Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

DOI Kapitel:
Nr. 229-254 (1. Oktober - 30. Oktober 1870)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0993

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

M 239.

fl. l. 3 E. in ^eibdbetg,
*>ntdj ble fl. 1. 16 fr. »ierteliäbrig.

2)omterftaf}, 13. OftoBer.

linjrißcu 3 fr. Me 'pertfjeife, bei XuSfunftS*
ertöetlwnfi 4 !r.

1870.

30|r* Stuf baö mit Bem 1. Sftobcr
Begonnene neue StBonnement auf ba^ $eibel--
Berger Sonrnal werben nocf) Seftettungen
angenommen für JpetbelBerg Bei ber (£r-
^>et>itiori nnb ben Fragern be£ SHatteg,
für auSroärtö Bei ben Bctreffenbett ^3oft*
ämtern ober £attbpofi>33otett.

©te ©rpcbiftott.

Wleueftt 91a(Bri(Bte».

SBcrfatHeS, 11. Oft. Offiziell. (Sin gcmifdiieS
Korps auö Sruppcn ber Slrmee beS Kronpringcit
unter ©eneral Sann fcjjlug am 10. Oft. einen
Sßeil ber Soirearmee bei Orleans, 1000 (be-
fangene gemalt, brei ©efdjüße erobert, gcinb in
regedofer gluckt.

Stuttgart, 11. Oft. (Die gefirige {ßerfamm*
Jung bet liberalen Partei (regierungSfreunb*
ließe SRittelpartei gwifcßen ben ©roßbeutfcßen unb
{Rationalliberalen) befcblofj folgenbc ©rflärung:
SaS beutfcßc RJolf erwartet bte »erfaffungSmäßige
©inigung ©übbeutfcßlanbö unb {RorbbcutfcßlaubS.
Sie liberale Partei erwartet, baß bie neu gu wäß*
lenbe SSolfSöertretung einem @taatS»erfrag ißre gw
ßimmung ertßefle, woburcß auf ber ©runblage
ber SSerfaffung beS {Rorbbeutfcßen SunbeS gemein*
fame ©efeßgebung, biplomatifdje SSertretunc; beS ge*
einigten SeutfcßtanbS unb ein geeinigtes $tex er*
reicht wirb.

’JRüttcßen, 11. Oft. Ser ©tabmagffirat befcßloß
bie ©rricßtung oon ©etreibelagerßäufern aus ®e-
mefnbemitteln, gutnßwecfe, 9Ründ;en gum Zentral»
punft beö oftli<h*wefiltchen ©ctreibe^anbelö gu er*
beben.

Hamburg, 10. Oft. SaS ÜRemoranbum
ber |)anbelsfamm er an baS {Bunbeöfangler*
Stint erhofft @ntfd)äbigung nicht nur für bie auf*
gebrauten Schiffe unb 8abungen, fonbent auch bie*
jenigen Schiffe, Welche auS furcht not ber 2luf-
bringung unbenüßt unb be^^alb unbefcßäbigt gc-
blieben ftnb, wenn nur irgenb möglich in ber f^ößc
ber Bremer SSorlage, unb macht ausführliche l8or-
fchläge betreffs ber Sieöbegüglic^en griebenSbebtng*
ungen.

Sourd, 10. Oft. Sie frangöftfdje {Regierung
theilt golgenbeS mit: 2luSOrleans, 10.Oftbr.,
SlbenbS 9 Uhr, rnelbet ber Kommanbant beS 15.
SlrmeefotpS: Sitten aß (Ülrronb. Orleans), wo*

felbft bie {Beigabe Songerurc unb einige 3ägercom*
pagnien lagen, würbe am 9. b., üRorgettS, »om
geinbe befeßt. ©eneral {Regan eilte mit 5 {Regt*
mentern, 4 {Bataillonen unb einer 8*{ßfünber*{8at-
terte herbei. Ser Kampf bauerte bis 2*/2 Uhr
{Racßmittagö. Unfere Sruppen würben in ein ®e*
ßölg gurüefgeworfen, welches fte noch befeßt halten
unb {ebenfalls halten werben (!!)

