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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 229-254 (1. Oktober - 30. Oktober 1870)
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m 249. mattes

3 f. in .&tifcrf&erß,
16 !t. »tettiCjätfrfß.

2)tenftoß, 25. Oftober.

^vnjeig« 3 fr. tit #e£t}etlrf bet Sfii6fimft6f
mbeiUcng 4 fr.

1870.

Sfleuefte lUacpripfctt.

&uijpeim, 23. Oft. (OffEjicl.) 3« berhergan-
genen Bapt würbe bie evfie Baratlele gegen bie
SBfltvcftfvcnt holt Sdffettjiabt auf 500 bi« 700
©dritte audgehoben. SDteflfcitS fielen 32 ©efpüpe
im geuer. Berluft nur b‘-ci SRauU.

SJerfaiHeS, 22. Oft. (Dfftctctt.) ©eneirat 2B(t-
lieb pat am 21. b. ©pattre bcfe|t. Bor Baris
pat fip ber geinb nap feinem geftern abgefptage*
neu Angriff oblieg ruhig hcrpalten. Bor 2Rc()
treffen täglich frans- Uebertäufcr in größerer gdpl
bei unfevcit Borpofien ein.

— Sem Sournal „8e graitcais" jufolge märe
bic Sfieifc ©ambetta’S nap beit Bogcfcfi bürp ernft-
Itpe smifeben ©enerat ©autbricl uitb ©aribalbi
augflebrocöenf3tt>tfiigfcÜen heraniaht worben. @ari-
balbl beaufprupe ba« Dberfommanbo. Sropbem ©am-
betta gegen ©artbalbi entfcfjieben pabe, fei cf ft-
per, baff ©autbricl feine ©ntläfftntg geben werbe.

Stuttgart, 22. Oft. gn ber heutigen Bap-
BtittagShhuug ber Kammer gab SRinificr Speuer-
len folgenbe ©rflärung ab: Sie Bcgicrmtg hat
ftp in einer offirtcHen Kunbgcbung über ihre
Stellung unb ihr Siet in ber bcutjpcn gragc au«-
gefpropen; fte tft b'er Ueberjeugung, baf? fie. ben
richtigen 2ßeg jur ©rreipuug biefe« giele« einge-
fplagen hat;'fte barf hoffen, bah in naher .Bett
ba« 3‘jel erreicht fein wirb. Sie JRintficr wohnen
ben bejüglicben Berpatiblungen bei. Sa« au« tiefen
Berpanblungen heroorgepenbe Söerf bebavf bet 3U-
fiimmung ber Stäube, wobei in betracht fommt
bah opne Slcnberung unferer Bcrfnffung, bic bun-
beSfiaatltpe Beugeftaltung Seutfplanb« nic^t mbg-
lieh ift. Sa« (Srgebnijj einer Slbftimmung bleibt
bapingeftellt, unter allen ttmftänben muß bie ©r-
wägung Blap greifen, bah ein fo poploiptige«
SBerf, wie ber Bau ber beutfpen Berfaffuug, feine
Stühe haben muh in ber Bolfdüberjeugung. Sie
lepte 2Bapl ber Slbgcorbnetcn erfolgte ju einer
Seit, wo bie beutfebe grage anbev« lag; eß barf
baper bie neue beutfpe Bunbcßoerfaffung nicht ber
gegenwärtigen, fie muh einer neuen ju bilbenben
Stänbeoerfammlung oorgelegt werben. Ser ©tinifier
»erlieft atSbann bie bie Stupfung ber Kammer
hetreffenbe Berorbnung

SEBten, 22. Oft. Sie „(5orr. ©Barren«" melbet
autpenttfp, bah ©nglanb offfciell ben friegführenben
ERäpiett ben ©Baffenflittfianb bringenb angerathen
habe. Ser ©Baffenftttlfianb fofl bie ©inberufung
ber franj. Bationaloerfammlung in furgefier grift
ermöglichen, ©ttglanb hat ben lebhafteren ©Bunfp

audgefpropen, hon Dcflerreicb, Bufjlanb u. 3talien
unterftüpt 'jtt werben. Sie öfäerrcic^tfrt5=unßftvif<i3e
^Regierung hat, btefem Bedangen jofort nfcpfottt*
menb, ben 2lbpluh eineß 3BaffenftiIIflanbeö in
iöerlin unb Sour« in ber wohlwoUenbftcn SOBetfe
befürwortet.

