JUwnttratnUprttn ft. l. 3 f* in •£>dbei6erg,
burcfj bie f>oft ft. 1. 16 Ir. nierteljaJjrtg.
greitag, 3. 3Ä
5,>n3cißcu 3 Tr. bte ^entjcile, bei aujSftmftö*
ttttbeilung 4 fr.
1870.
güv bcn äftonat guni werben
©eftellungen auf bab g>etbelbn;gev gournul für
aubwartb bei ben betreffenben ‘fSoftanftalten, unb
Pier bei ber ©rpebition unb ben ©ragern entgegen-
genommen. ©reib für hier mit Sragerto^n 25 fr.
2>tc ©fpebition.
B. G. $ic Sage itt ©etttfchfanl).
2ftit SRecbt burfte ber König »on ©rcuffen, alb
er am Htmmelfabrtbtage bie erfie Segiblaturperiotc
beb norbbeutfdett Ufeidbtagb fdtojj, bie Uebcrjeu*
gung aubfptcden, baff bie ©efriebigung, mit wet*
der bie gefeffgebenben ©ewalten beb fttorbbeutfden
©unbeb bie reichhaltigen ©rgebniffc gemeinfamer
Sbätigfeit überblicfen, im ganjen beutfden Sanbc
unb außerhalb ber ©renjen bcffelbcn getfieilt »erbe,
gn ber SL^at biefer „erfie orbentlide ftteidbtag"
hat ©rftaunlidfeb geieifiet. 3Bic lange, lange
Sabre hatte man fid in ben norbbeutfden Klein*
fiaaten, beren ©eoölferung ju beträdtlidem ©heile
mit ihrer ©rwerbbthatigfeit auf bie preuffifden
©rooinjett, auf bab fabrifreiche Sadfen ober auch
auf bie öerfebrblebenbigeit |)anfe(iäbte angewiefen
ift, baitad gefebnt, enblich einmal bie lafiigen
©ebranfen fallen ju feben, bie ben Unternehmer
Wie ben Arbeiter »erpinberten, an jebern beliebig
gen fünfte biefeb weiten ©ebietb feine äBirffam*
feit aubjuüben! 3efft ift bureb eine Steife »on ®e*
feffen bie Sahn für bie freie Bewegung ber fßer*
fon »oftfianbig geebnet; nicht minber ftnb bem
bolfbwirtbfcbaftlichen Setfehre überhaupt bie er*
beblichften ^inberniffe aub bem äöege geräumt.
Unb ein jebeb berartige ©efeff, walfrcnb eb bie
greilieit beb (Slnjelnen erhöhte unö öte wirthjdaft*
liehen ©runblagen ber Solfbwohlfafjrt fräftfgte,
»arb jugleid ein neueb ©anb gut geftigung beb
39uttbeb fetbft. SDcnn bie (ginbeit beb fftcdtb ift
na^ft gemeinfamer 2lbfiammung unb Sprade »«{*
leidft ber fefiefte Kitt, welker ein SSolf jufammen*
halten fann. ©ben bebbalb ift aud bab Haupt*
ergebnifi ber jüngften SReichdtagbfejfion, bie 9ln-
«ahme eineb gemeinfamtn Slrafgefeffbudeb für
ben ganjen ©unb, alb eine aufjerorbcntlidfe @r*
nmgenfdaft unb jugleid alb eine ©ürgfdaft für
bie bereinftige ©erwirfltdung einer »ollen beut*
feben fftedtöctnheit ju begrüben.
