2>etttfd)lattb.
Karlsruhe, 7. Wat. ©. 5?ön(gl. |)ol)eit ber
©roßhcrsog haben mit ßößfter (Sntlßlicßung oom
5. b. 3J?. gnäbigft gerußt, beit AnttSoorftanb iit
Sßallbürn, Amtmann £>örbt, bctt AmtSoorfianb in
©ßonait, Amtmann ©fcgel, unb ben AnttSoorftanb
in Triberg, Amtmann ©trieben, ju Dberamt-
männern ju ernennen,- ferner [ben Amtmann ©der
in Prußfal bis jur WieberßetlMung feiner ®e-
funbßeit in ben Außejianb ju oerfeßen, unb ben
Aeferenbär PaumüUer in Prußfal unter Srnen-
nung jnm Amtmann bern PestrfSamt Prußfal als
Beamten sugutßeilen.
KarlSruße, 4. Wal. Sie näßfi su oeröffcnt-
licßenben ©efeße werben wcßl Jene über ®e--
weinbeoerwaltung unb ©emefnbemaljlen fein; mit
ihnen bangt auß baS Armenwefen unb bie 8oS-
löfung ber ®t)efct)liefjung oom Pürgerreßt jufam-
men, fowfc bie Aenberung ber Porfßriften über
Aufenthalt nnb Afeberlaffung. Sa jur Erwerbung
beS UnterftühungSwohnftbeS 3 Saßre erforbert wer-
ben, fo fann bie AeßtSwirfung ber neuen ©efeße
in biefer Pesfeßung erfi 1873 cintreten. — Aaß
ben Aaßrißten oerfßiebener Plätter erhalt baS
Perfonat ber iJSolijei eine neue Uniformitung;
habet foß an bie ©teile beS alten SretfpfßhuteS
ber £)eimfßmucf beS Hauptes treten.
IBabttt, 4. Wai. Sie ©atfon bat mit bem
1. Wai begonnen, fo fühl uub frofiig auch ber
r®°nnentonat flß anließ, ntib baS Programm für
bie ©aifon, baS auSgegeben ttmrbe, übertrifft burß
feine Aeißßaltigfeit ftü£ früheren. Wenn früher
bie Äonjerte erfi an Pftngfie« ihren Anfang nah-
men, fo gefßaß biefeS heuer fßon am 1. Wai mit
einem großen Snftrumental- unb SSofalfonjert. Sie
Saht ber italienifßen Opern wirb oermehrt, ju
ben bisherigen jwet Kapellen — Kurorßeflev unb
babifche Wüilarmußf — fontmen bie Kapellen oon
©trauß in ^gten unb »on WanSfelb in granf-
furt. Auß bie Saht ber Wettrennen ifi öermeßtt
unb ein internationaler ©ßaßfongreß auf ben Suli
auSgefßrtebcn, weißer bie berühmteren ©ßaß-
fpteler hierher ruft. Außerbcm Sagben, Walb-
fefte, glfcßereiett u. f. w. @o wirb biefe ©atfon
unb bie ttaßfie ben ©ßwanengefang ber ©pielbanf
bilben. Pon anberer ©eite iß man auch nicht
unthatig, für bie Pebürfniffe ber ©tabt unb ißr
Aufblühen ju forgett. Sem notorifßen Wangel
«n frifeßem Trtnfroaffer, beffen Pefettigung burß
SBafferieitungen noß nicht ßinreißenb erjielt wor-
ben, wirb nun gegenwärtig abgeßolfen burß eine
, große 8eitung, bie über l1/* ©tunbe naß bem
oberhalb ©erolbSau gelegenen Waffcrfatl gnrücf-
feßrt. Amß baS neue großartige Sampfbab, baS
einfßlteßliß ber Koften beö Areals auf 500,000 ß.
SU fießen fommt, ifi nun in Angriff genommen,
bie aite Trtnfßalle näßfi ber ©tabtfireße abge-
broßen uub ber ganse fübliche Abßang groifc^en
ber Kirße unb bem grauenfiofter freigelegt.
