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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 281-306 (1. Dezember - 30. Dezember 1870)
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gür bett SRonat Dejentber werben
39eftcdungcn auf baS gmöelbergcr gourital für
auSwärtS bet bett betreffenden ftanftäIten, unb

hier bet ber ©ypebition unb ben Drägeru entgegen*
genommen, fßrctb für b>tr mit Srägerloßn 25 fr.

Die (gypebtiion.

Sleuefte Sladjttdjten.

©erlitt, 1; De$. Df ft stelle militärifße
9? a ß r i ß t e n.

SSerfaidcß, 30. (Roo. Der Königin 3lugufta
in 33erlin. ©eftern fdjlug baS 6. Korps einen
Ausfall füblicb bei 8’|)ah ftegrelß jurücf. Ue-
ber 100 ©efangene, oiele b>uttdert ©lefftrte unb
Sobte. 3Bir haben 100 äRcmtt Serluft. $eute
bebeutenber SluSfall naß Often gegen bie 9Burt-
temberger unb ©aßfen bei Sontteuil für ©tarne
unb Sbamptgnb unb Stilerb, bie genommen
unb biß jur Dunfelbett mit foilfe unferer 7. Sri-
gäbe wieber genommen würben, ©leißjetttg itacb
©orbojl bei @t. DeniS gegen bie ©arbe unb baS
4. Korps nur leiste Ausfälle.

gß fonnte SerfaidcS nißt oerfaffen, um im
gentrum ju bletbtn. Der geinb ft^eint auf einen
©kg bet Orleans geregnet ju haben, um bem
©ieger entgegen ttt geben, was nicht glüefte.

2B (l b e l m.

^Berlin, 1. Des- Offiziell. SerfaitleS,
30. 9ioo. £>eute SJforgen entwicfelte ber geinb
unter gleic^jettigcr Demonjlratiou auf ocrfßfebcnen
Sunftcu ber ©uccinte oon (Paris febr bebentenbe
©treitfräfte jroifßen ber ©eine unb ©tarne, unb
griff uut 11 blßr unfere 5f3ofttion an.

©S entfpann ftcb ein febr heftiger Kampf, uu*
fererfeito geführt burd) bie SSürttemberger 4tnb ben
größten 2ßeil beS 12., fowie Sßcilc beS 2. unb 3.

I SlrmeccorpS.

Der Kampf bauerte bis 6 Ufer 2lbenbS, ju
weißer ©tunbe unfere fegrefßcn £vtippen ben
getnb auf ber ganjen 8inte jurüdgetoorfen hatten,
©eitere Details noch unbefannt.

UnferSSerlujiinber Schlaft beiSlmicnS:
74 Dfftjiere unb 1300 ©tarnt an Sobten u. 93et-
wunbeten. Die feinbllc^eS^orbarmee in »oÜfiandißer
Deroute.

Die gftabefle oon (KtnienS fapitulirte fyeitte
naib furjem ©efeßt, in welkem bet Kommanbant
fiel. 400 Kriegsgefangene mit 11 Öfteren, 30
©efdßee in unfern £mnfcen.

©etteral ©erber melbet: ©aribalbt’S

(Rüdjug ift in glußt auSgeavtet.

(Berlin, 1. Dej. £eute ©tittag beräth bie
ltationaMtbcrale graftton bie fübbcutfßen Verträge,
gn bem 93afertfd)cn erregt namcntlicb ancb bie 33c-
ftimmutig Sebenfen, baß bejifmmte (Reßte etnjel*
ncr SSunbeSftaaten nur mit gtifimtmung beS be*
reebtigtut SunbeSfiaateS eine Slbanbevuttg erfahren
fbttnen.

«Stuttgart, 1. Dej. Selegramtn beS ©eiteralS
». Obe miß an ben König oon ©ürttern*
berg.

©hatcau le (piple, 30, 5Roü. Die 2. unb
3. Srigabe haben brate in einem fütifftünbigen
ernfien ©efeebt ben 3luSfall einer Dioifion
8inicutruppen gegen ©tont ©teSlp unter ffifelei*
fiuttg ber 7. preußtfßen Sri gäbe jtegreiß jurücf*
gefßlagen. Die 1. Srfgabe f>tclt bie Stellung
©o.uilU)--SiUtevS non ©torgenS bis gut- Dunfelßett
gegen ben eitergifchen Singriff einer feinbltßcn Dt-
otfion. Der getnb würbe auch hier jurüdgeißla*
gen. lieber 300 ©efangene. Uttfer ißerluft: 6

Dfftjiere tobt, 34 oerrounbet, 700 ©tarnt tobt
ober oerrounbet. Serwunbct bie Dberfteti Seiger
unb $Htgel, Dberftlieutnant 8inf, ©tajor ©ßaeffer.

©rüffcf, 1. Dej. Die „gttbepenbance" bringt
ein Selcgramm auS Side oom 30. 9too., SlbcnbS.
Daffelbe lautet: „DagS über großes ©efeebt bet
fßatiS, ©pannutig t>iev ungeheuer."

