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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 1-25 (1. Januar 1870 - 30. Januar 1870)
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di 20.

^femttiuntfprrif fl. 1. 3 t. in

burd) btc ^oft fl. 1. Id

^njttßto 3 lv. ttr sJ>ftitjfilp, tft Äu^funftö'.
frtbeüunfl 4 ft.

1870.

äseutfchfani).

ttarlSrulje, 22. 3an. 45. öffentliche ©ifcung
ber ^wetten Äarnmer. Unter bern Sorftfc beg
Präftbcuten |) il b e b r a n b t.

Slnt Pitnifiertifd): ber Präftbent beg ginanj*
miniftcriumg Ellftättcr, ÜRiniftertalrath (B.
<§ i f t n t o & r.

(Dag ©efretariat geigt ben Eingang oer*
fchiebenet Petitionen an. (Der Profiten t beg
ginangmi niftcrium g bringt eine Sorlage
wegen (Bcitererhcbung ber Steuern für ben (Diottat
gebruar.

(Rad) einigen gef(f)äftU<J)tH (Dtittheilungeu beg
präfibtumg wirb gum erfien Gegenflanb ber
(Dageborbnung: Seratljung beg Strid)tg beg 2lbg.
Äirein er über ben Gefepentwurf, bie Ermächtigung
ber Eifenbahn*©d)ulbentilgungg*Äaffe jur Slitfnahme
Weiterer Sinleben betr., übergegangen.

2lbg. Aufei erfiärt ftd) gegen neue Staate
bauten unb will, bajj man ftd) auf bit bereite be*
gonnenen ober bet'c&loffenen EÜertbahnbautcn be*
fcfcranfe. 2lud) fotl eine etwaige Prämienanleihe
nicht auggefcblofftn fein.

2lbg. Attgner begweifelt bie Günftigfeit einer
Prämienanleihe unb fpriebt gegen bie ,Sffd>rnnfung
beg Sorrebnerg »om ©efiditOpunft fold)er ©egirfe,
benen cg noch an ©ifenbabnrn fehlt.

2tbg. grt beritt) oerbreitet ftcf> in längerer,
auch mit 3“hltn belegter (Slugführung über ben
guten ©tanb be« Eifenbahnbetrieb«, wie über bie
erftd)tlicbe Sefferung aller gewerblichen Scrbältnijfe
beg 8anbeg, unter welchen, wenn man nun gu 2ln*
leihen fdfreiten muffe, biefelben nur gu weiterem
2luffd)Wttnge führen würben. i£>ie fefjt günfiigett
Perhältniffe liefjen eine Sefdjaffung beg Slnlehenö
gu billigem greife hoffen.

2lbg. Seng äußert ftdj im ©inne oon Äufel.

2lbq. ©erwig (teilt eine genaue SDarfieHung
ber ©(fenbabnbau«Äontmiffion über ba« SEet^nifc^e
ber Sauten in Slugficht. -fpeute aber Ijanble eg ftd)
nur um bag Sinteren. 3rrig fei bie Slnftcht, alg
preffire eg mit bemfelben. (Der eittgige ®runb, mit
bem ©egenftanbe nicht gn warten, liege in ber
Ermöglichung, bie günjiigen Äotijunfturett beb ®elb-
marfteö gu benähen.

5Rad)bem noch bie 3lbgg. Slritfd) eil er, Au*
fei unb ber Serid)terftatter Airäner gefprochen,
ergreift

2lbg. Saumfiarf bag (Bort. Gr hält eg \
für »erfehrt, Slnleihen für Sebürfnijfe gu bewiHi=!

J'r^nnlss Jltti

Jlooelk oon Sernb non @ u | e cf.

(gortfebung.)

„(Barum auch wollen ©ie c§ anbern? @r gibt
bagu feinen Slnlaft, unb ein Phönij ift immer ein
feltener Sogei im §aufe, wenn auch fonft aKerljanb
buntes geberoieb auä- unb einfliegt."