BBaffrhafttg nidt geringer aber, alb biefe @nt*
widlung ber inneren Slngelegenheiten, ift bab an*
jufdjlagen, wab für bie Stellung beb ©unbeb
gegenüber bem Slublanbe gethan worben ift. Sffiohl
wiffen wir, bab eb Seute gibt, weide all’ berglei*
eben für bloßen Surub Ratten. 9lun, mögen fte
einmal anfragen bei ©enett, welche in biefer 3ln*
Gelegenheit offenbar bab competentcfte Urtiici! ab*
jugeben im Stanbc ftnb, bei ben ©eutfden, welche
im Slublanbe leben! grnmer »on Dienern hören
wir Kunbgebungcn aub überfeeifdeen Säubern,
worin unfre Sanbbleute erflären, fcafi ihre Seel*
lung in ber grernbe eine »iel günftigere, »iel leid-
tere geworben, feitbetn ber beutfde Diante bureb bie
thatfräftige Sdöpfung beb norbbeutfeben ©unbeb*
fiaatb wicbcr ju ©bren gefommen. ©er beutfde
Diatne! ©enn wie fe^r aud bie ©ereiniguiig ber
fübbeutfden Staaten mit bem Dlorben für ©uropa
nod eine „Srage" fein mag, in ben Singen ber
8anber jenfeitb beb Oreanb unb unferer bortigen
©tammebgenoffen ift bie SRainbrücfc längft ge-
baut: ber IRorbbeutfde ©unb gilt ipnen fdlecbt*
weg alb ber beutfde Staat, iberweil unfre ©e*
mofraten fid ein beutfdeb sJieid uod immer nidt
atiberb alb im fdwarjrotbgolbenen ©ewanbe »or*
juffeffeit »ermögen, begrüben in ber gerne ©reu-
|en unb ©aiern, ©adfen unb SdWnben bie
fdtoarjweifrotbc^ricolore alb bab 3eld;en berSDiadjt
unb ®rö§e ibreb ©aterlanfceb. SBer nod »er 5
fahren bie glagge beb alten beutfeben ©unbeb in
einem amerifanifdeu |)afen aufgebift fiatte, wäre
ein Opfer enblofen ©eladterb geworben; beute
gibt eb eine beutfde glagge auf bem
2ß eit me er, eine giagge, nidt minber geadtet
benn bie ber erffen Stationen ber 9Belt. ©ap eb
fdwere Opfer an @ut unb ©lut gefojiet b«t, um
biefe Stellung ju erringen , unb ba§ eb harter,
fepr harter 2tnf»rengungen bebürfen wirb, um fte
ju behaupten —- wer will bab beftreiten? 2lber
wir hflöen eb nur alljulange empfinben muffen,
baff ein ©olf in ber S®elt nur bann geadtet ift,
wenn eb gefürdtet wirb. —
SlUeb in 2tHem, man nenne une eine einjige
fßertobe ber beutfden ©efdidte, wo in fo furjer
3eit fo ©ebeutenbeb geieifiet wäre! Unb bod ift
uidt_ entfernt ju befüre^ten, baff biefe ©ffätigfeit
ftd überftürjt habe, baff bab neue ©ebaube auf
unfolibem ©runbe erridtet f€{. ®arin gerabe liegt
bie erfolgöerheiffenbe Sidrrheit ber nationalen ©nt*
wtcflung biefer lebten 3nl)rce öaf; fte ohne theore*
tiftrenbe Schwärmerei, mit praftifder ©üdtern*
heit unb adt ßaatbmännifder SSerücffic^tigttng ber
gegebenen ©erhältntffe »ofljogen würbe, greilid,
wir ftnb barum nidt blinb gegen bie 3D?augel unb
Unfertigfetten, weide bab norbbeutfde Staatbwefen
an fid tragt. ®ie übergroffe Saft ber pariamen*
tarifden ©efdäfte, bie ©inridftung ber SJÜatricu*
larbeiträge, butd weide bie ©e»olferung ber
^leinftaaten in ungeredtem ©iaffe befaftet wirb,
bab gehlen eineb regelredten ©unbebmtniftertumb
— bnb j. ©. ftnb SEftiffftanbe, gegen bie man über
furj ober lang wirb Slbhülfe finben muffen. So*
»iel aber ift bereitb »oraubjufehn, baff äße bahtn
einfd)lagettbcu fticfbrmen nur jur Kräftigung beb
©unbeb, jur ©rweiterutig feiner ©efugniffe führen
werben.