SourS, 10. Oft. ©ambetta erlief eine Ißro*
clamattoit an bte {Bewohner ber SepavtrmentS. ©ö
heißt bavin, er habe auf {RegievungSbcfeßl fßartS
»erlaffen, um Slitweifungen unb söefel;le berfelben
gu Überbringern Ste {Reoolution fwtu weber ®e-
fd)üße noch Söaffen gefunben, fegt würben für

400.000 {Rationalgavbcn, 100,000 äRobtlgarben,

60.000 SRamt reguläre Sruppen, täglich URtdio*
nen {ßattonen angefertigt. Sie gortS leien mit
äRartnetruppen belegt unb haben 3800 ©efeßüße.
33tS jegt fei ber geinb »erbtnbert worben, auch baS
fleinfte ©tbwerf gu errichten. Sie gertigfeit unb
©rfaßvung ber tmprootftrten Sruppen wirb täglich
größer,* hinter ber ©nceiute ber gortS eriftirt eine
anbere auS tßarrifaben. @S ift feine Sünfton,
fPartS ift uneinnehmbar. Preußen bleibt nur äluf*
fianb ober -fwngerSnotl), aber ju feinem wirb eS
in $5aviS fommeu. SebcnSmittel finb noch für 3J?o-
ngte »orhanben. ®S ift Pflicht ber S3ewohncr.
ber SepavtcmentS, jtch unheblugt ben ßtegierungS*
befehlen ju fügen, welche bie {Rettung granfreichS
wollen, ©obalb baS gefebehen, wirb bie {Regierung
feft begrünbet fein. 2ln SRannfchaft fetjlt eS nicht,
©cfehlt hnt nur ber @nt|d)luß unb bie (Sonfequeng.
Sie nunmehr abgefchloffenen SiefcvungSoerträge ft*
ehern granfrefch ade btSpontblen ©ewetfre ber SSclt.
SBir muffen ade ^Hilfsquellen anfpatinen, bem geinbe
|)intevl)alt legen, einen nationalen Krteg anfangen.
|)erbftregcn werben fomrnen, bte geinbe werben be-
cirntrt werben barch unfere 2ßaffen, burch ben .f)un*
ger unb bie {Ratuv. ©rheben wir unS in URaffcn,
unb laßt unS lieber jierben, als bie ßerftücfdung
granfretchS bulben.

SourS, 10. Oft. ©ine son 1500 i)3erfonen be-
fuchtc ®et|ammlung fagt in tßm {Refolutton, bie
SRaßregeln ber {Regierung jur {Bcrtrcibung beS
geinbeS feten weber fo entfehieben noch fraftiq,
als eS ber ©rnfi ber Serhältntffe erhetfehe. Srin*
genb nothwenbig fei eS, bie {Regierung aufjuforbern,
©ommtffäre gu ernennen, bie überall bie 8anbeS-
»ertheibigung gu organiftren hatten. — Ser $rä*
fect »on Soulon fagt in einer in SRontauban ge-
haltenen {Rebe: „Iffiaffnet ©ud) mit SJlißtraucn,
|)aß, 3®tn unb 9Bnth gegen bie {Ropalijten, welche

nidjtS anbeveS ftnb als ißreußen int inneren unfereS
8anbeS."

glorcnj, 9. Oft. ©eflern SlbenbS große 3du*
mination ber öffentlichen unb ber {Prbatgebäube.
Ungeheure SRenf^cnmajfen. f)eute btlbcten {Ratio*
nalgarbe uitb ©arnifon Spalier »om |)6tel {Rew*
g)orf bis gum ipalaji ipitti. Sie Seputation würbe
»on gwei ©ercmonicnmeiRern in ©alawagen abge-
holt, »om Obcrficeremonicnmelfier ©rafen ißani*
fera unb bem erften glügelabjutanten ©ottnag auf
ber unterften Stufe ber ©hrentreppc empfangen.
JBährenb ber ©erentonie ber Uebergabe beS {j3le*
blfcitS 101 Kanottenfchüffe. Ser Sag ber Slbreife
beS Königs nach {Rom ift noch «f^t genau be-
jtimmt, unb bürfte oor Berufung beS IßarlamentS
nid)t befiimmt werben. Sie Unterhanblnngen mit
mehreren SRächten wegen ©arantien ber geiftlichen
Unabhangigfeit beS {ßapfieS haben bereits begon*
nen. Sctrbtnalergbtfd)of ©orfi »on {ßifa ift ge*
florben.