2our§, 30. 9?oö. Die fftegfermtg oeröffentticht
baü fte oon ber 8oire=3lrmee feincrlei offtgicfle
©ittheilung erhalten habe. — Der engÜfcbe Sok
fchafter fiorb SponS hat geftent bev hiefigoa Sffr
giermtg »on bem preugtfiben Sorfcblage betreffs
beS SufamuVcntrittS einet Sonferenj wegen ber
SontuSfrage ©ittheiluitg gemacht.

Sonbon, 30. 9tot>. Die Königin Sictoria hat
heute 9ta<bmittag bie Katferin ©ugenie befudjt unb
eine halbe ©tunbe bet berfelbett perweilt, ©je man
öernimmt, wirb bie Kgiferttt, ttaebbem fte ben Se-
fueb ber Königin erwibert l)at, im Oaufe biefer
©oche nach ©iIhelmShöt)e abretfeu.

Sonbon, 1. Dej. „Daflp 3?ewS" bejeiebnet bie
Slngaben auswärtiger SSlatter über eine ©p.al-
tung innerhalb beS KabtnetS als leere ©erüebte
DaS Kabittet fei über bie Scmtw^'S’tage ooU-
fiänbig einig.

Konftantinopel, 30. flfoo. Der ©önfcrettjpor»
fcblag i|t oon ber Pforte angenommen worben,
bie (Sinberufung ber 3{ebifS abbefteHt.

©epfaffttttg öe§ Dcwtf^e» ©mtbc§.

(©chiuß.)

XI. SuttbeSfriegSwefen.

2lrt. 57. Seber SuttbeSangchörige ift wehr-
pflichtig unb fann fleh Ausübung biefer fßflicht
nicht oertreten taffen.

3lrt. 58. Die Kofien unb 8a|len beS gefammten
KriegSwefenS beS SuttbeS ftnb oon allen SunbeS-
ftaateu uttb il)ren Singehörigen gleichmäßig 3U tra»
gen, fo baß Weber Seoorjugungett, noch 'fMgras
oationen einwlner ©taaten ober Klaffen grunbjatj*
lief) guldfftg ftnb. ©0 bie gleiche Sertheilung ber
üaften ftch in natura nict)t ^erfieden läßt, ohne bie
öffentliche ©oblfabrt ju fchäbigett, ift bie StuSglei«
chung ttad) beit ©runbfäfjen ber ©ercchtigfeit im
©ege ber ©efehgebung fefljnfiellen.

Slrt. 59. geber wehrfähige SunbeSangehörige
gehört ftehen 3al)te lang, in ber fliege! oom ooU-
enbeten 20. bis jum beginnenbett 28. SebcnSfahre,
bem fiebenben |>eere — unb jwar bie erfieit brei
gahre bet bett gähnen, bie lebten oter 3ahre in
bev Diefcroe — uno bie folgenden fünf gcbenSfahfe
ber ßanbwehr an. 3n denjenigen 33iutbeSfiaaten,
in bcneit btSlrev eine längere als jwölfjährige ©e-
fammtbienftjeit gefebtid) war, ftnbet bie admähtige
Derabfebung ber SSerpflicbtunfl nur in bem ©aße
ftatt, als bieS die Diücfftcht auf bie KviegSbereit-
fchaft beS SunbeSheereS juläßt. SSejug auf bie
SluSwanbentug ber dteferoiften foden lebiglift bie-
fenigen Sefifmmungen maßgebenb fein, welche für
bie SluSWanbevung ber ganbwehrmättner gelten.

2lrt. 60. Die griebenS»ipräfettjfiärfe beS Sun*
beShcereS wirb hiS jum 31. Dejemher 1871 auf
ein tprojent ber 33eüöiferuug oon 1867 normirt,
unb wirb pro rata berfelben Oon ben ctnjelnen
SunbeSjtaaten gejiettt. gür bie fpätere Seit wirb
bie griebenS*i)3räfcnsftärfe beS |)eereS im ©ege ber
SBunbesgefebgebung fefigedeßt.

3lrt. 61. ^ßublifation biefer fßevfaffung

ifi in bem ganjen SunbeSgcbiete bie gefammte preu*
ßifebe ©ilitärgefelgebung ungefäumt einjufüliren,
fowoht bie ©eiefje fclbfi, als bie ju ihrer Stuofüb*
rung, ©rläuterung ober ©rgänjung erlaffcnen (Regle*
mentS, Sftruftionen unb (Reffripte, namentlich alfo
baS 3JMlttär=©trafgefcbhu(b oom 3. Slpril 1845,
bie ©ilitär * ©trafgerichtSorbnung oom 3. Slpril
1845, bie ©erovbitung über bie ©hrengerichte oom
20. 3uli 1843, bie Seßtimmungen über 2luSbe-
bung, DiendStO, ©eroiS* unb DerpflegungSwefen,
Sinquarticrung, ©rfab oon glurbefcbäbiqtmgen,
©obiltnacbung u. f. w. für Krieg unb gricben.

titin tmfyefmßmr Brief»

©n 6tlebniß aus jüngfier Seit-
(gortfeßung.)

