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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 26-49 (1. Februar 1870 - 27.Februar 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0197

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JS 49.

JUwnncracatfipreis fl. i. 3 f. in £eibelt>ergf
bur# bie sPo|l fl. 1* 16 fr bierteliabrig.

eomtra$, 27. Februar.

^H3dg«n 3 fr. bie spetit5eiCe r bei SHuöfunfM*
ettbeilung 4 !t.

1870.

S^^T1 gut ben SRonat SRörg »erben
S3efietluugeu auf bag §eibclbcrger Journal für
augwärtö bet ben betreffenben ißofianfialten, itnb
fiter bei ber ©rpebition unb ben Srägerti entgegen*
genommen, fprctö furnier mit &rägerlol)n 25 fr.

Sic ©fpebition.

Sic ©fehctmmffe Don 9tom.

Sllö bas ßoncil oon 3iom jufammentrat, ba
|aben ung bie Hirtenbriefe aller 23tfdöfe ergäblt, j
bafj in ben SSejtrebungen ber SBeit '-Cartettudjt,
3rrt|um unb Sage |err|t|en, baj? aber in ben Öe*
Tagungen unb ©rgebttiffen beS ©onciig bie gott-
litbe 2Ba|rl)ett alb IRciultat ber ©inigfeit ber
gangen <|riftfat|olifc|en H>*rtcnfcl,a^^ gu finben fein
Werbe. 3a, fo flieg cö, bie 3Ba[)r|eit, bie fonjt
nirgenbb in ber SBclt fief} offenbare, liefe einjige
SBa|r|ett, fte werbe in «Rom getnaebt werben.
Unb nun, wag finben Wir? 3öebcr 2öa|rt)eit, nod
©inigfeit, wol)I aber, wie auc| fonjt in ber «Eßeit,
factiöfc Parteien, bie mit ber bämonijden 3kr*
biffen|eit beb ctnfeitigflen Soctrinaribmub auf i|r
Biet Iobge|n, baneben Biel 9Bot)fbicnerci unb eine
Stojall Prälaten, bie ber ©omte ber grei|eit unb
beb 9iec|teb gewohnt, jtd nic|t gur SSeuguitg i|rer
@|re unb i|reb ©ewiffenb entfdüefjen fönnen, unb
befj|afb Bon beti ertremen ganatifevn gefepmäbt
unb bc|'d)impft werben. Slber ftatt ber 2Bn|rbeit
finben wir bab @e|eimnifj, bab unerbeUbare @e*
|cimnifj, toeldfg bem fo l)odgepriefenen ©onctl
eibfi(| aufgelegt würbe, bejfcn ftnfierer äRadt
Bereitb bie erfien Opfer geidiadtet worben ftnb,
niebre SBefen, aber bod Biel gu gut, um gur
©peffung biefer Ber|ütlten ©ott|eit gu bienen. 3«/
|eutjutage, wo matt jebe Serfammlung obrtgfett*
lider ißerfonen bib gurn ©emeinberatl) |inab öf-
fentlidj laben Witt, tagt bie erjte Serfantmlung
ber <5|riften|ett in ber Starbt beb ©ebeintniffeO.
Söab mag bab fein, worüber fte in Stom bera«
t|en, bafi «Rlemanb etwab baoon hören barf?
«Bare eb möglich, bafj bie ©ittlichfeit baburci) be*
bro|t würbe? ©odten etwa H°docrratl) unb Un-
treue ber ©egenfianb ber 23efd!üffe feilt? ©dwer*
lic| 5 «her bie 3öabr|eit in ©laubeng* unb ©e-
tBiffenbfadjen ifi in fRom eine fo beticate, bafj
man fte nur Boüenbet gur 2lnfdauung erhalten
lann, wenn fie noth ben Botten ©ffect machen fott,
etwa wie auf ber Sühne auf welcher ftd bteSdu*
fton gerfiört, wenn man ben 33iicf hinter bie Sou*
liffett werfen fann, ober wenn man gar in bie
©arberobejimmer ben ©ingang fanbe. 3m 2lllge*

Sine ßrjähluttg »on «. Ittetb.

(gortfefeung.)

