetcbnet. ©ic
Unfenntniß aller ftaatltdcn Berbältnijfe, bie (Sag*
herjigfeit ber eingefireuten üteflerionen, furj baä

Biedanifde unb ©eifUoje ber ganjen Slrbeit tritt
unb auf febem Blatt entgegen, Senn ein 8anb-
pfarrer berartfge Ungel)euerltd)feüen liefert, fo toirb
man nicht cnttüufcbt fein; oon einem Äammerres
ferenten aber b«t mau btbber anbere ©rgebniffc er*
wartet. Stoeb fdjlimmer aber alb jene Unwtffen*
f)eit ift ber icnbeujlöfe ©barafter, ber unoerblftmt
barin ju Sage tritt, ©teil fteUt eb alb einen
©runbfab auf, baf? feine Berufungen an bie Uni-
oerfität in bibljerigev SOBeife erfolgen follett unb im
unmittelbaren Sfnfcbtufi nn biefen @a$ wirb ben
3efuiten ein 80b gefangen. 3Bet fttb in fo rücfs
baitblofer äßeife blogfieUt, ber toirb wol)l oon
feiner ©eite ©auf oerbienen} ft-reunbe, bie ihre
2lbftebtcn mit biefer plumpen Dffenberjigfeit be-
fentten, ftnb gefäbrltcber alb jeber geinb!

tölümbcn, 12. 3"ni. 26 ©eCftlldje beb

©ontbergö unb ber ©tabt ^reiftu^ babett an ihren
©rjbifcbof nad) Stom eine ©rftarung abgefenbef,
worin fte in bem feflen ©tauben, ftd) in Uebercin-
ftimmung mit bem grö^tfn St)eile beb Älerub ber
©iöjefe ju befttvben, mit ber ittnigften ©anfbarfeit
gegen il)rcn Dbcrbirten fid) bal)in erflären, baf) fte
in 21 Hem, wab ihnen über bie bibl)erige Haltung
@r. "erjb. ©rcellenj auf bcm allgemeinen Äottjile
befannt geworben fei, ben Sfubbrucf ihrer eigenen
©eftnnung erfannt bütten, ba^ fte ftd) glüdlicb
fdtaßten, in bem SSevtreter il;rer ©i&jefanfircbe
einen Sevtreter ihrer perfönlidjen Ucberjeuguttg jtt
haben, unb baf) fte niditö tiefer bcflagen würben,
alb weint irgenb ein ßtoeifel an biefer Uebercin*
ftimmung bie ©ehvilte beb ©berhtrien auf ber be-
tretenen 93al)n nnfteber madten fonnte. — (§S wirb
in ber ©tabt erjät)lt, baß P. S* '&öbl Jtoar be»
abftebtigt habe, naebbem er feine drflärung abge^
geben, 3iom ju oerlaffen, baß il)m aber furj oor
ber Slbrcifc oon feinem Drbenbgenerale geöffnet
worben fei, bie $eimfc£)r fei ihm oorberhanb nicht
geftattet.

©bfWtitiff? 10. 3U'”- ©ffiern fattb hier (be-
richtet man ber „©. 2!. 3f9-H) c*nc ocrtvauliche
Serfammlung oon SRännern aub ben üerfebiebenften
©tauben ftatt, um bte erßen Sorhcratbungen über
©riinbung einer freireligiöfen ©emcinbe
ju pflegen, ©infliutntig würbe anerfannt, baß fo-
wol)l itn proteftantijdf't ©mbfen wie tu einem
fatl)olifd)en ©taate in S°iflE öon ^c^cn ®cn-
feßionen auegebcutefen ortboboren 8cl)rbegriffe unb
ber überhanbnebmenben l)ierardiifd)en Uebergriffe
bic Bilbnng einer religiöfen ©enoßenfdiaft, Weid)?
ber Sernunft unb ber SBiffenfdiaft ihre oolien
Sfetbte jurüefgeben, eine unabmeibbare Sfotl)wcnbigfe(t

fei. Siad SubUcatiott beb ©iffibentengefebeb bürf*
ten in @ad)fnt mehrere freireligiöfen ©emetnben
gegrünbet werben.

