Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

DOI Kapitel:
Nr. 1-25 (1. Januar 1870 - 30. Januar 1870)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0033

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
§eMkrp jouritiiL

.iS 8.

$b0tw*m*titsptei* fl. l. 3 t. in £eibelberß,
butd) bie fl. 1. 16 fr. »iertelia&riß.

Stenfiag, 11. Januar.

^tt3<iß«n 3 Ir. Die ^etitjrile, tei 2htSfunftö*
rrtbetlung 4 tx.

1870.

(^inlatiuitg put ^öonncmcttt.

Stuf baS mit 1. 3«nuar begonnene neue 2lbon*
nement auf baS

§eiklbcrftcr 3aunwl

»cbft ber wöchentlich erftSjeinenbeit Seilage

JPiflft J)auö

(3Huftrirte grauenjeitung.)

werben fortwätjrcnb nod) Seffedugeu angenommen.

©urdj bie wertpoollc Seigabc beb Unteren
SlatfeS, »on welkem nod) fßrobrnummrrn gratis
^uv Verfügung fte^en, tft ber fjatiöfrau bie be-
fonbere StuSgabe erfpart, für eine in jetziger ßeit
mtentbeljrfid) geworbene graueit-geituttfl, unb
glauben wir baper «uh einer weiteren günfiigen
Slufnattme entgegenfebcn Su bftrfen

®eV 'Breis beb .ftetbelhcvcfcr Sournnlä

wirb nidjt CVl)öl)t unb beträgt für beibe Slätter
olerteljäljrlih nur 3- 3 kl*.

B.C. ®ie töertretttng ber «{tramontanen i
Bartel in ber II. babifdjen Kammer.

®te neueffen Kammetwablen tjaben ber ultra-
montanen Partei eine Serffärfung ihrer parinmen*
tnrifepen Sertretung eingetragen, gaff fämmtlidje
gÜpl’er biefer Partei ffpen nunmehr in bet jwetten
Kammer, Scitbem haben bort bie Serpanblungen
eine lebhaftere, oft fdjroffe gärbung empfangen.
S)ie ©egenfäpe ffnb mit flarer Seffimmtpeit, nicht
feiten mit ungefiümer 8ctbcnfhaftifdjfeit ^erv>orßc-
treten. 3)aö ifi burebauö nicht ju bebauern. ©ie
SolSoertretung muff ade iin SSotf ruhenben, ju*
meifi bie in ber ©iefe ber Solfömaffe fiep bewe*
genben Sorffeüungen unb Kräfte genau fennett nnb
beachten. 2luh bie niebrigften StuSlaffungen beö
Sartctgrfffeö ftnb für eine Kammer, weihe ffdj
bie aflfeitige görberutig bcö Solföwoplö jur 2Iuf-
gäbe fehl/ »on ©rpcblihfcit. ®ö war für baö
8anb beffpalb eine grage oon SBcbcutung, welche
perfönlfcptn unb politifdjcit gäpigfeiten bie netten
parlamcntarifchen güprcr ber Ultramontanen er»
proben würben, benen fünftigpin obliegt, jeben
Kampf mit bttt 8iberaleu oon 2lngeffht ju Singe*
ftci)t ju befielen. 2ludj in ihnen muhte ftch er*
weifen, ob ihre Partei auf einpeimifeper uttb na-
turwüdtftger ©runblnge beruhe, ob baber Saum’
ftarf, Senber, Sinbau, Siffing unb tRoffpirt bie
maftgebenben genfer einer babtfcheit Solföpartei
feien, ober ob ffe in bemüthfger Sefdjeibung, ftth
felbff nur als bie geborchenbcu Wiener einer pöpe*

ren, bem 8anbe nur bebfngungSwetfe angehörenbett
SDiadjt betrauten. SBelcber unbefangene Seobadjtcr
wirb eö leugnen, bah in beutlicper Seffimmtpeit
biefer Untere gafl peroorgetreten ift? Slber auch
in Setreff ber ffaatSmänniffpen (Sigenfdafteit ber
ultramontanen ^ättpter fattn nicht oiel hiüpmliheö
berietet werben. Keiner oon ihnen pat bis jept
ftch als ber ©räger eines grunbfäplid) flarett uttb
abgefcbloffenen politifdten Spffemö bewährt, baS
jugletd) mit ber gitrforge für tie babifdjen 8an*
beStntereffen unb mit ben höheren Sfftdjten unfercS
Staates gegen Seutfcplanb fih pannontjep oereini*
gen liehe.

