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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 229-254 (1. Oktober - 30. Oktober 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0979

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o

JUmua«t»|prti( ff- l. 3; f. in Wbettetfi,
Mitc$ Mt $>'f: ff. 1. 18 <t. Oiertelfatiriß.

Sonntag, 9. Oftober.

^UtjtigCH 3 !r. btc JJetitjeile, bei HuMunf«*
crtftcilung 4 fr.

1870.

Stuf bad mit bcm 1. Dftober
begonnene neue Abonnement auf ba$ Reibet»
berget Soutnat werben nodj Seftedungcn
angenommen für Jpetbelberg bei ber @r»
pebitton unb ben Prägern be3 Stattet,
für augwärtd bei beit betreffenben Spoji*
ämtern ober £anbipofi>33otetu

®ie ©rpcbition.

9teuefte Sfladjrirfitctt.

©erlitt, 6. Oft. Der „StaatSaugeiger" ocr»
cffentlicpt eine Sircularbepefche beg (grafen SBiö«
marcf an bie ©efanbtfdjaften beb norbbeutfeßett
©unbeb üom 1. Dftobcr.^ 3« betreiben heißt eS:
„Die Abteilung ber frangöftfeßen ©egkrung tn DourS
habe befannt gemacht, baß ©raf ©tSmarcf 3ukS
gaore crflärt habe, granfreid) muffe auf ben Staub
einer gwetten 3J?a<^t gurüdgefüfjrt werben. ©Bcntt
aud) eine fclcbc Aeußerung nur auf eine ©Bkfuttg
in ben Greifen berechnet fei, welche weber bie Sprache
internationaler ©erljanblung nod) bie ©eeogro^ie
granfreid)« fenuen, fo oeranlaffe ben ©unbeSfang»
ler bod) ber Umfianb, baß jene amtliche ©efannt»
madjung bie Unterfdjrift ber Herren ©remkujc,
©Iaiö=58tjoin unb gourießon trage unb baß biefe
Herren ber jeßigen ©egterttng eines großen euvo--
päifcßen ©eießeö angeboren, gu beut ©rfudjen, baß
bie ©efanblett biefelbe einer ©ekueßtung in ihren
gefcßaftlicßen ©efprecßuttgen unterziehen. Sie Un-
terrebungen mit 3ufeö Sabre feint überhaupt nießt
biö gur gcfcßäftlicßen ©eßanblung ber grkbenSbe»
bingungett gebiehen, nur auf ben 2Bunfd> guleS
gaore’s habe ber ©unbeSfangler bie in bern ©unb»
feßreibett »orn 16. September niebergelegten ©e»
banfen mitgctheilt. Dk Abtretung »on Straßburg
unb ©Jeß mit territorialem Sufammenßattg fei eine
©ermirtberung, welche an glacheninf)alt ber ©er»

meßrung um Saöopen unb ©igga gleich foutme,
an Seelenjaßl biefe nur um 3M ffRUlioncn über»
treffe, ©ine folche ©erminberutig änberc nichts in
ber Sebeutung granfreid)«, wie bet orientatifche
unb ber ttalkntfcße Krieg gegeigt.

©crltn, 6. Dft. Delßrücf ifi oon neuem in
baS Hauptquartier berufen unb geht heut Aßenb
borthin ah.

— ©egüglidj be« bon ber „Situation" »erbf»
f entlicßten angeblichenÜR a n l f e ff e« © a p o I e o tt S
wirb »erßdjert, baß ein Sdjriftfiücf ähnlichen 3n-
haltS nießt inS Hauptquartier gelangt ift, baß bie

©egießung beS Scßriftftücfe« auf bie Unterrcbung
gwifchen bcm Katfer unb König in bas ©ebiet ber
©rfinbung gehört, unb baß baS gange Sdmftfiüd
gweifefle« «pofrßpß tfi.

