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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 50-76 (1. März 1870 - 31. März 1870)
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§eMöergcr Souriml.

JS 56.

JUmuunuaUprtl* fl. !. 3 (. in ticibfiberg,
buttft bie fl. 1. 16 Ir. »iertcUäfiriß.

£)iettf}ag, 8. 1*3.

^njrtgcti 3 tr. Mc ^eritjeüe, tei Suöfunftö'
crtDeilung 4 !r.

1870.

2>e» Sdfjulfaft.

5Bir ^aben int« einer Stnjaftt »on 459 ©a«
teilen erlebigt, ober »ielmeftr — wir werben uu«
entlcbigt haben, b. h- ber Staat ftat fiel) ba« [Recht
erworben, 459 ScftulfteUen felbfi ju beferen, bie
ju befefteit bi«her eine grofte Slnjaftl oon ©riocit*
perfonen, metft Stanbeefterren unb ©runbfterren,
ba« [Recht Ratten. 35icfe« £Hed)t würbe ber ShuU
faft ober ba« Scftulpatrouat gerannt. 3n ßufunft
bat bie Scftule nur nodj ©inen Patronat, bie
oberfie Shulbeftörbe, »orau«gefeftt, baft ba« ®e-
feft über bie Slufftebung ber Scbulpatronatc, wie
e« neulich »on ber jmeiten Äamrner genehmigt
worben, bie 3uP‘mmun9 ftuh he« anbern .£)au[eö
erbalt.

2)cr £>aupt»ortheif biefeö ©efefte« befielt barin,
baft ber SBettlauf unter ben Seftrern in 3u^“nft
ber 23olf«erjteftung, ftatt bieder ben 3ntereffcn @in-
jelner unter ihnen, ju gute fommt. £5ftne ben ©a-
trouatsfterren irgenbtoie ju nabe trettn ju wollen,
fo ftat boeft bie ©rfafttung gejeigt, baft nicht immer
ber »erbienftoollfte Server bie befic Scftulftelle erhielt,
»»enn bfefe unter ben oielen jerftreuten 3«feln be«
Sdmlpatronat« lag. 35ie golge bacon war nicht
nur bie gurüeffeftung be« befferen Seftrer«, fonbern
auch bie Unoerbefferlicftfeit beS fct)led)tern, ber ftcb
»ott ber einträglichen ©frünbe einer ©atrouat«*
fchule nicht mehr ftinwcgfehtite. Un« ftnb gäfle
befannt, wo, ohne SBiffen be« ©atronat«fterrn,
tin Neuling, ein Slbcpt — um nicht ju fagen ein
©aroenü — auf ber glugftaut einer Scftürje ober
in ben Salten eine« ©ftorroef« ftcb jum ScbuU
feepter emporfeftwang, ober öurd) ba« [Recht ber
©eburt, weil fchon fein SSater unb ©roftoatcr, ober
fein Scbwiegeröater tc. im Sdjulfafc genifict batte.
®« gibt Shulpatronate, bie unter öier unb noch
wehr Herren »ertbeilt finb, weil bie ®vunbf)frr-
fchaft felbfi getbeilt ifi. ©in fo »ielföpftger ©a*
iron äuftert auf bie SBefeftung bet Schule gewift
feinen guten ©inffufj.

35a« ©efeft, wie e« au« ber jweiten Äammer
heroorgegangen, fiebert ben ©atronat«fterrn ©nt«
febäbigung ju. Natürlich nicht bafür, baft ber
Staat ein [Recht an ftcb nimmt, ba« nur ihm ju-
fle^r, unb ba« ben bie^erfgen ©atronatefterren auch
feinen ©ortfteil in ©elb ju bringen im Staube
War. Slber mit bem ©atronat«rc<hte waren aud)
Saften öerbunben, j. 33. gewiffe periobifch ober
auch nur in unbestimmten ßwifchenräumen mieber*
febrenbe Stiftungen jur ©efolbung be« Seftrer«,
jum ©au be« Scbulftaufe'fl u. f. w. ©« ifi ba-

her fclbftoevftänblicft, baft ber ©atronat«ftcrr, wenn
er ba« [Rccftt aufgeben muft, auch mtt ber Saft
niht« mehr ju tbun but; baju l>atte man eigenU
lieb fein befonbere« ©efeb gebraucht. SBenn i^
einen Slcfer bube, worauf ein Slnberer ba« 2ßeg-
recht b«t, fo bel)alte ich bie Saft ber 2ßegbienft-
barfeit audb nicht mehr, wenn ich ba« ©igentbum
am Slcfer aufgebe.

