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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 77-100 (1. April 1870 - 30. April 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0379

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M 94.

JUMjUMnUBtiprd» fl- 1. 3 f- in ^Jcibeiberg,
ent($ bie fl. 1. 16 ft. »ierteCjSfmg.

©amftag, 23.

Jlnjcigt» 3 fr. Mt 'PeutjeUe, tti apStunft«»
i’rtbeitunc» 4 Ir.

1870.

©ebatrfen beim fianbtagSftfjtujj. II.

gttnerl)alb bev Staaten er Wal tätig im
©egenfajje jur Ke*tSpßegc finb, wie rücfßaltlog
cmerfannt werben muß, bur* Die barauf bejüglicße
©efcßgchung mehrere ©inrt*tungen gcf*aßen wor«
fcen, mel*e'bcn ©runbfaß ber ©elbßncvwaltung in
geeignetem SKaße OirwirHf*en unb ft* bem ent-
fpre*enb bei bev Beüölferung eingebürgert haben.
@S ftnb baS bic Bcjüförätße unb Orteßhulrätßc,
gegen wel*e au* öon bem poranßeßenbcn ®eft*tö»
fünfte au# feine Bemängelungen laut geworben
ftnb. Ki*t jo »erhält c# ß* jebo* mit bev Be-
ßörbe, welche einen weiter geßeiiben ©inßuß üben
fönntc unb füllte: bev gleichfalls buvcb ba# 8ev-
waltungSgcfefc gef*aßcnen ÄrriSocrfammlung. Sie
hat, wie mit Bebauern, abev wahrheitsgemäß be»
tont werben muß, bie baran gefuüpften @iWar-
tungen nicht obev nuv in feßr bef*ranftem ÜJtaß
gere*tfertigt, abev ni*t, weil es bereu SKttgliebern
an Eingebung unb ©ifer ober an ©infi*t rntb ®e-
f*äftstü*tigfeit gefehlt hätte, joubern weil man
eS Seiten# be§ Staate# unterlaßen hat, ftc mit
bem cntfprc*enben Btaße öon gußänbigfeit nuS
tem fvrei# bev ©taatSocrWaltungSgef*afte ju be-
benfeu. ©S ift hiev nicht am Drt, barjuthun, baß
beJjenigc, waS im ©ejeß ber Ärei#üerfgtninlung
i .i einjelnen ©cf*äften jugefWiebrn tft, aflju färq*
lieh bemeffen mürbe. Shatfa*e iß eS, bah alle bic
Obliegenheiten; wcl*e früher fcen ©taatönermal»
tungbbeh&vben jugewiefen waren, faß ausnahms-
los bei benfelben oerblieben finb, unb bemnach
jener ©eßorbe faß nur bic Kuffu*nng neuer, itn-
merhin mohl mählicher, aber ni*f — na* 2luf-
faßung ber ©taatSregierung — für bie 3>oecfe
beS Staat# notßwenbtger 3Icfe unb Beftrebungcn
überlaßen blieb. Äann man auch über baS 9Kaß
Seßen, waS ben ©taatSbehörbcn oorbehalten blei-
ben muß unb mag an bie Beßorbrn ber ©elbßoer-
rocltung abgegeben werben fotlte, oerfebfebener 3tn-
ft*t fein, fo wirb bo* fo »id feflfteßeii, baß 3Dtan*eS,
mag jejjt noch ben erßeren blieb, ebeufo gut unb
beßer oon ben lederen beforgt werben fann. Um
ft* ein Urtheil über bie ©ei*5fte ju bilben, welche
ß* öorjug#weifc baju eignen, braucht man nur
einen Bit* auf baS ©taat#hau#halt#grfeß unb bie
öerf*iebenen SlnSgabenanfäjK für bie einzelnen Ber-
waltung#jweige ju werfen, SBürbc man bann einen
ober ben onbern gwetg ber ÄrefSoerwaltung jur
33ef*lußfaßung übermeifen, fo wäre eS nur notß-
»enbig, na* bem Borbilb bcS Berhältntße# ber
Brontnj $annoöer jurn Staate Preußen einen ent-