©erlitt, 7. Dft. Dfftjiell. ©crfaille«, 6.
Dft. ©eftent ßaben ©«trouilen = ®efed)tc
ber gegen bie 8oive fireifenbett 4. (SaoatIerk=Dnn-
jtott ftattgefunben. 1500 ©fobilgarbcn würben oon
ber 6. (Sa»aflerk=Di»tjton auS ber ©egenb Oott
SRontfort oertrieben. — ©or ©ari« ant 5. unb
6. b. nichts ©cue«.

— 3>ie „Krcug»3tg." oevnimmt, eS fei oott ber
©inherufuttg beS ©eicß«tage« im ©ooeutber
bie SRebe.

Königsberg, 7. Dft. ©tn ©ouoernement«»
33efehl galfcnfietn« befagt: Das ©erbot ber
©erfammlungcn ber fociakbcmofralifcßeii ©artet ift
aufgehoben. 3d) erwarte aber, bie übevwad)enben
©oligeibeßörben werben mir Diejenigen «»geigen,
welche bureß offene Kunbgeßuttgen granfreid) im
SOBiberfianb gegen Deutfcßlanb« grkben«bebtngun»
gett ermuthigen, alfo ber Ärkg«füßrung beS gein»
be« bienen, um folche ©erfonen währeitb beS $rtegS-
gupattbeS unfdjäbUd) machen gu föitnen.

Darmftabt, 7. Dft. Die „Darntfi. 3tg.“ wi-
berlegt bie ©erüdjte über einen Amit efiie=©rl a f.
3m 3«hr 1866 fei eine Auinefite crlaffcn worben j
feitbem fetett ©trafen für polittfche unb ©reüoer-
gehen cvlaffen unb Unterfuchuitgett ttiebergefchlageit
worben, batjer fehlte baS Dbjcft für einen Amne-
Üie=®rlafi wegen foldjer ©ergehen.

SRünthctt, 6. Dft. ©inDelegramm auS ©rüf-
fef an ben hieftgen Ha,,befSoereiu fngt: Dte SRe-
gierung gu ©artS beflieißigt ftd) bereits „abwfc-
gelnbe fRa^richien gu oerbveüen. Die „8fbertc"
befreunbet ftch mit ber «flevneueflen, auS SouvS
burd) biplomatifchc ©ermittlung ihr gugefieflten
Äombinatioii, welche eine fletnc ©rengberich»
tigttng gu ©itnjien DeuffchlanbS bei äßetüenburg
oorfchlägt.

äßien, 6. Dft. Die „Abenbpojl" tljeUt auf
©runb authentifdjer ©eridite mit, ba^ ber faifevl.
©otfdjafter, ©raf DrauttmanSborf, oont ©apfte in
befonberS juoorfommenber unb auSgei^nenber ©Bcife
empfangen würbe.

SBiett, 6. Dct. DhierS, ber morgen oo:t ©e-
tersburg fjier eintrifft, wirb wahrfcpeinlich eine Au-
bieng beim Äaifer haben. — Die in gloreng cur-
firenbe ©erfton über eine beöorfiebettbe bewaffnete
©etmi tlung ber Neutralen gwifchen granfreid) unb
©reuten wirb f)iev als unbegrünbet bejetchnet.

— 7. Dft. Der 3ufammentritt ber Delega-
tionen ift auf ben 21. ©ooember fefigefe|t.

V'% 6. Dft. Der ©rfürfi ßaragiorgewic oon
Serbien ift oott ber Auflage ber üRttfdjulb att bem
SRovbe beS gürflett 3Rich«el Dbvcnowic wegen 3Ran-
gef an ©eweifen fretgefproepen.

Sourg, 6. Dft. sRegierungSnachrid)ten auS
©fontargiS, 5. b. ÜR., gufolge hat ber geinb
© 111 o t c r S geräumt unb fich uad) D o u r h gurücf=<
gegogcti. ©in ©ojicu oon 30 ©fanti u. 180 Kühen
füll aufgehoben worben fein. ©S gibt fotnit bort feinen
geinb mehr. 3» Soirct unb ©enbomc fowit
©h'ifeaubun feil baS ©faffenaufgebet im ©ange
fein.

fRachvid)tett auS Äofmar, 5. b. ©f. gufolge
war bie Stabt oorübergebenb oon Ulanenabtheif-
ungen mit gwei ©efdiühen befe^t g feinbliche Srup«
peit, bie ©fühthnufen befe|t hatten, foflett nach
Altftr^ gegogen fein.