So burfte benn ©raf ©ibrnard im Saufe ber
lefften ftieidbtagbfeffton behaupten, buff bab Ober*
haitpt beb Slorbbeutfden ©unbeb, inbem eb mehr
alb brei ©iertel ber Station burd ein jiemlid
engeb ßaailideb ©anb unter fid bereinigt, über
bcn Dteft aber wentgfteitb bie SJZilitäriiohett im
Kriege aubübt, eine äftadtfteftutig einnehme, beren
fid fein beutfder Kaifer je huöc rühmen fontten.
©aff man unter folden Umftänben in ©erlin nidt
gerabe ein Sutereffe baran hat, aud) bie fübbeut*
fden Staaten um jeben ©reib fofort in ben neuen
©unbebftaat eintreten ju fehen, ifi begreiffid- gür
ben Kriegbfall ift man ihrer fider, im Uebrigen
fann man warten, bib fid ber groffbeutfd=ultra*
montane unb ber republicanifde ©articularibmub
bie ^örtter abgelaufen ^aben. Storbbeutfdlanb
»erliert babei Stidtb, wir Sübbeutfdeu aüein
haben bcn Sdabett, ben ©d«ben, ber unb offen*
bar baraub erwadfen muff, baff ber neue beutfde
Staaibbau ohne unfern ©etraih unb unfre SJtit*
witfung erridtet wirb, ©enn etneb ©ageb werben
wir wohl ober übel in bieb ©ebäube einjiehen
muffen, ohne baff eb bann nod möglid Ware, bie*
jettigen ©invidtuttgen tu bemfelben ju treffen,
Weide man beim urfprünglidcn Slufbau in ©e*
rüdfidtfgung unfret fübbeutfden @igenthümUd-
feiten hälte anbringen fomtett. Unb wenigftenb
bünft eb bod eine atlju naioe fjoffnung, baff bie
Storbbeutfden bab mülffam aufgefübrte unb ju*
fammengefügte 3ßerf, fobalb eb unb einmal be*
lieben wirb einjutreten, ohne SBeitereb total um*
bauen würben; bie ©ntfdioffenheit, mit welder
©ibrnard für SlUeb, wab ber jefft gewonnenen ©in*
heit entgegentritt, ben „eifernen gufftrftt" in Slub*
fidt gefteBt hat, burfte biefer Sorte »on »erfdam*
tem ©articulariömub bod fe^r wenig ©rmunterung
gehen, gebeb gahr, weldcb mit bem rüdhalflofen
©intritt in ben IRorbbunb, wie er ift, gejögert
wirb, madit unfre SteBung ungünftiger, fdäbigt
unfre eigenften Sntereffen.
(Geprüft und taährt.
Stooelle »on Otfrib TOöttusi.
(gortfeffung.)
„Sth, Sie haben alfo bie Stufforberung gelefen,
melde ich in öffentliden ©lättern an Sie erlaffen
hatte, bamit Sie ftd bier einfanben?" fragte er.
— „5Rit nidten, id h“6f ni^t§ gelefen, £err
©eroang! 3d fomme aub freien Stiiden, weil mor*
gen ber ^ahrebtag beb £obeb meineb Iffeuren Dheimb
ift,“ erroieberte fte. „gd fomme, um ju erfahren,
wab tu jener Ijöljernen Kaffette ift, weide morgen
amtlid geöffnet werben foB."
