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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 150-176 (1. Juli 1870 - 31. Juli 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0659

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o

Ä/A \ ßQ 3ttöBB* *mtirt»prtU fl. 1. 3 f. in t>fibel&«rg,

«/Wf XVJtJ® ' bui’d) bie $ofl fl. 1. 16 tr. »ierielMriß.

8«* Sage.

©rinj Seopolb bat ben ^ocö^crjigcn (Ent*
fdjluß gefaßt, freiwillig auf bic ihm ange*
fcotene jpantf*e Äronc ju »erjidffen, weil er
eb »erfcbmä^t, eine pcrfönlidjc grage jurn ©or*
wanb für einen furchtbaren Ärieg beranreifcn
ju laffen. Sott einem beutfct)en ©rinjett burfte
man biefcn <Entf*luß erwarten, unb bie ffia*n*t
hat mit einmal bic gebrücften ©emütber wieber
aufathö'tn laffen; ber Anlaß ber ©erwitflung war
befeitigt, folglich festen aud) bfe ©etwicfluttg felbff
fcefcitfgt. ffjiemanb in IDeutfcblanb hotte ft* für
tiefe fpanifdjc Tbvonfrage intercffivt j bie preußif*e
Stegicrung war ifcr fremb, bem beutfd)en ©olfe
war fte glei*gültig. Unb wenn granfrei* in bie-
fern freiwilligen ülüdtritt beb ©rinjen einen (Erfolg
feiner ©olitif feben Wollte, jo war aud) bagegen
ttidffd einjuwenben. ©eit ber ©rünbung beb norb-
beutfd)en ©unbed ^ab>en bie granjofen ttidff auf*
gehört, fo flägiid) ft* ju geberben, baß man ihnen
|erjlid) gern etwad wie einen (Erfolg gönnen mag,
f*on um beb lieben grtebend willen. Wenn fte
ft* fogar rühmten, einen „großen ©icg" errungen
ju haben, wie ber (Eonflituttonnel ffolj in bie 3Bclt
Tief, fo war feieß nur um fo beffer. fDann burfte
man ja annehmen, baß ihre (El)re unb Würbe in
aubrei*enbent Waß wieber hergefiellt feien. 3«
ber Tbat wünfchteit wir nidffd lieber, alb baß ihr
IDurff na* ©a*e für Waterloo unb ©abowa bur*
tiefen „großen ©ieg" re*t grünbli* mo*te gefüllt
fein. Seiber aber ftnb wir heute noch ni*t in ber
Sage, unb ber (Erhaltung beb gdebend juoerftchtHd)
ju erfreuen. ©*on bie Ad, wie bie gattje ©a*e
»on Anfang an in ©arid beljaubelt würbe, legte
unabweisbar ben ©ebanfen nahe, baß eb granf;
reidi bavum ju thun fei, J&anbel ju fucfyen, fei eb,
bah bie inneren ßttfiänbe beb Sctnbed bem Äaifev eine
Abteufung na* Außen rätlffid) ma*en, fei eb, baß
bie (Gelegenheit enbli* günftig fdtien, bie lange an*
gefammclte Seibcn|*aft gegen bnb neue SDeutf**
taub ni*t länger jurürfjuhalten. Um ben itädtffcn
^degdoorwanb iff granfrei* bur* ben weifen
(Entfdffuß Seopolbb betrogen, aber eb ffd)t ju
fürchten, baß man um neue ©orwättbe nidjt oer-
legen fein wirb. SDie Aeußerungen ©ramontb iff
ber itimmcrjtßung »om 13. 3uli muffen aufb
©einiiebffe nberrafd>fn. T)er ©iittiffer erflad, baß
bie ©cvbanblungen mit Preußen niemalb einen
anberen ©egenfianb gehabt hätten, alb bie Thron*
fanbibatur Seopolbb, unb bo* fügt er, nadtbem
ihm amtli* ber ©üeftritt beb ©rinjen angejeigt;

eamftag, 16. ^uU.

^njeißeu 3 fi'. bie fcel $u6funft6<*

m&eitunß 4 !r.

