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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

DOI Kapitel:
Nr. 126-149 (1. Juni 1870 - 30. Juni 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0599

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JS 148.

3U>0BBtmntt*|>rd* f?. l. 3 !. in ^«fcrf&crg,
burd& bie yoff ff. 1« 16 fr. Dierteljaöriß.

29. ^utti.

^Ittjdgen 3 !v. t>ic , fcct 9u0ftmft6*

ertbcüimg 4 ?r.

1870.

dittfa&mtff put Ämnement

2luf bad mit bem 1. Bult beginnenbe neue
Slbonnement auf bad III. Quartal bed

iftbcllierflcr Journal

nebfi bet wöchentlich erfteinenben ^Beilage

Pö6 JplUlö

(Süufirirte fgrauenseitung.)
laben wir hiermit wteberholt ergebeng ein.

©urdj bte wertfioolle 23eigabc bed lederen
IBlaUed, ig ber fbaudfrau bfc befonbere Sludgahe
erfpart, für eine in Jegigcr ßeit unentbehrlit ge*
worbenen Btnuett - Bettung, unb glauben wir ba«
her auch einet »eiteren gängigen Aufnahme ent*
ßegenfeben gu bürfen.

W0F"„ ®er ^Preiö beb .^ciöeUicrgev Bunvitale*

betragt für beibe SMattev vierteljährlich mir

l ff. 8 fr.

JB. C. ©er deritff ber Bettlaße.

Eleuerbiugd hö^11 wir, w*c @iner, an beffen
Siarnen gar nidjtö gelegen ig, gt barnber eref*
ferte, bag „gebilbcte ERänner" ed über gt ge*
Winnen tonnten, Iffnaudgugeben unter ^ad SSolf
unb „mit ©eoatter ©ebufter unb ©ebneiber" ftch
ju unterhalten über groge politifdje unb firchliche
fragen. SÖir benfen, bad Sveignijj, wetted bie
Stabt Konftang in ber legten Seit juerft in grofie
Slufregung, bann in bte Stimmung fefilfter greube
»erfegt bürfte einer folgen, unter unb leiber
gar nicht fcltenen, h°<hniütbigen Trägheit Slnlafi
gu einer ernften ^Betrachtung bieten. Stromaper
Jfi mit einer SRebrheit »on 34 Stimmen wieber*
gewählt worben. ©in um biefe Stabt fo »erbienter
ERann, beffen fßerfon überbieb bei ber gegebenen
Sachlage jufammengel mit ber Sache ber bürger*
lieben Unabgängigfeit unb fiaotlicben Selbfifiäit*
bigteit, finbet 294 ©egner. ©rwägt man auch,
bafi ein S£he^ berfelben aud perfönlich SMigbfr-
gnügten unb aud fogenannteit ©emofraten begeht
— meid) ledere bei biefer ©clegenheit wieber ein*
mal trewiefen haben, bag ihre gange Sfebeutung
barin liegt, geh »on bem Ultramontanidmud tn’d
©(hleggtau nehmen gu lagen —, fo bleibt bo<b
bie ©hatfatQ bag in Kongang bie Kirdw über
eine feljr betrachtlit^e Slngaljl ihr &linb ergebener
SBerfgeuge gebietet. 3Benn fo in ber Stabt, wie
wirb ed auf bem Sanbe audfegen?

glicht um irgenb gu entmuthigen, fagen wir
bad, fonbern um gu äufierger SEgätigfeit angufpor*
nen. SÖBie in biifcm einen gafle bad Bünglein