Stuttgart, 6. Wai. Ser neue| ©ultuSntinifiev
©eßler richtete in feiner ©igenfßaft alS bisheriger
fßwjtbent ber jweiten Kammer ein ©cßreiben an
ben ftänbifeßen AuSfcßuß, in welchem er bie Aie*
berlegung beS ÄammerpräßbiumS anjeigt unb §ol-
genbeS fagt: „Scß ßielt rnieß bei ber gegenwarti-
gen fcßwicrigen Sage oerpßicßtei, bem Auf beS
Königs ;u folgen. Site SDBaßrung ber ©elbftan»
bigtett SßürttembergS in SBerbinbuitg mit einem
freunbliüfen ©erßaltniß su ben übrigen beutfeßen
Staaten wirb atteß fünftig für mieß Aicßtfcßnur
fein. S)ie fDtitroirfung sUT möglicßßen @rleicßte-
rung ber Opfer, welche Württemberg, gleich ben
anberen ©taaten, wegen ber in maneßen fünften
nießt oollfommen feßen ©efialtung ber politifcßen
SSerßältnijfe su tragen hat, wirb mein befonbereS
Anliegen fein. S)ie ©inigfeit oon Aegferung unb
©tanben iß bei ber 8öfung feßwerer Aufgaben
ber maeßtigfte ©cßuß gegen äußere ©efaßren, waß-
renb eine Uneintgfeit bie Sebeutung folcßer nam-
haft erhöhen würbe. 3)te ©rretchuug Jener 6inig-
feit muß beßßalb oon Scbem, welchem baS Woßl
oon König unb Saterlanb am fersen liegt, an-
geflrebt werben." An ©teile ©eßlerS ßat ber jiän-
bifeße AuSfcßuß ben 93icepräßbenten ber Kammer
iProbfi jum Eintritt fn ben engeren AuSfcßuß ein*
gefaben. S>er Scßtere befteßt nunmeßr aus fot-
genben fecßS JAitgliebern: @raf Aecßberg, fßrobß,
©eneral ©nur, S£ß£* bon -füofet, ©cßneiber unb
©arwep.
Aus ber Baß. tpfalj, 5. !Dtai. S)fe oom Tri-
bunal Sanbau wegen ÜJtaJefiätSbelefbigung ju
ljäßriger geftungSßaft auSgefprocßene unb oom f.
AppetlationSgeri^te betätigte fBerurtßeilung beS
fatßolffcßen Pfarrers (S fcßenfelber oon @f(ß-
ba^ würbe aufß als ©nabengefueß oon bem Könige
abgewiefen, fomit ßat ber £err Pfarrer am 10.
SDtai leine ©träfe auf ber Seftung Aofenberg abs
Subüßen.
Auüolftabt, 4. SAai. S)er „Weimar. Stg.»
Sufolge beßätigt eS , baß in Sesug auf bie
Auboljtabter Angelegenheit nocßmalS eine 93erjian-
bigung swif^en ber Aegierung unb bem ßanbtag
angeßrebt werben wirb. S)er SunbeSfanjler, wel-
chem bie feßmarsburgifeße Aegierung befanntlicß oon
ben betreffenben Sefcßlüffen beS ßanbtagS Kenntniß
gegeben, ßat ßcß wenigfienS in biefem ©inne ge-
äußert. ÖorauSßcßtlicß bürfte bie Aegierung beS
gürftentßumS baßer noeß einmal ben 8anbtag su-
fam menberufen.
®erlin, 6. SAai. Sn ber ßeutigen ©ißung beS
ßotlparlamentS würbe ber ©ntwurf ber ©eßeuerung
beS ©tarfesucferS naeß Ablefung ber Paragraphen
oom SoÜbunbeSratß Surücfgesogen. ©S folgte hier-
auf bie ©cßlußberatßung über bie Tarifoorlage.
Su berfelben bringt ber ©taatSminifter a. 3). o.