fpre*enben Sßcil be# ©taatSeinfommenS ben ein-
jclnen Äreifeu jur beßimmungögemäßen Berwcn*
bung ju überlaßen. SCBoIXte mau ß* jebo* baju
nt*t ent|*ließen, fo wäre eS beßer, bie ganje @in-
ri*tung wieber fallen jü laßen, ba f*on je^t oor--
auSjufehen Iß, baß auf bie Sauer eS au* bie
ÜJiätuier oon bem beßeti SBillcn unb ©emetnftnn
oerbrießen wirb, an einer fo wenig befriebigenben
Sl)ätiglett Shcü su h«ben. 9lü§ugro6 iß ber ®egen-
faß jwif*en 2Bc|en unb ©*ein, 3Birfli*feit unb
■Kamen nab atl^u unoerfenubar ber Slbßanb jwif*cn
bem äußeren Apparat unb bem gegebenen gelb ber
£l)ätig£cit. ©S müßte baS um fo bcutU*er in bic
Singen fpringen, wenn nur bic Äo'ßen für bic 3Bal)t
ber ÜJii'tglieber ber $reiöoecfauimlung unb bereu
£agütig, welche fi* jebenfallS bi# ßarf in bic
Sattienbe belaufen, befantit waren.

Srutlicber, als irgenbwo anberS, jeigt ft* hier,
baß ©^ßemioftgfeit unb SKangcl au golgevi*tig*
feit b c größte ©efahr für einen crfprfcßl'nhni @e-
folg in ft* |*!icßt. Suteäufrafie unb ©elbftbfr-
waltuug fönnen fo wenig auf hem nämli*eu ®c*
biete beS oßemli*en CebenS ncheneiuanbet ßehen,
als ^Preßfreiheit unb genfur ocreinbar ftnb. @S
fann unter fol*en SSer^altnißcn auch ni*tS mehr
helfen, wenn bie ßufamQwnfepung einer in ihrem
@cf*äftefreiS fo färgti* beba*ten SÖc^orbe auf
bcu fveißiinigReit ©runbfäßen berubtj für bie wtvf-
li*e ©elbfioerwaltuitg bebeutet ber, anS brei Ißm
oorgej*lagencn KittergutSbeßhern öom .ßbtiig er-
nannte pveußifche Satibvatl) unb ber bovtige Kreis-
tag, bet weldtcm bic leßteven ebenfalls wieber ein
unoerhältnißmäßigeS Uebergewi*t bnben, glei*wohl
metjr, als btc na* einem fortgef*rtttenen Sertre-
tutigSfhßem jufammengefejite fcabifdjc ÄreiSoer-
fammlung.

Sem äußeren Slnblicf na* h«t bie ©efeßgebung
au* bejügli* ber iRe*tSpßege in neue Sal)nen ge-
lenft, unb ftnb fcer Stjat gegeir',b'en früheren
ßuftanb in ben metften Scjiehutigen gorti*ritte
unoertennbar, wenngtei* wir auf biefetn ©ebiete
in ber 8nge waren, bie metften aitbern bcut|*en
©taaten erß einjuholcn. Stuerfannt wohltätig
wirft bie Slhurthetlung afler wi*tigeren $ßrloat-
reß)tSftreite bttr* JhoUegialgeri*te oon oornhereiit,
bie Serhanbluug unb Kbuvtheilung aller ©traf-
fa*eu bur* ein oon 2Jtet)reren befeßtes ®eri*t,
bic Trennung ber $errt*tungen beS SnflügcrS Oon
bene« beS erfeitnenben Ki*tevS unb bie ®infüh-
rung beS alten unb ä*t beutf*en ©runbfaßeS ber
SWüiibltÄfcic «tt ©teile beS am SluSgang beS KiitteU
altcrS auS Stnlicn ju uns oerpßanjtcn ©pftcmS

ber @*riftli*feit, bie ft* sum Unheil auch no*
| mit ber |)rimli*feft jutn fogen. 3nquißtion#ft)ßem
oerbanb. @c weit wäre jwar SlüeS ganj gut,
wenn man bie genannten ©runbfätie nur au* in
ihrer Keinhett burcicgcführt unb ße ni*t wiebtr
bur* glet*jeitige Beibehaltung bet früheren ©pfteme
— beS ©injelri*teramtS für Ke*tSftrcite, gegen-
über wel*etn ß* bie 3ußünbigfe(t beS ÄrefSge-
ri*tS mehr wie bie SluSnahuie jur Kegel ocrbält,
ber 3uthdluug oon eigentli* ftaatSanwaltfchaffc
lf*en Obliegenheiten an bie ®ert*tc ber @*riffc
li*feit unb |)eimli*fett im ©tvafprojeß — ent-
ßellt unb beeinträ*tigt hätte. (33. ?.)

