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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 77-100 (1. April 1870 - 30. April 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0391

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Sie Sia^t unfrer ©egnet-

Hstenbliä)eS ©cfcpret ergebt bk gegnerifcpe treffe
über öaS, waS mir anerfenncnb über bie ©vgetmiffe
beb lebten Sanbtagö gefaxt haben, üöunbcrbar!
aß’ tiefe ultramontanen [Blätter unb Slättdjen,
welche, fo oft einer ihrer ©emaitigen Srtumptfjug
hält unter feinen ©etreuen, in 23ewunberurigeftoSfeln
erfterben, wie fie pomphafter unb feröller jugtei^
ein bi)$antinifcher $)offcribent nicht hätte erfinnen
iönnen, — fte wollen unb jur Sftebe feften über
eine gerechte Mürbigung ber SScrbienfte ter natio*
nalcn unb liberalen fßartei! 2lud) bas Organ ber
SRationalfonferoatioen, bie „Marte," erhobt ftd? über
baS „©igenlob" in ber „Sab. Sorrefponbciij" unb
jwar in MuthauSbrüchen, wie fte ber frommen
Sßäcf)terin über ben „parlamentar»id)en Slnftanb,"
bie unS • ttod) Bor Kurjem fo wactep über unfern
„Son" gehofmeifiert pat, gar fonbcrlicp ju ©eftepte
Repcn. 21 nt energifepften legt fte bagegen IBerroap*
rung ein, baft etwa and) „ber güprer ber 9^atio-
nalconferoatiocn" unter bie geredinet werbe, bie ftcb
auf bem ßanbtage „behaglich im Seljnftuble wohl-
feiler Krittelei gefchaufelt" haben. 9iun, allju „be-
böglitb" mag bie [ßofttion beS |)rn. Müblbäuftcr
niept eben gewcfen fein j tpentgftenS erinnern wir
Unö mehr als eines Momentes, wo ipm bie S£cm-
peratur beS fixtufcS nic^t befonberö angenehm »or-
jutommen fdjten. Sie Kritif jeb.od), mit weither
«r einer beträchtlichen Slnjattl oon ftiegienutgSoor-
^gen entgegeugetreten ift, war jeberjeit „wohlfeil"
flenug. 2Bennbie„2Sarte" bem gegenüber trtumphirenb
auf bie Sh«tigfeit beö £rn. Mfiplpaufter in »iüpl-
bürg u. f. to. pinioeiöt, fo futb wir ihr für bie
barin liegenbe (Srmapnung an unfere Partei recht
banfhar, hemerfen jebodj, baft Müplburg unfereS
MtjfenS nid)t im Karlsruher Stätibebaufe liegt.

Ser ©ntäwecE aller biefer Sedamationen un-
lerer @eglicr geht — einerlei, ob ausgefprodten ober
nid)t — barauf hinaus, bte nationale unb liberale
gartet als eine im ©igenbünfel erftidenbe, »on
gegenfeitiger ©clbftberaucbertntg berauftbte ©lique
bargufieOen, bie ihre toapre Madftftellung burdjauS
oerfenne, ftcb womoglid) — WenigftenS ift bieö bie
SÄnfdjauung ber „Marte" — bemnächft feptafen
legen werbe, um nach ben näcbftcn SanbtagSwaplen
mit einem gräulichen Kaftenjammer ju erwachen.
SBäre bent wirfltd) fo, bann möchten ftd) unfere
gdnbe mit [Recht bie fiänbe reiben. 3um ©lütf
fttpt bie ©adje boh anberS.