„Unb wenn nun ein riefigeb ©ermögen barin
märe, bab unter feine @rben »ert^eilt werben follte,
melde inbgefammt beffen fe^r ju bebürfen fdeinen
3öab meinen Sie, gräuletn ?*
— „3d hoffe unb erwarte nidtb Serartigeb,
^eofurato*/1 »erfefcte _ SWetanie mit ruhigem
■ *e n«r> !’®ch habe mtd niemalä mit folden thö-
rtdten SBünfden unb Hoffnungen getragen, fonbern
hin ber Ueberjeugung, baff bie Kaffette gamitien*
Papiere ober 9luf;eidnungen enthält, weide ein Std^t
bie ©ergangenffett beb tffeuren Dheimb werfen
uPb baffer mid _»orjug§roeife intereffiren, weil ieff
m« ber banf6arften Siebe unb freunblidften ©rin*
nePung an meinem tffeuren SEBoEiit^äter ffange. Ueb-
rtgettb Würbe ein berartigeb ©erfahren aueff meinem
fetigen Dffeim gar nidt äffnlid feffen; er war fein
©eijffalb, ber feine Scffäffe »ergrub; er war ein an*
fprudjblofer ffarmlofer SÄann »on tiefem ©emütff
unb offenem SOSefen. 3Säre er reid gewefen, fo ffätte
er ftd in feinen leisten Sebenb* unb Seibensjaffren
r.teffr ©effaglidfeiten »erfeffafft. llnb bann muffen
Sie mir jugeben, Herr ©rofurator, baff id nidt
gelbgierig bin, benn id ffabe fogar »on meiner er*
erbten Seibrente nod nie einen ©fennig für mid er'
hoben."
„©ab ift »oHfommen wahr, mein gräulein!
Sie haben unwürbige Seute bamit befdenlt. gn*
beffen liegt nod ein ganjer gaffrebbetrag h>er baar
ju 3hrer ©erfügung. ©arum haben Sie biefen
nidt erhoben?"
— „SSeil id ih« gottlob nidt beburfte, weil
eb mir mit ©otteb Hülfe, wenn fdon nidt ohne
3Rüffe, gelang, auf eigenen güffen ju fteffen," ent*
gegnete ÜManie mit ruhiger hefdeibener SBürbe.
„Slber je^t werbe id ben »erfattenen ©etrag erhe*
ben, benn id bebstf feiner jur ©rünbung eineb
fleinen ©efdaftb — td bcabftdtige mid h*er alb
©uffmaderin nieberjulaffen."
„3ft bieb gffr »öfter ©rnft?"
— „Sie werben ftd balb banon überjeugen.
3d habe mieff mit biefern Seruf »ertraut gemalt,
unb fomme »on granffurt, wo id alb ©uffmaderin
in bem ©efeffäft einer treuen greunbin feeffb IRonate
lang gearbeitet habe."
„2öie? Sie, bie ©odter eineb oerbienten Dffi*
jierb, bie ©efifferin einer Seibrente unb eineb ©runb*
fiuefb, waren ©uffmamfeB?"
— „9iun ja bod — Slrbeit fdänbet nicht,
unb Ste werben mieff beffffalb nidt »erbammen, niefft
waffr ?"
„gd ? ©aff mid ©Ott bewaffn, liebeb gräulein!
gm ©egentffeil, t’d lobe Sie barum! aber fagen
Sie mir nur, wie bieb fatn, unb warum Sie mich
nie ein SBörtden »on gffrem Seben unb treibe«
unb ©erbleiben hören ließen? gweifelten Sie benn
je baran, baff teff e§ aufrichtig gut mit gffnen
meine?"
~ „D, nein, gemiff nidt; aber nadbem td
non meiner Stiefmutter fo aubgebeutet worben war
unb mid oor gffnen fdämen muffte, wollt’ id Sie
nidt effer wteber oon mir hören taffen, alb bib id
gffnen beweifen fonnte, baff td unabhängig unb int
Stanbe war, mid felbft fortjubringen. Unb jubent,
wie fonnte id wiffen, weide ©eutung grau o. See*
felb unferem ©rueffe gab?"
„Hierüber fönnen Sie ftd am effeftett beruffi*
gen; bie Unglücflide ift bermalen tobfüdtig unb
alb unheilbar waljnftnnig tn einem grrentjaufe, wo
fte ftd ju fEobe rabt," fagte ©ewang. „Ohne bie»
feb Ietbige Hentmniff hätte td längft gffren Sufent*
burcfj bie f>oft ft. 1. 16 Ir. nierteljaJjrtg.
greitag, 3. 3Ä
5,>n3cißcu 3 Tr. bte ^entjcile, bei aujSftmftö*
ttttbeilung 4 fr.