«®näbige grau", nerfe^te xd), „ich-muß gßnen
für gljre Slufmerffamieit fe^r banfen, benn ich hätte,
wenn ©te bie freunblicbe 33orfid)t nicht gebraucht
hätten, leicht in eine mißliche Sage gerathen lönnen.
geh bin ber Ueberbrtnger einer 9tad)richt, welche
aderbingS geeignet ift, auf grau be ®rouidac einen
feht tiefen (Sinbrud heroorjubringen, ©ottlob einen
(Sinbrucf freubiger Slrt." Die ©eneralin f«h mth
groß an unb feßien auf bie gortfeßung gefpanntju
fein, gh reichte ißr meine Karte unb fußt fort:
„geh habe bie (S^rc gehabt, grau be 33routdac frü*
her ju fennen unb ttt gßrem §aufe häufig ju oer*
leßren."

„ghrfftame ift mir nicht unbefannt", fdßaltete bie
©eneralin ein unb lädjelte auSbrudSood." — $atte
^ortenfe ißr otedeicht in einer feßmacben ©tunbe
ein ©efiänbniß gemacht?

„9tun, burh einen fonberbaren gufad bin tdß
in ben 33eftß eines für grau be ©rouidac beftimm*
ten SriefeS beS §errn ©icotnte be 3tanteuil gera*
tßen.' Der (Brief enthält bie fRacßeicßt/ baß Jperr
be (Brouidac . . ."

„gebt?" fragte bie ©eneralin ßaftig unb mit
j bebenber Stimme.

j „ga, gnäbige grau", oerfeßte tcß.

Ser ©eneralin traten bie Sßränen in bie Slu*
gett, fie reidßte mir bie §anb unb fagte fc-ßliditunb
herjlicß: „gdß banfe gßnen aus tiefftSr ©eele für
biefe gute g&tchricßt." @te ftanb auf, ging imgim-
mer einige QJiale auf unb ab, plößlicß blieb fte oor
5 mir fteßeit. „3tber um ©ottes ©Ulen, wie werben
: wir es maeßen, baß ^ortenfe bie Otacßricßt erfäßrt?
j giß weiß mir feinen 3?atfj. @ie fennen bie arme
* grau meßt wieber. gcß oerfißere @ie, bie greube
wirb ©te tobten ... Slcß ©ott, wenn bocfj mein
(Kann ßier wäre . . gcß bin fo imgefcßidt wie

moglidß, tcß bringe e§ nid^t fertig . . . §clfen ©ie

i mir, tßeurer §err . . . ©ir woden boß gleiß ben

| Doctor rufen (affen ... ga, ja, baS wirb baS

; 33cfte fein . . . Ober wenn ©ie . . . Sich, ©ott,
j biefe Aufregung . . . ©enn tcß nur tgortenfe erft
! auf gßren Sefücß uorbereitet ßätte . . . ©inb ©ie
eilig? Ober fönnen ©ie ßier einige geit bleiben?"

„©näbige grau", gab tdf) jur Antwort, „iß
ßabe jebenfadS oor ber §anb nißts SlnbereS ju
tßun, als miß meines Auftrages ju entlebigen, iß
bitte ©ie, über miß unb meine geit oodfiänbig ju
oerfügen."

„Danf unb noßmalS Danf. 33or Sldetn wid
tß ju §ortenfe gehen ttnb ßoffentliß bin iß gefßeibt

genug, um fte gßnen halb jujufüßren. gß brauße
©ie ntßt jn bitten, mtr ju oerjetßen, wenn iß©te
jeßt allein laffe. §ier find 33ußer, (Photographien,
bort liegen bie geitungen, bie eben angefommen
ftnb, ba fießt ein ©laoier, unb wenn ©ie bie Sßür
auftnaeßen, fommen ©ie in ben ©arten. SSertreiben
Sie ftß bie geit, fo gut ©te fönnen. ßoffentliß
fomme iß halb jurücf." Sie liebenSwürbtge Dame
reißte mir bie ßanb unb ging in großer 2tufreg-
ung jum gtmmer ßinauS. gß öffnete bie ©laStßure
unb maßte in bem freunbltßen ©arten einen fleinen
©pajiergang.

Kaum eine 33iertelftunbe fpäter, bie mir aller*
bingS lang genug oorfam, ßörte iß meinen 9?atnen
rufen, unb als iß miß umfaß, gewahrte iß, baß
aus ber ©laätßür bie ©eneralin ßeroortrat unb an
ißrem Slrme — ßortenfe!

@0 feßr iß miß beßerrfßte, fo gelang eS mir
boß nißt, ßerr meiner Aufregung ju werben, gß
füßlte ben 'gulsfßlag am ßatfe. gß näßerte miß
ben betben Samen, bie langfatn bie fteinerne Sreppe
hinuntergingen ur.b mir auf bem breiten ©ege beS
©artenS entgegen famen.

„ÜJlabame", begann tß. gß ftodte unb braßte
ntßts weiter ßeroor. ßortenfe reißte mir bie ßanb
unb fagte: ,,©ie freue iß miß, ©te wieberjufeßen.
©S ift feßr itcbenSroürbtg, baß man eine greunbin
 
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