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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 77-100 (1. April 1870 - 30. April 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0351

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JS 87,

^böHnetmatöprcis fl. 1. 3 t. in #eibelber9r
bur# bie $ofl fl. 1. 16 tr. üicrtelja&riß.

^U3£iflin 3 fr. bte 'Pemjeilf, bei »uöfunftö'
cvtbeitung 4 tr:

1870,

SOZttttüodO, 13. 2tpril.

B.C.S)tc Parteien am Sdluffebe§ Satibtagg.

2Bcr am ÜRorgen be« 6. SCpril bie Tribüne
be« Stänbegaufe« betrat, ber mocl)te btßig erftau*
neu, ben lange entbehrten ginbau am lebten £age ber
©efflon nutbefannter§clbgerrnmienemicber auf feinem
©läge gu fegen. ©alb foUte ba« fRätgfel gelobt
fein. 2)er eingige ©egenftanb ber £age«orbnung
tuar bie SGBapl bc« fiänbifdett 3Iu«fcguffe«. 3)a galt
t$, einen lebten £)auptfdlag ju führen gegen bic
»erhalten Sfotfonalliberalen unb guglcid) bie gute
§reunbfdcift mit ber rotgen SDemofratic gu befte-
geln. 33er fiättbifde Sluöfdujj erfordert 6 ÜJfit*
glieber au« ber 2. Kammer, alfo mar bic decf)-
itung einfach: 4 Schmarre -f- 2 SRotge — 6. 33a
aber anftanbs^a(ber ber SOßäglenbe ficb nicht felbfi
mahlen fonnte, fo muhten ihrer heben fein, unb
ba bie rothe Seite beim befielt ÜBiflen nicht im
Stanbe mar, au« gtoeien bret gu machen, fo muffte
nothgebrungen ba« fegmarje SStereef gu guter Segt
noig'einmal jum günfeef ermeitert merben. 6«
mar einer Jener garmlofen ©paffe, mie fte ft cg bie
Herren fo oft im Saufe biefer Sefffon erlaubt,
nur etma« origineller, etma« naiüer. Sech« 3Rit-
glieber gutn fiänbifchett Slufcgug, öen beuen brei
gegen ba« Sinattggefeg gefiimmt, magrenb einer
(^at)fer) fi(g babei burd) bic jeltlainfte aller Stimm*
entgaltungen amSgejeidnct gatte!

3)ie gange ©efegiegte märe übrigen« niegt ber
©rmägnttttg mertg, gäbe fte nicht auf’« fReue etn
höchfi bejeidtttettbc« Seifpiel oon ber ohnmächtigen
33emonfiration«fud)t, in ber bie gefammte parla*
mentarifchc 2Birf|amfeit ber foq fatgolifcben ©olf«-
Partei aufgegangen tfi Sffianrt mären benn biefe
^)errnt toägrenb ber ganzen langen Seffton ein
einige« 2Ral mit einem fcgöpTevtfdiett ©ebanfen
nor ba« Sanb getreten? ©on [Rofjgirt allein, ber
ba« tragifdie ©efdfd hat, gu ben „oevegrten grettn-
ben" be« ginbau gu gäglett, tfi ein graftifdjer
©orfdlag, bie oon allen ©eiten mit Sliterfemtutig
begrügte SRotion auf ©rridtung eine« ®erid)t«-
gof« gur ©ntf^efbung oon ©ompctengconflicten,
au«gegangen; bie Sinteren befchränftett fteg auf
fleinltde ©emadelung ber 9fegictung«öorIagcn, auf
gehäffige Unterteilungen unb, trenn’« l)od> !am,
auf plumpe SBigeteien. ®ie armfelfge fRicgtigfeit
foltgen ©ebahrett« gaben fte felbfi halb genug be*
merft. ©egon gmei SDiönate ror ©djlug be« Sanb*
tag« »erfünbete bet „©abifde Seobacgter" bem
garrenben ©olfe, bag fdjroerlid) nod) „etma« Sn*
tcreffante«" gu ermarten fei, unb felbft bie groge
«ugerparlamentarif^e $gat be« £rn. ©iffing, „bie

t legten fölogifaner", blieb im eigenen ©cglamm
* fieefen. ©rbarmungsmertge 33enffägtgfeit!