©er in erficr Dleipe peroortretenbe ©fjaraftcr*
jug ber Kammerreben uttfrer Ultramontancn ift eine
fdjonungSlofe, ja blinbe Eingabe afler ©tnatöfn*
tereffen an bie bomittirenbe iftadjt ber fatpoilfhen
Kirdje. Sie gewinnen pierburd) oft baS Stuejepen,
als ob fte Slbgrfanbtc einer fremben ©ewalt unb
nicht Sertreter beS babifdjen SolfcS unb Staates
feien. SDicfe frembe ©ewalt, oon ber fte alle 3n-
fpirationen unb Antriebe empfangen, iff bie Slu-
torftat ber fatljolifdjen Kirdje. 3hre -Öerrfcpaft
über 8anb unb Seute tft ihnen glcfchbcbcutenb mit
bem politifchen Slufblfthen uttb bem benfbar glücf-
Ifdjffett SBohlfein, hoffen wir uns erfreuen fönnten.
3e firenger unb auSfchliehltchcr bie bifdjoffidir
Kanjlei in greibttrg über uttS regieren würbe, um
fo freier unb beutfdjcr wären wir Sabcner nach ber
Serftdjerung SaumffarfS unb feiner greunbe.

Sine wunberlidje Slütlje ber neucffcit Sntwicf-
Ittng SabenS iff es, bah biefer ultramontane Segen
mit ben lärmenben Kunbgebungen citteS craffen
©emofratiSntuS erreicht werben fod. Kennen wir
auch ftdjt gut bie bemagogifdjcttKünffe, mit benen
biefe Partei oiclfach mit ©rfolg bte ungebilbeten
SolfSmaffen irregeführt hat, fo war tS immerhin
neu, bah gebilbete Üftänner, betten Stnffdjt in baS
fföcfen ber fatholtfchen Kirdje jujutratten iff, in
einer beutfdjen Kammer bie SRolIe oon Sntretern
beS DtabicaliSmuS übernahmen. 9J?tt gutem ©runbe
haben btc babifepen gibcralen in tpretn Dffenburger
Programm bte ntoglicpffe ^jeranjtepung allerSüf
ger jur gleidjljcitlfdjen SlttSübuttg ber poltttfcben
fflecpte geforbert unb eS fanti nur gebilligt werben,
bah biefe aufrichtig freifinnige SolfSpgrtei bttrdj
Slufnahme einer fffeifje oon bemofratifepen Sä^en
ipre ©rttnblage im Seife felbff ju fdjaffen be-
J müht iff. Sie will baS Solf oon bem Sünbniffe
j beS alten SiberaltSmuS mit ber Suveaufvatie be-
j freien unb ihre bauerijafteffeit SBurjeln auS ber
; gerechten gürforge für bie hielte unb 3ttiereffen

® r t )i.

Jtoöelle oon Smilie Heinrichs.

(gortfepung.)

@tn Slutötropfenbrang unter bem ©uepe, welkes
tpr Sruno um bieöttrn gemunben, horoor, Slrtpur
fog ipn auf unb fdjrecfte jäh jufammen, als rafdjer
$uffcp[ag an fein Dpt brang. gm naepften 3tugen-
blief pielt Sruno auf bampfenbem Stoffe oor ipm,
auf o e Seftie flucpenb, welcpe fo befpeftirltcp mit
ipm burepgegangen. ©ein feparfer, ärjtltcper SltdE
patte bie momentane ©emütpsftimmung beS greun»
beS rafcp erfannt, lifff ffh a6er woptweislich niepts
baoon merfen, fonbern fcpob bie ©dpulb ber böfen
©ituation auf baS Sfet^/ roeldpeä feinen ©eporfam
feune.