\ ber Söage eben noch auf bie liberale Seite hcv-
überneigte, fo neigte ed in grbgeren unb folgcnrei*
leeren Süllen (im »origen 3ahre in IBalern, in
biefem in ^Belgien) auf bie Seite unterer ©egner:
eine ernfte ERahnung für und — eine SJfahnung,
bie 3ebweben, ber fit allgemeinen ßmetfeit »er*
pflichtet glaubt, b, l)- jebett ERenften »on freier
unb gefunber Sittlichfeit gur gefammeltgen unb
entfcbloffenficn ©Ijätigfeit aufruft. @d ifi bie Sig*
natur bed 3ahrl)unbertd, bag bie ©egenfäge, welche
geh gu früheren 3eitc*n in ber SBeltherrftaft gegen*
feitig ablodten, fe^t g!eid)jeitig neheneinanber auf*
treten, geh aneinanber fdsävfen unb gufpi|en, um
gblieglid) eine groge @nt|'cheibungdfd)ia(ht ju wa*
gen. 3ßer foHte btefeit eigentümlichen ©rng ber
©egenwart nicht unmittelbar empgnben, wenn bad
gegenwärtig in Stom »erfammelte ©oncii bem neun*
gehnteu 3al)rhunbert gu hieten Wagt, wad felhft
ber groge Unbcfannte, welker »»r einem 3ahr-
taufenb burch bie weltfunbige gälfdiuitg ber fog.
iftborifchen SBrfefe ben eigentlichen ©tunb gu bev
päpglichen SBelthevrftaft legte, bem neunten gu
hieten nicl)t wagte?

Offenbar ig fit bie romiffbe ©urie unb bie
bieglbe leitenbe Scfuitcnpartei bewugt, über bie
religiofen Suginftc unb Seibenffbaften bev grogen
SOfenge bed fatgolifchen 93oIfed uubebingter unb
fiterer gu gebieten, ald jemaid feit ben lebten tau*
jenb 3at)ven. Sie glaubt fwrriu ber Sage gu
fein. Unter jeber anteren Soraudfebung würbe
tr febiged SSorgehen ein wahnftnniged fein.

©ntwcbev nun tüuftt fte fit in biefem ©lau«
ben unb ber ©rfolg graft il)re Bnsergtt Sägen,
ober aber ge hat 9tett unb ber ©rfolg begütigt
cd, bag Weber im mobernen Staate, nodi in ber
mobernen SSilbung unb äßiffenftaft, Weber in ben
fogenanttten protegantifttn Sbeen, not in ben
nationalöfonomtfteit ©rrungenftaften, not in ir*
genb einem anbrren Stolge uuferet heutigen ®e*
feliftaft unb ©egttung eine audreitenbe straft
beftloffeit liegt, bie und »or ber erbrüefenben Um*
armung ber glirte fd)übcn fonnte. Sollte St'btered
wirfüt ber gaü fein, fo büvften wir bie ©efdfftte
ber europäiften Kultur grunbfähtit mit bem 3ahte
1870 uitb feinem ©onclle ahftliegenj wir mügten
bann erwarten, bag ber Stwerpunft ber fort*
ftteitenben Silbung unaufhaltfam »om alten ©on*
tinent auf bad neue ülmertfa übergehen, über und
aber, bie wir nitt fähig waren, und bed rohegen
ganatidmud gu erwehren, immer unaufhaltfamer
bie „alte 9?att" hereinbreten Werbe, gn ber |
©hot hat Ja ber hairifte Sanbtag mit feiner uh’

tramontanen SJfehvheit bereitd beutiitc Sug »er«
rathen, ngt feinem 3erg»rui,gdwerfe an ber Sßolfd*
ftute, ald bem untevgen gunbamentc ber ber Äirte
entwntfenen ©ilbung uitfever ßeit angufangen;
unb gteriit werben wir in biefer SUttung not
mehr erleben.

So, gehen wir »or einem grogen, WeUgeftttt5
liten ©ntwebei^Ober. ©d ig bad ©tieffal ©eutft*
lanbd nitt hiod, fonbern ©nropad, we!d)ed in bem
»om ©oncile hfbaufbeftworenen Kampfe entftte*
ben wirb. ®ie ^ofition aber, beren ©innahme
ben bauernbeit Sieg, bereu Skrluft bic enbgültige
5ficber!age bedeutet — bte|c ffßofttion ig nirgenb
anberewo gu futen, ald in bem gu läuternben,
aufguhellenbcit unb einer aflfetttgen Urtheildtraft
entgegenguführenben Sewugtfein bed SSolfed. |)eute
hanbelt cd gt grabegu nur not barum: ig bad
SBoif, wie wir hoffen, fähig, gur wirftiten STfün*
bigfeit ergogen gu werben unb fiel) felbg gu ergie*
l)en, ober ig ed, wie im giilen |)ergen unfre ©eg*
ner benfen, einfat „bed Seufeld"?