Scglimmer noeg maren bic fRotgeu baran. ©0
geräufd)öoil immer bte Ultramontanen bie bemo*
fratifden Sirabcn im ©luntc fügten, jebeö Äfnb
wetg bocb, bag igre §reigeit«göttin ntegt tgront
auf bem fonnigen ©lau ber granffurter ©fiugft*
miefe, fottbevn tm Sdtmmer be« Äergenltcgt«, tm
Qualme be« fRaucgfaffe«. Stber bag bte aßetnfelig*
maegenbe Qemofratie be« oon gebet untgattg
jufegett titugte, mie igr »oit biefett „Settelpreugen“
ein gorbcer nad) bem anbevn au« ben «pättbeti ge^
muttben muroe — ba« mar ein Uttglüd! ßitt
äditer fRitter freilieg meig ftd) aueg tn foldjcn
fRötgen gu gelfen, unb fo tgat uu« benn ber
SRanngeimer 'JRottiteur bereit« »or SRottatctt ju
m.ffen, bag SlUe«, ma« ber babifdje ßanblag an
freigeitltd)en ©efegen probucire, bodt nur ber geil-
lofen guregt »or ber gercaltigett Qemofratie ent-
fpvttige, melier legieren mir nur nod) banfbar
fein fönnen, bag fte biefe elenbe SSerpfufdung igrer
geiligftnt Sbcale al« eine fümmerlide 2lbfdlag«-
gaglung entgegenjunegmen gerügt. 3tt ber £gat,
ftolg lieb’ id ben ©panier5" aber menn berlängfi
fabenfdeintg gemotbenc SRantcl nidt einmal megr
aubreidt, bic ärgften ©lögen gu »erbülleii, ma«
gttft bann nod) aüe ©ranbegga? 2)a« ©olt meig
ma« ba« ^Programm rom 23. SRat 1869 attfge-
fiellt unb mer e« burdgeführt hat. ©« ift bie
nationale unb liberale Ißartet. ©« ift
bte fßartef, bie ein rolle« ©crfiänbnig gat für ben
bcmolratifden 3UÜ «nfrer ßett, bte aber nidt ge-
fotnten ift, abftracte Slgeoricn bttrdtgufügren um
jetten ©tel«, ob aud ba« ©ol!«mogl baburd gu
©runbe ginge. ©« ift bte ©artei, melde »on
bem ©rnttbfage au«gegt, bag, menn matt ein3)ittg
»erbeffern mtll, man biefe« Qing felbfi mit all
feinen ©den unb bauten in bte |)anb nehmen
ntug, nidt aber feine ©rperimente an einem leeren
©gantaftegebübc maden barf. @ö ift bie 5ßar(et,
bie ehrlich gearbeitet hat, um ba« äRöglidRte gu
erreichen, termeii ihre ©egner e« rorjogen, ftd
begaghd im Segnfiuhl mohlfeiler drittelet gu
fdaufein.

2lber bie nationalliberale ©artei gat nod mehr
getgau. @ie metg, bag aud her bejie Sluobau un-
terer gelmifdett ßuftanbe unhaltbar ift, menn er
nidt einen fefien SRüdgalt gat an einem jiarfett
beutfden ©taat«mefett. Qarum erftrebt fte ben
Slnfdlnf1 an bett IRcrbbeutfden ©unb. gür bte
©tunbe ber gödfien ©efagr ift bie ©erbtnbung
mit bemfelben bereit« burd ben Sllliatigrertrag ror-

Jcr ^dtmudt i&j Jnk.

Grgäglung oon Sari Stengel.

(gortfefeungO

3d ntug mir ba« ©ergitügen oerfagen, bie ©rä-
fin 1 in igrem fdönen ©rautfleibe unb mit ben gerr=>
liegen ©riHanten gu fegen, ©otten fein gar fofibare
©teine, ber §err ^ommergienratg IRömer ift ein
Kenner, unb bie gnäbige ©räfin merben fein eine !
8«e glüdlide grau."

