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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 50-76 (1. März 1870 - 31. März 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0289

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M 72.

Jlbonnementsprcja fl. 1. 3 f. in $dbelberß,
butd) bic 'poü fl. 1. 16 fr. Giertet jährig.

@amflö'ö,’26. 3Mvg.

^Injeigen 3 fv. bic ^etitjeite, bei »uöfunftö-
ertbeitung 4 fr.

1870.

S>a§ Sttftmtgägefep in fcet erftett Sammet?-

2Me 25. Sipung bcc I. Kammer patte ben
©efepentwurf, bie 9tcd)tSocrpältniffe uttb bie Vcr-
waitung ber Stiftungen Petr., gnm ©egenftanbe.
2)er fort ©ep. 9latp <£>errmann evftattete ©ont-
miffionSbericpt erfennt bie fRotpmenbtgfcit einer
gefeilteren Dtegelung beS bisherigen VcrpältniffeS
an, oertp.ibigt auch ben ©ntwurf im Slügemeinen
gegen unberechtigte Singriffe unb Vcrleuntbiingcn,
guglfid) aber beantragt er eine fepr wcfcntltcpe 3lb-
änberuug bcjfelbett. SDiefe Slbanberuitg begießt jtep
auf ben Sevnpunft beS ©efepcS, auf §. 3. 3m
StegfcrungSentwurf lautet biefer § wie folgt: „211S
lircplicpe Stiftungen ftnb aüe bfcjenigen gu be-
trachten, bereu Vermögen gur Vefriebigung !trd)lt-
eher Vebürfniffe einer fReligtonSgemcinfcpaft bejiimmt
ift. äßeltltcpe Stiftungen ftnb aüe biejenigen,
beren Vermögen anbere als ben oorbegeiepneten
3»ecfen gemibmet ift. 2liS folcpc gelten ütSbefon*
bere alle in 'irgenb toeicber gorm gur 2lrmenunter-
ftüpung unb Sranfenoerpflegting ober gu Unter*
ricptSgwecfen beßiinmtcn Stiftungen, mit alleiniger
SluSnapme ber Stiftungen pm Vortpeile oon Vil*
bungSnnftalten, welche nach SERaßgabe ber ©efepe
Don ben Scrcpen errichtet würben. Ohne ftlücffldjt
auf ipre Sßibmung gelten als lirdfticpe ober welt-
lid)e bie Stiftungen, welche oor Verfünbung bfefcS
©cfcßeS burch Vereinbarung ber gußänbtgen ftaat*
lieben unb ffrcbltcpen SlufficptSbepörben in ber einen
aber anbern (Sigenfcpaft anerfannt ober bureb vecpfS*
Iräftig geworbene ritpterücpe ©ntfdjefbiing als ftrep*
Hebe ober weltliche erflärt worben fitib." — Sie
in btefem § aufgeftetlte unterfebeibenbe 3?orm füll,
wie ber Bericht richtig bcmerlt, ofenbar für bie
Dorpanbenett wie für bie füriftigen Stiftungen nt«ß-
gebenb fein. Ser Vericpt betrachtet nun pnäcbft
iiiefe Vorm itt ihrer Vcgicpun,; p ben oorpan*
benen Stiftungen, unb jwar öorgugSroelie unter
bem ©eftcptSpunfte, ob unb nviepe wohlerworbene
Sichte ber Strd)cn an ben mit ihnen in Verbin-
bung ftepenben 2Bohlth ät i gfcItS ft tf tu n g en
etwa »erlebt erftpeiiten. ©S wirb bargetpan, baß
wäbrenb beS SRittelalterö bie lntlben Stiftungen
faft ausnahmslos einen firchticben ßljaraftcr tru«
gen. Seit ber ^Reformation jeboch äuberte fld?
bieS Verpältniß, bie Sirenen* unb Stanfenßtftüngen
gingen mcl)r unb mehr in bie $änbe ber politifcpeit
Sörperfcbaften über — unb baS mit fRbtpwenbf'g* I
feit, fbefin fobalb ber Staat, naepbem fich bie
Ungülängtidjfeit ber biSberigett firdillcpcu 2lrmcn*
pflege perauSgefteflt, feinen ©etneinbcn bie febr

