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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 1-25 (1. Januar 1870 - 30. Januar 1870)
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,42 19.

Jlbmanwtfpreii fl. i. 3 f. in ^fibflbfrg,
butd> bte tyo\t fl. 1. 16 fr. oicrtelfabrtg.

@0ttnta$, 23. Januar.

#n3<ljtti 3 fr. bie ^rtitjeilr, tri «u*fmift<V
mbeilunfl 4 !r.

1870.

Seutfdjlatri.

«arlSrufje, 19. 3an. 44. öffentliche ©tjsung
bet 3 ro c 11 c n Äammer. Unter bem SSorfth
beS IfMftbcnten fjilbebranbt. (@d)lufj.)

Streiter Slbfhnitt SBeltlidje ©tif*
tungen.

Slbg. ÄtrSner: SBcnn baS Slrmcngefefj, waS j
jtoar nid)t gu erwarten fei, nidjt gu ©tanbe fommen
foUte, fei feine 23cflimmung ocrljanbcn, wornah bett
©tiftltd)en bet ber örtlichen ©tiftungSoerwaitung
fraft ©efe^eS eine Xbeilnajjme etngeränmt werbe,
t»t|^alb er bie Slufnnbme einer hierauf begüglichen
Sfeftimmung oorfhiage; {ebenfalls möge baS .£)auS
ober bie Regierung bte ©tflärung gu ^rotofoß
geben, bafj auf aUc gälte für ©tf} beS ©eifilihen
itp Slrmenratlj geforgt werben würbe.,.

<§)taatSminifier Ör. 3 o 119 berftd)ert, bafj ein
Slrmcnratb organiftrt werben muffe unb je ein
@eifllid)er einer Äonfeffion bartn ©ifg erhalten
tofrbe. 3>er natürltf^e plnjj, hierüber SefUmmung
ju treffen, fei aber baS balb $u oerhanbenlbe Strmen*
Seiet-

Slbg. 5Roff glaubt, bah hinlänglich ©idjerbeit
^«hanben fei, bafj biefe 23efttmmung eingefühet
wetbe.

Slbg. Süober macht feine atiS ber politlfcbe«
Agitation ber fatt>oIif*en ©cigiidjen entnommenen
Sebent-n gegen bie gefefcltcbe ^Berechtigung ber
©eiftiichcu jum ©ifc im Slrmenratl) geltenb.

Slbg. Ätefer ift mit ber born Slbg. Äirö*
«er borgetragenen Slnftht einoerftanben, ohne bie
Einbringung eines befonberen SlntragS; für nothig
ju halten, unb wenbet ficb gegen bie Steuerungen
beb SorrebnerS.

äbg. Äufel hält eS nicht für forreft, wenn
ein @efe$ bei feinen Sefiimmmtgcn auf ein fünf»
tige« ©efefj Sejug nehme; er würbe [ich aber ba-
bei beruhigen, bah bie [Regierung oerfid)ere, fie
Werbt ba$ ©efeh mit einem Nachtrag gur fiöfung
ber angeregten Stage witber »erlegen, fall« fie e«
nidjt gugteth mit bem Slrmengefcf} publtgiren fömte.

©taatsminifier 3)r. Sollh halt bteö für ganj
felbflBtrftänblich.

Hbg. Slum erflärt, bah bte Äommiffion für

Slrmtngefe^ barüber gtemlid) einig fet, bah ber
©rifiliche einen ©i£ im Strmenratlj erhalten folle.

5)ie Slbgg. ißarabieitii unbÄirSner tljet*
len aud) bie ^Befürchtungen be$ Slbg. htober nicht,
k« ber (ginflujj btt ©eifilihen alb blofe SRitglfeber

SKrmenrathS nicht leicht fcherblich wirten fönne.

ÜDic Stflärnng bet [Regierung wirb ju Sßroto*

, foll genommen unb bie §§ 11—13 nad) bem 9te-
gierungSentwurf angenommen.

3« § 14 fragt Slbg. heilig an, in wiefern
bem noch tnS geben gu ntfenfcen Slrmenrathe ÜJtittei
bon ©eiten ber ©pitalfitftungen überwiefen werben
follteu.