„@inb Sie mübe?" fragte mtd ber «Diajor, in*
bem mir bie kreppen |inaufftiegen.

„3<h — nicht im geringen."

„«Run, fo taffen wir un§ Sorbete ober S|ee
auf mein Bimmer bringen unb plaubern wir noch
etn hal6eä ©tiinbehen, wenn eg Bljnen geliebt."

„@te fönnen mit nichts 2lngene|mereg t»örfdhla-
9en, benn ich benfe mir, bafj wir leibe erft ooE*
ftänbig unferen ©eift beruhigen müffen, e|e wir bie
nöthigen ©c^ritte für morgen oorberetten."

... »Son welchen ©dritten fpreegen Sie? gürft
(ä,b0 wnrb ja bie «ffiaffen mitbringen." —

"®ei»if3 .... aber h«&el1 ®ie betttl • . • .
fü* a'^. Satte feine Sriefe gu fchreiben."

„iutr habe« ja noc| pie gange fRacht —•

Tagte W »fommen ©te! @g ha^ P<h e‘ne fett*
fame Serwanbtfdjaft gmtfc|en ung gebitbet. 3Bie
merfmürbtg öoeh ba§ ©chieffat bie Stenfhen gufam-
menführt! $or e'ner ©tunbe waren wir einanber
»oUftänbig fretnb, unp morgen werben wir oiet-
t«ht für biefelöe Sache fterben! 2öte feltfam finb
hie SSege ©otteg !"

Söir traten in fei« Btmmer, nwhin wir unä

meinen gilt eö nicht alsS .Beiden einer guten Sache,
wenn ftdt) irgettb eine Sevathung in atlgufircttgeg
©ehetmntl hüllt, unb fichcr, würbe eö hei ben fa*
tholtfc|en Qiölfern überhaupt noch anbre Saietirechte
geben, alg folthe, bie man big gur cttelflen gor*
malität herabgcfe|t hat, fo würbe, bie ßatenwelt
ein folcheg @eheimitt| beg ©onciig nicljt ertragen.
@o aber harrt fte, wenn nicht gebulbig, fo bod)
thatenlog beg ©ttbeg, unb wo befotibere Hoffnun-
gen ftnb, fo gc|en liefe ba|tn, baf lag ©ttbe
| ua()e unb bag fiefuitat ein Stfcbfg fei.

3njwif<hcn, einige 33liefe hinter ben Sorbang
beg ©oncitg ftnb ung bod) ba unb bort, freitief)
auf nidit gang corrccte SBeife, möglich geworben.
3)ie Stuggburger Slllgemeine ßeitung |at in biefer
Hinftdjt fd) ein grofjcg Serbienfi erworben. ®a-
für wirb in 3iom and) febutbig unb unfehutbig
aufgegriffen, wag irgenbwie nad) ber Sluggfaurger
ÜlUgemeinen rtedit, ja wag nur einen fpegiftfcb
bairifd^hohenlohefdicn ©erud) |at. ßuerf |at bie
römtfehe ©ehetmnifpoliget einen alten Herru nilf-
gejagt, ber bag Sßetter, ben gvembenoerfehr unb
bte fürfllchen Sefuche in ftom controlfrtc unb
batüber ber StKgemeinen feit manchem 3«hr5ehnt
©orrefponbengartifel fd)rieh. Ser gute alte Herr,
ber bie Sater beg ©onciig fautn attberg atg heim
erfien geßumgug gefegen, muffe — fo wollte cg
bie röinifcbe IhSoIijet — tu ©onctlgoerrath get|an
laben, ©g war bag refnfle tragifomifche SuPfptel
„ber Siplotnat." 3J{it SD?itf>e gelang eg, ber geffi*
itdien SRegicrung il)vcn ßnlbum fiar gu madjen.
2Bäre fte einmal „unfehlbar" erflärt gewefcit, fo
hätte nach bag ntcbtg tnc|r genupt. Shtit haben fte
ben „Hauggetfillchen" beg ÄarbinatS Hohenlohe
anfgefutiben. Ser muf eg fein. Hühe"lohe fft
ber Sruber beg baivifdjen äRiuifierg Hohenlohe,
ber eben gurüefgetreten ift. Stefer bairifdje 5Ri-
nifier bät eine Berbäditige ©ircularnote wegen beg
©onciig erlaffeu, überbieg liegt Slttgsburg tu Saiern
~'3ujtc|ten genug für bte ©acbe. 3Rag er’g nun
'ein ober nicht, ber bte ärgerlichen Sriefe, g- S.
ben über bfc ©anoiteg mit ben Bielen Slüthcn
fdirteb, ber SUfann bauert tute, er ifi in böfen
Hauben, unb für fein ©d)icffal ift eg Bielletcht
einerlei, ob er fdjulbtg ifi ober nfc|t. Sie ©adje
ginge Bicfleid)t am heften attg, mettn lag Soncit
Wie man fagt, ftch Pertagt unb erft in 10 3a|ren
wieber gur gweitett ©effiott gufammentritt. 3llleg
nad) bem SRnficr beg lebten ©onciig gu Srient.