Sertfja, welche neben ihrer ©rojjtante fafj, war
fchon über bie Unbefangenheit, mit welcher biefe,
toenn auch beutfd), über ben ©panier fprach, mehr
als einmal oerlegen errötbet, je§t aber muffte fte
übet bie lefcte Sleufjerung lachen. 3bte Stiefmutter <
hatte aud) änftofj an ben (Borten ihrer (Tante ge* i
?°*nmen, ba man boeff nicht gang ftd^er fein fonnte,
hat* ®<1do nic^t «nS oi,et 4,(18 anbere »erfte^e, fte ‘
ihn 6 beÜhalb um fo eifriger mit ihm gefprochen, um i
berhi*?nj gu oefdjäftigen — als aber Sertha’g fil= c
elbft i®. ^achen Hang, brach er Sann unb richtete,
irniop sf,ver lächelnb, einen fragenben Slicf auf ba« i
J • j „‘äbchen, beffen 2luge einen Ploment bem 1
“^gnete. ©ie erröthete jefjt glühenb. i
»"* «ante ift wohl wieber fehr amüfant ?" 1
fragte ^rau 5on göübenftein frangöfifch.

«ante muh fich gum Slbmarfdj oorbereif
en, jagte ©raftn goui(e. „®ort fommt fchon ber <
tftrpen^t* *£t.n un4> bie fdjöne Srücfe." ©ie winfte i
9 * «nenerin, welche gu ben Schiffern ging , um !

gen, bie noch nicht bubgetmäfjig ftügefietlt feien,
©elbjioerftünblicb werbe er gegen bag ©eft'h ftimmen.

9lbg. gri berief) oerweigt Wegen be«Umftan-
beg, warum bie Aommiffton je^t fchon ben Script
oovgelegt, einfach auf ben in biefem auggefprochenen
©runb. 3n 2lücr 3ntereffe liege eg, ber $luang-
Berwaltung Gelegenheit gu geben, ben günftigften
OJioment gu benüfgen. (Ötan fonnte ber Aammer
eher aug bem etwaigen gegentheiligen Verfahren
einen Sorwurf machen.

(Rad? einer ©rwieberung beg 2lbg. Saumftarf
bemerft

2Riniflerialöorftanb ©llfiätter: ®er Setrag
beg Slnlelfcng fönne theilg aug ben ©ifeitbahnoor»
lagen, theilg aug bev äliotion bitleg ©cfcfjeg er^
mittclt werben. 20 (Wiflionen ungefähr feien ber
notovifdje Setrag, für welchen bie (Regierung ermäch-
tigt werben forie. ®cr Slbg. Saumftarf habe ftch
aber nicht aug materiellen ©rünben gegen bie
Sorlage erfiärt, fonbern weil er fein Sertraucn
gu bem gegenwärtigen SRintfierium habe. ®ieg fei
fchon oft auggefprochen. ©onft hätte ftcb ^>err
Saumfiarf bte Uebergeugung oerfdjaffen föntten,
ba§ eg nicht preffire, bap bit (Regierung eg aber
für ratbfam halte, ftd) bie ©rmädjtigung geben gu
laffen, um bev ©oentualität jegli^en Sorwurfg
oorgubeugen. (Rebner gäfjlt hierauf bie für bie
näcäjfte 3eit jur ®cdung oorhanbenen ©littet auf
unb fehltest mit ber Scmcrfung, ba^ fdtwerlich
f^on in ber näcbflen ä« einem 3lnle^en

fommett werbe, bieg aber immerhin möglich fei.

SRach einigen Semcrfungen beg 2lbg. Rummel
unb einem furgeit (Bortwcchfel gwifchen ben Slbgg.
Airgtter unb Saumftarf wirb bie allgemeine SDig-
fuffton geicbloffen.