entpftnbltcpe Slrmenlaft als eine bürgerliche 9led)tS*
pfid)t aufcrlegte, fo müfe er auch für einen ßu-
fammenpang ber. oerfchiebenen Seiten, öon benen
auS bie UnterftüpungSangelegenpeit betrieben würbe,
Sorge tragen, eine gleichmäßige pauSpälterifcpe
Verwaltung unb Venüpung ber oerfchiebenen 9lvmcn-
ftif hingen herheiführen. Stilein, unbefepabet bicfeS
ßtecpteS beS Staates ftnb tpatfäddicp mepr ober
weniger pplreicpe SBopitpätigfeitSftiftungen hiS auf
ben heutigen Sag fitchlicbe geblieben, fo baß ber
Staat, welcher jeßt bie Sßirflidifcit biefer Stif*
tungen becretirt, im ßtedjtSoerpältniffe, an beren
Veftepen ftd) für bie Streben ein unoerfennbarcS
Snterefc fnüpft, tief einfdpeibet. ®ie gegen btefen
©mfebnitt erhobenen ©inwürfe, als fei berfelbe
eine fBerlepung ocrfafungSrechtlicher ober gar ool-
ferrecptltcherScbranfen, fann ber Sericbt nid)t als
fiicbbaltig anerfei.nen; bagegen erfebeint ipm ein
33ebenfen wopibegrünbet, weicpeS auS ber fRatur
beS reeptiidsen SanbeS peröorgept, baS jwifepen ben
Sirdjen unb ber bisher ffrcplicpen SOBopltpätigfettSs
fiiftungen ftattfinbet. fDiefeS recptli^e Sanb --
fo wirb auSgefüprt — ift jwar niept auf irgenb
WeicpeS f)3rioatred}t ber Sird^en prücfpfüpren,
fonbern eS tf bur^guS offentlid? rechtlicher ßiatur.
Allein tn biefer ©igenfepaft wirb man ipm bod)
bat ©parafter eines fugen, wohlerworbenen
fRedjtS (jus quaesitum) perfennen müfen, Welches
bcn betr.Sircben p eigenem, felbf ftänbtgcm

ftrcpliche gelten foden, welche PiSju einem heftimmten
Scrmitt (bis jitr 93erfünbigung beS ©efepeS) bnr^
Uebereinfnnft jwifepen Staat unb Sircpe ober burd)
recptSfräftigeS Urtpeil itt iprer fircplicpcn ©i^en*
fepaft anerfannt worben ftnb. fBielmepr muß ben
Sirdien and) ferner ttoep ber 2Bcg offen gepalten
werben, für SBopltpätfgfeitSßiftungeii, welche ftcald
in ipre fRecptofpliäre gepörenb glauben in Slnfprudp
nepmen p tonnen, ben ftrcplicpen ©parafter auf
gertd)tlid)em 3Qege p erftretten. 2)ie Sommiffion
fap ftep baper oeraniaßt, in iprer Slbünbcrung beS
§ 3 als fitcplidje Stiftungen aufppplen: 3)
bfejenigen Stiftungen, welche oor äkrfftnbung bfe-
feS ©efepcS burep Sftereinbaruitg ber pftänbigen
ftaatlicpen unb fircplicpen 2lufjlcbtSbeborben, fei eS
auSbrüdlicp unb befonberS fei eS burd) bie 33erorb*
‘ ttung ootn 20. fRoo. 1861, § 5a, bcstebungSwctfe
üom 28. gebr. 1682, §6a allgemein, alSfircp-
liebe anerfannt, ober burd) rcd)t§fräftig geworbene
richterliche ©ntfepeibung als ftrcplicpe erflärt worben
ftnb; 4) biejenigen pr Slrmenunterftüpung ober
Sranfcnpftege heftimmten Stiftungen, weldje oon
ber Sircbenbeporbe als hei 33erfünbung biefeS ®e-
feijeS firdyliepe in Stnfprucp genommen unb in biefer
©igcnldiaft burep ©ntfepeibung beS 93erwaltungSge-
richtSpofS anerfannt werben. SBäprenb alfo in
Ziffer 3 bie 93erfcpärfung, welche bie 5weite Sam*
mer an bem Iepten Sape beS § 3 oorgenommen,
inbem fie ftatt „burd)Vereinbarung", „burep auS -
ftlecpte, aifo bergeftalt pftept, baß fie babei nfept brücflicbe befonbere Vereinbarung" fe^te.