Scutfdjlanh.

fiarlSruhe, 21. Slpril. SaS heute erßhfenenc
®efe|eS= unb BerorbnungSblatt Kr. 23 enthält

I. 33cfanntma*ungen beS SKinißeviumS beS
©voßh. Kaufes unb Der auswärtigen Kugelegen^
heiten: Sen ©taatSüertrag jwijchen Baben unb
bem Korbbentßhen Butibe wegen we*felfeitfger@e-
Währung ber Ke*tSl)ilfe betreffenb.

II. Bcrorbnung beS SußijminißeriutnS: Sen
Botljug bes ©ejehcS über bic Beurfunbungen beS bür-«
gcrli*en ©tanbeS, httt bie 3Rittheilung inlänbif*er
@tanbeSf*eine an Behörben beS KuSlanbeS betr.

— 22. Slpril. @. Ä. Roheit ber ©roßherjog
haben unterm 16. b. 3KtS. gnäbigß geruht, ben
Somanenaßeßor 3t’aoer Kothmann bet ber So-
mänenbireftion jum Somänenrath unb ben gorß*
aßeßor ^onßantift g o h 11 f * bet biefer ©teile
jum gorßrath, ferner ben ginanjaßeffor Äarl o.
Seuffel bei ber ©teuerbireftien jum ginanjrath
ju ernennen.

©tuttgart, 21, Slpril. ©utem Berttebmen na*
ift baS fünfprocentige ®ifenbahn=Knlehen oon 11
ÜWillionen ©uibett bem §aufe Kothf*ilb ln granf*
furt a. 9K. jugcf*lagen; über ben Sours iß bis
jeßt tii*tS ©enaueS befannt; man fagt, baß ber
3uf*lag jum Sourfe oon 995/i6 erfolgt fei.

§ ©ifenfl^, 20. Slpril. feilte war hiev ber
engere 2liiSf*uß beS beutf*cn Bnjteßnnten*
BereinS ju einer Beratl)ung über ben näshßen
Broteßnntentag tJüh baS Borgehen beS BereinS für
bie nä*ße 3uIullft überhaupt oerfnmmelt, gaß
alle Shetle Seutf*lanbS (etwa 20 Sheilnehmer)
waren oertreten. SllS BerfammlungScrt beS nä*ßen
BroteßantcntagS, ber (Snbc ©eptembev ßattßnben
wtrb, iß Sarmßabt beßintmt worben. Sie ju
oerhanbeltiben Shemata ßnb: 1) Seutf*e Slufgabett
gegenüber bem ©oncil unb bem 3cfuitenorbett. 2)
Broteftantif*e Aufgaben gegenüber bem Bopßth«m

jer ^cltmudi Jnk.

Gtsähtung »on Sari grenjel.
(3ortjefeung.)

„SaS ift ber Sieh, ba§ ift ber Sieb!" ßhrieen
wie mit @iner Stimme bie Stnbern, jufrieben, einen
Blißableiter entbeeft ju h«hen, eine unßchere Bet:;
fönli*feit, auf bereu ^aupt aller SBahrf*einli*feit
naih ßch ber feßroerfte Slrgrooh« fammeln mußte,
©te traten baS 3hr'8e haju. deiner hatte bisher
ben Kamen KobertS auSgefprocßen, obgleidß er in
ber <Seele eines geben lag; bie Befcßulbigung beS
Siebftaßlä war eine fofeßmere, baß fie fi* gef*eut,
ße an einen beftimmten Kamen ju §eften. gc*t
aber trat bev Klenf*, bem man mit einigem Ke*t
bie 3:hot äumutßen fonnte unb beßen Bergangett^
ßeit unb Benehmen in ben lebten Sagen tnan*m
Knlaß jum Slrgwoßn gegeben, in bur*au§ ftag-
roürbiger ©eftalt unter ße. SBarum füllten fie lätt-
9et mit ber Stimme ih1*® ©ewißenS jurücfhalten ?
Ko* eße Kobert, oon feinen früheren ©enoßen feft-
geholten, 00r ben ©rafen in ben ©aal geführt war,
ßatte biefer f*0n oon feinem nä*tli*en ©efprä*
mit ßifette im ©arten unb bem Kuftritt mit bem
Äutf*er gafob oor bem $oftßore gehört. Stuf bie
fragen SBalfc&elmS antwortete Kobert mit einer
f*mer ju oesfcnnenben Unß*erßeit. Ser feltfame