Slbcr ba« ©efefc ift no«b weiter gegangen unb
ba« war an ftcb unnötljig. $a« ©eleh vergütete
ttäml'ft) bem ipatroiiat«berrn auch ba« Kapital, ba«
er feit 40 fahren für bie Slblöfung foldjer Saften
bingegeben b«t. 3)aju war fein ©runb oorban«
ben. ©ntweber bat ber Staat überhaupt nicht
ba« fRecbt, ben Sctjulfah wcgyincbtnctt, ober wenn
er ba« fflecbt bat, fo halte eben ^Derjenige, ber
oorber SSerwenbungen barauf gemalt, auf Sanb
gebaut.

9licht«beftowtniger tabeln wir ba« ©efeh nicht.
3)enn bie Saften be« fßatronat« waren ©iiifünfte
ber Schule, beren Söerthbctrag, wenn fte nicht oor*
hanben geweiett wären, oon ber ©emeinbe hätte
beftrttten werben muffen. 23illigcrwet|e hatte ba-
her bie ©emeinbe ben fßatrcnatoberrn entfebäbigen
foUcn, unb wenn nun ber Staat für fte eintritt,
fo macht et an ihr nur in geringem Sftinhe wteber
gut, wa« er baburch »erfchulbet hatte, bafj er fo
lange ßdt ihr hciligftc« 3'itcrcfff, bie ©rjiebung
ihrer 3ug’enb, auf bie ©pitse be« 3llfaU« geftellt
fein lieft. 35a« ift ber eitrige ©runb, beit wir
gelten laffen Tonnen; ein fRccht jur ©ntjehäbigung
bat ber fßatronai«berr an ben Staat nicht. Sonft
hätte er auch ein [Recht ju oerlangen, baft ihm
berjenige SEl)til be« Jtaufpreife« für feine ©runb«
herrfchaft, wenn er ober feine 3lt)nen fte gefault
haben, welchen er mehr gejaftlt bat, weil ein fßa*
tronat«recht auf bie Schule bamit oerbntiben war,
äurücferftattet werbe.

35er ©taat oergütet ober auch nicht unb be-
j(ehung«welie et übernimmt auch nicht bie Saften
jebe« fßatronat«, fonbern bie« wirb eine 2lu«-
nähme bleiben, burd) welche bie Staatefajfe nidjt
fchwer belaftet wirb. JDie töergütung unb bejieh-
ung«wei|e Uebernahme wirb nur ba etutreten, wo
hewieien werben fann, baft ber ©orfahre be« ©a-
tronat«herrn einft au« freier [Regung ber
Schule ©infunfte übevwiefen, bie er al« Saft auf
(eine ©ruricftücfe gelegt, wofür er gewiftermaften
fein ®ut oerpfänbet batte. äRaticber einfid)t«ootIe
Drt«berr bat wohl eine Schule geftiftet unb ftcb
bie Sefefjung berfelben oorbebaUen; er hat ftch
felbfi eine Saß für fein ©atronat auferlegt; er