Patow einen Antrag ein, wonach bie ©rmaßigung
beS ©arnsollS fortfällt, ber Soll für Aoßetfen auf
2Vn @gr-, ber für AeiS auf 15 ©gr. ermäßigt,
bagegen aber ber Soß fü£ Kaffee in (einet ooflen
|>öße bewilligt wirb. ©taatSminifter Slelbrücf er-
flärte, baß bie Aegierungen übereingefontmen feien,
baS Amenbement Patow als untrennbares ®anseS
Su acceptlren, ba bajfelbe s« ber Hoffnung bere^-
tige, baß bie Saltomto^dmiahmett ßflbur(ß «ießt
oerringert würben. Pet ber Abßintmung wirb ber
Antrag £ooerbecf auf Aufhebung ber AoßeifensöHe
abgeleßnt. S)er Antrag Aunge, betreffenb bie Ab-
lehnung ber KaffcesoUerßöhung, wirb mit 183 gegen
91 Stimmen oetworfen unb ber Antrag Patow
als ©anjeS mit 186 gegen 84 ©timrnen ange-
nommen.
— S)aS Sollparlament wirb morgen Aacß-
mittag im Weißen ©aale beS fönfgl. ©cßloffeS
bur^ ben König in Perfon gefcßlojfen werben.
Preußen. S)te Prooinsial-dorrefponbens oom
4. Ptai fdßreibt: „Unfer König erwartet arnnäch-
ßen Wontag (9. ÜJiai) ben Pefucß beS KaiferS
oon Außlanb, welcher auf ber Aetfe nach GsmS
SWei Tage in Perlin oerweilen wirb. Su ©ßtten
beS ßoßen ©ajieS wirb am SDienflag (10. 3Aai)
eine große Parabe am Kreusberge ßattßnben. Am
Wittwocß (11. 3J!ai) bürfte bet Katfer bie Aeife
fortfeßen. — S>cr PunbeSfansler ©raf oon P i S -
mar cf oerweilt noeß in Parsin J bie Kräftigung
beffelben macht nur langfame gortfeßritte, fobaß
über ben 3c^l)un^ feiner Aücfteßr fefte Pefiimm-
ungen noeß nteßt getroffen werben fonnten."
— 3n ber Pojfifcßen S£^tuüfl iefc«
S5ie Kranfßeit beS PunbeSfauslerS ©tafen
PiSmarcf foU feine fo leicßte fein, wie einseine
SeitungSnacbrichten behaupten. 3« Krcifen, Welche
barum wiffen fönnen, meint man, baß eS noch
längere Seit bauern werbe, beoor bet ©raf naeß
Perltn snrücffeßren unb feine AmtSgefcßäfte Wieber
übernehmen werbe. Atcßt bie ©elbfn^t allein ift
Geprüft und Bewährt.
Aooelle üon Otfrib SKpltuS.
(gotifeßung.)
— „Welanic oerbient eS nießt beffer," erwie-
»erte bie Wajorin mit einem geringfcßäßigen Acßfel-
unb bliefte auf ben Poben, wo fte mit ber
feptße ißre§ fcßmalen gußeS ber Seicßnung beS
-tepptcßmufterS folgte. „Welanie, ift ein_ oerßitter-
te§ unbanfßareS ©efdßöpf, — träge, troßig, wieber-
fpenftrg, fflr fe,ne n0(^ f0 liebreteße ©rmaßnung ober
Porßellung jugänglicß: boSßaft fogar, wenn fte feine
tintbecfung ju fürsten brauet, eine oollenbete^eudß-
«rin! — Welanie ift für midß eine waßrßafte
%tße."
. ..Wirfließ?" fagte Dnfel Aubolf erftaunt unb
feine ©cßroägerin fcßatf, bie jeboeß feinen
falt unb befangen ermieberte; „feßau, feßau,
rlle «ian fieß täufeßen fann! §dß ßätte Pielanie
halten "S un**efangenjie Wefen ge-
wTer ©eßein trügt oft ©dßmager!"