,,©ib fte mir rafcp perauf, greunb!" bat er, „cd;
fann mir ©eine unerquicflicpe Stimmung lebpaft
benfen, unp h{n je^t hoppelt beforgt."

^eproeigenb, im gnnern ber. Slrjt oerroünfdperib,
pob er ffe auf Sruno’S ffßferb, bei welcper ®elegen-
peit feine Sippen jj,re buftigenSoden ffreeften. gin-
ffer fdpaute er bann ju, wie.gener feinen älrm um
ffe fdjlang, ipr Köpffcpeu an feine Stuft jureept i
legte unb mit ber Sinfen ben gügel ergriff.

„®u füprff alfo ihren ©ijimtnel nadp, mein J
greunb, unb folgft mir; bitte, reept rafcp, eS iff in !
ber ©pat ©efapr im Serjugc," fpraep Sruno. I

Slrtpur feproang ftep mit rotlber §eftigfeit auf
feinen Dreff unb erlöste ben ©dpitnmel, ber unge-
bulbig ffampfte uttb wieperte, — bann jagte er wie
ber ©turmwinb, ben erfcpvetften ©cpimmel am 3ü-
gel, ooran.

„©er erffe ©djritt, ®u toller Dreff!" murmelte
läcpelnb Sruno, ipm fo rafcp eS ging, folgenb; „icp
fepe mit Sergnügen, baff bie Gsifcrfucpt ©icp fepon
paeft."

2Bopl ffedte man pte unb ba bie Köpfe neugie=-
rig perauS, als ber munberlicpe Slufjug wie bie
wilbe gagb oorüberörauSte, boep wagte eS Siemanb
auf bie Straffe ju fommetx, fonbern was brauffen,
flüeptete oor bem tollen Kronburg ängfflidp.

Sluf ber groffen greitreppe ffanb bie ©räftn
oom Kopf bis ju ben güffen in Scpwavj gepiillt,
Ulrtpur brauste an ipr oorü6er, mit feiner ffSeitfc^e
rücfwärts beutenb. SrwartungSood unb mit einem
tiefen Seufjer fepaute bie ©räfin auf Sruno, wel-
eper jefft langfamer näper ritt unb in einer lurjeu
©iffance oon tpr fern Sf^b anpielt.

„Kommen Sie, bitte, ganj napc fjeran, mein
£err!" rief ffe lebpaft; „icp glaube fogar, einen
2Bunfcp meines SöpneS erfüllen ju lönnett. — 2Ben
bringen ©ie mir? ift ein Unglücf gefepepen?"

„ga, gnäbige grau ©räfin!" oerfeffte Sruno,
biept an bie ©reppe reitenb. „®odp bitte idj , fup
niept gar jn fepr beunrupigen ju wollen unb oor

2111 er peroorwadjfcn laffen. 2ÜIein, mit biefen
ÜJiitteln fatitt man unmöglich für baS SBadjfcn
unb ©ebeipeit ber flcrifalen ©ewalten Sorge
tragen.