! ©orhete unö Simonabe bringen liefen unb^ uns 6alb <
' rauchonb unb plaubernb Ri bie ©ophaedfe lehnten. |
Siefe 9iad)t wirb mir utwergeflidj hleihen —
ich lernte in berfelben einen 2Renfchen fennen, wel*
c|er in ben wenigen ©tunben, bte ich mit ihm oer-
lehrte, mir ti)eurer warb, alg ber ältefte beweihrtefte
meiner Sreunbe. n‘e ^abe f° Sieber*

feit, @f)rent)aftigfett unb Snergie in einer fo wei*
c|en, poetifden Seele oereint gefunben. @r war
ber wahre oerebelte Sppug ber ißiemontefen, jeneg
3Rifchtinggootfeg, welches feinen ©eift oon ffranf*
reich, feüte etwag brtiSfe ©nergie non ben Schwei*
gern unb ben helehenben $auch ber ^unft unb ber
Soefie oon feinem ©tammlanbe ßtalien genommen hat.

3n hetehenber Siebe, mit äBorten ooff fjeuer
unb Öegeifterung fprad er gu mir oon feinem ehe*
lic|en ©lüde, oon feinen ßufunftgptänen, oon feinem
$inbe, oon allem, was feine Seele mit ffreube unb
Hoffnung erfüllte. :— Sein Slicf umflorte fid), wenn
er oon feinem SSater unb feinem unglücflichen 3Ser-
tjältnif gu biefem fprad.

„SRein S3ater," fagte er, „ift ein ebter, lieberer
unb gutherziger 3Jlenfd), feine elternlos oertebte Su=-
genb ift an feinem unb meinem Unglücfe Sdfalb.
©eit feinem erfien Satten faft, möchte ich fa3en/ 3U
befehlen gewöhnt, hat er reinen «Begriff oon einer
anberen ©igenmadtigfeit in feinem Houfe ro'e bie |
feine. tBictteicht wäre eg ber ®üte meiner Wiutter i

Setrtfd&lattb.

Karlsruhe, 23. gebr. 61. öffentlidie ©ffgung
ber ßweiten Kammer. Unter bem 33orft| beg
Ißräfibenten H'Ubebrnnbt.

Sie @teuerer|ebung für ben IDionat SRürg
wirb einftimmig gugefianben. §ortfehuug ber Be*
rattjung über iag 3lrmengefe|.

Sei § 27 wünfdt 5)i tt 111 ä u fj e r, bah ber
Strmenratt) rein aug gewählten ^jßerfouen hefie|e.
Unter beit geftellten Slnträgen ifi oon befonberer
3Bid)tigfcit ber Sidtenbcrger’g, »elder ba|in
ge|t, baft befonberg belajiete Drtc einen ßafdu^
aug ber ©taatgfaffe erhalten fotlcn.

Stbg. Kiefer fchlägt |iefür bie Stuf nähme eitteg
Subgetpoficng oor.

äbg. Kirgnermad)tbaraufaufmerffam,bah bie
SBirfung beg @efe|eg erfi in 2 3abrcn eintreten
werbe, wetd)e Srift gur ©rwerbuug eitteg Unter*
fiü|unggwohnftheg noihwenbtg ift. Sfg bort|iu
werbe man bag not|wenbige fiattfiifcHc SRaterial
erheben fönnen.