»©ewiß, grau ©eßwagetin! Aeunjeßn Smansig-
W ber Wenfcßen ftnb Sügner unb §eucßler — ©ie
j^b icß unb wir AUe bürfen unä nießt auSneßmen,"
}“8te Aubolf ßerb. „gebet oon un§ ßeucßelt unb
u9t unb betrügt, fo oft es bie Umftänbe oon ißm
oerlangen ober unfere Smedle unb gnterejjen eS er-1
forbern. Sie §öflicßfett unb ©läite unterer Wa= |
nieten ift ^eucßelei; icß ßeueßle oieHeicßt in- ‘
bem tdß gßre ©aftfreunbfcßaft ableßne, wie ©ie
oietteießt ßeucßeln, inbem ©ie mir biefelße anbieten
ober mir jeßt freunbltcß suläcßeln, wäßrenb ©ie
mteß bobß im @iiHen taufenb Weilen weit ßinweg-
wünfdßen. Aßer wir füßlen feine ©ewiffenSbiffe
barüßer, weil eS ber feine Ton fo erßeifeßt. Paß,
wer barf heutzutage ben Pienfdßen trauen!"
grau ©opßie erwieberte auf biefe Pemerfungen
nicßtS. ©in Wenfdß, ber nur sweißunbert Tßaler
Seibrente ßatte, unb fein fleineS Permögen ooüenbs
felßft aufseßren wollte, loßnte ber SDJüße nießt. baß
fte ißm noeß fonberlicß entgegenfam. ©ie feßüßte
ßauslicße ©efeßafte oox.uttb ging ßtnauS, ben gries-
grämigen Alten feinen eigenen ©ebanfen übevlaf-
fenb. Dnfel Aubolf blieb .aneß einfilßig unb oet-
fdßloffen beim SKittagbrob, unb legte fieß ßernadß
aufs Pette, bt§ ber Wagen fam, welcßer ißn naß
ber ©tabt bringen follte. ©ottlieb trug ,ißn auf
ben Armen tn ben Wagen unb naß einem fursen
®anf unb etnftlbigen Abfßteb fußr er bauen zur
nißt geringen ^erjerleißterung ber Wajorin. We-
lanie füßlte fuß ocrleßt unb unglüdliß, baß ber
finftere Dßeim ißr nißt einmal einige Worte beS
SanfeS gegönnt, unb es ßatte ißr in§ §ers ge-
fßnitten, baß er oon ißrem tßeuern Pater nißts
AnbereS su lagen gewußt ßatte, als baß er nißt
ßübfß gemefen fei.
3.
Woßen oergingen, oßne baß bie Piajorin §eH-
born wieber etwas oon ißrem ©ßwager faß. Aur
gerüßtweife war ißr s« 0ßren gefommen, baß er
naß feiner Wiebergenefung brunten in Drtßeim
ein fleineS cfjäuößcn in einem Heilten ©ar-
ten am jenfettigen @nbe ber ©tabt gefauft unb
besogen ßaße. ©S war ein unfßeinßares ©ärtnerS-
ßauS, aber reigettb gelegen, oon Weinreben umranft,
mit einigen Plumenbeeten oor bemfelßen unb einem
Dbftgärtßen ßtnter bemfelben. ©tne Aebcnlaube in
bemfelßen, eine tunbe Pan! unter einem rieftgen
Außbaum, ein fleineS PielienßauS, waren bie einst-
gen Anneßmlißfetten beffelben.
Am ©ploefter-Abenb ßatte Dnfel Aubolf ben ©ärt-
ner unb £afaien ©ottlieb brunten in ber ©tabt be-
gegnet unb ißm eine Sorte mitgegeben als Aeu-
JaßrSgruß für feine ©ßwägertn, bie ißm bann am
fotgenben Tag ißre unb ißrer jüngeren Tößter Pi-
jitenfarten gugefanbt, benn bei bem großen Kreis
oon greunben unb ©efannten in ben oorneßmeren
gamilien ber prootnsialftabt war fte natürliß au-
ßer ©tanbeS gemefen, ißm perfönliß einen Aeu-
jaßrSglücfwunfß barsubringen. Ueberßaupt wäre
er oßne Jene Torte ißr fißer ganj aus hem @e-
bäßtniß entfßwunbn gemefen.