3n igrer ©efiiivgung gatte 3Relanie nur bie $älfte
non aß’ ben 2Botten rerftanben, roeldje ber ge-
4roägigen 3unge ©amuelfogn« entfielen. Qie 2£ngft
llm igren ©etter, bte igr immer fürchterlichere ©cgred-
gilbet oorgauherte, hegerrfdjte fo gang igre ©ebatt-
fen, bag ade« Slnbere formlos an igrer Seele »or-
«,?etraufdte. Qgren natürlichen SBtbermiHen he-
®mPfeiib, trat fte bidgt an ben Kaufmann getan,
mit igren buttfein gerrifd)en ?lugen in feinem
®*Ht forfdenb, tn bem freiltd »or ber Befiänbi*
Öen ©eroeglidfett feiner 2Rienen nidt« gu lefen mar,
'a8te fte mit gitternber Stimme: „@in 2öort, S<x*
muelfogn, unb ntdjt« megr! ©Soßen Sie meinem
fetter gelfen ober ntegt

SDer Saufmann hüdte ben Sopf nodg tiefer, i
nrmelte etma« oor gd gin, gaglte an feinen ghn |
8«n unb entgegnete cnblid mit fdlauem Stufhlid: |

j „(Sä merben fein gegntaufenb egaler, bie ber junge
2Rann fd;ulbet, mo foß id gernegmen gegntaufenb
egaler? — unb nun mürben feine ©lide noeg
fdlauer — „gegntaufenb Sfgaler ogne Sidergeit?"

„SfRein ©ater roirb fie §gnen geben!"

„©ott," madte Samuelfogn unb ftedte bie^anb
mit bem §anbfcgug trübfelig in bie Safcge, „menn
Sie nod fagten, ber §erv Somntergienratg oon fRö-
mer —"

„fRidt« oon meinem ©erlobten," unter6racg f« j
igtt.

„SRun ja," fagte Samuelfogn mit einem pfifft5,
gen Sadjen, „trarum foß ber ÜRaitn erfahren, roo»
gu bie grau ba« ©elb graudjt? ©od bagu oor ber
§ocggeit? Uebermorgen merben Sie eine reidge grau
fein, gnäbige. ©räfin, beren Unterfdgrift refpeftiven
toirb ^ube unb §eibe unb Sgrift,. unb menn §g= j
ne,t übermorgen gu lange, finb Sie bod geute 1
fegon fo veieg mit. igren ©vißanten unb 3grem ©er«’!
lobten!" ■ ' j

„©Manie, ©ielanie mo bleibft Sn?" riefen tnJ
biefem Slugenblid bie SRäbdien im ©arten, uttS Sa= j
muelfogn gog fieg mit. einer tiefen-©erbeuggmg nad j
ber gum Sorribbr fügrenben Xgüre be« Saale« gu= j
rüd.

„3d «tfe geute in ber. fRadgt, fagte _ er nod j
leife unb bebentungänoß, „trenn bie gnäbige ©rä- j
fin ..."

gefegni. ©tue egrliebe Sllltang aber gat gut
©orbebingung, bag beibe ©erbüitbete in gleident
SRage igre Sräfte anftreitgcn, um bte ©rrcid)ung
igre« gemetttfamen 3naccfcb gu ftdent. 3lu« biefem
©eftdt«pnnfte gat bie uationaßiberale ©avtei ba«
Srieg«bubget beurtgeilt. Sie gat gejpart, jooiel fte
fparett fonnte 5 aber ogne fjaubertt gat fte bt-
| mifligt, ma« im Sntereffc ber nationalen ©rifiettg
burdau« notgmenbig mar. 35a« ift eine flare,
eine offene unb egrlide ©olttff. 3ßa« bteten tut«
nun bie ©egner al« ©tügen für unfern Staat:
35te Qemofratcit — einen auf bem StRonbe ju fu*
denbett Sübbuttb, bie Ultramontanen — fRom.
3)a« babifde ©olf mag ttun mäglett!

3Deutf (glaub.