Sufcmburg, 22. Oft. $rins Heinrich ber 9tie-
berlanbe ift geprn h'oe eingetroffeu unb überall
mit SBärmc empfangen Worben. Semfelbcu würbe
eine hon 26 ©efälfdmftcn unb bem ©omunalrath
ber ^äuptftabt untcrseichnete 3lbrep überreicht,
Welche erfläct, an ber ©eutrautät unb Unabhängig5
feit 8urembnrg« foft$ubalteu. Ser $finj! gab bie
Serft^crung, bah bie Unabl)ängigfeit Surembuvg«
werbe aufrecht erhalten werben unb äupertc sugteich
fein S3ertrauen auf bte ©tächte, weldjc ben ©a-
raniiehertrag «perjel^net hätten.

Srnffel, 22. Oft. 9lad]richten au« fßitri« hom
16. b ©{. sufolge brbncte bie SRcgterung ben ißfetbf*
aitfauf jur Slbhüife bes gleichmangri« an. ©«
Ijerrfcht bie Sefürdituug, bah and) biejenigen Äühe,
bie hi«her sur ©füdjgewinnung gepont würben,
gefd)lad)tet werben muffelt. Ser guttermangel neigt
bte fRuibctpefi: richtet SBerwüftungeu an. Sie tßar-
teiblättcr ber rotben fftcpnblibancr, befonber« ber
IReheil, greifen Stod)u auf« lebhaft'cfie au. 2lm
14. Oft. fam eine Seputation su ber -Regierung
unb fragte, oh e« wahr fei, baft bie fßrinsen be«
|>aufe« Orleait« ftch gur Soive^iHrmee begeben, gahre
antwortete, l)ierhon fei ihm nichts befannt. Sie
SRenge brad)te ber focialiRffchen SRepublif ein ^'od)
au«.

©riiffd, 22. Oft. Ser -ißräfeft bc« Separte-
ment« Säone et Sotre hat allen Beamten befohlen,
auf bie hon bem ©eneralrathe hotirte Slnlcihe Su
jetchnen. Sie ,,@as. be graitce" gälvlt sahiretebe
hon ben fßräfeften unb Unterpräfcften begangene
Sßtllfüracte auf unb fagt: „2ßenit bie ^Regierung
gu Pwach fei, ber Sluph»>mg unb ©ewaltthätigfeit
ihrer Beamten su fteuern, warum appedlire fte ntd)t
an ba« ßanb burd) bie (Sinberufung ber 3tational-
herfammlung; bte werbe SCUcö sur Drbttung SU'
rücfführctt." Sem Spoiter „Salut public" gufolge
haben bie SRobtlgarben in bem ßponer ^armeliter-
floRer gropc ©yceffe begangen. Sic fRationalgarbe
muhte bie Dvbnung wieber herftellen.

— Berichten au« 8t)oti jufolge hat bie bortige
Bcholferung ben Befehl erhalten, Rd) auf swei
©fonate su herprooiantiren. 3lu« SRarfetflc Wtrb
gemelbet, bah bte bafelbfi angeorbnete Slugtreibung
ber Sefuiten auf ba« gange Separtement au«ge -
behnt worben ift.

©ruffei, 22. Oft. Sie „Snbep. beige" bringt
einen holljtänbtg herbürgten @xprehberid)t an« 8on-
bon, wonach biveetc grieben«unterhanblungen sa>i-
fcbenBasaine unb Stoch« einerfeit« unb Bidmard
anbererfeit« geführt würben unb bereit« bi« jur
Unterseicbnimg ber Socumciite gebieheu waren, al«
Bidmarcf ben dinmarfd) ber Seutfchen in Bari«
al« alleinige materielle ©arantie be« Bertrage«
herlangte unb £rod)u nun bie Unterseidjnung nicht
wagte. — Basafnc wirb in ben nächjicn Sagen
captfultrCn muffen, ©eneral Bopcr. ift bereit« nach
©te| surücfgcfchrt unb hat ben Sonnerpg hei btt
©rfaifevin sugebraept.