Keinen 2tugenblicf macht ft<p bie nattonaUibe-
vale Partei in 23abcn ein £)ebl barauS, baft fte

einen ©egner hat, mit bem fte alles ©rnfteS
r e d) n e tt utuft: bas ift bev U11 r a m o tt t a tt i S -
mnS. Ser „Sab. [Beobachter“ braucht uns wahr*
lieh nicht erft barauf «ufmerffam gu machen, wte
güttftig bie fleincn ultramontanen [Blätter fttuirt
ftnb, ittbent eine Schaar junger ©eiftlicher ben
ganjett glül)enbett gnpalt ihrer fanatifirten Seelen
in biefelben ergieftt. ©tue Partei, welche mit bem
KlernS oerbünbet ift, hat noch gaiij attbeve Ijßreft-
mittel, als bie 23ud)bruderpreffc, fte hat bie Kanjel
unb ben Seid?tftul)i. ©tariere |)ülfSmittcl, um
bie grofte Maffe ju beetnftuften, lajfe« [ich nicht
benfett. 3« ben 2lugenbUdeit gerabe, in benen baS
tnettfchltdfe ©emütl) am empfänglichftett ift, werben
ihm bie ©runfcfäpe ber ultramontanen fßolitiC ein-
gepftanjt, unb bie Segnungen beS Rimmels, wte
bie Strafen ber |)öflc fteben ju ©ehote, um biefer
Arbeit ben gehörigen fftaepbrud ju oerleihen. Saju
fommt, baf? cS bie [Römlinge oon jeher oerftanben
haben, potitifdje Strömungen ttnb Seibenfhaften
für ftd) auSjunüpen, ittbrm fte, allen Sdnjipien
hohttlachcnb, jebeSmal baSjenige politifche Spftem
auf ihre gähne fchreihen, baS ihren 3»ecfen grabe
am forberlichften jit fein fchien. 3n Sabett hatte
ber IXltramontaniSmuS, um bie liberale [Regierung
ju befämpfen, bie 2Bal)l jwifdtcn einer conferoa-
tioen nnb einer rabieal-bemofrattfehen ^ßolttif. Sa
tnbeft bie erftere ben 2ltifd)auungen beS babtfd)en
SolfeS fd)wcrlich entfprochen hätte, fo jauberte er
natürlid) feinen Slugenhlicf, ftd) bk gorberungen
ber äufterften 3)emofratie attjuctgnen. 2Rit fhlauer
[Berechnung jucht baS Programm ber f. g. fatf)e-
lifchen SolfSpartef bie linoerftänbtgen mit ben ent-
jücfenbften Silbern einer unerreichbaren SolfSbe-
glüdung ju blenben; bie immer oen yfeuem per*
Porbredtenben Slöften beS fird)ltd)en SlbfoluttSmuS
werben bnreh SBeihrauchwoIfen gefchidt »erfüllt. —
2ltifterbem »erfteht man eS unter unfern Ultramon-
tanen oortreffttcb, fein ^»aupt mit bem Adligen-
fcheitte beS 3Jtäctt)rerthumS ju umgeben. Ober "was
totll es fonft bebeuten, wenn Sauntftarf Bor feinen
SBählem empbatifd) ausruft: Selohnungen haben
bie Sfbgeorbneten ber fatholifdien SolfSpartei Bon
ber [Regierung natürlich nicht befommen; fiatt beffen
wirb eS mir bemttächft befdftebcn fein, mit ginbau
jufammett auf berfclhen 2lnflagebanr ju erfthetnen,
auf welcher bie [Raubmörber Söbtcp ttnb Steibel
gefeffen haben!?

lieber alle berartige Mittel ttnb Mittelchen
fann bie nationale unb liberale Partei niept Ber-
fügeit. @ic hat nichts weiter für ftd), als bie über*
jeugenbe Kraft ihrer ©runbfähe. Sa ift eS flar:

je mehr baS Ucbergewlcht bet ben Sßahlen in bk
.fjanb ber in ber Seurtpeilung Bon polittfd)en gra*
gen ungeübten »taffen gelegt wirb, um fo oor*
theilhafter wirb bie Stellung ber Ultramontanen
auf Koften ber liberalen Ißartct — fo, wte bk
Singe augcnblidlid) nod? liegen. Unb benned) bat
bte leptere Ijkdei ihre gaujc Kraft eingefept, bas
politifche 2Baf)lred)t fo weit wie möglich auSju-
behneti. Sk hat baS gethan, weil fte es im UBefen
bes [RechtSftaateS begrünbet hält, baft, wer ju ben
Saften beS ©cmeinwefcttS beiträgt, auch auf bk
IBerwaltung beffelben einigen ©influft babett muf,
weil fte ferner es als eine Kulturaufgabe beS
Staates begreift, feine Bürger jur Selbfthcftims
mung, jur thätigen SLhetlna^me att ber gemein*
fatnen 2lrbett für bie groften 3tösde ber ©cfeH*
fd)aft, jttr Bollen »tenfd)ettwürfcc emporjuheben.
Sarin liegt ber ungeheure Unterfdfteb jwtfchcn bett
bemofratifdjen Scftrchungcn ber liberalen unb benen
ber ültramonfanen Partei: jene will bie greipeit
um ber greiljeit felbft willen, biefe will bie gret*
l)ett — nad? äd)t jefultlfcper Manier — als Mittel
ju ihren Sieden. SBährenb ber Ultramonta*
niSmuS bte politifcpe greipeit ber Muffen nur fo
lange wünfdjen fattn, als biefelben ftöp bon ipm
ben Sinn gefangen palten unb ftd) PlittbSingS ge*
brauchen laffett gegen bett Staat, rnaept es ftep
bie liberale gartet jur Slufgabe, baS SBolf auf*
5 tt Hären über feine wapren polittfcpen Snter*
effen, wte biefelben nur gebeiben tonnen im ©in*
! lange mit bem Staate. — UnS bünft, bteUn-
läugbarfeit biefe© UnterfdiebS Berletht ber libera*
len [gartet eine Starte, mit ber fte ben Kampf
getroft aufnehnten fann. SBir wiffen, welche
äufterotbentlicpen Mad)tmittel unfern ©egnern jur
Seite ftepen, aber wir werben unfere gattje Kraft
jufatnmenfajfen, biefelben jti befämpfett, unb ba
rnüfjte eS boep feltfam jugepen, wenn in bett pellen
Köpfen bcS babtfepen ®olfeS nicht fcplicfilid) baS
8td)t über bie ginfternijj bte Dberpanb bepalten
follte.

Sooiel Born UltramontaniSmus. Sie f. g. S e*
motratie fann — wie bie Sachen fiepen —
für unS nur infofern IBebeutung haben, als fte ftd)
Bon ben Ultramontanen in’S Sd)kpptau nehmen
läfjt. 3BaS im Ucbrigen gefunb unb praftifh ift
an ipren SBeftrebungen, haben wir and) in unferm
[Programm. — SRod) weniger paben wir Bott ben
ÜRatto nalconferoatiBen ju fürhten. Sie
„Marte" jerbriht ftd) ben Kopf baruber, aus wel*
hen ©rünben wopl tpre [Partei in ben neuliheu
Strtifel ber „33ab. ©orr." „bie [jSarteten am Schluffe

,1fr ^rltmudi dfß Jnk.

(Stäählung nmt Karl grensel.

(gortfefeung.)

„©ab ber Streit, ben wir im Sdftloffe be§ ®ra*
ftn SBalbpelm patten, ober icp will felbft fagen, bte
S3eleibigung, bie kp 3Pnen *n c*nem 2lugenhltd ber
Seibenfhaft jugefügt, gab 3hnen baS 2UJeS ein
SRecpt wkp ju hefepimpfen mein §err?"

„Sie ju befepimpfen, §err oon §odjberg? Sie
fepen mtep mepr als erflaunt. »aepbem, was jmi*
fepen uns oorgefaSen, napm icp an, baft jeber 2Ser-
lepr jwifepen uns bis auf Weiteres, bis auf eine
entfcpulbigenbe ©rflärung gprerfeitS unterbrochen fei.
3h »erftepe barum ^pre grage niept, wenn fte
”'ht abermals eine Beleioigung bejwedt."

„Slucp baS noch! Qh glaubte, bie Kauflcute
Wtten ein bejfereS ©ebäijtnijj, oor 2lllem 6ei©elb*
8efhäften. ©elb ift ja boep baS einjige Sing, baS
Pe 3« fepähen wiffen!"