hat etwa« bafür hftgegebett. SlHcrbing« wenig,
fo wenig, baft eine Schule bei ben blutigen 9ln*
fprüchen nicht entfernt babei beftebm fönntc —
aber bo^ etwa«. £)fer entfebäbigt ber Staat,
©in Äurjftcbtiger fönnte ftd) tn einem folgen gaUe
fogar für ben gortbeftanb be« ©atronatöreeftt« ent*
f^ciben. 6r fönnte benfen, e« war bod) einmal
ein SRedtt; nicht nur ber ©atronat«tjerr hftt e« in
guter üReinung für ein [Recht gehalten, fonbern
bie ganje 2Belt, unb ebenfall« in guter UReinung,
3lfletn, äße [Rechte, woburd) bie grcÜ)cit aller
©lieber irgtnb eine« (leinen ober grofter. ©emein«
wefenö befdiränft wirb, ftnb ^tnber einer beftimm-
ten 3eit unb ibrer®orfteUungen oon [Redjt. ©ine sBann®
müble, eine 3wang«wirtbfd)aft ober eine äBirtb*
febaft mit bem [Rechte, baft bie ©emcinbeoerfamni*
jungen barin gehalten werben müftten, war auch
ein [Recht, auch ein [Recht au« guter SReinung,
Wofür bei 3nbaber fein gute« ©elb befahlt hat.
35er Staat hflt bfefe [Rechte aufgehoben;
mann beftnbet ftch wohl babei, unb fein ^)ahn
frälft mehr barnah. 35ie 3lufhebung be« Schul«
ftatronat« ift noch mehr gerechtfertigt. 35enn ba«
Scbulpatronat ift ein |)ertfherrecht, unb |)errfcfter-
redete foll unb barf UJiemanb mehr haben al« bet
Staat, b. h- S«rft unb ©olf«oertretnng.

SBir fönntn in biefem galle über ben [Recht«*
punft oollftänbig beruhigt fein. 3luch bie ultra-
montane ©artei, bie mit bem Slbel burdeau« nicht
auf gefpanntem gufte ftebt, hat für btcSlufbebung
be« Scbulpatronat« mitgeftimmt. ©et bem Stif*
tung«geieh hat biefe ©artei geltenb gemäht, e«
gefte gegen bie ©erfaffung, gegen oölferrehtlih£
©ertrüge, gegen gürftenwort, gegen SRaturreht unb
©ott weift, gegen wa« noch- ®ie 2lufhcbung be«
Shulpatronat« geht nun auh gegen bie ©erfaf*
fung. ©« war oevf.iffungämäftig garantirt. 3lu«h
gegen oölferreddlicbe ©ertrüge, fogar gegen bie
©erfaffung be« beutfhen ©unbe«, bie auh ein
öolferrchilfcber ©ertrag war unb beren ©eftimm-
uitgen theilwetfe noch jf^t al« öffentliche« [Recht
fortwäftrenb gelten. 3luh gegen gürftenwort, benn
ba« JtirhenU'henherrltcbfeite:@bict Ift auh ein gür*
ftenwort. Slucb gegen [Raturrecht, ganj fo gegen
ba« Staturreht be« Slbel«, wie ba« Stiftung«geft$
gegen ba« IRafurreht ber ©eiftlichfeit.

Unb boh h«t bie ultramontnne ©artet mttge-
ftimmt! ®ai^ wie jener 3nhnarjt, ber frembe
3äbne ohne Sdimerj au«;og, nämlich ohne eignen
Schmer;, ©hier biefer ©artet fnüpfte — fogar
gegen ba« Äirhcnnht — an feine Slbftimmuttft
bie (Erwartung, baft auh ba« Äircbcnpatronat auf*

©ne erjähiuna oon Ä. SRtl«.

(gortfepung.)

6.

®rft in ber [Rahe ber ©rüde fhten ihm bie
«Ruhe mieberjufommen — er ftanb ftiß, fann einige
Sfugenhlide nach — ging nod) ein paar Shritte
— «nb mieberunt ftittftehenb fagte er mit jenem
bcfel)lenben 2lone, ber hei ihm ba« 3e*cflcn i« fein
fhien, baft « feinen geglichen Stanb oergaft.
„$aben Sie ©elb?" — — ,,©iel?"

„iBaä nennen Sie oiel? — gh fjabe Grebitioe
««f [Rothfh'Ib auf eine nicht unbebeutenbe Summe."
»©erftlbern Sie aße«, hören ©te gleich heute!"
. »®ut, ih werbe e« thun —- «her fagen Sie
nur . . n

»3Öie oiel enthält Qhre S3örfe je^t, in biefem
Stugeublicf

roe'^ • • • einige hunÖert. Sire."
(/5öagateUe ... fönnen Sie mir in einer ©tunbe
hunbert Siapoleon« fhoffen?" — „©eftimmt!"

