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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 26-49 (1. Februar 1870 - 27.Februar 1870)
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29.

JlbommiKtttsprdi ff. 1. 3 t. in £eit>efberß,
butcfc bie 'Poft fj. 1. 16 fr. t>iertetja^rtß.

greitag, 4. Februar.

£ta3tigtn 3 fr. Ne 'Petitset le,
ertßetfung 4 fr

-ei Äuäfunftö*

1870.

B. C. (guttoaffnungglärm.

Sie fttib wieber lugig auf bem ijßlan, alle bie
geinte ber beutfden Äriegbmadt. Siörbltd wie
fublid; beb Wallte fdwtrren bic 'Bprafen oon „er*
brücfeiibcm Wilitariömuö," „uocriräglicbeti Saften,"
„gemittetem SBoplganb." @ö ift fein ueueb Sieb,
bae fie ftngeit, aber ble Sungrn Werben triftiger
tn Spätigfeit gefegt, fte wollend um jeben ißreib
burdfupren: niebtr mit bem pveugiidcu SBeprfp*
fiem! ÜRur gu begreigtd ift eb, bag bfe ißpantpa*
ftecn »on aUgemcintr (Entwaffnung, oon ewigem
^rieben guerfi in ©eutfdlanb gemiffennageu gut
praftifdenSlubgegaltung gelangen, gröplid gebeiben
bei mW immer nod jene ibealiftifden Schwärmer,
bic für afled Wöglide 93evfiänbntg unb Segeigcr*
ung bejtgen, nur nicht für ®nb, wab ihnen mi-
mittelbar oor ben Singen liegt, Solde Ääuge finb
nun freilich bei allen Sölfern gu ftnbcn; wab gd
aber nidt überall gnbet, bab ift jene bunt gu*
fammen gewürfelte Srut fdamlofcr £)eudler, welibe
unter ber SRabfe oon bettiofratifdcn ©runbfäpen
gang anbere 3^ «grebrn. 35a ift bab grofje

’&eer eigennügiger $bilijler, benen jeber Äreuger
für bab allgemeine Söege bub £erg abbrüeft; ba ift
jene Segion nichtiger SSartifularigen, weide jebem
Slnfag gu einer ftaatlideti (Stnigung 3>utfdlanbb
auf’b SBütpenbfie wibevfireben, wett fit au« ber
SSetternwtrUifcbaft ber Äldnfiaaterci ihren SJiigcn
gieren,- ba ftnb bfe Ärcatureu ber ehemaligen fjofe
oon -^annoöer unb Äutpefien, welche um Slllcb in
ber SBclt wieber gu ihrem fetten Srobe fommen
möchten; ba ift enblich ber Uliramontaitibmub, bem
jebeb Wittel gegen bte (Srxictjtmig eittcb beutfdfen
jRationnlftaatS recht ift. 9iun, wenn alle btefe
Elemente mit bereinigtet Äraft in ei n £>orn blafen,
warum follte benn bab auf ben „preugife^en WHt*
taribmub" nidt gang biefelbe SBtrfung üben, wie
weilanb bic SSofaunen auf bie ÜRaitern »on Scrido?

So ftnb fte benn rüjifg an’e SBcvf gegangen.
®cn Slttfang haben bie ©adieu gemacht: ein
Stutrag auf SJerminberung ber .{terreblafi gelangte
itt beiben Raufern beb Sanbtagb, aflcrbtngb unter
lebhafter Oppofttion ber ^Regierung unb ber $Ra*
tionnlen, gur Sinnahme. Snbeg, tn feiner praftifden
SBtrfung ig bieb ©refgntfj ohne alle Siebentung.
Heber Sadfenb Wilitärleiftungen pat nicht mehr
ber fädftfche Sanbtag, fonbern ber norbbeutfde
SReidhbtag gu hegimmen. ©ünftfger für oic anti*
milftärifden SSeflrebungen ig ber Söoben in ben
»on ber norbbeutfden ©efeggehung unabhängigen
Sübgaaten. ®ag ber gegenwärtige haprtfde