1870.

worben, in bemfelben Atljem hinjtt, baß bie ©er*
hanblungen mit Preußen no* ui*t ju
(Enbe feien. 3« bemfelben ©imte äußerten ff*
bic ©lütter, wel*c bie Anfi*ten ber franjöftfd)ett
^Regierung »ertreten. Ißur* ben ©erji*t beb ©ritt*
jen f*eint ihnen alfo bte Sage nt*t oeränbert.
golgti* gibt eb bo* tto* anbere ©egenffänbe ber
©erbottblungen mit Preußen unb welche? (Eb wirb
fchwer ju glauben, was beide bab granff. Tagbl.
angeblich aub glaubwürbiger Quelle mittheift, baß
granfrei* in (Srnb feine geringere gorberung an
©reußett gefüllt habe, alb Wal ttj ju räutttett,
unb eb hänge mit biefer gorberung jufammen, baß
ber ©oupcrnettr oott SDlainj, ©dttj |>o!fieitt, tele*
graph>f* nad) ©mb befohlen würbe, SDaß ?J3reu*
ßett auf bte (Erörterung fold) itttoerf*ämter
muthungen ffch gar tti*t einlaffen fönnte, liegt
auf ber £>anb. ©ewiß ift, baß bur* bie freubige
Äunbe, bie aub ©igmaringen fant, bie Sage fattm
etwab oon ihrer brohenben ©effalt oerloren hat.
3)a jebe' ^Berufung an bie SBefonnenhctt ber maß-
gebenben Äreife in fßarib ocrgebli* ju fein f*eint,
fo beruhen bte Hoffnungen ber gviebettbfreunbe je|,t
auf einem energiiehen ©ittgreifen ber ^Diplomatie
ber unb et heiligten 30iä*te. gür tiefe iff
je^t bie Sage um QJieleb öereittfa*t. ®ie 3nbe-
pcnbance beige fd)reibt: „Söettn ber DSevjidtt beb
Ißrinjeit »on nohcnäollern juv 2litfrcd)tevhaltung
beb griebenb ni*t genügt, fo wirb man mehr unb
mehr ben Raffet 3?apolcou attflagen, baß er um
jeben ^5rei§ entjd)loffen war unb ben erffen heften
SBorwanb baju ergriff, um feiner befdjäbtgten per*
fönti^cn ©ewalt wieber aufäubelfett, ©S iff ein
waghalffges ©piel für bab granfrei*oer -
antwortli* fein wirb. 3)ie franjöftfcheit
Sagebblätter glauben ober geben wenigftenb oor,
gu ßlaubett, baß bie europäifdje ffSreffe auf ©eite
granfrei*b ffeße unb ‘baß ffc bte ©pmpatbieen unb
bte ^Billigung ber ciotliffrten SBelt für ffch hätten.
35ab iff ein großer 3rrtl}um. 3m Slufattg fonnte
man allerbingb anerfentten, baß *bte ©mpffnbti*-
feiten beb Smlerienfaljjnetb jwar übertrieben, bod)
ni*t ohne ©ruub feien. 3lber heute oerliert gvanf-
rci* bur* feine ©prmhe unb Haltung jufel)cnbb
an Scrrain. ©elbft bie bfferreidjifchett SJlätter
mißbilligen bie Haltung gtanfvctd)b. 5Die englif*e
treffe fpridjt ffch in bemfelben ©inne au§." Sßer-
einfa*t aber iff bte ©aeße nun oot 2lllent für
2)eutf*lanb. ©ewiß, ßebermann hätte einen
bhnaffifibcn Ärieg unt bie fpanifche Thronfolge
oerwünf*t. 21 ber heute würbe eb ff* nicht meljr
um ben fpanit*cn Thron hanbeln, fonbertt um bab

iffte*t 3)eutf*lanbb, um feine ©clbffbt*
ffimmung, ttmbie 3 ntegri tat feiner ©ren*
jen. ©in Ärieg, ber wie ©irarbtn atlsufrüh aub*
plauberte, jum ßweef hätte, »jSreußen mit Äolben*
ffoßett in ben ßlücfett ju jwingeu, über ben fR^ein
ju gehen unb bab littfe Ufer ju räumen,"
würbe — wir fonnett bieß mit Seffimmtljeit fagen
— ganj T)eutfd)lanb alb eine gef*loffene
5D?a cht ffnben.