©taatsminifier 2)r. 3 0119: hierüber iaffe ftch
generell nichts fagtn; wenn nach Erfüllung ber
©pitalgwecfe etwas übrig bleibe, werbe bfeS eben
bem Strmenrath überwiefen werben.

Slbg. SJtübl häuft er fragt gu ßiff- 2 beS §
14 an, oh ben ©hulbcljörbm auöfd)liefj!id) bte
[Berechtigung gur Scrtheilung ber ©ttpenbien gu*
fontmen folle, ober ben bisher nach fcetn ©ciftuuge*
hrief bagu berufenen ©emeinben biefeS SRecht auch
fcfct nod) jußche.

©taatSminffter ®r. Sollt) erflärt, bah nach
§ 36 bieS auch fernerhin beim Sitten bleibe.

Slbg. ©ifcnlohr macht barauf aufmerffam,
bah wenn and) ber ©tiftungSrath bie SSerwnltung
biefer Stiftungen habe, bie Scrwenbung bcrfelben
bod) ben Strmcns ober ©d)ulbehörben bleibe, unb
bittet bieS auSbrücfltd) im ©efc^ gu bemeifeit.

©taatSrainifter 2)r. Sollh bittet gut ©rläu*
ferung no^ „bie borftehenben S3ehimmungen"
„(Siff. 1 unb 2)" ju fe^en, womit ber Berichts
erfiatter etnoeijfianben ffi.

§ 14 mit tiefer Stenberung unb §§ 15 —19
nach icm ÄommifftonSantrage angtnommen.

Ehettfo § 20 nach einer Semerfung beS Slbg.
$>off.

3^ § 21 erfennt Slbg. 2Rühlhäu§er an,

bah ben ÄonfeffionSgenoffen auf t>ic »Bctmaltnng

fonfeffioneller ©tiftungen hier ein gewijfer ©inftuh
gegeben fei, glaubt aber, bef? auch bie Storf^lagS*
lifie ber in ben fonfejfiontllen ©tiftungSrath ju
wählenbeit 3Ritglicber oon ben ÄonfcfftonSgenoffen
aufgefieflt werben folle. § 21 angenommen.

3u §§ 22 unb 23, beren ©trid) bie 3Rebr-
heit ber Äommifffoti oorgefdclagcn hah beantragt
Slbg. Äiefer bie SBieberherftellung beS 0tegier-
ungSentmurf«. 2)em ©efichtSpunfte, bahber@taat
überhaubt eine fonfeffioneöe Drganifation, welche
fa au^ weltlich fein werbe, gut SSerwaltung ber
fonfefftonellett ©tiftungen hätte fWaffen fönnrn.
Werbe in ben §§ 22 unb 23, welche ben @enuh-
berechtigten in gewijfen gälten bie Schaffung einer
foldjen geftatten, ein SluSbrucf gegeben; eS werbe
baburch fn Ärctfen, beren Suhimmung nid)t ohne
Sebentung fei, ein fonjt mangelnbeS ©cfühl ber
SJefrtebigung hetborgerufen werben. 2)er ©eijt beS
©efefceS werbe, befonberS ba bte Slnwenbbarfeit bie*

I fer 33eftimmung fnapp gugemeffen fei, hiebet nicht
gefchabigt, otdmel)r wirb bamit ben einmal über*
lieferten b'ftoOfthtn SSerbältniffen, bem SOBiUen
einer in ©emeinben organiftrten IbonfffftonSgemein*
fdjaft gebührenbe SRücffid)t gcfchenft.

©taatSmtnifter ®r. Sollt) empfiehlt bringenb
bie Stnnahme biefeS SlntragS. ®aS Äonfequentere
fei eben einmal fn ber SBelt nietet immer baS
iRathfame. SBirfltch hätten eine SReiht ber ein»-
fluhreichfien fonfefftonellen ©emeinben unb gülj-
rer bie in biefen Paragraphen angebotene Äonjef*
fion als befttmmenb für iijre Sufiimmung gu bem
©efe^e betrachtet. Sind) fei bie Sefiimmung prin-
gtpteÜ gerechtfertigt; es hnnble ftch nämlich l)iet
hauptfäd)lid) um Slnfialten, -fjofpitalc u. bgl., nicht
um blofie SBermögenSmajfen; an biefen Slnftalten
aber hafte leicht ein berechtigter fonfeffioneller (5ba-
rafter, welchen man mit ©d)onung ber ©efüljlt
behanbeln muffe.