— AuS £e ©fanS wirb gemelbct: geinblidjc
Streitfräfte mit gahlvei^er Artillerie lieferten ©ac»
für ©urc unb ©ertton (auf bet Sinie ©aris-
üfouenj nach fväftigem ©Biberfiattb ber fRational-
garbc.

Sotttg, 6. Dff. Die „granre" erftärt geget;-
über oon böswilligen ©erüebtett, bie Haltung beS
©encralS U ^ r t d) fei tabelloS. Die Uebergabe
©trafjburgS war oom KrtegSratl) mit allen gegen
2 Stimmen befchloffcn worben.

©rüffcl, 6. Dft. Die auS DourS eingetroffe-
nett ©lätter fpredjett ftd) theilweife entrüßet über
bie fRegkrungSmafkegcin aus. Die „®aj. be gr."
hebt hetöor, bie IRcgkumg fuche ttm ben 3ufam-
menlritt ber ©ottfiituante hetumjufommen, füm-
mere ftch ttidjt um ben SBitkn beS SanbeS u. be-
fdiäftige ftd) auSfd)Uc^lich mit SteuerauSfchreibung,
©fannfchaftenauShebuug, Unterbrücfung ber ©e^tS*
pflege unb Aufpflangung ber ©hataftefahnen. Die
«Union7 fchreibt: ©tan müffe ben ©tutl) ^abrn,
bcm ©aterlanbe bie Situation bargulegen. Die mi-
Ittäxifchen Kräfte (eiett Drummer, bie einheitliche
Seitung fehle, ber DiSgipUnmangel fei nicht baS
fleinjfe Uebel, baS granfreiep betroffen, gum Sol»
batenabxichten gehöre 3eit, babei feien 21 Depar-
temente offuplrt. Die balbige ©evufung ber ©on-
ftituante fei unerläßlich.

— Der «©tolle" gufolge ifi ein ©ataiUon
©arabtnier nad) ©eoerloo gefanbt worben,
weil unter ben ©efangenett ©efreiungSahfuhten er»
fennbar würben. @s würben bie nötigen ©faß-
regeln ergriffen; bk ©efangenett werben in oerfebk»
bene ©arntfonen oerthetlt. 3w ^>enncfgau ft tbett

Jttonjbur ^natole.

SJloocUette »on <Seotg «cUp.

Aacp ben ©tittheilungcn eines beutfehen üSermunbeten.
©or einigen Dagen führte mich bet 3ufad im
©aftljofe mit einem ©erwunbeten ber beutfehen Ar»
mee gufammen; — ei» gemiffer 3U3 genialer ©ach»
Iäffigfeit, ber troh beS tnilitärifchen 3l>fchnüte8 ber
Haltung beS noch giemlidj jungen IRantteS an^aftete,
ließ in mir bie ©ermutbung auffetmen, ber Krie-
ger habe nicht oon KinbeSbetnen an auSfchließlich
bem ©otte ©tarä gehulbigt, fonbern fei auch mit
einer jener Damen ijimmlifchen Urfprungs liirt ge»
wefen, bie, unter bem ©amen ©lufen befannt, fith
gerabe nie über fühlbaren ©langel an ©ittern gu
beflagen hatten. — @ine nach biefer ©id^tung an
ben ©errounbeten gewagte Anbeutung beftätigt meine
Annahme in ihrem gangen Umfange; er hatte, be»
oor er bie 3J2uöfete gefchwungen, aufüerfdjiebent»
liehen ©ühnen be§ 3n= unb AuSlanbeS fich als
Kofinefp, Don SarloS, $info ber greifnecht unb in
anberen romantifhen giguren nüjdtcb gu machenge»
fucht, unb manches garte grauenberg war ihm im
Sturm gugeflogen, wenn er als feuriger Anbeter
SutfenS, als gerbinanb »onSBalter, bem ungemüth-
Ii§en ©räfibenten bie ©Sorte gugefd)leubert: „©ater,
ich roerfe meinen OfftgierSbegen auf baS ©täbd)en
— beftehen Sie noch barauf?!" —