Karlsruhe, 7. Wat. ©. 5?ön(gl. |)ol)eit ber
©roßhcrsog haben mit ßößfter (Sntlßlicßung oom
5. b. 3J?. gnäbigft gerußt, beit AnttSoorftanb iit
Sßallbürn, Amtmann £>örbt, bctt AmtSoorfianb in
©ßonait, Amtmann ©fcgel, unb ben AnttSoorftanb
in Triberg, Amtmann ©trieben, ju Dberamt-
männern ju ernennen,- ferner [ben Amtmann ©der
in Prußfal bis jur WieberßetlMung feiner ®e-
funbßeit in ben Außejianb ju oerfeßen, unb ben
Aeferenbär PaumüUer in Prußfal unter Srnen-
nung jnm Amtmann bern PestrfSamt Prußfal als
Beamten sugutßeilen.
KarlSruße, 4. Wal. Sie näßfi su oeröffcnt-
licßenben ©efeße werben wcßl Jene über ®e--
weinbeoerwaltung unb ©emefnbemaljlen fein; mit
ihnen bangt auß baS Armenwefen unb bie 8oS-
löfung ber ®t)efct)liefjung oom Pürgerreßt jufam-
men, fowfc bie Aenberung ber Porfßriften über
Aufenthalt nnb Afeberlaffung. Sa jur Erwerbung
beS UnterftühungSwohnftbeS 3 Saßre erforbert wer-
ben, fo fann bie AeßtSwirfung ber neuen ©efeße
in biefer Pesfeßung erfi 1873 cintreten. — Aaß
ben Aaßrißten oerfßiebener Plätter erhalt baS
Perfonat ber iJSolijei eine neue Uniformitung;
habet foß an bie ©teile beS alten SretfpfßhuteS
ber £)eimfßmucf beS Hauptes treten.
IBabttt, 4. Wai. Sie ©atfon bat mit bem
1. Wai begonnen, fo fühl uub frofiig auch ber
r®°nnentonat flß anließ, ntib baS Programm für
bie ©aifon, baS auSgegeben ttmrbe, übertrifft burß
feine Aeißßaltigfeit ftü£ früheren. Wenn früher
bie Äonjerte erfi an Pftngfie« ihren Anfang nah-
men, fo gefßaß biefeS heuer fßon am 1. Wai mit
einem großen Snftrumental- unb SSofalfonjert. Sie
Saht ber italienifßen Opern wirb oermehrt, ju
ben bisherigen jwet Kapellen — Kurorßeflev unb
babifche Wüilarmußf — fontmen bie Kapellen oon
©trauß in ^gten unb »on WanSfelb in granf-
furt. Auß bie Saht ber Wettrennen ifi öermeßtt
unb ein internationaler ©ßaßfongreß auf ben Suli
auSgefßrtebcn, weißer bie berühmteren ©ßaß-
fpteler hierher ruft. Außerbcm Sagben, Walb-
fefte, glfcßereiett u. f. w. @o wirb biefe ©atfon
unb bie ttaßfie ben ©ßwanengefang ber ©pielbanf
bilben. Pon anberer ©eite iß man auch nicht
unthatig, für bie Pebürfniffe ber ©tabt unb ißr
Aufblühen ju forgett. Sem notorifßen Wangel
«n frifeßem Trtnfroaffer, beffen Pefettigung burß
SBafferieitungen noß nicht ßinreißenb erjielt wor-
ben, wirb nun gegenwärtig abgeßolfen burß eine
, große 8eitung, bie über l1/* ©tunbe naß bem
oberhalb ©erolbSau gelegenen Waffcrfatl gnrücf-
feßrt. Amß baS neue großartige Sampfbab, baS
einfßlteßliß ber Koften beö Areals auf 500,000 ß.
SU fießen fommt, ifi nun in Angriff genommen,
bie aite Trtnfßalle näßfi ber ©tabtfireße abge-
broßen uub ber ganse fübliche Abßang groifc^en
ber Kirße unb bem grauenfiofter freigelegt.