§laret|j, 10. Oft. ©in Sefret fpricht bie
©inoerleibung {RomS unb ber {ßrooingep
beS KirchenfiaateS in Italien auS. Sem
{{5 a p ft bleibt bie HBürbe unb Unoerlegbarfeit ber
perfönlicpen SouoeränetätSrechte. 3m ©efeggebnngS*
wege werben bie Sebittgungen für bie Sißahrung
ber ©rterritodalität unb ber freien Slueübnng ber
geifilidien Slntorität beS {JSapfteS fefiqeRedt. 8a*
marntora ift gum Statthalter ber {ßrooing {Rom
ernannt, gut gcwtffe politifche 93erbrcd)en unb
Vergehen iji eine ÜlmnefHe gewahrt.

glorcnj, 10. Oft, ©S h^ßt, ber König habe
ber Seputation aus ben töm. {Prooittgen erwtbert,
er werbe als Souoeran wie als Katpolif für bie
StuSübung ber getfilichen SRa^t beS ipapfieS bie
aderweiteften ©arantien geben.

$lnrcnj, 10. Oct. ©S wirb »erfidjert, baß ber
König bemtiächR ben militärifchen 3Rannö»ern bei
SRonfelfce (bei {jSabna) tutb 2Rarengo beiwohnen
Wirb. Ser König wirb 10 Sage »oh ber |)auptRabi
entfernt bleiben. — Sie fritiftren bie

heftige Sprache einiger frang. 3°urnale gegenüber
Stalien anläßlich ber Sefegung {RomS. — Samar*
rnora geht heute "atB {Rom. — SSBic eS heißt,
haben mehrere Seputtrte ber Oppofttion erflärt,
fid) bem {ÜRtnifieriunt nähern g« woden, unter ber
SSebingung, baß baS üüRinißerium {Reformen in ber
{ßerwaltung gu ©unfien ber Secentralifation »or*
nehme. — ShierS wirb am 3Rittwod) erwartet.

Riotn, 9. Oft. Ser $apft lehnt ade Sorfchlaqe
ab. {Rid)t bagegen fpri^t bie Annahme ber 52,009

2>ie bonaßactififtfrfjett Flüchtlinge i»3erfeh-

©in Korrefponbent ber 3nbepenbance beige aus
3 er feg ben 30. ©ept. gibt unter bem Sitel ber
©ebeimerathin 3«feg ein überaus cßarafteriftifibeS
©enrebilb auS bem Sireiben ber bonapartiftifchen
glüchtlinge, »on benen bie britifhe 3nfel überfüllt
ift. Unter ihnen befinben ftd» in erfter Sinie »tele
3Jlitglieber bes ©eheimeratheS, oon benen ber ehe*
malige 3Riniftetäiaroeße am meiften hemerft wirb.
©S ift eine Scene oon braftefeh fomifdier SBirfung,
wenn ein auf bie SRerfroürbigfeiten feiner ^eimath
ftolger Kutfdjer biefem in SBiftor §ugo’S „©jatimentä"
jo arg gebranbmarften Siencr „{Rapoleon beS Klei*
nen" abfolut bte 2Boljnung beg SicßterS geigen u.
erflären will. UebrigenS ift bie faiferl. Kultngejcel*
lenj a. S. fehr fomfortabel in einem ber elegante*
ften Käufer oon Saint gelier inftaUirt. Söeniger
gut logirt ift Kodege {Rouher, ber 10 KiSometer
»on ber Stabt, gu ©t. äubain, ein SanbhauS 6e-
wohnt, welches freilich in {Ricßtö an bie Appartements
be§ £ujemburgs*{ßalaftS erinnert. {Rouher ift finfter
unb gibt fich für artn aus, er lebt gurüefgegogen u.
forrefponbirt fehr oiel. Ohne befonbetS fegarffinnig
gu fein, fann man leicht erfennen, baß er ber SRittel*
punft einer großen 3 n t r i g u e ift, bie in Sonbon
auggefponnen roirb. ift feßr gut gelegen, um