1870.
güv bcn äftonat guni werben
©eftellungen auf bab g>etbelbn;gev gournul für
aubwartb bei ben betreffenben ‘fSoftanftalten, unb
Pier bei ber ©rpebition unb ben ©ragern entgegen-
genommen. ©reib für hier mit Sragerto^n 25 fr.
2>tc ©fpebition.
B. G. $ic Sage itt ©etttfchfanl).
2ftit SRecbt burfte ber König »on ©rcuffen, alb
er am Htmmelfabrtbtage bie erfie Segiblaturperiotc
beb norbbeutfdett Ufeidbtagb fdtojj, bie Uebcrjeu*
gung aubfptcden, baff bie ©efriebigung, mit wet*
der bie gefeffgebenben ©ewalten beb fttorbbeutfden
©unbeb bie reichhaltigen ©rgebniffc gemeinfamer
Sbätigfeit überblicfen, im ganjen beutfden Sanbc
unb außerhalb ber ©renjen bcffelbcn getfieilt »erbe,
gn ber SL^at biefer „erfie orbentlide ftteidbtag"
hat ©rftaunlidfeb geieifiet. 3Bic lange, lange
Sabre hatte man fid in ben norbbeutfden Klein*
fiaaten, beren ©eoölferung ju beträdtlidem ©heile
mit ihrer ©rwerbbthatigfeit auf bie preuffifden
©rooinjett, auf bab fabrifreiche Sadfen ober auch
auf bie öerfebrblebenbigeit |)anfe(iäbte angewiefen
ift, baitad gefebnt, enblich einmal bie lafiigen
©ebranfen fallen ju feben, bie ben Unternehmer
Wie ben Arbeiter »erpinberten, an jebern beliebig
gen fünfte biefeb weiten ©ebietb feine äBirffam*
feit aubjuüben! 3efft ift bureb eine Steife »on ®e*
feffen bie Sahn für bie freie Bewegung ber fßer*
fon »oftfianbig geebnet; nicht minber ftnb bem
bolfbwirtbfcbaftlichen Setfehre überhaupt bie er*
beblichften ^inberniffe aub bem äöege geräumt.
Unb ein jebeb berartige ©efeff, walfrcnb eb bie
greilieit beb (Slnjelnen erhöhte unö öte wirthjdaft*
liehen ©runblagen ber Solfbwohlfafjrt fräftfgte,
»arb jugleid ein neueb ©anb gut geftigung beb
39uttbeb fetbft. SDcnn bie (ginbeit beb fftcdtb ift
na^ft gemeinfamer 2lbfiammung unb Sprade »«{*
leidft ber fefiefte Kitt, welker ein SSolf jufammen*
halten fann. ©ben bebbalb ift aud bab Haupt*
ergebnifi ber jüngften SReichdtagbfejfion, bie 9ln-
«ahme eineb gemeinfamtn Slrafgefeffbudeb für
ben ganjen ©unb, alb eine aufjerorbcntlidfe @r*
nmgenfdaft unb jugleid alb eine ©ürgfdaft für
bie bereinftige ©erwirfltdung einer »ollen beut*
feben fftedtöctnheit ju begrüben.