— 23. Oft. Sie „grance" fagt, bah bte Be-
holferung hon Sour« mit grober Slttgft ben Be-
wegungen ber preuhifdten 8oke-Slrmee folgt. —
Sie „©as- be grance" crjäplt, habe nicht«

Beruljigenbt« hon feiner langen Steife berichtet;
in giovens habe er feine gute 3tufn«t)me gefunben.
— Ste „ßiberte" »erftchert, Basatne habe Berbin5
butigen mit Sbionhille bcfgeReHt. Sajfeitev Btact
heroffenttiebt einen langen Brief ©irarbin’«. an
Bidmard.

.. . ..

3«t Sage.

Settbem ben gransofeu auch ba« leiste ©Rtttel,
ben Krieg 511 einem Solfdfrieg 51t wtachen,
tiid)i« hilft, unb e« ben ©iobileu nebfi gveipüheu
chenfo wenig al« ber ßiute gelingen will, bte Seut-
fdsett über ben SRh«tn „surüdsufpuden", wtrb in
allen Sonarten ba« bewegliche Sieb angefümmt:
„Breuhen herlängert ben Krieg tu nuptofer grau-
famer RBeifc; feit bem Sturs Napoleon« hat ber
Krieg feinen Sinn mehr, bantal« hatte Bfeuhen
genug haben unb befriebigt bic fRüdreife über beit
IRhein wieber antreten foöen". Siefe Stimmen,
welche Blühen hör ©uropa al« blutbürftig unb
beutegierig benunsiren foUen, fonnen natürlich hon
fransoftfeher ©eite nicht überrafdun. .f>at hoch ber
@raf ©hauborbp fogac bewiefen, bah nid)t granf*
reich, fonbertt Bvcuhen ben Krieg angefangen habe,
weil ja biefe« fo hörtreffIp, jene« fo fchlecht ge-
vüflet gewefen fei. Slber trauriger ift e«, bah in
beutfehen Barteiblättern bfefe frangöf. ßamenta-
tionen nadtgefprodten unb in hetftedter, boep ntdjt
mihherhänblicper Bebe bie preuhtfepen |)eer* unb
©taat«führer für bie gortfepung be« Krieg« her-
antwortlich gemadjt werben, al« ob fie au« reinem
Brihathergnugen, ohne B^cifel an« greube an ben
fpaltenlangen prenhifeptn Berluftlijien, bem ^eer
unb bem Bolf bte ferneren Opfer be« Krieg« auf-
erlegten, ©ans uttjweffelhaft wünfdit bae beutfehe

jie rJfrmHofhn in jnmhtrjg.

Stooellette hon <£• 'S>eturt(p§.

(gortfefeung.)

6in beutfehe« §au« muh bent greunbe unb
Schmeichler unferer geinbe auf ewig oerfdjloffen
bleiben. Unb bah gljnen jebe §op«ng genommen
fei, fo genüge bae SBort, bag meine Socpter bie
Berlobte meine« braoen 91epn ift, ber fie naep ber
fo ©ott will halbigeit Srlöfung ^eirat^ert wtrb. @ie
fennen meinen Steffen, grans Stephani; er fleht
brauhen beim beutfepen §eer, unb wirb fiep bte Braut
fepon polen."

Ser Softor blidte auf Slntonie unb mit 6eben-
ber Stimme fragte er fte: „gft e« SBdprpeit, wa<3
Sein Bater gefproepen?"