Dann hatte ihn ber ©uf beS ©aterlanbeS gu
öen Söaffen ber 3Belt»33üf>ne eilen (offen unb in
ber Sd)lacht o°!1 ©Börtf) war er giemlich empfinb*
lid;, wenn auch'nicht adgu gefährtiJ) oenounbet wor»
ben. — ©ud) futjer 3c‘t burfte er naüj ber ©eft»
benj überfiebelu unb hier fd;ien feine ©enefung bie
erfreulichsten gortfehritte gu machen, beim ber Sie*
ger oon ©Sörth oerrieth nichts weniger als ange»
fränfelteS (Sntfeben oor bem fdjäumenben ©ier, baS
fröhlich auS bem gaß in ben blinfenben Humpen
unb noch fröj)lid)er auS bent blinfenben Hampen in
bie Kehle beS oormaligen ©larquis ©ofa nieberrann.
— ©on ben manchen KriegSabenteuern, bie er mir
in liebenSioürbiger ©efprächigfect unb mit lehenbig»
bramatifcher gärbung erjählte, fei eS mir oergönnt,
bie folgenbe fleine ©efchidfk bem geneigten Sefer
weiter gu oerrathen.

@S war — fo begann unfer Krieger — nach
ber Schlaft oon ©Sörth; bie fdjroeigenbe©acht—•
aber nein, unterbrach er fich — fo gef)t’ä nicht —
ich wuß weiter au§holen unb mit einet 3^ hegin -
nen, in ber ich am Stabttheater in D. itn gache
ber Siebhaber ben einwohnern unoeroleichliche ©e-
nüffe bot; eS mögen beiläufig an bie oier gahre
her feilt. — eines fijönen Dageg theilte uns bie
Spi^e unfereS gnftituteS, bie grau Direftouin mit,
baß tn fürgefter grift eine frangöfifdje Schaufpieler»
gefeUfchaft gu einem mehrwöchentlichen ©aftfpiel an

> unferer ©ühne eintreffen würbe. — Die ©achridjt
• würbe oon un§ beutfehen ©firnen ini|»ziemlichem
j gntereffc aufgenommen; — oiele oon un« halkn
i bis- baijin noch feine frangöfifdje Komöbie gefehen
j unb bie grangofen ftetjen befanntlidh feit jeher im
j ©uf, oorgüglidje Sd;aufpieler gu fein. DieDruppe
I fam an, fpielte unb — fiegte nicht gang fo, wie jte
j e§ gu wünfd)en jebenfaHs für gut befunben hatte.
| — gm ©egentheil, e§ fehlte ihren DebntS felbft
s nid)t an jener ©iufi{, bie entfehteben mehr ©hptlj»
j muS als ©Sohltaft enthält unb bie unter bem ©a*
j men „austrommeln" in ben weiteften lünftlerifdgen
i Kreifen gu einer feineSwegg beneibenSwerihen ©e-

| Iiebtl)eit gelangt tfi.

©ichtSbeftoweniger festen bte Seutchen ißre ©or-

: ftellungen fort unb nach unb nach geftaltete ftch bie
| Sad)e auch ein ©iSdjen beffer; eS war e6en eine
i fleine Dvuppe, beren ©epertoir auSfdhließltdE) aus un-
i bebeutenben, meift recht frioofen Suftfpielen, ©aube»

■ oiHeS unb Solo»©efangS*©eenen befianb. — gm
geben waren eS recht gemütliche tütenfe^en, wenn
fie auch itn Stillen fich burdjauS nicht unter ilj®
rem ooDlen ©Sevth tajiren unb auf uns „beutfdge
Artiften" in geheimer Seele nur mit gnäbiger He*s
ablaffung nieberfchauten. — ©in Heines fomifcheö
Kerlchen ber gettel nannte ihn ©lonfieur Ana«
tole — fchien eine geroiffe Zuneigung gu mir ge»
faßt gu haben er ergählte mir, wo er tniep nur a6*
 
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