2öien, 12. 3«nt. Sou einer ©rettjüber*
fd)reitung in Böhmen buvd) eine 2lbtheilung
prettßifder Sruppen wirb in ben ofterreichtfdjen
Blattern aub bem einest ober fern anbernt ©runbe
oiel Slufhehcitb gemad)t, unb bod ift bab ©anje
fo forreft oerlaufen, wfe nur mögltd). ©ie preu-
ßifde Slegierung — fo l)örc fd oerlaßlid) —
einen beoorftchenben Uebungbntarfd ber ©arnifot»
beb Höntgfteinb an bie ©renje unb bie 2lbjtd)t,
bie Svtippcit oon bet öfterreidifdeu ©reuj=©ampfs
)diffb=©tation aub auf bem ©Ibwege jurüdjube^
förbern, mit bem gleidjeitigen 2lubbrutf ber ^off»
nung, baß ein Befcenfen bagegen nfd)t obwalten
werbe, hier anbbrüdttd Jur 2lnjetgc gebradt, unb
bte bieffeitige 2lniwort war bie bereftwiüigft er-
theiltc ©rmadiigung.

©ab Selben, oon welchem her ffteidjbfanj*
ler in ©raj betroffen worben, hält mit unoerän*
berter |)cftigfeit an. @r leibet große Sdmerjett
unb hat nod feinen Stugenbtid bab ßimmer oer*
laffen büvfett. (Ä. 3-)

— 13. 3tttti- Ittso eingetroffene Berichte aub
Sufareft 00m gelingen Sage melben: ©ie Slefut*
täte ber 2Bal>lert beb britten UBablfollegiumb ftnb
nod ttfd)t befannt. 3n Bitefti bdbftt bebeutenbe
SBahlerjeffe ftattgefunben. Stad oielen oergeblidett
2lufforbetungen uub nadbem ein 2lnbänger Bratia*
uo’b auf ben ©taatbauwalt ©conomo gefdoffen,
machte bab requirirte Btilttär oon bett ©dufftoaf*
fen ©ebvaud. Bier 3ioilifien würben getöbtet.
3)te Stube ift wieber hergeftfllt.

Brüffcl, 12. 3«oi* SBie bab ,,©do Batf
lament" mdbet, hat bab $)anbe!bgeridt bic Soci^te
internationale de Credit agricole nunmehr auch
für failit erflärt; ber 2lbmittiftrator ber ©efell*
fdaft, ©raf ^abelin bc Stebeferfe, bai fine ®er*
tagung beantragt, aber ber Slppellationbhof hat ben
2lutrag oevworfcn.

— 14. 3u«i- ©ab ®ahlrefultat ift bem
Btinifterium wenig günftig. ©ie minifiericlle
Äammermajoritat wirb burd) ben Berluft mehrerer
©timmen in Berwterb, ©hartetot, ©oignteb tc. ge^
fdumdi werben.

tparib, 10. 3nnt. 3tt her geftrigett ©ibung
beb ©efeßgebenben Äörperi, weide jiemlid
ruhig-oerlief fam juoörbcrft bie ©ibcujfton übet
bie SReotjtott beb -^anbelbgefebbuchb oor, weide
ein geringes 3utereffe barbot unb welcher bic Ram*
mer nicht fonberlideSlufmetffamfeit fdenfte. ©5anj

Intür dum Jcm-^dt!cicr.

don ßart ®rüel.

(gortfefeung.)

Sollte Salier bie übliefjen „Blumenfpenben"
haben, fo mußte er twrlieb nehmen mit betten, xbie
ber 2lpfelbaum über ih« ftreMte- ©a toar’ö ihm
mitunter ju Sftuthe, alb umwehte ihn baä weiße
©emanb ber fdönen %ee nom ^irdhofe. Senn er
träumenb am faulte faß unb aUerhanb lötelobien
jufömmettwebte, gelernte unb eigene, bann hatte
er fdon öfter jenfeit be§ glechtwerfeä ©dritte gehört,
leid)t wie geenfdritte. (Sinmal hätte er fogar ba-
vauf fchwören mögen, baß fogar ein warmer §aud
feinen Siaden gefiretft, ungefähr wie bamalb, als

ßirten fo ju rühmen? Beurtßeilen fonnte fte eä
ficher, benn fie war bie ©dwefter be§ Soitcertmei;
ft er s Baufing an ber löniglidjen §of'-£apelIe. ©ie
SirthfdaftösSamfell, gräulein Sntilie, wollte nun
über fein mufifalifdjeä Salent nicht ftreiten, bab
fümmre fie nidjt; aber bab roiffe fte wohl: juoer-
läffig fei ber 3uU8e flar nidjt. ©ie ©änfe feien
fd)on öfter burd) ben 3a«n in ben Obftgarten ge-
fomnten, unb eb folle fie gar nid)t wunbern, wenn
fie and einmal in ben ©emüfegavten geriettjen, be-
fo:.bcrb wenn gväulein 3ulie wieber oergeffen foßte,
bei ihren Btoaienaten in ben Obftgarten bie gmifdeti»
thür ju fdließen.