Stuttgart, 6. Wai. Ser neue| ©ultuSntinifiev
©eßler richtete in feiner ©igenfßaft alS bisheriger
fßwjtbent ber jweiten Kammer ein ©cßreiben an
ben ftänbifeßen AuSfcßuß, in welchem er bie Aie*
berlegung beS ÄammerpräßbiumS anjeigt unb §ol-
genbeS fagt: „Scß ßielt rnieß bei ber gegenwarti-
gen fcßwicrigen Sage oerpßicßtei, bem Auf beS
Königs ;u folgen. Site SDBaßrung ber ©elbftan»
bigtett SßürttembergS in SBerbinbuitg mit einem
freunbliüfen ©erßaltniß su ben übrigen beutfeßen
Staaten wirb atteß fünftig für mieß Aicßtfcßnur
fein. S)ie fDtitroirfung sUT möglicßßen @rleicßte-
rung ber Opfer, welche Württemberg, gleich ben
anberen ©taaten, wegen ber in maneßen fünften
nießt oollfommen feßen ©efialtung ber politifcßen
SSerßältnijfe su tragen hat, wirb mein befonbereS
Anliegen fein. S)ie ©inigfeit oon Aegferung unb
©tanben iß bei ber 8öfung feßwerer Aufgaben
ber maeßtigfte ©cßuß gegen äußere ©efaßren, waß-
renb eine Uneintgfeit bie Sebeutung folcßer nam-
haft erhöhen würbe. 3)te ©rretchuug Jener 6inig-
feit muß beßßalb oon Scbem, welchem baS Woßl
oon König unb Saterlanb am fersen liegt, an-
geflrebt werben." An ©teile ©eßlerS ßat ber jiän-
bifeße AuSfcßuß ben 93icepräßbenten ber Kammer
iProbfi jum Eintritt fn ben engeren AuSfcßuß ein*
gefaben. S>er Scßtere befteßt nunmeßr aus fot-
genben fecßS JAitgliebern: @raf Aecßberg, fßrobß,
©eneral ©nur, S£ß£* bon -füofet, ©cßneiber unb
©arwep.
Aus ber Baß. tpfalj, 5. !Dtai. S)fe oom Tri-
bunal Sanbau wegen ÜJtaJefiätSbelefbigung ju
ljäßriger geftungSßaft auSgefprocßene unb oom f.
AppetlationSgeri^te betätigte fBerurtßeilung beS
fatßolffcßen Pfarrers (S fcßenfelber oon @f(ß-
ba^ würbe aufß als ©nabengefueß oon bem Könige
abgewiefen, fomit ßat ber £err Pfarrer am 10.
SDtai leine ©träfe auf ber Seftung Aofenberg abs
Subüßen.
Auüolftabt, 4. SAai. S)er „Weimar. Stg.»
Sufolge beßätigt eS , baß in Sesug auf bie
Auboljtabter Angelegenheit nocßmalS eine 93erjian-
bigung swif^en ber Aegierung unb bem ßanbtag
angeßrebt werben wirb. S)er SunbeSfanjler, wel-
chem bie feßmarsburgifeße Aegierung befanntlicß oon
ben betreffenben Sefcßlüffen beS ßanbtagS Kenntniß
gegeben, ßat ßcß wenigfienS in biefem ©inne ge-
äußert. ÖorauSßcßtlicß bürfte bie Aegierung beS
gürftentßumS baßer noeß einmal ben 8anbtag su-
fam menberufen.
®erlin, 6. SAai. Sn ber ßeutigen ©ißung beS
ßotlparlamentS würbe ber ©ntwurf ber ©eßeuerung
beS ©tarfesucferS naeß Ablefung ber Paragraphen
oom SoÜbunbeSratß Surücfgesogen. ©S folgte hier-
auf bie ©cßlußberatßung über bie Tarifoorlage.
Su berfelben bringt ber ©taatSminifter a. 3). o.
