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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 150-176 (1. Juli 1870 - 31. Juli 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0643

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JS 159.

JibonntmenUptti» fl. 1. 3 f. in fjeftelberp,
kur* bie JSoft ff. 1. 16 tr. »iertetjaWß.

2)teitftaß, 12. ^nll

3 fr. bie 3>etif$ei(e, tei SfuSfunfhV
eribettunp 4 fr.

1870.

B.C, Sßtc bic „tatyoim* SMfS&artei"
mit ber Unfeplharfeit aBfinbet.

ifl ntc^t lange &ev, bafj wir einmal gegeigt
paben, wie bie Selter ber fog. fatpolifdjen Solfö»
Partei in Sabcn über tpre (Stellung gut grage
ber päpfiltc^en Un.feplbarfeit etn auffatlenbeö SttU-
fcpwetgcn beobachteten, wie büdjflenS ber „Sfälger
Sßotc" »on 3e\* äu .3^1/ guv Sefd)Wid)tigung ber
beforgten ©emutper feiner ©etreucn, eine „gaffung"
beö dognta’S in Sluöftd)! fteßte, welche alle S«r-
teien befriebigen foflte. 28o ifl btefe „gaffung"
geblieben? SBenn je ein mir Hiebe 3 ©ompromtfj
gwifdjett ber üReprpeit unb ber Stihberpcit beb
ßottctlS möglich gewefen wäre, fo hatte bab uner-
wartet oppofttioneße unb boep »ermittelnbe 2luf-
treten beb ßarbinalö ©uibi baö Signal bagu geben
muffen. 2ftan weif tubefs, baß berfelbe an aßet*
pocpfler ©teile flatt danfeö ben bitterflen Sabel
geerntet hol* Slcuerbingö feprieb nun auch etnS
ber offteiöfen Organe ber rbmif^en ßurie: „©$
gibt noch immer eineSlngatfl waprer ©fei, welcpe
»on ber Serf&pnung fpreepett wie »on einer Sache,
welche leid)t gu bewertftelligen wäre. Slngeftchtö
einer fo offenen Sprache »on ber eignen ©eite
fonnte ber „Sfälger Sote" unmögltd) wagen, an
feiner elenbcn SluSflucpt »on ber „befriebtgenben
gaffung" noch länger fefigub«lten. UncntfdnebencS
©chwa'nfen aber fonnte im gegenwärtigen Slugen-
bücf auch nicht mel)t frommen; eS war pocpfle
3cit für bie Häupter ber fatpolifepen SolfSpartei,
garbe gn belennen. ©o würbe beim bie Carole
aubgegeben.

sBejeichnenb ifi eö, baß ber defatt unb 2lbge-
orbnete Sen ber — ohne 3weifel ber politifd) be-
fäbigffie unter ben ultramontanen „güprern" —
bem horrenbeu Solle biefelbe guerft offenbaren
muffe — bejeiasnenb befoitbero burefc bie 3lrt,
wie er eö tliat. Sluf einer feit SBocpen mit gro-
fern ©clat »orbereiteten fog. Katpolifen»erfamm-
lung am ©onntag, 3. Sult, in ©engenbad) erging
er ßd) gunäepft in einer neuen drgäplung be$ alten
gWäßrcpcnS »on ben „bemofratifepen" 3^» ber
fatpolifepen Sollepartei, unb bab in einer SBeife,

ben republilanifcheti „fDianitßeimer Slngetger"
ju einem wahren ditßpratnbuS auf ben Stann
hingeriffen pat. Sllöbann würbe ber »erfammelten
SDienge »on ben Heineren ©eijiern eine Dtefolution
»orgelegt, beren erfier Speil unbebingtesSertrauen
auf bie unter ber ©rleud)tung beb heil, ©eifteb
tagenben Säter beb ©ondtb, unbebingte Unterwer-
fung unter ihre Sefcplüffe becretirte. 'ffladjbem bic-