©mpiang, ber tßm ju Sßetl geworben, ßatte tßn , überhaupt oerlaffen, fo etltg, fo oßne jeben 216-
oerwirrt unb erf*re*t. ©r tßat wie diner, ber in j f*icb, in einer Kücffi*tslofigfeit, bie ben SBirtß
fremben 3un9£» angerebet wirb. Sa er no* fei= j no* f*werer als bie übrigen ©äße traf? 2BaS
nen neuen Sienft angenommen, ß* im ©egentßeil j fonnte ißn ju fol*em unhegreißi*en unb unf*tcf-
immer no* £>oßnung gema*t ßatte, ben ©rafen j Ii*en Betragen gegen ben C*e'm, gegen SKelanie
wieber ju oerfößnen, war er in bem @täbt*en, j oeranlaßt haben?

feinem ©eburtSort, gebljfben unb ßatte auf bent t SBäßvenb ber Berßanblung mit Kobert war ein

difenbaßnßofe bei gremben unb Keifenben oorüber-
geßenb Befßäftigung gefu*t unb ßäufig erßalten.
gn berfelbett 3lbß*t wäre er au*, fo lautete feine
SluSfage, in ber Ka*t auf bem Baßnßofe geroefen,
als §err oon §o*berg bort eingetroßen, um mit
einem greunbe, ber ißn f*on feit mehreren ©tun-
ben erwartet, na* bev fjauptßabt ju faßren; ber
| §err Sientenant ßätte eben no* bte geit geßabt,
I ißm bie gügel feines Bfer^eä äajumerfen unb ein
Bittet ju löjen, tu ber nä*ßen Blinute fei ber.gug
abgegangen. Ser für*terli*e ©türm unb Kegen
ßätte ißn aßgeßalten, ba§ no* in ber Ka*t

j wieber jnriiefjubringen, übevbteß fei baS Sßier ju
! erf*öpft gewefen, unb er ßabe e§ in einem ©*up-
pen beS Baßnßofes für einige ©tunben unterge-
bra*t. Siefe Behauptungen Hangen waßrf*etnlt*
unb beruhigten ben ©rafen wegen feines Keffen;
eS war bo* fanm anjuneßmen, baß er mit feinem
Kaube in Begleitung eines Knbern na* ber§aupt-
ßabt gereist fei. Siefe Secfßeit ßreifte an bie ©renje
i ber gre*ßeit. greili*, warum ßatte ec baS ©*loß

S hößevec Beamter ber Bolijet auf bem ©*Ioße er-
I f*ienen, unb eße er ft* na* bem gimmer bev jun-
, gen ©räfin begab, um ben Drt ber oerbre*ertf*cn
; Sßat in 2tugen}*ein ju neßtnen, begann er ein
| f*avfeS Berßör mit Kobert, ber ißm als ein wilber
j Butf*e f*on bon matt*er Kauferet ßer belannt
j war unb ißm ni*t bas geringfte Bertcauen ein»
| ßößte. 2lüeS oereinigte ß* oerßängntßooll m iber
’ ben entlaßenen gäger. Ser ©ärtner flagte ißn an,

I ber ilutfcßer, nun vüdte au* §err oon Bla*a mit
feiner ©*attengef*i*te oor. SaS oerbußte ©eß*t,
baS biefen Behauptungen gegenüber Kohert ma*te,

1 oerf*limmerte feine ©a*e tn ben Kugen beS Be-
i amten, guleßt oerbarb tßn ein mißlt*er Umftanb
| in feiner drjäßlung rettungslos. Kuf bie grage
beS Beamten: wer benn ber greunb gemefen, ber
, §errn oon §o*berg auf bem Baßnßofe erwartet
ßabe? f*wieg er, ftolterte bann unb behauptete enb*
li*, ben Kamen biefeS KlanneS ni*t ju wißen;

' er ßabe tßn nur öfters in ber SSoßnung beS Sieu»
tenants gefeßen, als er no* in beßen Stenft ge-
 
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