Slntonie wanbte ipm ba« oon Sptänen über-
ftrömte ©eftept su unb oon tpren Sippen bebte e«:
„@r fpraep bte ffiahrpeitl"

„@r fpraep bte SBahrpeit!" wieberpolte gener
wie im Sraume. — „Sann ift Sitte« au«, Sitte«
ju @nbe, tip habe pier niept« mepr sufepaffen. Sebe
wopl, Slntonie! werbe glüdlicp, wenn Su eSfannft,
unb pabe ©titleib mit mir. gept aber erlauben Sie
mir bie leiste Bitte, §err Stephani! S«fen Sie
biefe Befanntmacpung. gpr SBiberfianb fann niept«
niipen, bte ©ewalt wirb ipn breepen; benfen Sie

an gpre franle grau, an gpre Socpter, — e§ war
mein liebfter SBunfcp, oereint mit gpnen jn fltepen,
ba tep letber nur su fidpec weih, bah Slntonien«
Scpenpect bie Slufmerffamfeit eine« gransofen erregt
pat; ber ©enbarmerie-Kapitan Bme^

„Slp, ber ©lenbe, i4 weih, er oerfolgt mein
Kinb!" Inirfcpte ©teppanie; „iip pabe ipm benSob
gef^woren!"

„Sie wiffen, bah Sitte, benen eine (edjämonat;
licpe Berprooiantirung niept möglicp gewefen, au«
ber Stabt gewiefen werben."

„gep weih e«; wa« weiter, £err Soltor?"
Siefer napm biegeitung unb la«: „SerSRaire
benacprtcptrgt bie dintoopner oon Hamburg, bah
biejenigen, welcpe in golge be« Arrötös bc« §errn
SRarfipaß« oont 18. biefe«, bie Stabt oerlaffen
muffen unb nidjt in ber beftimmten grift biefem
Befcpluffe ©eporfam leiften füllten, in golge-eine«
auSbrüdlidjen Befepl« Sr. ©£cctleng bur^ tRilitär*
maept pinau«getrieben werben unb alle tpre ©ffel-
ten unb SRobilten oerlieren. — Ser SRatre labet
alfo bie ©inwopner, bie biefe« Arr§t6 angepet,
ein, ftdp auf ba« ©enanefie nadp bemfelbeit ju ri^-
ten, bamit fie oon ber Begünfttgung ©ebrauep ma-
epen fönnen, tpre SJieubeln unb (Sffelten fortsufüp5
ren ober fte fidjeren Seuten ansutragen, welipe
| bie ©rlaubnig befomnten werben, fte ipiten nacpsu-
fenben."

j „Stun, lefen Sie bop auep noep bie Unierfprift
j biefe« faxtberen ©taproer!«," tnirfpte Stephani; eS
wirb boep fiperlip gpr lieber greunb unb ©jjnner,
ber Biaire Stüber, unterfprieben paben. Sllfo eine
befonbere Begünfttgung nennt er e«, wenn ber
Slrme ba« lepte, wa« ber Stäuber ipm an ©igen--
tpum gelaffen, mit ftp nehmen barf, wenn er ipn
nicht nadenb pinauäpeüfpen läfjt? — D, überfolpe
Humanität, worüber ftp bie länget be« Slbgrünbe«
freuen !*

„Bis morgen Stapmittag jwei Upr muffen Sitte
pinau« fein," fupr ber Softor fort, „unb werben
morgen, wie e« peute gewefen, bie Spore oon 10
bi« 2 Upr wieber 3U biefem Bepufe geöffnet fein,
gep weih beftimmt, bah ein gebet, ber nap biefer
t grift nop tn ber Stabt angetroffen, unoerjüglip

I" arretirt unb 25 Stocffcptäge empfangen wirb. Söer
aber wieber jurüdfeprt, fott al« Spion bepanbelt
unb erfpoffen werben."

| „©« ift gut," oerfepte Steppani nap einer

\ Baufe: „wir finb nipt auf fep« ©tonate oerpro®

\ oiantirt, faum bi« morgen, — werben aber bennop
i bleiben, junger §er! .

„Sie werben fo unftug nipt fein," fprap ber
j Soltor büfter; „benfen Sie an gpreSopter welpe
\ Sie alSbann, wenn bie ©ewalt eintritt, nipt mepr
I ju fpüpen oermögen."
 
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