als beliebig p änbernbe Drgane unb gunctionäve
efneS anbern '-Berechtigten, nid)t als mit einer
wibcrrufltcpen Vollmad)t beS Staates auSgeftattet,
fonbern als ©ubfecte eines p iprer eignen 9led>ts= j
fppäre gehörigen VcfugniffeS erfepefnen. So liegen ■
bie Vevpältniffe tn 35eutfcp!anb fm Slllgemeinen, i
fo liegen fie aud) in Vaben. fDurep bie 3lusfüp-
rungSoerorbnungen p § 19 beö Sird)cngefe&eS

wieber befeitigt worben, wirb in 3'ffer 4 etwas
üReueS, über ben ftlegierungSentwurf pinauSgepenbeS
gefepafen. (Sd)luß folgt.)

oom 9. Dftober 1860, fowie in bem lepten Sape
beS oben citirten § 3 beS oorliegenbcn ©ntwurfs
wirb baS gortbeftepen fircplicper Slrmenftiftuitgen
ausbrücfiicp anerfannt. SRüffen wir aber in un-

SorlSrupe, 24. äRärj. 28. Sipung ber ©rften
| Sammer. SageSorbnung auf Samftag ben 26.
‘ fDiärj, SRorgenS 9 Upr. 1) illnjeige neuer ©tnga«
bett. 2) Veratpung beS VericbtS beS grprn. o.
91 übt über bett ©efepentwurf, bie öffentliche 3lr-
menpftege betreffenb. 3) ©rfiattung unb Veratpung
ferm 8anbe ben rechtlichen Vcftanb oon fircplicpen ! beS VericptS @r. 3)ur^iaucbt beS gürften 5Bil-
2lrmenfiiftungen überhaupt, unb jwar mit bem pelm ju Bornen fiel n über ben ©efepentwurf
©parafter beS wohlerworbenen 9tecptS ber Streben j ben Vau einer ©ottparbtsVapn betreffenb. 4) Ve-
an bcnfelbcn, behaupten, fo müjfen wir and) bie j ratputig beS oon Slrtaria erflatteten VericptS
©efepgebung für oerpftieptet erfennen, baS leptere i ber Vubgetfommiffion über baS Vubget ©roßp.
pachten. ©S erfepeint oon biefem Stanbpunfte j ginatijminifteriumS, Sit. I 3)omänenoerwaltung;
auS ebenfo bebenflidp, bie 2lrm?n» unb Sranfen= j Sit. II Steueroerwaitung für 1870 u. 1871. 5)
fiiftungen ausnahmslos für weltliche gu erflären, ■ ©rfiattung unb Veratpung beS VericptS ber Vub-
als neben einer folcpen ftiegel bie 3luSnapme auf= j getfommiffion über ben ©efepentwurf, Cie 3lenbe-
jtifielleti, baß biejenigen, unb nur bfejenigen als rung beS §. 2 @ap 3 beS ©ewerbfieuergefepeS oom

(•{Jt'tia.

©ine ©rjäpiuna oon 1. SJHelS.

(gortjefeung.)

SRan popte heftig an Per Spür — ©lelia ent-
riß fiep meinen Sinnen, bie fie naep iprem ®eftänb>
niffe an meine Vruft gesogen patten. 3d) öffnete
- Vcppo üRangtni ftanb ba!

„Signore," rief er faft außer 3Upem, „wir
miijfen einen anbern Vlan oochereiten — ber alte
ift gefepeitert."

„2ßie fo . . . was?"

„@tnc Sloarie am Vorb be§ frangöftfheu Sam*
feie! — fo eben mirb angegeigt, baß bie Slbfaprt
nierunbjroanjCg ©tunben aufgefepoben fei." — „3uux
. . . toaä tpun?"

„SSoüen Sie mir erlauben, offen p fpreepen,
Signore, mie icp alles combinirt pabe!" — „3ie-
bet . . ."