Sanbtag nicht nuftepen wirb, btefe günftige Sage
gegen bie „SSerpreugung" beb baprifdeu Äriegs*
wefenb aubgubeuten, ig felbgoerftänbltd. 3« wel*
eper SBeife bab gefdepen -wirb, »erlautet ittbcg nod
nicht- ©retfbarere ©efialt bagegen pat bte Slgi»
tation berettb in SBürttemberg gewonnen. ÜJiit
einer in ber &pat bewunbernbwertpen ©ntfdieben^
pcit wüplt bie fßartet beb Stuttgarter Jieobadterb
att allen (Scheu unb (Sieben beb Sanbeb: „Siiebcr
mit bem Äriegbbienggcfep »on 1868!* tg bab 5elb-
gefdrei. (Sine Slbreffe an ben Sanbtag wirb um*
pcrgetragen, bettfclbcn gu begimmen, „biefeb oer-
wergidge aller ©efe^e gu oerwerfeu."

(Sb tg gu erwarten, bag biefe fdwäbifde Sie*
wegung ipre Sßirfuugen and nad 'Haben aubftrap*
len wtrb. Slun gut, wir finb auf bem
9Bir wigen fo gut, wie unfere ©egner, bag unfer
£)eer otel, fepr »iel ®elb foftet. Slber gerabe beg-
wegen behaupten wir: will man einmal ein §eer,
fo mug man and ein folcpei wogen, mit bem
man tm entfdeibenben Slugenblicf etwab aubridten
fann. Unb wab tg ba — nad nnferett traurigen
(Srfaprungen im 3apre 1866 - fetbftoergänblider,
alb bag man babjentge Spgem gu ®runbe legt,
mit beffen ©rfolgen Sireugcn bte gange SBelt in
Stgaunen gefegt hat?

2lber bie febwabifde Solfbpartei ig anberer
Slngcgt- 3m alücfticben 8anb ber ©dwaben tg

nätnlid mängiglid fo gu fagtn ein geborener |)clb
— oon ioegett ber fReidbfturmfapne. Unb für
folcpc gelben taugt nun einmal nichts Slnbercb,
alb bab SPfiltgfpftem. greitid mag ba wohl ältan*
der fragen: ob ftcb aber eine folde ©inridtung
and bewähren würbe? SHIein ^)err ^arl SJfaper
in Stuttgart fdmettert ihn titebcr mit ber gefdid^*
funbigeu SScrftderung : ®b wäre bod wahrlid nidt
bab erge 3Ral, bag ein freies fOfiliggcer bie abe*
liegen Stpaaren in bie Pfanne haute. Unb in
ber 2dat, berglciden ift ben Sdwetjern hin unb
wieber begegnet in ben guten 3”*™, ba man nod
mit bem SÖforgengeru brciitfdlug. Sdabe nur,
bag baruhcr 1‘don oier=, fütifbunbert 3abre bapin-
geraufdt ftnb unb bag bie SBelt feitbem ftd erlaubt
hat, auch am ^Vtegbwefen einge Slenbevungen oor*
guntpmen!

$od fcev Sßahrpett bießpre! ®ic SHännerbcr
fdwäbifden Sfolfbpartef woüen nicht fofort bab
Söiiligfpftem tu feiner gangen SSogenbung, fte oer*
langen oorläugg nur einen Uebcrgang gu bemfelben,
nämlid: wirflid aggemetne Söehr'pgidt, militcmfde
Sugcuboorbereitung, furge fjSräfeng. 3?un, gegen
bie erge biefer brei gorberungtn liege gd nidtb

einwenben, fobalb bie gweite unb britte aubfüprbar
wären, unb bic britte fann nur bann gegeüt werben,
wenn bie gweite aubfügrbar ift. 3)tc|e gweite, bie
milttärtide 3ugenboorbereitung, benft mau ftd nun
fo, bag ber Staat Snftruftoren in’b Sanb fenben
füll, weide bte fricgbtüdtige 3uitcnb eincb Orteb
§u bcgtmmten Stunben in ben milttärtfden gädern
unterrichten. SBer aber nidt eine gang erftaunlide
Unfenntnig b-b wirflfden Scbenb beftpt, fiept auf
ben erften S3ltcf, bag bei biefer fDtetpobc rein gar
nidtb heraubfommen würbe. Unb bamtt fägt bab
gange Spftem.