felbe angenommen war, erhob ftd) wieberunt £>r. bod) feine freie politifdje Uebergeugung. SDie Sßä-
Senber, um (nach bem Dtcferat beb „iütannßeimer j tigleit ber Kirche aber gilt ber Sflcge ber innere
Sing.") gu conftatiren, bah bie Dtefoiution nid)t j ften ®ef ft hie, ber ßeiUgften Ueber geugun g en,
unter feiner SRitwirlung abgefaßt fei. „@r felber i Unb in foldien gragen »erlangen, baß man ftd)
fei perfenlid) gegen bte Unfeplbarfettbetflärung beb ' ber SJleprpeit unterwerfe, b- h* man ftd) sott
Sapftcb unb hatte eö lieber gefehen, btefe gragc ! Stnbercn eine Uebcrjeugung bictircn laffe, »on bet
wäre bett St|d)bfcn nicht »orgelegt worben. Slüein, man felbft nicht überjeugt ift — bab ifi entweber
wenn bie Ätrd)e befchloffen habe, fo muffe gel)or= j ein llttftnn ober bie unerh&rtefic Sprannet. Uner-
famt werben, wenn man nicht aubtreten woüe." ; hört — benn in ber fatl)olif(ben ftirebe ifi eb »on
SUbbanit ergoh ftd) ber fRebner »on Steuern in ; uralten 3dteR her Srabition gewefen, ba§
einen ©tront ber rotpeften Shu1fe, um bie eben | neue ©iaubenbfähe nur bann aufgefieüt werben
gereichte bittere Sille burd) bemolratifchc ©üftg= | feilen, wenn moralifebe ©infiimmiglett ber Birdie
leiten fchleutttgfi »ergeffen 51t machen. j über ftc oorhanben ifi. 2lber freilich, Si“^ IX.

3n ber Spat, eine Äomöbie, wie ftc fädauer j hat erft »or wenigen Sagen feiner Segterungäjeit
nicht patte erfonnen werben formen. Um bte ©lorie j bte unfierbliche ©ignatur aufgebrüeft mit ben

beg Senberfchen greimuths noch intenftoer ju ma
chen, beriditet ber „SRamth. Slns.'" nod) obenbrein,
bte fRefolution fei h'mter Senberl Süden einge-
fchoben worben. SSahrpaftig, man tttufi ftd) einer
unöcrwüfilibhen Saioität erfreuen, um auf einen
folcpen ©ebanlett ju lommen. Dber pat |)r. Sens
ber and) nur im ©eringften etwas »on ber 9tefo-
lutfott SlbweichenbeS gefügt? 3UIe Sichtung, wenn
er etwa für ben gaU ber Serfünbigung beS Utt-
feplharleitäbogma’b feinen Stubtritt aub ber ro-
mtfd)=latholifdhen Äitchc in SluSftcpt geftellt, unb
wenn er feine 3Rhorrr ju bem gleidjen ©dritte |

üßorten: „Sie Srabition bin id)!" deutlicher
tonnte ber ©runbgebante all’ ber gegenwärtigen
Scnbcnjcn ber römifd)en ©urie nicht bezeichnet
werben. Sont Sopre 1870 foll ftep ein ttie ju»or
gelaunter SlbfolutiSmub in ©adjen beb ©laubettb
battren, für alle golgczeit foß bie perrfebenbe Sor^
tei in Sont berechtigt fein, ihre Slnftcpt alb bie
unumflöfjticbe, alb bie unmittelbar göttltdfe 2Bapr*
peit ju proclamiren unb ber ganjen fatpoliicpen
©hvifienpeit bab einfache ©ntweber^Dber entgegen^
äupaltett: „Slngenommen ober »erfiu^t!"