Patow einen Antrag ein, wonach bie ©rmaßigung
beS ©arnsollS fortfällt, ber Soll für Aoßetfen auf
2Vn @gr-, ber für AeiS auf 15 ©gr. ermäßigt,
bagegen aber ber Soß fü£ Kaffee in (einet ooflen
|>öße bewilligt wirb. ©taatSminifter Slelbrücf er-
flärte, baß bie Aegierungen übereingefontmen feien,
baS Amenbement Patow als untrennbares ®anseS
Su acceptlren, ba bajfelbe s« ber Hoffnung bere^-
tige, baß bie Saltomto^dmiahmett ßflbur(ß «ießt
oerringert würben. Pet ber Abßintmung wirb ber
Antrag £ooerbecf auf Aufhebung ber AoßeifensöHe
abgeleßnt. S)er Antrag Aunge, betreffenb bie Ab-
lehnung ber KaffcesoUerßöhung, wirb mit 183 gegen
91 Stimmen oetworfen unb ber Antrag Patow
als ©anjeS mit 186 gegen 84 ©timrnen ange-
nommen.
— S)aS Sollparlament wirb morgen Aacß-
mittag im Weißen ©aale beS fönfgl. ©cßloffeS
bur^ ben König in Perfon gefcßlojfen werben.
Preußen. S)te Prooinsial-dorrefponbens oom
4. Ptai fdßreibt: „Unfer König erwartet arnnäch-
ßen Wontag (9. ÜJiai) ben Pefucß beS KaiferS
oon Außlanb, welcher auf ber Aetfe nach GsmS
SWei Tage in Perlin oerweilen wirb. Su ©ßtten
beS ßoßen ©ajieS wirb am SDienflag (10. 3Aai)
eine große Parabe am Kreusberge ßattßnben. Am
Wittwocß (11. 3J!ai) bürfte bet Katfer bie Aeife
fortfeßen. — S>cr PunbeSfansler ©raf oon P i S -
mar cf oerweilt noeß in Parsin J bie Kräftigung
beffelben macht nur langfame gortfeßritte, fobaß
über ben 3c^l)un^ feiner Aücfteßr fefte Pefiimm-
ungen noeß nteßt getroffen werben fonnten."
— 3n ber Pojfifcßen S£^tuüfl iefc«
S5ie Kranfßeit beS PunbeSfauslerS ©tafen
PiSmarcf foU feine fo leicßte fein, wie einseine
SeitungSnacbrichten behaupten. 3« Krcifen, Welche
barum wiffen fönnen, meint man, baß eS noch
längere Seit bauern werbe, beoor bet ©raf naeß
Perltn snrücffeßren unb feine AmtSgefcßäfte Wieber
übernehmen werbe. Atcßt bie ©elbfn^t allein ift
Geprüft und Bewährt.
Aooelle üon Otfrib SKpltuS.
(gotifeßung.)
— „Welanic oerbient eS nießt beffer," erwie-
»erte bie Wajorin mit einem geringfcßäßigen Acßfel-
unb bliefte auf ben Poben, wo fte mit ber
feptße ißre§ fcßmalen gußeS ber Seicßnung beS
-tepptcßmufterS folgte. „Welanie, ift ein_ oerßitter-
te§ unbanfßareS ©efdßöpf, — träge, troßig, wieber-
fpenftrg, fflr fe,ne n0(^ f0 liebreteße ©rmaßnung ober
Porßellung jugänglicß: boSßaft fogar, wenn fte feine
tintbecfung ju fürsten brauet, eine oollenbete^eudß-
«rin! — Welanie ift für midß eine waßrßafte
%tße."
. ..Wirfließ?" fagte Dnfel Aubolf erftaunt unb
feine ©cßroägerin fcßatf, bie jeboeß feinen
falt unb befangen ermieberte; „feßau, feßau,
rlle «ian fieß täufeßen fann! §dß ßätte Pielanie
halten "S un**efangenjie Wefen ge-
wTer ©eßein trügt oft ©dßmager!"