Seinen guten ©Hauben an ben ergen Streit
biefed @ntweber=Dbcr gt buvt nittd rauben gu
lagen, i()m aber bunt aufopfernbe Slrbcit an ber
Rebling unb Sereblung ber aiiaffen praftifte gotg:
gu leifteng bad ig Slngegttd bed ©rnged unfercr
Beitlage etge unb oberge f)3gitt aller ©erer, bie
auf einen öffentlichen gttliten ©harafter in irgenb
einem fUiage Slnfpvud) maten gn bürfen glauben.
3m öffentlichen geben gibt ed nur (Sin groged
©ebot ber Sittiitfeit: bie Aufgabe unb 'tu ©enft
ber Btit praftlfd) »ergehen gu lernen. Unb
wieberum gibt ed ©ine groge Ungttiicbfeit unb
©hrlofigfeit: fid) biefer, in ber Shat nitt eben
bequemen, Aufgabe nitt blog für feine fßerfon gu
entgiehen, fonbern aut mit »ornehmen unb boeb
gugleicb fo tief armfeligen unb »erättliten Otebene*
arten ©iejenigeu hcvnbgufehen, weite »on ber gto*
gen äßahrgeit, bie unfrer Bett aufgegangen ig,
einen lebenbigen ©inbruef empfangen haben: bag
bev gttlite SJfenft fein hloged IßrioatgewiiTen,
feine biogen Ulrioatintereffen beggt.

©entfdjlanb.

Karlsruhe, 27. 3uni. aBtr evhalteit fo eben
bie Beitritt, bag nachbem @e. Kotitgl. $ol)ei: bet
©roghergog Samgng ben 25. 3»ttt< Slbenbd 11
Ul)r, »on feiner teife in ben ^mtdbegirfen Sto«
cfach, aifegfivt, iPfuUenborf unb Ueberlingen auf
ber fßiainau eingetvoffc« war <£)btgberfelbe gegern
[ äÄotgen in Äüngang bte ©arnifon ittfpigirt, bad
’ Sgilitärhofpital hefutt unb bem eoaugeliften ®ot*

llnti'r Um Äu - ^cltldgr.

IBon ftatl ®tüel.

(Sortfebuna.)

3«jeimal fton hatten gc bad ©ebäube umfreig, ba
erfegten bie Feuerwehr mit ihren Apparaten, ©ben
requirirten ge geitern, um in bie fünfter bed ergen
gorribord gu gelangen: ba erftien bie'Ulothffaggb
aud ber 9totenfammer. ÜJiit einem preubenftrei
erfannte ber Discount ben Shawl feiner IBraut;
ber ©taf erfannte bie ^robbet an ber rotgen ®d;nur
an ben felffenben l8ronce=©löcEt°n, er hatte ge wälj*
renb ber SorgeEungen, bamit fpielenb, felbft abge*
breht* SRun gatte bie SRettung feine Stwidrigfeit
mehr, ©intge fräftige Sljthiehe gertrümmerten bad
©itter unb bad genfterfreug. ©er SSidcount fpringt
guerft in bad fleine ©emat, bort liegt bie ftöne
Olnmätf»9e 9e9en ^eS fnieenben SBalterd ©rüg
gelehnt; er teifit oie herrlidge 23raut »on ber (Srbe
empor, ge mit fügen Stmc'telnamen überftüttenb.
SBeint Älange feiner Stimme ftlägt fie bie Slugen
auf, fieh* gt fragenb um, »on ber ftretliten @r-
innerung überwältigt, finft ge mit einem aud tiefftem
Sergen queEenben ,,©ott fei ©an!!" auffd 5Reue
ohumätft0 an ©eliebten Srug. giaft trägt
biefer fie unter ©eiganb ber IRettungd = ggannftaft
auf nebeneinanber gegeBten Seitern Ijerab. SBad