Unb bfe tatpolifche Soltbpartei weif biefer bet-

ermutpigt hätte. 2Ber fo.lcpeb aber im ©vnft »on j fptellofcn Knechtung ber ©ewiffen gegenüber nieptb
4>rn. Senber erwarten wollte, würbe bem ©eläcpter ' Sefferes ju tbun, alb ftep ju iprem treugeporfam-
beb gangen Sanbcb »eifaUen. @r würbe »oraub» I ften ©cptlbfnappcn ju belennen! Sra»o, ipr Herren!
fepen, baf ^r. Senber aub tieffter Ueberjeuguttg | müpt ©ttep nur ab, bie nadle SBahrpeit, bag ipr
bem ©laubett an bte perfbnlicpc Unfepibavfeit j bie erfte aller greipetten, bie ©ewiffenbfreipeit, mit
wiberfirebe, wäbrcnb er felbft ftch bo^ nur für güfjen tretet, mit ein paar bemoiratifepen Sappen
einen ©egiter ber Unfehlbarlcttbe rf lär ttn g ge= 1 ju »erhallen — »ergehenb! 3Pr h<»bt euch ben
palten wiffett will, b. p. für einen Surtdgänger j rotpen SRantel felhfl »on bett ©cpuUcrn geriffelt
ber ^etteier uttb ©ottf., bereu gattje Dppofttion i unb wer überhaupt fepen fatttt unb fepett will,
barin ipren ©rtttib pat, bafj fte »on ber Serfün= \ ertennt euch in eurer wahren ©cfialt!

bigung be« Sogma’ö bei bem jeptgen StlbungS^ j --—

ftanbe beb beutfdjen Soltes eine bcbentlidje Seetn= \ ScMlffpltUtb.

trädjligung ipres SlnfepenS, iprer fötaept befürd)ten.

Saö alfo ift bie gange Sßeiöpeit biefer latpo-
liicpen Solfspartet gegenüber bem unglaublid)en
©laubeuSfape: die fLRinberpett pat fiep ber Stepr-
beit in unbedingtem^©eborfam ju fügen, greilid)
meinen bie £)errett fiep »ollfiänbfg faloirt gu paben,
wenn fte barauf pinweifen, bah bfe gleiche Siarimc
baä eigentliche gunbament aller, aud; ber liberal

S?arl8rupc, 10. Suli. @. Äbntgl. ^opeit ber
©rofperjog haben ©Ich aKergnäbigfi ’ bewogen
gefunben,

bem ©epeimen |)ofraih Srofcffor Sr. Hermann
Äopp an ber Unt»erfttät.£)etbelbcrg baS Äommans
beurfreuj zweiter Älaffe StllerpochfiihreS DrbenS
»om 3«^'infler Sorwen gu »erleipen;

bem penftonlrten fatpoIifd)en ©tabtpfarrer unb

ften confiituttoneHen ©taatSwefen fei. Slhcr pat • delan Sofef ©roSholj in Saben bie untertbä*
matt je eine ahgejepmadtere unb unwahrere Ser= ] nigfi naepgefuepte ©rlaubnip ju ertpeilen, ben ipm
gleicpitttg gepbrt ? ©er Staat herüprt faft nur bie j »on ©einer SRajeftät bem Äonig »on Sreußen »er-
Pufferen Seben3»erpältniffe; wer ftep in ftaad | liepenen Äronen=Drben 4. Klaffe annepmen unb
liehen dingen ber SReprpeit unterwirft, Pepält i tragen gu bftrfen;

Slacp bem Sagebuä) eines SttdeS er^äplt »on Ä. SRelj.
(gottfepung.)

!ann e§ nidpt leugnen, obgleich bei mir
wopi auep noep anbere Slotioc im Spiele ftnb; idp
feljne mih, ich ^a&e, ich wöchte fagen, einen or-
benttipen §eiphunger naep uncioilijtrten Serpältnif^
fen."

„©igentpümlidh l Sun bann belommen Sie w'opl
fdpon einen Sorgefchmai in Slfturien! Kennen ©ie
bas Sittentat, bem ber §err doltor beinape geftern
junt Opfer gefallen wäre, ©aloabora?"

„©ie liepen einige Sßorte barüber faßen! ..."
erwieberte ba§ junge fßläbpen gleichgültig.

„gep woßte 3pre SJJutter nicht unnüp burh
biefe ©rgäplung aufregen; wenn ©ie e§ roünfdjen,
wirb ber §err ©octor bte ©ütc haben . . . boep
was wiß 3ofe?"