,,®er ©aoaliere fommt morgen früp um 8 llpr
in Sioorno an, unb ba baS 2Better fd)led)t ift, fann
eS wopl toerben — um 9 Upr pat er,fdpon
eine teieg>appifd)e Sepefcpe abgefanbt, bie einige
üDlinuten fpäter pier ift, unb toenn um 10 Upr
ba§ l gräulcin nidjt außerpatb 3ta^en auf

popem üJtecr.e ift, wirb man ipre Slbreifc oon ’pier
fo lange oerpinbern, biS ber ©aoaltere pier ange-

i fommen fein wirb, unb baS wirb morgen 3lbenb
fein."

„gpr täufept ©uep, morgen 9lbenb gept erft ber
Sampfer oon Sioorno naep ©enua gurücf."

„?lber morgen früp legt ein oon Veapel fom-
menber ®ampfer in Sioorno an, unb ber ©aoaliere
wirb waprlicp niept bie ©elegenpeit oerfäumen, ben-
felben gu feiner 9lüdfreife gu benu|en unb wirb
morgen 2tbenb gtoifepen 3 unb 4 Upr pier fein."

„3Pr fönnt 3lecpt paben ~ aber wa§ tpun
wir? §abt gpr einen 9tatp?"

„9tatp — bie §auptfacpe wäre — weit auS
©enua entfernt gu fein, wenn baS Selegramm Sal*
oiatis lömmt! unb bann fo fcpneH wie möglicp bie
©renge gu erreiepen fupen!"

„Slber auf welcpem SBege, Vcppo?"

„@ä gibt gwei! — bem ftReere entlang bis naep
fRigga, aber ba müßten wir erft einen SSagen fuepen
— ober ben 3ug peute 2lbenb um 11 Upr 30 {
9Rinuten benupen, naep Surin gurüeffapren, wo eS
erftenS oiet leiepter ift, baS gräulein eine 3eit lang
gn oerbergen, unb bann SranSportmittel über bie
Verge nad) ber ©djmeig gu finben!"

gep fap auf Slelia, um ipre SRetnung nap bem
eben ©epötten gu erfapren, Sie faß finnenb, ben
Sopf in bie §anb geftüpt, ba.

„Sütfie icp Sie um 3Pre 9Reinnng bitten,
gräulein?" fagte icp, auf Veppo weifenb.

, Sie pob ben Sopf in bie $öpe, ü6er meinen
I ceremoniöfen Son erftaunt — boep balb läcpelte fie,
i ftanb auf unb fragte:

I „Sann icp offen oor btefem Herren fpredpen ?"
„©r lennt gpr ganges Verpältniß gu Saloiati,"
erwiberte tcp.

„9iuit, bann pören Sie! — gdp möcpte niept
fliepen — niept gtalien oerlaffen, epe icp meinen
©roßoater gefepen — gefproepen! VBenn Sie eS
für gut befinben, fo werben wir brei, ijMa ßajfotti
Sie unb idp ipni unter bie 2lugen treten; in 316-
roefenpett SaloiatiS, bie ipn waprfcpeinlicp Peperrfcpt
wie er e§ mit uns aüen getpan, motten wir mit
ipm fpredjen — unb wenn er fiep bann noep un*
beugiam geigt, nun, bann paben wir unfere ißfticpt
getpan, bann . . ."

„Sann aber wirb bie glncpt faum gelingen, bann
ift es gu fpät," unterbrach icp.

„®aS fdjabet auep nicptS," meinte Slelia mit
BebeutungSoottem Bacpeln — „jj e ^ t fepabet baS
nicptS mepr — jept ftepc icp nid)t oerlaffen mepr
auf ber SSJelt, bann rufen Sie, mein greunb, bie
©efepe beS SanbeS gu meinem Sd)upe auf."

„§m!" murmelte Veppo oor fiep pin, „©efepe
. . . Saloiati oermag oiel ... gar oiel in Surin
— icp weiß eS? . .

„Sd)abet nicptS 1" erwiberte ©lelia ruptg, „unb
wenn auep bie ©efepe miep niept fepüpen, bann nep-
 
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