fäumen aber bie beiben SRetter? llßoden fie gt
bem theuer »erbienten ©anfe entgiehen? Obergnb
ge felbft in ©efahr? ©er Discount, fobalb er fein
Äleinob in bed ©rafen Sänben gter weig, fpringt
bie Seiter hinauf, ©a fnieet Sofepl), feinen jungen
ffreunb gerabe fo ftiigenb, wie biefer etwa bic ©e*
rettete, ©ad gelle 33lut lief ihm übet bad ©eficht.
©ot h'er raai' nitt Beit gu fragen unb gu unter?
futen; ber SRautf; brang bereitd burch bie Spalten
ber £hüv. ©alter würbe auf biefelbe 2Beife wie
feine h»he ©önnerin, auf Seitern h«ab getragen.

22. (Srloft»ne Sterne.

©irrige ©age fpäter brängten gt bie Arbeiter,
weit« mit bem Slufräumen bed @tufte8 beftäftigt
waren, um bie Stette gufammen, wo bad Kranfen*
gimmer gelegen war. gRan hatte eine Seite gefun-
ben. Sin halboerfohlten Siegen iljred bunten Ko*
ftümd unb ben »ielen Srittantringen an ben
gerquetftten Ringern erfannte man bie fpaniffhe
©ängerin. Sßov Stmerg ohnmächtig geworben, würbe
bie Sßerbrannte in ber allgemeinen IBermirrung »er*
geffen. ®ie nieberftürgenbe Bünmerbecfc befreite fte
rajt »on ihren Qualen.

So erloften bie ^eueraugen, bie mancgeS §erg
in glammen gefegt, in bem Sranbe, ber burt ihre
Stulb ben ftönen Kunfttempel in einen Stffhenjjau*
fen »erwanbelte.

| SBaltev tollte bie traurige SSerwanblung nitt
j fehen,

©ie Sljüjdjläge, weite bad fjenfter ber Sloten*
fammev gertrümmerten, hatten ihm ©ladfplitter in
bie erwavtungd»oE aufblitenben Slugen geftleubert.
©ad rette war bereits »erloren, für bad anbere
gaben bie Slergte wenig Hoffnung, unb aut biefe
jäjwanb n«t wenigen 3Bod)en. So war mit biefen
Slugenfternen aut her eben fo glängenbe am §im*
mel ber Kungmelt auffteigenbe Stern erlofter..

Slut ber ftöne Seitgern feines Sehend war,
wäljrenb er in ber Stlinif bed ergen Slugenargteä
lag, für ihn »erftwunben. Seine ftöne gee war
fort, weit überd SReer. 3Bad ge »ermotte, hatte
fie für bie Teilung unb pflege ihred IRetterd gethan.
Seiber war ihm nitt gu helfen.

©ot fonnte ge ihn wenigftenö »or bem trau*
rigen Soofe bewahren, ald „blinber SSirtuofe* »on
ber ©unft „etned menftenfreunbliten igublifumd"
abhängig gu fein. Sluf Special*S3efehl bed König*
behielt er fein »otted ©ejjalt ald ißengon. Sluger*
bem bratte ihm jeber 3ahvedtag feineg ftweren
Opferd einen 33cief aud ©nglanb, unb jebedmal
fanb fein treuer 3°fePh, ber nun fein gact°tuni
geworben war, in bem Umftlage eine ^unbertpfunb*
Slote, »on weiter in bem Srief feine Silbe ftanb.
©enn biefe rebeten nur »on ber SBelt, in weite»
ed weber Sanbed* not @tanbed*©renjen gibt, »on
 
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