B[Run gut — jn ejnet @tUnbe — wo ? —
warten ©ie Giften ©ie, wo ber beutfefft ©uch-
hänbler Soeih« roch>u?"

„©emift!"

„[Run, ih merbe ba fein . . . Suchen Sie mir
ba ©elb unbemerft jujuftccfen — fein SEßort mehr

j . . . befonber« im Saben . . . fein SBort }U mir
— Sw fennen mich niht, oerfteften Sie? unb mor-
gen gegen elf Uftr fommen Sie in« Älofter unb oer-
langen gra Slngiolo ju fprehen . . . bann werben
wir ba« weitere oerabreben."

Unb haftigen Shritte«, ohne meine Slntwort
abjuwarten, ging er oon bannen unb erftieg ben
£ügel, welher, wie id) muftte, jum bloßer führte.

gh faf» ihm nah — wahrhaftig, er hätte ben
Soloaten niht oerleugnen fönnen; fogar einige Spa*
jiergänger muftten biefelbe ©emerfung wie th ma-
hen, benn fte fafjen erftaunt bem ^Dominicaner nah,
ber rüfttgen, feften Schritte« mit erhobenem Raupte
unb leuhtenbem ©liefe bahinfhritt.

3h war jefft, ih brauche e« bem Sefer wohl
niht ju fagen, faß nod) oerwirrter, al« öorfftn.
3?it hatte ih einen 3Jnf)altepunft für meine fünf*
tigen Unternehmungen — aber ©ott weift, weihen!
35a« ©enehuten be« 5Diarqui« fhien mir fo uner-
flärlih, baft ih o>h* wuftte, wa« ih baoon halten
follte. — 3h nahm eine 35cofd)fe, ba e« fchon
jtemlih hrift war unb lieft mich jurn ©anfter fah-
ren — unb erregte niht geringe« Sluffeften bei bem
ßotnmi«, al« ih mir fünfqunbert [Rapoleon jahlen
lieft. 35ann, ba bie Stunbe, bie ber SRarqui« mir
bemiftigt, noh längft niht perfloften mar, fuhr th
nah bem Safe ©ajionale, weihe« unter ben ©otis
. fen liegt unb nun einige ©dritte oon ber mir junt

[Renbejoou« bejeihncten beutfhen ©udjftanblung
entfernt ift, befteüte ein Sorbet unb, inbent ih mi<|
an« genfter fe|te, mufterte ih, über mein Slben«
teuer nadjbenfenb, bie ©orübergeftenben.

3h mohte wohl eine ©iertelftunbe bagefeffen
haben, al« man mich plöftlid) oon meinem Sift auf*
fpringen $ut unb Stocf ergreifenb, ein ©elbftücf
hinwerfen unb mit ber gröftten ©ile jum Gafe hm*
auSftürjen ^ätte feften fönnen.

9BaS war gefefteften? .... warum warf idf
einen forfd;enben ©lief läng« bem Säulengange
unb warum feftob ih reeftt« unb linf« ein ©aar
murrenbe lEurinefer Spiefebürger jurücf unb eilte in
ber [Richtung oon ber ©iajja dRabame bie ©orti*
ten ftinunter einem ©egenftänbe ju, ber meine ganje
Slufmerffamfeit in Slnfpruh ju neftmen fhien?

[Roh meftr! — 2Barum ftatte «h benn in bie*
fern SHugenblicfe atte« oergeffen, wa« mieft noh
wenigen URinuten fo au«id>lieftlih befhäftigte — ba«
fiinb be« [Dtajor« — Saloiati — ben ÜRönh —
ben ganjen ©runb meiner iReife?

SUftemlo« ftürjte ih oorwärt« unb jügelte etji
meinen Sauf, al« ih mih faß nur jeftn Schritte
oon brei 35ämen entfernt befanb, bie langfam unb
oft an biefem ober jenem Sdftaufenfter ftiU fteftenb,
oor mir gingen! — 3h ftatte biefe brei SJameit
oom genfter be« (Safe [Rajionale au« gefeften unb
. . . . wer weift warum? mein $erj ftatte mit ei*
 
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