Sogen oon bem ÜJfiligfpgem ©rfolge mich
betifbar fein, fo wirb bagu eine moralifde Stärfe,
eine Selbgüberwinbung, etn oaterlänblfdcr Dpfer*
mutp ooraubgefegt, wie er oon bem SDurdfdnitt
ber fDJenfden gar nidt erwartet werben fann. Unb
am agerwenigften oon 3)enen, bie heute über bie
graffe SRannbjudt beb preugifden SBeprfpgcmb fo
fiäglid Sich unb SBepe rufen. 35er Stuttgarter
SJeobadger fann nidt SBorte genüg gnben, bab uu-
fägltd,e @lenb, welcpeb bab Äriegbbtenggefep über
bab Sanb gcbradt habe, gu fdilbern. „Sie nädge
Sebeutung", ruft er, „beb Siegcb ber gtegicrung
über ihr 33olf war, bag 1200 3ünglinge mepr,
alb feitper, gu unglüditden 2)?enfden . gemadt
würben." „SWebr, alb fettper." Sllfo nidt aHefn
bte in golge beö „preugifden" SBehrgefegcb, nein,
aud bie oor (Stnfüprung begelhen Sfubgcpobenen
waren „unglüdUde" SRenfden, unglücfiid, weil
fte ben tprenooggen Sieng für bab ®aterlanb
thun mugten? Unb igr, bte ipr fo fpredt, ihr
wollt unb fommen unb tagen, euer SJolfbpcer werbe
unb bab gftetdbpanier oorantragen? 3awopl, ein
gantet würbe cb tragen, aber bab 4i)afenpanier.
SBer biefen ©ebanfen oon ben „unglücfiiden fKei.*
fden" gang aubbenft, fürwahr, ber wirb gd mit
(Sntrügung ahwenben oon biefem bobenlofcu 3tb*
grunbe tieffler polittfdcr ©ntgttlidung.

Seutftplanb.

^arlbrtipc, 3. gehr. S. Äöitigl. Roheit ber
©rog.peogog paben mit pödger ©ntfdltegung aub
©rogp. Staatbminigerium »om 29. o. 3R. gttä*
bigggern t, benDberftaatbanwaltSerbinanb IDiapb
tn SJtannpetm unb ben Ärefbgertdtbratp Äongantin
Slmann in Äongang gu Dberpofgeridtbrätpen gu
ernennen.

ferner ben |)ofratp Sehagpel, Streftor beb
Spceumb in URannpeim, auf fein untertpäniggeb
Slnfctden unb unter Slnerfemtung feiner langjäpti*

lUut

Slooeüe oon ÖeritD Oon <53 u f e rf.

(gortfefeung.)

©iloa pörte eb auep niept. SBaprenb bie pege Stimme
beb jungen 3)ienfc|en, ben fein SSater nicht opne
SSoplgefagen, SBilbengein lädpelnb Petradtete, an
bem obern @nbe ber iterage bie Sominante über*
nommen unb bte SSicomteffe mit ^rau oon SBilben*
getn ein Separatgefpräd über bie tßarifer ©om*
inermoben angefnüpft patte, war ©iloa mit SJerta
^tlbenftetn, feiner Slacpharin, in lebhafter, oo* fei*
uer Seite niept aggulaut geführter, unb wie er mit
Stöger Sefriebigung bemerfte, unbeobadteter Unter*
pultung. @r patte fte an ben Slbenb auf bem®ra-
cpeuftein erinnert unb fte gefragt, ob er fte niept
butd feine ©rgäplungen aub einem fremben Sanbe,
für welches fie bod Wu Qnterege paben fönne, ge*
langweilt habe. Äein Qnterege für bab Sanb beb
6ib, oer Slbencerragcn, bab Sanb ber jRomautif
unb Sßoefte! 'Bertpa patte bie jf-tage mit einem ge»
wiffen (Sifet/ als fühle ge gd baburep beleibigt, gu*
rüdgewiefen, unb l(n gaufe heb ©efpräcpb, bab er
anfpann, butep manepe Sleugerung gegeigt, bag ipr
Spanien fein fo frembeei Sanb fei; ge fannte mep*
rere Dramen oon Galberon, ge patte bie fRoman*