„Unb baS ift gut," unterbrach tpn niept opne
©pott 3llbert. „Menn wir baS ®elb nid)t fcpäp*
ten, wer foHteeS? Sie 2lnnen beftpenes nid)t, unb
bie Herren oon äbel fennen befanntlicp weber fei*
»teil üBertp noep feine [Ratur."

„Seiber fo wenig, baft fte eS wagen burften,
’niep an biefe »atur ju erinnern! ga, Sie mein

$err! Ober ift eS niept wapr, baft Sie hinter met*
nem [Rüden meine Sdwüien bejaplt paben ?"

^ocpbergS ©eftht glüpte oor ßotn; in biefem
©eftänbniffe feines SeicptfinnS unb feiner Serfcpwenb*
unglag, wie abelig er aucpbiSperüberbaS Scpulbens
maepen gebaept, etwas tpn tiefSefcpamenbeS. 2Ubert
pielt ben Kopf naepbenfliep in bie §anb geftüpt,
fo baft er }um Speil fein 2lntlip ben SBliden beS
^nbern entjog. Sie Sleufterung §ocpbergS warf
im gatte fte fiep auf Spatfacpen grünbete, jum
Speil jene ©ebantenreipe um, bie bet ber elften
■Racpridft non bem [Berfcpwinben beS ScpntudeS in
ipm entftanben unb burep ben govtgang ber 23ege-
benpeiten unb bie Sßerfucpe baS [Rätpfel ju löfen,
immer fefter geworben war.

Sollte er ftep getäufept paben? Ser Sdpmud
wirtlicp entwenbet worben fein burep $änbe bie er
niept fannte?

„§err non ^oepberg," fing er an, „icp weift
niept, mas Sie ju biefer wunberlihen Slntlage be*
reeptigt, benn ber Son, in bem Sie ju mir fpre-
cpen> ift ber eines 2lntlägerS. ©inb gpre @d?ul*
ben bejaplt, fo toünfdie icp gpnen aufrichtig ©lüd
baju; aber idp tann ©ie Berficpevn, baft es mirwe*
ber eingefallen ift, miep nah benfelben ju ertunbi*
gen noep fte auf miep ju nepmen."

„§err!" brauste ber 2lnbere auf, „wollen Sie
miep mit leeren 2luSjlücpten abfpeifen? SSergeffen Sie

niept, baft Sie mir hoppelte »eepenfepaft fcpulbig
ftnb j"

„gh oetgeffe MicptS, am SBenigften eine ab*
ftcptlicpe Seteibigung. 2lber icp pabe noep nie ge*
pört, baft ein Kaufmann, um fift) ju rähen bte
Scpulben feines ©egnerS eines jungen KaoalterS,
bejaplt. 3“ wenn icp noep gpre SGBec^fel angetauft
paben follte, baS pätte noh einen Sinn) SaS wäre
boep nod) ein ©efepäft eines mobernen Sclaoenpänb-
lerS würbig!"

„Op!" rief §anS, ,,©k täcpen ftep beffer unb
graufamer! 2Ber pat feine Scpulben, unb eS ift
niept einmal baS ©cpltmmfte unter iprer Saft ju er*
liegen! Sie gröftten Männer ftnb bie feptehteffen
Scpulbner gewefen. tuäte mir eine ©enugtpu*
ung, befäften Sie meine SBecpfel unb quälten mi<p.
Surh SP1'« fdjeinbare ©roftmütpigfeit jeboh mähe«
Sie miep läcperlicpi Sie fpteien bie [Rolle eines
©belmütpigen unb oertepen miep bis ins §crj. Sie
fagen ju gprer ©emaplin *. .

Silber! ftanb auf: „gn meinem $aufe pat matt
biSper oon §ocpberg noep niept gefproepen, in fei-
ner 2Beife, in feinem Sinn, weber im guten noep
im bijfett. SBaSSie pierpergefüprt, begreife idp nidpt
ganj. 2BolIen ©ie meine feierliche SSerftcperung,
baft icp miep nie um gpre Stngclegenpeit befiimmert,
Qdp gebe fte gpnen."
 
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