@in ©iener, ber uns gefolgt war, näherte fth
bem SJiarquig Unb berichtete, bap 3eman^ *hn au'
genblidßh zu fpreepen miinfhe. @r mähte etn
mürrifcpcS ©ejicht, fcpalt bett diener, ber tpn
nipt »eileugtict patte, unb fth an mih wenbenb,
fagte er:

„3pr SBunfh »aep uncioiliftrien Serpältniffen
^alifirt fth tnepr unb immer mepr! Sitte! enifepud

bigett ©ie miep einige Slugenbltde, tep werbe ben
3ubrtngli<pen fo fpneß wie möglich beförbern. ©ie
paben unterbeffen gerabe 3dt/ bem gräulein 3^r
Sl&enteuer mitjutpeilen!" Unb leiht grüfenb f cp ritt
er eiligft bem §aufe gu. ©aloabora unb id) wir
betraten ba§ SBälbcpen.

„SBirb e§ ©ie interefftren, ©ennorita?" fagte
tep, „wenn id) bem SBunfcpe be§ $errn SJlarquiS ge»
map 3pnen »on ber ©efapr fpreepe, ber mein Seben
geftern auSgefept gewefen?"

©ie büdte fth unb pflüdte eine Slume; th be»
merlte jeboh gang gut, bap fte beim Sieberbüdett
einen prüfenben Slid im Kreife fanbte!

„©predjeu wir frangöftfep, mein §err!" fagte
fte, inbem fie ftep wiber erpob, „ih bin niept ftd;er
baff wir ntept belaufht werben!"

SJlan lann fth mein ©rftaunen beim §örenbte-
fer SBorte leiht norfteßen; „SSie ©ie wünfepen,
mein gräulein," fiammelte th-

„3h leime SlßeS, was Spnen paffirt ift," fagte
fie mit faft fieberpafier ©ile ; „eine grage, auf
3pr ©ewiffen! Steine üRuttcr ift »erloren, nidjt
wapr ?

„Siemanb fann foldp abfoluteS Urtpeil faßen!
die grau SDtarquife ift tränier, al§ fidp ipr ©etnapl
»orfteßt, unb bte SRebicin, bie ipr gum Sebürfmp
geworben gu fein fepeint, ift ipr fepr, äuperft )häb-
iiep! ©ieS fann icp bepaupten, mit Seftimmipeit be= ;

: paupten; aber aße§ Slnbere würbe nur eine SorauS-
fepuug fein."

„Unb glauben ©ie, bafj ein übermäßiger, ein
unmäßiger ©ebraud) biefer Sropfen gefäprlicp fein
fonnte ?

„gm pöcpften ©rabe, ja fogar mepr als gefäpr-
Ith, unter g^wiffen Umfiänben fogar töbtlicp!"

„das bähte ih mir," fagte fte mit bebenber
Stimme, fo ift fte »erloren!"

„gürepten ©ie benn . . ."

„Sie leert manhmal in ©inemdage ein gläfcp»
epen, wie ba§, welcpeS ©ie gefepen."

„Um beä Rimmels wißen! dann ift ©efapr in
jebem Serguge; man muß ... ih werbe ben^erm
■ÖiarqutS baoon in Kenntniß fepen . .

„Unnüß!" fagte fie faum pörbar . . ." ©te
müffen gum Stlcalbe gepen, gum Stihter, unb tptn
ergäplen, ba§ ber Staiquife bei ©fpejo feine grau
oergiftet!"

„gräulein!" rief ih außer mir.

„Stupe! ... um beä Rimmels wißen; in je-
bem Saume fann ein Saufdjer fein; . . . tep pabe
feine 3dl/ 3Pn«n ^eä äu etflären . . . fepen ©ie
mir in’s ©eftdjt, ob tep wie eine Sugnerin ausfepe;
ber SRarqutS oergiftet meine SRutier, er ift ©cpulb,
baß fte fih aßer ärgtlihen Sepanölung entgogen
pal, er pat ipr eine gefäptlicpe, töbtlicpe Slrgnei ge«
bvaept, er . . ."
 
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