Karlsruhe, 14. 3«li- 9?a*bcm ©c. Äonigl.
Hoheit ber ©roßherjog 3)ienffag ben 12. 3«li/
Slbenbb halb ffebett Uhr na* 23aben jurütfgefehrt
war, traf H&*ßberfelbe geffern ffia*mittag 15
SRinuten nach 1 Uhr wieber in föarlbrulje ein.
®er ©roßherjog empfing im Saufe beb iRa*mittagö
ben foniglf* pvenßifdten ©eneraffieutenant ©olo*
miev, wel*er oon Äoblenj bahier eingetvoffen war,
um ben @*ießübungen ber großh. Slrtifferie bei
gotd)he(m anjuwohnen. 5Ra* 4 Uhr würbe bet
©etteral jur großh.Safel gejogen, ju wel*er eine
größere Slttga^l oon ©tnlabungen ergangen Waren.
Slbenbb reibte ©e. ^önigl. ^>of>eft ber ©roßherjog
na* Sabett jurütf.

©tuttgart, 12. 3tfff ©effevn war SRiniffer*
ra*. 3Utan befdtloß, fallb eb ^deg gibt, gld*
bie ©tanbe dnjuberufett. SBerweigent ffe bie ÜJiit*
tet jur beutfdien * iff »tan entf*lof-

fen, bic 6 fDiiHionen ©nlben, bie in bett ©taatb*
fajfen baar oorhanben ffnb, aud) ohne ©ene|mi*
guttg ju oetweitbcn. ®latt fürchtet, ber jßlan ber
fraitjoffffheit ffkgierung fei) eine militad|*e Uebers
rumpelung.

©mb, 14. 3“li, 9ia*m. 2)er Itönig begibt
ffch morgen früh «m 8 Uhr miticlft ©xtrajugeb
uad) ©erlitt jurfttf. THe IDfiniffcv ©ttlenburg unb
©amphaufen ffnb bereits abgereiff, ©enebetti reift
DJachmittagb ab.

Serlin, 14. 3ul', Sfadnn. 2>te „Dforbb. SlUft-
ßtg." beffätigt, in Slnerfemtung ber loyalen na*
ttonalen Haltung beb 3Jfintfferb 0. ©arnbüler, baß
bevfclbe cvflärt habe, bie kiffen ©ramont’ffhen gor*
berungen, trefj beb Hoi^asollern’i^en ©erjichtes,
müßten bab nationale @cfüf)l ttt Württemberg tief
oevlehen unb gegen granfreid) aufregen unb baß
ber ÜRtniffer ben franjöftfchett ©efatibten erma*tigt
habe, bfes nach ©arid ju ffhreiben. — TMe „9?orb«
beutfdie Sldgcmeiiie ßcitung" ntdbet aub ©arid,
baß ©raf 2)aru bei feinem Hintodfe auf bab ge*
gen ben bip!omatif*cn ©ebraud) oerffoßcnb'e ©ot--
gehen gegen ©reußen Pom Äaifer SRapoleon bie

u I u u i o r a.

3fa* bem Tagebu^ eineb »rjteb ersäblt »on «. fiel*,
(gottfefcung.)

6rf*5pft, wie »om gieber gef*üttelt, fam i*
auf meinem ßimmer an unb warf mi* auf mein
©dt, inbem td) oerfudffe, lange ßeit oergebli* lei*
ber, meinen ©eift ju beruhigen, um wenigftenb eineb
©ebanfend fähig ju fein, ber mir £i*t über meine
eigene Sage gäbe!

©o mo*te i* wohl in einem geiffigen unb för*
perli*en Halbf*lummer gegen eine ^a(be ©tuitbe
gelegen haben, alb eb mir fd)ien, baß meine Thür*
llinfe leife niebergebvücft mürbe unb ein frif*er Suft*
jug bur* bab ßimmer wehe; ebenfo leife j*ten eb
mir, baß bie Ttjüre oon fReuem gef*loffen würbe
unb baß fautn hörbare Tritte ffi} meinem ©dte
näljevten. 2öa*te ober träumte i*? 3 h fonnte
mir nidjt genügenb 3ie*>nf*aft geben oon bem,
»ab gef*ah, bei maßen rang mein ©eift jmif*en
®ad)en unb Sdffafen, aber eb f*ien mir, alb wenn
ein Dbem an meinem ©effhte oorbeiffreifte, alb
wenn meine fdjlaff niebetbängenbe H'tub oon etwab
Warmem, Sebenben geffrnft würbe — wie »on ei*
nem bavauf gehaudffen Uttffe.