»larl§ruge, 11. Slprtl. 53er geute erfegienene
„Staat«angeiger" 5Rr. 9 entgalt eine öefannt*
madttng be« ©rofg. 3Rinijferium« bc« Snnertt, bie
©ittberufung be« ßoßparlamettt« auf 3)ottnetRag
21. Slprit b. 3- betreffenb.

ifarlSrugc, 10. Slpvil. SRan ermattet bem««
nädff bte ftt ber Sufiij nod au«ftegettben göge-
rett ©rnennungen. ©erfdtebene©erüdtefdtoes
bett barüber in ber 8uft, befiimmte 2lngalt«punfte
ftttb jebod nidt oorganbett. — 9Ran nimmt an,
bafj bie foq. fogialcn ©efege, Slrmenpjlege,
Unabgängigfeit ber ©gefdliegung »om ©ürgerredt
unb jene« über bte ©emctnbemaglen unb bte ©c*
tncinbeocrtoaltung fo giemlid glefdgcftig in 3Birfs
famfeit treten follen. — 3)a« fßerfonal ber Äunfi<
fdule ift in Slubfügrung einer länger gehegten 3lb*
ftdit burd ©erufuttg eilte« ©rofefjor« für ®ettre-
malerci, ©ieffiabl itt ©onn ergätigt morben.

fforjgeim, 9. Slprit. |)eute ©orntittag unb
©adtnitag fanb bie Slbfiimmung ber ©rotefian-
ten über bte gemifdte ©dule ftatt. ©on
1238 Stimmberedtigten fiimmtett 868 ab unb oon
btefett 860 für unb 8 gegen biefelbe. 33fe ttngc-
geure ©fegrgeit oon über 99 ©rogent fprad ftd
alfo für bie SRafjregel au« unb bte ©forjgetmer
©rolefianten gaben bamit mteber ein gläagenbe«
3c«gniü igre« gveiftnne«, tote igrer brftberliden
ßtebe gu ben Slngegörigen ber Sd>»tfterftrd)e ab*
gelegt.

— 9?ad heute grüg gier etngelaufener tclegr.
©adridt, foß bie geftrige Slgfiimmung ber Sa-
tgolifett ebenfaß« glangooß burdgegangen fein.

3)'. IR.

ficiftS'Ö; Slpril. t?«lßf her Haltung
bc« „ofumenifden ©ottcil«, melde trog aßerSBars
nungett immer au«gefprodener bie ©ruublagen un-

©don a&er hatte ©Jelanie bie ©laätgür geöffs
n^t unb ftanb gocgaufatgmenb auf ber ^erraffe,
©tnige SRinuten oergingen, ege jteftdg oon ber 2luf-
regung, bie in aßen igren ©erben gudte, foroeit be*
rugigt gatte, bag fie fdmanfenben Sdritte« bie
Stufen ginabroanbeln fonnte. ©inmal im ©arten
unter ben anberen fudgte fte ebenfo ängftlicg jebe
©erügrnng mit igrem ©etter Ju oermeiben, al« bie-
fer fte gerbeigufügren ftd bemügte. Scgon mar er
um ben -Ruf feiner SiegenSroürbtgfeit gefommen. 33ie
jungen SSRäbden fanben tgn übellaunig unb gereigt
unb fonnten ftd bie ©eränberung, bie im Sauf ei-
ner ©adgt mit igm oorgegangen trat, niegt erflären.
®agegen gatte Silber! igre bergen oornegmlid bureg
ben ©efang einiger flcinen fpanifden ©olfalieber tote
im 'Sturm getoonnen. 3)ie ©unft, -mit: ber fo bie
©efeßfd<tft ben igm oergagten ©ebenbugler be-
'ganbelte- berbrog ^att« in feinem Unmutg noeg
megr 3Rit ber gurdjt oor einer fdjmäglicgen @nt5
lafjuttg au«' bem Regiment oerbanb ftd; ber Sn*
grimm über ba« ©lüd 'Stfbert«; menn igm aße
DTläbcgengergen guflogen, tote lange mürbe igm ba«
SRelanie’s miberftegen? Unb toieber mürbe biefe ©e*
banfenreige von einer anbern burdjftengt: ob e«
benn fein SRtttel gäbe, roenigften« bie gartnädigfien
©laubiger gu befriebigen ober oon ber ©efannt*
mädung tgwt ^orberuhgen noeg eine ©Seile gurüd-
gußalten ?" Sn folcgem Kampfe richtete er feine Slu*
 
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