©S fanu alfo ben Ultramontanen unmöglich
©vnff fein mit ber bleiben ben ©rrtdjtung be-
mofratifdjer ©taatSjuffänbe; benn ipreSegrünbung
i wäre bie 2tuSfd)lichung ber bifchöfftcbcn 2lllcinperr’
fipaft. 2lber bie rotpen ÜDemonffrationen ber ul«
tramontanen güprer beweifen auip, wie wenig
SorauSffdjt biefe Herren für ipre eigne Sache bc*
ffffen. Sie mtifften wiffen, baff baS ffavre Spffem
ber römifdjen ^Solttif nur mit ffrenq conferonttocn
©ewalten, am meiffeti mit bem füvffliepcn 3lbfolu-
tiSmuS, nie aber mit ber ©emagogic, in unfern
föpnrtllcbtgcn 3ettc'</ cin Sünbnih ertragen fanit.
M n fann nicht bte geporfamffe Eingebung an bie
2lflmadjt ber fivdjlidjen ©ewalten unb iitbemglei-
^en Sltpemjuge bie goSfagung oon ben tiefffen
©rnnbiagen ber ©efammtorbnung beS ©taateS be-
fettnen. 3e^c Slutorität — ob geifflid) ober
weltlidj — wirb fcptichlfdj oon ben Staffen oer-
worfen, benen man bie ehrerbietige Sdjeu oor ben
öffentlichen Drbnungen abgewöpnt pat. Unfre Ul-
tramontanen, welcpe — offenbar oerjweifeinb an
ber Hoffnung oon oben perab bie SRegierungögc’
Walt erobern ju formen — aus bieftm ©runbe
bie Solfömaffett in eine auöfdjweifenbe gveipeitös
lepre, ober, beffer gefagt, in eine felbfffüdjtige 8oS*
fagung beS ©injelnen üon feinen fflffi^ten gegen
ben Staat pfneinarbeiten möchten, treiben für ftep
felbff eine gefaljroolle Sotljpolitif. Sie werben im
näcbffen 3«f)^jcf>nte biefe furjfuhttgen ©rperimente
mit ernffen Sieberlagen beö KircpentpumS bejaplen
müffen. Soldje Ißolttif lebt oon ber |)anb in ben
Stunb unb opfert einem täufebenben Scheine bie
eignen wertbooflffen ©üter. (Schluff folgt.)

©eutfdjlanb.

ftarlSrupe, 7. 3«n- Heber ben ©efepentwurf,
bie K o nf e f ft on ber an ©elebrtenfdjulen
anjuffellenbctt Set)rer betr., hotber2lbg. ^)olp-
mann Sevtht erffattet unb ben 2lntrag gcffeHt,
ben ©ntwurf, welher bie OtücEftditönapme auf bie
Konfeffioit ber anjuffrttenben getjrfräftc bei gtjjeett,
©pmnaften unb i)3äbagogfen befeitigt, unoeränbert
attjunepmen. — lieber ben ©efepentwurf, bie
IRehtboerpältniffe unb bie Serwaltung ber ©tif*
tungen betr., berichtete Samens ber Sieprpeit
ber Kommtffion ber 2lbg. Säf unb beantragt 3ln*
napme beffelben mit unwefcntlidjen 2lbänberungen;
baS StinberpcitSgutahten, erffattet oom 2lbg. Soff*

allen ©ingen, feine Uehevrafcpung ju geigen, ber
2lrjt bittet bie Slutter barum, grau ©räfin!"

@r patte bie lepten Sorte in einem flüffernben
©one gefprodpen unb als fte ipn evfhrßdt unb fra-
genb anblufte, fnpr er lauter fort:

„®iefe junge, frembe ©ame, weihe »on iprem
Sferbe perabgefhleubert unb »erlept worben, bittet
bnrep mich umgp« SPe9er gnäbige grau ©räftn!"

„UJlelaitie! — O, ®ott!"

„Seine§anb ift eS, weihe btefeS gefügt," flüfferte
Sruno; „©er ®raf pat fte niht erfannt unb barf
auep niht erfahren —"

@r brah ab, als auf ben Sinf ber ©räfin,
meprere ©iener per&eiffürjten, um bie Serlepte in’S
©hloff jn fcpnffen.

,,©ie folgen mir boep, $err ©oftor! bie erffe
§ilfe ju befepaffen?"

Sruno, welher ftep rafcp aus bem Sattel ge*
feproungen, folgte mit einer eprfurcptSooHett Serben»
gung ber ©cäftn.

2llS bie ©tenerfdjaft alles Sötpige beforgt, he»
fanben ffh bie ©räfin unb Sruno adein am Sette
ber Serunglücften, weihe unter beS 2lrjteS Semüp*
ungen halb in’S Sehen jurücffeprte. @ine jiemlidp
bebeutenbe, aber ungefährliche Serlepung oberpalh
ber ©tim war glüdlidjermetfe 2ldeS, waS fte bei
bem Sturje baoongetragen unb nur ber ffarfe Slttt»
 
Annotationen