3ch rüttelte mi* genmttfam auf — id) erwa*te
■— fprang auf — unb jaij 'Jiietnanbcu! 'Die.n

©lief bur*f*raeifte bab ganje ßiminer — 9iie;
manb! 2Xlfo war eb ein Traum nur — unb ben-
ito* glaubte i* immer no* ben fanften Hau* auf
meiner Hanb ju fühlen, jene SIrt »on tnagnetif*er
Sltmofphäre na*juempfmben, mel*e unb bet ganj
naßer Annäherung einer anbern ©erfon glet*fam
umhüllt! T)o* au* Ttäume ffnb ja oft eben fo
beutli* wie bte 3Birfti*feit, unb t* war ho* über*
jeugt, bab ©anje fei ein Traum geroefen, alb eb
heftig an ber Thüre flopfte unb Ton dJiarcob her*
ein trat.

„3* höbe 6te warten laffen, Herr College,"
fagte er, inbem er wie gewöhnli* feinen ©lief |*eu
Dur* alle (Scfen beb 3>ntmerb f*roeifen ließ, „unb
muß ©ie beßljalb um ©erje*ung bitten; aber ©ie
wiffen, wie bab bei unb geht, wir ffnb ja jur ©er*
fügung eineb 3**?«, ber unferer bebaif!"

„Aber ©ie hoben mi* nid;t im ©eringffen war*
ten laffen," fagte i*, „eb ift ja faum fünf Ul)'.*
„©itte um (5ntj*ulbtgung, eb muß nahe an
fieben Uhr fdn."

„9lid,t mögli*," rief i*, Äi* ruhte ein wenig;
foUte i* witfli* gtf*lafen hoben?" Uub i* jog
bie Uhr aub meiner Weffentafhe.

„3lubgejci*neteb fDIittel, um ff* trgenb einer
»orgenommenen ©a*e ju entffnnen," fagte 3lllcr-
„Wie beliebt?" fragte id).

„i>ian wirb fo ff*edt* buran erinnert."

„3* »etffehe nidjt, wooon ©ie fprechen, ®ott
USavcob."

„9lun i* feije jeneb ©apier an 3hrft Uhrfette,
eb iff bo* wai)rf*einli* ein ßei*en, bab ©ie ft*
gcma*t, um an irgenb ßtmab ju benfen?"

©rftaunt fenfte i* meinen ©lief — wahrhaftig!
(Sin fein gefalteteb ©apier war jmfffßen bie jiemli*
ffatfen Diinge meiner Uljdette gejroängt. 3* jog «3
beraub unb fah eb waf)rf*einli* mit fot* oetblüff*
tem Aubbvude an, baß 3)on ©larcob ff* beb Sa*

*end nidjt enthalten fonnte.

„T)ab fömmt au* oor," fagte er, „baß matt
ff* na*her ni*t mehr erinnert, woran man ff* er*
innerit wollte!"

3* hotte bab feine ©latt ©apier f*neff entfal*
tet unb wanbte ntt* hßff'8 bem genffer ju, um
faum lesbare ©*riftjiige, roel*e i* barauf 6emerft,
ju entjiffern. ©b gelang mir f*nell: „Sie brau*ett
m*t mehr fo oorfi*tig wie ehebem ju fein", lab
i*, „ber ©iorguib h«t ©epeSopej weggef*icft, unb
au* ben AnDern, benen er aufgetragen hotte, ©te
m*t aub ben Augen ju laffen, befohlen, ©ie oor*
läufig unbehelligt ju laffen! ©eben ©ie jebo* no*
heute Abenb in bie ©*mugglerf*enfe an ber Sambia
— eb ift bie einjige bort — beoba*ten ©ie genau
einen ©tonn, ben man el ©ueco nennt, bamit ©te
ihn bet (Gelegenheit wiebee erfennen. ®er ift eb,
me!*er bie Aufträge beb ©totquib aubführt, bei
 
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