Slbg. Rummel unterftüht ben Stntrag beS
Slbg. Äiefer mit bem Slnfügen, bah gerabe ber
Äirihengemeinberath fDlannhetm, wie auch siele
anbere, mit SRücfftd)t auf bie in biefen l)3aragra-
Phen gebotenen Äongcjfionen bie Slgitation gegen
baS ©efef) untertaffen habe.

Slbg. Garantetni fpricht für Strich biefer
Sgarngrapbcn, welche bie fonfeffionelle Slgitation
nrfeber in bie ©emeinben hineintragen würben j ebenfo
Slbg. Äufel mit bem Slnfügen, bah auf alle gälte
bie gajfung beS § 22 nidjt ohne einen neuen Streit
gu ergeugen fo wte im Entwurf gelaffen werben
fönne unb berfclbe {ebenfalls wieber gur neuen IRe®
baftion an bie Äommtffion gurücfguweifen fei.

©taatSminifter 3)r. Sollt) wiberlegt ben Sor®
Wurf ber Unbeftintmtheit beS § 22.

Slbg. Ä i r S n e r erflärt ftch für ben Stntrag
beS Slbg.Äiefer, Slbg. |)ufff(hmfb bagegen, in*
bem er fürchtet, bah har4> biefe SSeftimmung ben
©emetnberäthen ihr althergebrachtes SRe^t gur SSer-
waltung gewtffcr ©tiftungen gu ©utihen biefer
fonfefftoneflen ©tiftungSräthe entgogen würbe; eS
müjfe baher jebenfatlS bei Slnnahnte biefer ^ßaragra*
phen auSbrücflid) fefigeficüt werben, bajfbenStabt*
magifiraten, welche bor ber SBerorbnung bon 1817
baS SRecbt ber ©tiftungSberwaltung gehabt haben,
biefeS auch gegenüber biefer SSefltmmung r.id)t ge-
nontmen werben fönne.

Slbg. ©ifenlohr: @S hanble feh bei biefm
fParagraphtn «wt «m UebergangSbefümmungen;
3)ie, welche baS neue ©efeh nipt wollten, fönnten
gur Seit hi« SBirffamfeit beffelhen theilweife auf*
febieben. SRcbner fdslägt einige IRebafticnSänber*

r#r£lliti

Slooelle oon öetnb oon <Bufecf-
(gortfefeuna.)

„Siehfi ®u biefen bilbfehönen SRann bort ooen,
*w ©tcohhwt- ber in ber ©onnengluth mit bemflei»
««n Stilen fpricht?"

„Sa wohl! Slber tdj fe^e nichts fEigerhafteä an
ihm. SSkhhalb he>fet er benn ber ÄöntgStiger?"

©eil er fo fdjön ift unb fd^on mehr afe ein
Srauenherg gerriffen hat!"

„©hanbeiljaft!" fagte ©räfin fiouife. „3um
©lücf Seines noch nicht, 2ibbp! JJltmtn Dich in
^t »or ihm! iBarum benn aber oon SRabrib?
®a fliht eS bo<h feine fEiger!"

»SÖeif er ein ©panier ift — Stttab&e 6ei ber
ihav'fchen ©efanbtfchaft."

• ifo! Sd) ihahe mir bie ©panier immer
fletn gesagt, oon nufjhrauner unb olioengrüner Sou*
r f. ®iann bort würbe ich nach feinen

»yaroen eher füt ejneu Schweben gehalten haben, wenn
er nicht ben abfeheulichen fdhwargen Sottelbart hätte.

„Slber tch bitte Dich, Xante Soutfe, biefeS gbeat
«wes fafhumablen Sartä; füt ben yelbft gürftinnen
idiwämen, nennft abfitjeulich? ®ir gefällt toohl
em 8‘attrajicteS ©eheimerathSgeficht beffet?"