BBaffrhafttg nidt geringer aber, alb biefe @nt*
widlung ber inneren Slngelegenheiten, ift bab an*
jufdjlagen, wab für bie Stellung beb ©unbeb
gegenüber bem Slublanbe gethan worben ift. Sffiohl
wiffen wir, bab eb Seute gibt, weide all’ berglei*
eben für bloßen Surub Ratten. 9lun, mögen fte
einmal anfragen bei ©enett, welche in biefer 3ln*
Gelegenheit offenbar bab competentcfte Urtiici! ab*
jugeben im Stanbc ftnb, bei ben ©eutfden, welche
im Slublanbe leben! grnmer »on Dienern hören
wir Kunbgebungcn aub überfeeifdeen Säubern,
worin unfre Sanbbleute erflären, fcafi ihre Seel*
lung in ber grernbe eine »iel günftigere, »iel leid-
tere geworben, feitbetn ber beutfde Diante bureb bie
thatfräftige Sdöpfung beb norbbeutfeben ©unbeb*
fiaatb wicbcr ju ©bren gefommen. ©er beutfde
Diatne! ©enn wie fe^r aud bie ©ereiniguiig ber
fübbeutfden Staaten mit bem Dlorben für ©uropa
nod eine „Srage" fein mag, in ben Singen ber
8anber jenfeitb beb Oreanb unb unferer bortigen
©tammebgenoffen ift bie SRainbrücfc längft ge-
baut: ber IRorbbeutfde ©unb gilt ipnen fdlecbt*
weg alb ber beutfde Staat, iberweil unfre ©e*
mofraten fid ein beutfdeb sJieid uod immer nidt
atiberb alb im fdwarjrotbgolbenen ©ewanbe »or*
juffeffeit »ermögen, begrüben in ber gerne ©reu-
|en unb ©aiern, ©adfen unb SdWnben bie
fdtoarjweifrotbc^ricolore alb bab 3eld;en berSDiadjt
unb ®rö§e ibreb ©aterlanfceb. SBer nod »er 5
fahren bie glagge beb alten beutfeben ©unbeb in
einem amerifanifdeu |)afen aufgebift fiatte, wäre
ein Opfer enblofen ©eladterb geworben; beute
gibt eb eine beutfde glagge auf bem
2ß eit me er, eine giagge, nidt minber geadtet
benn bie ber erffen Stationen ber 9Belt. ©ap eb
fdwere Opfer an @ut unb ©lut gefojiet b«t, um
biefe Stellung ju erringen , unb ba§ eb harter,
fepr harter 2tnf»rengungen bebürfen wirb, um fte
ju behaupten —- wer will bab beftreiten? 2lber
wir hflöen eb nur alljulange empfinben muffen,
baff ein ©olf in ber S®elt nur bann geadtet ift,
wenn eb gefürdtet wirb. —
SlUeb in 2tHem, man nenne une eine einjige
fßertobe ber beutfden ©efdidte, wo in fo furjer
3eit fo ©ebeutenbeb geieifiet wäre! Unb bod ift
uidt_ entfernt ju befüre^ten, baff biefe ©ffätigfeit
ftd überftürjt habe, baff bab neue ©ebaube auf
unfolibem ©runbe erridtet f€{. ®arin gerabe liegt
bie erfolgöerheiffenbe Sidrrheit ber nationalen ©nt*
wtcflung biefer lebten 3nl)rce öaf; fte ohne theore*
tiftrenbe Schwärmerei, mit praftifder ©üdtern*
heit unb adt ßaatbmännifder SSerücffic^tigttng ber
gegebenen ©erhältntffe »ofljogen würbe, greilid,
wir ftnb barum nidt blinb gegen bie 3D?augel unb
Unfertigfetten, weide bab norbbeutfde Staatbwefen
an fid tragt. ®ie übergroffe Saft ber pariamen*
tarifden ©efdäfte, bie ©inridftung ber SJÜatricu*
larbeiträge, butd weide bie ©e»olferung ber
^leinftaaten in ungeredtem ©iaffe befaftet wirb,
bab gehlen eineb regelredten ©unbebmtniftertumb
— bnb j. ©. ftnb SEftiffftanbe, gegen bie man über
furj ober lang wirb Slbhülfe finben muffen. So*
»iel aber ift bereitb »oraubjufehn, baff äße bahtn
einfd)lagettbcu fticfbrmen nur jur Kräftigung beb
©unbeb, jur ©rweiterutig feiner ©efugniffe führen
werben.