©ab woflte benn bie alte grau 2lmtmiinnin,
alb ©dwiegermuiter beb ©utbljerrn, bie bem inne*
ren §aubtoe|en oorfianb, »bod nicht hoffet," unb

^«rtedhenb ^opf auf feiner ©dulter ruhte. Sllb j ber §err gnfpcctor Äloß, welcher ben abwefenfcen
et.ftd, in per Hoffnung, bte fdjönegee ju erbliden, fjerm oertiat, ber auf feiner bei ber fjaupiftabt
ra'd umfah, meinte er ein Ba“r 2lugen ju erteil* belegenen gabrit woßnie, — »ermaß ftd in gered;*
uen, toeicße burd eine fleine Süde im ©efledt ] tem Gifer: er werbe bem Qungen bie glöte auf ben
glanjten, yanyt un^ fdöit, wie SJtariedenb 2luge, i 3fliefert entjwet fdlagen, wenn er tßn wieber beim
ehe fte fo ftolj un^ böjc geworben war. I ^’iten bamit anträfe, ©en Borwurf ber „Sioßheit",

q cvh r „ f weiden ihm ber »fleine hüi>fde Sehrling" bafür

9 ie unb Sragobte. 1 tnadfte, häüe er mol)l nic^t fo gebulbig hingenom*

2ln biefer ©rfdeinmtg mußte etmaä Saßred ge» men, wenn er nidt gevabe auf ein ähnliches ©e-

wefen fein. Sie wäre fonft gräulein gulie, bie
?uf Sapeßenl)of bie Sirtßfdaft lernte, barauf ge*
*°ntmen, bei Sifd ha6 Salent beä deinen ©änfe*

fdäft mit ihr fpcculirt halte, wie’3 ißn» auf bem j
Ieß:enBferbemarlt geglüdt, wo er ein altes ftruppirteä i
Steitpferb gegen ein i)übfde3 junges ©hier oertaufdfte

SBegen beS ^rd^ttlei^nantSfefieS erfdeint morgen

unb nod jwet Sussb or herauäbetam: — bas ßetßt,
wenn er mdt ben Blan gehabt, fein altes oevwit*
terteS §erj gegen tßr jugenblkf) frifdeä auSjuwed*
fein. ®o naßm er benn, wenn audh mit jüßlich*
fauresn Sädein, ihren Borwurf fderjtjaft unb meinte:
„Bei ber §of--ifapeße habe er nidtä gegen baä glö*
ten; aber ffter auf ^apellenhof fönne er e§ nidtbul*
ben; fonft fonnte habet leitet ba§ ©emüfe im ©ar-
ten ober ber Setjen hinter bem Bfotbeteide flöten
gehen." Gin Siß, auf weiden er ftd nod lange
etmug ju ©ute tljat.

Sir fetjen: bie gbpße fcfjfäcjt in ba§ ©rama
um. „Unftdtbare Sädte großen.“ ©ie ©eftalten
au§ Salterä prophetifden ®tdt}of§*©raume nehmen
gteifd) unb Blut an. ©er faltbtütige Slußfnadfer,
bie berednenbe Seltflugheit, hatte graurein gulienä
Bruber beftimmt, feinem greunbe uub Goßegen, ben
Hammermufi'uS Soit, bem berühmten glötiften, bie
§anb feines ©dwefterdenä unb Sßünbels oßne bie
minbefte 31ü<ffiebt auf bie ©efüßle ber Siebenben
beßarrlid ju oerweigem. Saren fte benn bie Gr^
ften, benen baä begegnete? 2lud war eä oßne
Zweifel betfelhe Sämon, welder ben §errn Goncert*
meifter bewog, fein reijenbeä ©dwefterden lieber
hiev auf bem abgelegenen Borwerfe ju einer tüd*
tigen 8anbwirtf)in, alä ißren wunbevooßen Sopran
für bie Büßne ober ben Goncertfaal auähilben jtt
laffen. Sar fte benn etwa bie Grfte, bie ihren

fein Blatt
 
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