««. ’k c ^en ®el£hmacf Iaht jtd) nicht fketten,"
ernneberte bie ©räfin. „®iehftSDu, ber Xiger fc^eint

ftch ein neues Opfer gu fud»en. SBenn er nur nicht
morbenb bis gu uns oorbringt!"

3)aS war bie echte alte Jungfer oom Sanbe
grau Sibbp münfdjte glühenb, bah fte bafiir &üfien
möge. Stn geuerftral)l aus ben Stugen beSfchönen
Spaniers unb bie gnäbige Xante war oerliebt in
ihn, troh ihrer ftebenunboiergig gahre. @r festen
fich a6er oor ber $anb fein Opfer näher gu fuchen,
in einer ©ruppe oon SDamen, gu ber er ftd) gefettte.

„$aben ©ie ft§ ben Meinen alten $errn ange*
fehen, mit welchem ber Xiger fprad)? fragte bie
©räfin $errn oon ffiilbenftein, welcher ben SJorten
feiner grau ungufrieben gugehört hatte. Sr »er*
neinte eS unb fte fe^te fjinju: 35aS ift oieHeidjt
Äomöbiant oon Sffiiesbaben!*

äßilbenftein fah ftch nach um, er hatte ftdh
aber unter ben oielen SRenfchm oerloren.

2.

«u ber „^umbolbt* bei Ober * Sahnftein an*
legte, um IReifenbe oon SmS aufgnnehmen, oberfolche,
beren 3*el ber berühmte Äurort war, ausgufehen,
fam ber ©panier, ben bie ©efeUfdjafi, gu ber er
ftch oorhin begeben, nicht gefeffelt haben mochte, ben
{Reuaufgenommenen näher, wanbte ftch aber nach
einem flüchtigen Ueberblicf furg oon ihnen ab unb
erfannte jefjt grau oon SBilbenftein. ©ewanbt brach
er ftch gu ihr, begrüßte fie in frangöftfeher

Sprache unb eS entfpann fi<h eine jener leisten |

Äonoerfationen, in welcher ftch SBeltleute an 9B*r*
ten fo oiet, an Sfnfjalt fo wenig gu fagen haben,
©räfin SlUthing hatte nun oofle ©elegenhett, ben
IRann ftch naher angufefjen. @S war wirfltdh ein
fcfjöner Sülann, nnb hatte ein ittiereffanieS ©efuht;
ob er auch intereffant war? XaS lieh ftch freilich
ans feiner flachen Unterhaltung mit Stbbp nicht
bcurtheilcn, inbeffen mit ihr war wohl nicht oiel
anberS gu fpredjen. Sin wohlllingenbeS Organ mu^te
man ihm wenigftenS gugeftehen. Um bie SlngeJjö*
rigen ber ®ame, ber er feine Slufmerifamieit ge*
wibmet hatte, fümmerte er fich 0ar nicht; offenbar
hatte er jt<h früher nur grau oon SBilbenftein,
nicht ihrem Ulaitne oorfteHen laffen. Oie junge grau
holte baS aber nach, fie hatte oieHeidjt ihren Meinen
§intergeban£en für ben nähften Sßinter babei: „gdh
ftcCte Shnen §er«a oon Söilbenftein oor. $err oon
©iloa," fagte fie unb tjjat eS bann umgelehrt in
aller gorm; bie Herren oerneigten ftch ftumm gegen
einanber, bann £am bie Xante unb bie Stieftochter
an bie Steife. „Siebe Xante, $err oon ©tloa!
SReine Xante, Somteffe Sltlthing! gräuletn oon Süt
benftein, meine Xochterl" Sin f<half^«fter SBlid be*
gleitete bie lebten SBorte! Oie Xorfjter war wohl
ebenfo alt wie bie ÜJmtter. ©iloa fa^te baS junge
SRäbchen fharf ins Singe unb trieb ihr baburch baS
93lut in bie SBangen. Sin bie ©räfin Slßthinn
richtete er einige SBorte, weihe fte erwieberte, bann
 
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