gen oom ßib in beutfeper Uebertragung unb anbere
fpanifepe ©ebiepte, welcpe §err oon ©epaef überfegt,*
gelefen, unb lieg gd peute wieber oon ben Statur*
fdönpeiten beb fübliden, Spanienb, feinen fßalmen,
Dlioenhainen unb perrliepen ©arten, oon ber SSega
oon ©ranaba, unb enblich oon ben SDenfntälern er*
gäplen, für welcpe ge ein ftnnigeb SSerftanbnig geigte.
Söaprlidp, fte war nidt blob fdön, fie patte aud,
fo jung fte war, fepon einen podgebilbeien ©eift!
©r fragte ge gulegt nod letfer alb er bibper ge-
fprodpen patte, ob fie nidt ag biefe SBunber, weide
für ge fo angiepenb gu fein fdienen, burip eigene
Stnfdauung fennen gu lernen wünfde?

„©ewig!" antwortete ge, inbem ge unbefangen,
nidt apnenb, wab bte jfrage oerpüge, gu ipm auf*
fap. „Siber bagu ift ja für mid feine SJtöglidfeit
oorpanbett."

„Söcire gar feine benfbar?" fragte er nod ein*
mal, unb oor feinem l£one, oor bem ölief mit wel*
dem er feine SBorte bcfleitete, errötpete ge plög*
Iid unb fdtug ipre unfdulbigen Slugen nieber.

„§err non ©iloa!" erflang eb auf einmal oon
ber ©eite ber betrage, bie eroorper oertaffen patte.
Sibbp war nun bod auf bie angelegentlide Unter*
paltung, bie er mit iprer ©tieftodter füprte, auf»
merffam geworben, patte ipn mit fteigenber Unrupe
beobadlet, unb mugte ipn enblid gören.

@r erpob gd auf ipren Stuf unb ging gu ipr.

„3d habe eine §raSe an fugte 3*au oon

SBilbengein mit freunblidem Sädeln." „3d laö
neulid in einem S3ude ober Sfriefe eine Slnfpielung
auf eine ©efdidte aub ber alten geit gpreb Sanbeb,
bie id nidt oerftanb, bie mir aber interegant fdten.
Sa Saoa, weide bie SJlauren nad Spanien gern*
fen paben fog, wab pat eb bamtt für eine S3e-
manbtnig ?"

„Sa Saoa!" wteberpolte er oerwunbert, mit einem
gang etgentpümliden Slubbrucf ben fte gu oergepen
glaubte, wenn fte an bie Stelle in lEobel’b S3rief
badte. @r wunberte ftd, bag ge oon biefer ©e»
fdiepte/ bfe gewig red* fomifd, wenn ntdt gar in*
becent war, etwab wige, unb nun gar ipn ba*
nad frage. — „Sfad ber ©age ift ge agerbingä
bie Urfacpe gewefen, bag bie SJiauren aub SUfrifa
nad ©panien gefommen ftnb," erflärte Siloa naep
einer Baufe, in welder er mopl bie redte gorm
für feine Sluslaffung gefudt paben modte. „Sie
jelbft pat ge niept gerufen. ®amalb pengpten bie
SBeftgotpen über bie gange halbinfel, ipr Äönig
Slobrigo liebte bie ©aoa, aub ©iferjuept unb Slade
rief beren früherer S3räutigam, ber ®raf Julian,
nebft feinem Dpeira, bem Slifdof oon ©eoiUa, bie
SRauren aub Slfvtla periiber, melde ben Äönig bei
•Eereg be la jfrontera fdlugen unb gang ©panien
eroberten. @b wirb aber aud anberb ergäplt, mir
paben eine 3leipe oon SJomangen barüber."
 
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