So burfte benn ©raf ©ibrnard im Saufe ber
lefften ftieidbtagbfeffton behaupten, buff bab Ober*
haitpt beb Slorbbeutfden ©unbeb, inbem eb mehr
alb brei ©iertel ber Station burd ein jiemlid
engeb ßaailideb ©anb unter fid bereinigt, über
bcn Dteft aber wentgfteitb bie SJZilitäriiohett im
Kriege aubübt, eine äftadtfteftutig einnehme, beren
fid fein beutfder Kaifer je huöc rühmen fontten.
©aff man unter folden Umftänben in ©erlin nidt
gerabe ein Sutereffe baran hat, aud) bie fübbeut*
fden Staaten um jeben ©reib fofort in ben neuen
©unbebftaat eintreten ju fehen, ifi begreiffid- gür
ben Kriegbfall ift man ihrer fider, im Uebrigen
fann man warten, bib fid ber groffbeutfd=ultra*
montane unb ber republicanifde ©articularibmub
bie ^örtter abgelaufen ^aben. Storbbeutfdlanb
»erliert babei Stidtb, wir Sübbeutfdeu aüein
haben bcn Sdabett, ben ©d«ben, ber unb offen*
bar baraub erwadfen muff, baff ber neue beutfde
Staaibbau ohne unfern ©etraih unb unfre SJtit*
witfung erridtet wirb, ©enn etneb ©ageb werben
wir wohl ober übel in bieb ©ebäube einjiehen
muffen, ohne baff eb bann nod möglid Ware, bie*
jettigen ©invidtuttgen tu bemfelben ju treffen,
Weide man beim urfprünglidcn Slufbau in ©e*
rüdfidtfgung unfret fübbeutfden @igenthümUd-
feiten hälte anbringen fomtett. Unb wenigftenb
bünft eb bod eine atlju naioe fjoffnung, baff bie
Storbbeutfden bab mülffam aufgefübrte unb ju*
fammengefügte 3ßerf, fobalb eb unb einmal be*
lieben wirb einjutreten, ohne SBeitereb total um*
bauen würben; bie ©ntfdioffenheit, mit welder
©ibrnard für SlUeb, wab ber jefft gewonnenen ©in*
heit entgegentritt, ben „eifernen gufftrftt" in Slub*
fidt gefteBt hat, burfte biefer Sorte »on »erfdam*
tem ©articulariömub bod fe^r wenig ©rmunterung
gehen, gebeb gahr, weldcb mit bem rüdhalflofen
©intritt in ben IRorbbunb, wie er ift, gejögert
wirb, madit unfre SteBung ungünftiger, fdäbigt
unfre eigenften Sntereffen.
(Geprüft und taährt.
Stooelle »on Otfrib TOöttusi.
(gortfeffung.)
„Sth, Sie haben alfo bie Stufforberung gelefen,
melde ich in öffentliden ©lättern an Sie erlaffen
hatte, bamit Sie ftd bier einfanben?" fragte er.
— „5Rit nidten, id h“6f ni^t§ gelefen, £err
©eroang! 3d fomme aub freien Stiiden, weil mor*
gen ber ^ahrebtag beb £obeb meineb Iffeuren Dheimb
ift,“ erroieberte fte. „gd fomme, um ju erfahren,
wab tu jener Ijöljernen Kaffette ift, weide morgen
amtlid geöffnet werben foB."