»©ewiß, grau ©eßwagetin! Aeunjeßn Smansig-
W ber Wenfcßen ftnb Sügner unb §eucßler — ©ie
j^b icß unb wir AUe bürfen unä nießt auSneßmen,"
}“8te Aubolf ßerb. „gebet oon un§ ßeucßelt unb
u9t unb betrügt, fo oft es bie Umftänbe oon ißm
oerlangen ober unfere Smedle unb gnterejjen eS er-1
forbern. Sie §öflicßfett unb ©läite unterer Wa= |
nieten ift ^eucßelei; icß ßeueßle oieHeicßt in- ‘
bem tdß gßre ©aftfreunbfcßaft ableßne, wie ©ie
oietteießt ßeucßeln, inbem ©ie mir biefelße anbieten
ober mir jeßt freunbltcß suläcßeln, wäßrenb ©ie
mteß bobß im @iiHen taufenb Weilen weit ßinweg-
wünfdßen. Aßer wir füßlen feine ©ewiffenSbiffe
barüßer, weil eS ber feine Ton fo erßeifeßt. Paß,
wer barf heutzutage ben Pienfdßen trauen!"
grau ©opßie erwieberte auf biefe Pemerfungen
nicßtS. ©in Wenfdß, ber nur sweißunbert Tßaler
Seibrente ßatte, unb fein fleineS Permögen ooüenbs
felßft aufseßren wollte, loßnte ber SDJüße nießt. baß
fte ißm noeß fonberlicß entgegenfam. ©ie feßüßte
ßauslicße ©efeßafte oox.uttb ging ßtnauS, ben gries-
grämigen Alten feinen eigenen ©ebanfen übevlaf-
fenb. Dnfel Aubolf blieb .aneß einfilßig unb oet-
fdßloffen beim SKittagbrob, unb legte fieß ßernadß
aufs Pette, bt§ ber Wagen fam, welcßer ißn naß
ber ©tabt bringen follte. ©ottlieb trug ,ißn auf
ben Armen tn ben Wagen unb naß einem fursen
®anf unb etnftlbigen Abfßteb fußr er bauen zur
nißt geringen ^erjerleißterung ber Wajorin. We-
lanie füßlte fuß ocrleßt unb unglüdliß, baß ber
finftere Dßeim ißr nißt einmal einige Worte beS
SanfeS gegönnt, unb es ßatte ißr in§ §ers ge-
fßnitten, baß er oon ißrem tßeuern Pater nißts
AnbereS su lagen gewußt ßatte, als baß er nißt
ßübfß gemefen fei.
3.
Woßen oergingen, oßne baß bie Piajorin §eH-
born wieber etwas oon ißrem ©ßwager faß. Aur
gerüßtweife war ißr s« 0ßren gefommen, baß er
naß feiner Wiebergenefung brunten in Drtßeim
ein fleineS cfjäuößcn in einem Heilten ©ar-
ten am jenfettigen @nbe ber ©tabt gefauft unb
besogen ßaße. ©S war ein unfßeinßares ©ärtnerS-
ßauS, aber reigettb gelegen, oon Weinreben umranft,
mit einigen Plumenbeeten oor bemfelßen unb einem
Dbftgärtßen ßtnter bemfelben. ©tne Aebcnlaube in
bemfelßen, eine tunbe Pan! unter einem rieftgen
Außbaum, ein fleineS PielienßauS, waren bie einst-
gen Anneßmlißfetten beffelben.
Am ©ploefter-Abenb ßatte Dnfel Aubolf ben ©ärt-
ner unb £afaien ©ottlieb brunten in ber ©tabt be-
gegnet unb ißm eine Sorte mitgegeben als Aeu-
JaßrSgruß für feine ©ßwägertn, bie ißm bann am
fotgenben Tag ißre unb ißrer jüngeren Tößter Pi-
jitenfarten gugefanbt, benn bei bem großen Kreis
oon greunben unb ©efannten in ben oorneßmeren
gamilien ber prootnsialftabt war fte natürliß au-
ßer ©tanbeS gemefen, ißm perfönliß einen Aeu-
jaßrSglücfwunfß barsubringen. Ueberßaupt wäre
er oßne Jene Torte ißr fißer ganj aus hem @e-
bäßtniß entfßwunbn gemefen.