Sei ber ©pegialbtgfufftou beantragt gu § 1

2lbg. Sin bau nach bett (Borten: „unter 2luf-
fuht unb Scitung beg ginangminiüeriuntg" bie
(Sinfchaltung ber (Borte: „unb beg fianbifchen 2lug-
fdjuffeg."

©linifieriatpräftbent @ 11 ft a 11 e r: ®er fanb-
ftanbifche Slugfchuh habe eine burd) bie Serfaffung
ftreng geregelte Äompetcng; eg würbe bev STntrng
alfo eine Serfaffungganberung begingen. Sluch
materiell würbe er ftfh bagegen augfprechen ntüffen.

! Eg fei gubem unnü^, über Garantien gu bigfutiren,
unter benen (Riemanb ftd) etwag Seftimmteg benfen
fönne.

(Rach einigen Semerfungen Airgnerg wirb
l gu 2lrt. 2 übergegangen, ber feine (Diefufficn oer-

! anlagt.

ba« ©epäcf bereit halten gu laffen. §err oon ©iloa
richtete eine $rage an fte. „geh werbe eine 3e>t
lang in Aobleng bleiben," gab fte ihm ruhig gur
Slntroort.

„3luch ich!" erwieberte er. „®arf ich 3hnen
beim Slugfteigen meine ®ienjie anbieten, (Dtabame?"

„3<h baute 3hnen/ fagte fte. „©lieh erwartet
ein SBagen." ©ie hatte bie (Sinlabung einer §of-
bame ber Aönigin, mit welcher fte nahe befreunbet
war, angenommen, unb wollte einige (Bod)en bei
ihr im ©d)loffe gu Aobleng gubringen. dRit ihren
Serwanbten, wel^e in 2Bie§haben gewefen, war fte
erft in Singen jufammengetroffen, wo fte ftd; gefiern
ein (Renbeg=oou« gegeben hatten.

Sluf bem rechten Ufer beS Strome« geigte ber
ftolge CS^renbreitftein feine utierfteigliche getämaffe,
oon ftarfen Sefeftigungen gefrönt, auf bem linfen
erfchien baä weifse fömgtic^e ©chloü, einft bie (Re-
ftbeng ber geiftlichen Aurfürften oon (Trier, unb über
ben (Rhein gezwungen, ein (Dleifierwerf ber (Baffer*
baufunft, bie neue Srücfe, bereu Sogen fo niebrig
gu fein fdjienen, bah man glaubte, ber hoefwagenbe
©chornftein bes®ampfer§ werbe fich an ihnen bre-
chen, währenb er bod; feinen freien (Durchweg fanb.

3enfeit« ift ber SanbungSplaf). ©lau fah bert
eine ■Öofequipage halten, ein fönigli^er Safat,
fenntlich an ben Slblertreffen, [tanb in oorberfter
1 (Reihe an her Saniere ber SanbungSbtücfe, um bie

Sei 2lrt. 3 empftehlt 8lhg. o. gebet btn
. ©oumifftougweg unb nur, wenn biefer nicht gum
: 3fele führe, bie Segebung aug freier ^)anb.
Er beantragt baher bie Eitifchiebung beö (Borte«
„nöthigcnfaflg" oor ben (Borten „aug ber ^anb".

2lbg. Aölle gegen o. geber’g Slugführung.
Er wetgt na^, bah auf bem ©ubntifftongwtge
bur^aug niebt beffere greife ergiflt werben müh*
ten unb bah (wie fpäter aud) (fRinifterialprafibent
Ellfiatter bejtätigt) Segebung aug freier |>attb mit
bem ^intergrunb grober Aonfurrcng oft fehr geeig*
net fei, günftige Scbingungrn gu erhalten. 3)aljet
fei niditg ooraug gu beftimmen; .man muffe fein
Serrain fenneti unb gefdjidc operiren. (Dem Pta*
ftbenten b.eg ginangminifieriumg würbe eg ubrigeng
oiel bequemer unb aud) öon geringerer Scrant*
wortlicbfeit fein, Wenn btt (Beg oorgegeidjnet wärej
«Hein ba6 3utereffe beg Saubeg fei bie höherc
(Rücfftcht.