„Unb wenn nun ein riefigeb ©ermögen barin
märe, bab unter feine @rben »ert^eilt werben follte,
melde inbgefammt beffen fe^r ju bebürfen fdeinen
3öab meinen Sie, gräuletn ?*
— „3d hoffe unb erwarte nidtb Serartigeb,
^eofurato*/1 »erfefcte _ SWetanie mit ruhigem
■ *e n«r> !’®ch habe mtd niemalä mit folden thö-
rtdten SBünfden unb Hoffnungen getragen, fonbern
hin ber Ueberjeugung, baff bie Kaffette gamitien*
Papiere ober 9luf;eidnungen enthält, weide ein Std^t
bie ©ergangenffett beb tffeuren Dheimb werfen
uPb baffer mid _»orjug§roeife intereffiren, weil ieff
m« ber banf6arften Siebe unb freunblidften ©rin*
nePung an meinem tffeuren SEBoEiit^äter ffange. Ueb-
rtgettb Würbe ein berartigeb ©erfahren aueff meinem
fetigen Dffeim gar nidt äffnlid feffen; er war fein
©eijffalb, ber feine Scffäffe »ergrub; er war ein an*
fprudjblofer ffarmlofer SÄann »on tiefem ©emütff
unb offenem SOSefen. 3Säre er reid gewefen, fo ffätte
er ftd in feinen leisten Sebenb* unb Seibensjaffren
r.teffr ©effaglidfeiten »erfeffafft. llnb bann muffen
Sie mir jugeben, Herr ©rofurator, baff id nidt
gelbgierig bin, benn id ffabe fogar »on meiner er*
erbten Seibrente nod nie einen ©fennig für mid er'
hoben."
„©ab ift »oHfommen wahr, mein gräulein!
Sie haben unwürbige Seute bamit befdenlt. gn*
beffen liegt nod ein ganjer gaffrebbetrag h>er baar
ju 3hrer ©erfügung. ©arum haben Sie biefen
nidt erhoben?"
— „SSeil id ih« gottlob nidt beburfte, weil
eb mir mit ©otteb Hülfe, wenn fdon nidt ohne
3Rüffe, gelang, auf eigenen güffen ju fteffen," ent*
gegnete ÜManie mit ruhiger hefdeibener SBürbe.
„Slber je^t werbe id ben »erfattenen ©etrag erhe*
ben, benn id bebstf feiner jur ©rünbung eineb
fleinen ©efdaftb — td bcabftdtige mid h*er alb
©uffmaderin nieberjulaffen."
„3ft bieb gffr »öfter ©rnft?"
— „Sie werben ftd balb banon überjeugen.
3d habe mieff mit biefern Seruf »ertraut gemalt,
unb fomme »on granffurt, wo id alb ©uffmaderin
in bem ©efeffäft einer treuen greunbin feeffb IRonate
lang gearbeitet habe."
„2öie? Sie, bie ©odter eineb oerbienten Dffi*
jierb, bie ©efifferin einer Seibrente unb eineb ©runb*
fiuefb, waren ©uffmamfeB?"
— „9iun ja bod — Slrbeit fdänbet nicht,
unb Ste werben mieff beffffalb nidt »erbammen, niefft
waffr ?"
„gd ? ©aff mid ©Ott bewaffn, liebeb gräulein!
gm ©egentffeil, t’d lobe Sie barum! aber fagen
Sie mir nur, wie bieb fatn, unb warum Sie mich
nie ein SBörtden »on gffrem Seben unb treibe«
unb ©erbleiben hören ließen? gweifelten Sie benn
je baran, baff teff e§ aufrichtig gut mit gffnen
meine?"
~ „D, nein, gemiff nidt; aber nadbem td
non meiner Stiefmutter fo aubgebeutet worben war
unb mid oor gffnen fdämen muffte, wollt’ id Sie
nidt effer wteber oon mir hören taffen, alb bib id
gffnen beweifen fonnte, baff td unabhängig unb int
Stanbe war, mid felbft fortjubringen. Unb jubent,
wie fonnte id wiffen, weide ©eutung grau o. See*
felb unferem ©rueffe gab?"
„Hierüber fönnen Sie ftd am effeftett beruffi*
gen; bie Unglücflide ift bermalen tobfüdtig unb
alb unheilbar waljnftnnig tn einem grrentjaufe, wo
fte ftd ju fEobe rabt," fagte ©ewang. „Ohne bie»
feb Ietbige Hentmniff hätte td längft gffren Sufent*