2lbg. S t u nt alg Seridterflatter bemerft, baß
bie gabrtfavbeiter aller Söahrfdeintidfeit nad immer
weniger ben ©emeinben gur Saft fatlcu werben, in*
bem fte fid) burd) Sßcreitte organiftren unb oor 25er*
armung gu fdüien fudeit-

Stbg. Kiefer fiellt. nun ben Slntrag: ©emeiit*
ben, beren Slvmenlaft übermütig gro| wirb, er*
halten eine burd ^Regierung unb ©tänbe'gu be-
ftimmenbe ©ntfdäbigung.

2lbg. Sollt) erflärt, bafj bag hier begeidnete
SSebürfnif? nicht burd) 23ubgetfä|e heftimmt werben
fönne.

2lbg. Kiröner [teilt ben Eintrag, bie Kammer
wolle über beit Antrag Kicfer’g gur motioirten
Sagegorbnuttg übergehen.

2lhg. K u f e t fpridit fiel gegen Kiefer! Stntvag
aug, cg gäbe hterburd einen Slrmenratl) im ©ro*
fjen, befte|enb aug SRegierung unb Kammer.

©taatgmintfter Sr. Sollt) Bcrfpvidt in bag
trächfie SSttbget eine Summe aufgunehmen, welche
für gu überlafiete ©emetubett alg Slvmenbcttrag
oerwenbet werben foU.

2lbg. fRoff wünfdt, ba| bteö in bag ©tfe|
aufgenommen werben foöe.

2lbg. Kiefer fdlie§t ftd JRoff an.

«Roff’ö unb Sid tenberger’g Stnträge Wer*
ben äbgelet)nt, ber ©dl)arb’g, SoEp’g 3ufage
alg Söunfd beg Haufeg gu ^Srotofoll gu nehmen,
wirb mit grofjer SRehrheit angenommen.

29ei § 34 fiellt 31hg. ©djufier ben Slntrag,
ben Bwaa^betirag gur Kranfenfaffe für Sienjt*

j gelungen, biefen ftarren 6|arafter burd Siebe unb
I dnfopferung gu hegwingen, aber leiber ftarb fte furge
Beit nad meiner ©ehurt! —

„0, warum bin id ©olbat geworben," fügteer
nad einer furgen ißaufe b'W „tn jebem anbe*
ren ©tanbe hätte id bie uäterlide ßüdtigtiig ohne
Sd)anbe empfangen fönnen — fo aber mu^te id
hanbeln — wie id gethan."

@r fdwteg wieberum einige 3lugenhlidfe.
„SSietteidt werben ©ie fagen," fuhr er bann
fort — „id hätte biefe Büdtt0un9 ”*^1 oerbtenen,
biefen Gonjfict nicht herbeiführen foHen ! — ßd be*
reue nicht, geljanbelt gu |a6en, wie id es gethan,
unb wenn id and alle ©onfequengen meiner Hanb*
lung oorauS wü|te, würbe id) heute n°d einmal
fo hanbeln, wie id) eg bamalg getl)an, wenn id
heute wüfjte, wag id) bamalg nur ahnte, ba| ein
3Bei6 wie bag meine ein wahres ©nabengefdenl
©otteS fei. SDBeber mein SSater, nod ber Krieggmi*
nifter hätte mir bie ©tnmiQigung .gn meiner Heirat|
mit ber Sodter eines UtanneS gegeben, ber im 9tufe
ftanb, imBatjre 1848 ben öfterreidifden Sienft bem
feineä 33aterIanbeS oorgegogen gu fjaben. @t hat
feine 2BaijI mit bem Sehen gebüfet unb feinen «Ra*
men ber 23eradtung unb ber ©daube preiggegehen
— id liebte feine Sod;ter, beeor er jene unglüd*

| felige Hanbtang ooEbradte! — fonnte id im 2lu-

? genblide, wo bie ocrlaffene 255aife ihre @rbfchaft ootl
 
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