SRinifierialpräftbent Ellfiatter bemerft: er
fei über ben (ÜRobug ber Segebung gar nicht fo
entfernt oon ben 2lnftd)ten beg Slbg. o. geber,
wie eg fcheinen fonnte. Eg hanble ftch hier aber
nicht nur um eine 3nüruftion, fonbern um ein
Gelejg unb ein foldfeg würbe er für fd)le^t unb
oerfehlt halten muffen, wenn eg eine ©diranfe fefcte.
Sind) habe 0. geber’g Sorfdjfag feinen 3wed ul1^
äBertf), ba er burd) eine ©djefnfubmfffion umgan*
gen werben föttne.

SDte Slmenbementg ftnben feine weitere Unter*
ftü|ung, unb wirb nach einigen Semerfungen o.
geber’g, beg (fRinifterialprafibenten unb
bee Scr iebter ftatterg gur (übfiimmung über
bag gange Gcfefs gefchritten, wobei baffelbe mit
allen gegen 4 Stimmen (Stbgq. Saumfiarf,
Stffing, Senber, Sinbau) unoeränbert ange*
nommen warb.

Ser gweite Gegenfianb ber (Dagegorbnuug (Slb*
anberung ber ©efebaftgorbnupg) fam nicht gur Se*
rat(;ung, ba nach einer ©Itttheilung beg ©taatg*
miniüerg 3)r. 3°ltp berfelbe ftch heute nicht an
berfelben hätte bethetligen fönnen.

Sei ber herauf bie Aantmer befchaftigenben
grage: ob für bie Sorlagen beg Ärieggminifie*
riumg, SRilitarfiraf* Gefe^buch unb (Kilitarfiraf*
©ertd)tgorbnung eine ober gwei Aommiffionen gu
ernennen leien, entfd)teb mau ftch für erftcre« unb
für eine Serfiörfung ber bereitg gewählten Äom*
miffion um weitere 7 (Dtitglieber, wobei bie (Bald
auf bteSlbgg. Eifenlohr, Ger bei, Grimm,
^ufff^mtb, Aufei, (Durban uub (Btnter
I fiel.

©räfin Slllthing gu empfangen unb an ben SBagen
gu führen.

„Au revoir, mes dames — monsieur!‘‘
fagte §err oon ©iloa, inbem er aufftanb unb ftch
ber gamtlie empfahl.

„©ähreihen Sie mir, (Bilbenftein, fobalb ©ie
bie fleinfie (Radhridht befommen," bat bie ©räfin
Souife ihre Serwanbten.

„(Bcnn es etwag (BtdhtfgeS ift, werbe ich 3hnen
telegraphiren," erwieberte er.

„(Richtig! (TelegraphirenI" fagte fte. „3ch oer*
geffe bie neuen §ülfgmittel immer wieber, weil ich
fie hei mir nicht haben fann. ^öffentlich finben ©ie
in (RolanbSed fchon eine (Radhridht oor. (Kein armer
Äuno!"

„Sie brauchen um ihn nicht in ©orge gu fei«.
Auno ift feft unb flar. (Der weif), wa§ er will,
was ja 3hre erfte gorberung ift. ©ein Sillet an
mich f<hlo|: ßweifle anSWern, nur nicht an meiner
©fjre!"

„(Dag glaube ich ' fd^ott!" erwieberte fie.
braucht nicht glei^ an bie @l;re iu 8eben tt,n4) ^ann
hoch ein unbefonnener, fehr übler ©dwitt fetn. Äuno
ift nodh fo jungl §aben fte nie butnme Streiche ge*
macht ?"

„§ödhft mafjrfcheinltch!" antwortete (Bilbenftein
lächelnb. „®o^ fann ich ihrer nicht mehr
erinnern."
 
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