ie gnnfeßen ©nglanb unb bem geftlaub ßin* u. her*

Iaufenben gäben berfelben gu btrigtren. ©in armer
unb feßr intereffanter SRann ift Sroupn be
Sßupö. ©rft einige Sage naöß feiner Slnfunft, als
bie berufenen Kiften anfamen, gab er feinen wirf*
Itdjen {Ramen ab. „3cß fage berufenen, obgteidj Sie
bie Kiften be§ §rn. Sroupn be SßupS ntcßt fennen,
xcß aber, iöß ßabe fte gefeßen, gefehen mit meinen
eigenen Slugen," meint ber ©orrefponbent." 3« bie*
fern Slugenblicfe finb fie in ber ilRetcaniiie 33aut
beponirt, eS finb ihrer fünf, gürcf SRenfdjen ßatten
an jeber berfelben gu fcßleppen. Sa icß ben 3nßaO
nidßt unterfueßt ßabe, lann id; ntd;t fagen, ob fie
wirllich, wie man mir mittheilt, 3 in gepräg*
tem ©elb an ©olb unb Silber, Kleinobien unb
{ffiertßgegenftänben entßalten. Sie bürfen aber glau*
ben, baß fieß minbeftens in ©beimetallen 2 üftiff.
in benfelben befinben, abgefeßen oon ben SBertßpa*
pieren." Srougn be SßugS jptelt fieß aueß auf als ben
„Unglücflicßen" unb flagt ftarf über bie 3erÜörungen,
welcße bie fßrenßen auf feinen ©ütern angerichtet
ßätten. SRabame ipietri ßat 3erfep ebenfalls pafftrt,
wie eS benn gleichfalls fi'h^ ift, baß ÜRarfcßadSe.
boeuf oon ber Küfte granlreicßs »or 3 SBocßen
auf einem ungebeclten Scßiffe entfloßen ift, welcßeS
gegwungen würbe, beiSßanfet; betgulegen. {Racß einer
fureßtbaren {Racßt bewog ber {DJarfcßad einen 2Ra-
trofen, bureß baS {Rnerbieten oon 2000 gr., ißn
naeß 3evfe9 äu bttngen, wo er 2 Sage im {Rogal

^)adßt §otel tooßnte. „{RiemalS," ßeißt eS weiter in
bem Sericßt ber 3uBepenbance, „niemals faß S^tfeg
fo oiel ©olb nnb Silber, äöaßrßafte ©ebirge oon
Kaften unb Kiften werben oon jebern Scßiff auSge*
laben, welcßeS in baS £afenbafin einläuft, unb nidjtS
ift merfwürbiger, als bie ©efießter ber glücßtlinge
gu feßen, wenn fte wieber in ben 93efi| ißrer ge*
liebten Kaften gelangen, bie enbltcß in ben fteßeren
§afen eingelaufen ftnb. SBelcße greubenauSbruöße
fießt man hei biefem älnlaß."

@übameri!a. Sie in Suenos SlireS erfdßet*
nenbe beutfeße .gedung feßreißt oom 31. Slug.: Sie
Segeifterung ber am £a p«ta lebenben Seut*
feßen gu fcßilbern, übÄfteigt unfere Kräfte; wir
hefeßränfen uns barauf, gu fagen, baß in Seutfcß*
Ianb felbft fie nicht größer fein lann, unb baß alle
Seutfcße oßne SluSnaßme einig ftnb in bem ©efüßle
baß eS jegt gilt, unfer üßolf auf bie Stufe gu ße*
ben, welcße emguneßmen eS oon ber Sorfeßung be*
ftirnmt ift. 2Rit Siüßrung werben oon unS in ber
weiten gerne bie ©rflärungen ber oerfdßiebenen {{Jar*
teien in ber tßeuren §eintatß gelefen, baß fte wie
©in ÜRann fteß um bas Sanner beS peußen=Kö*
nigS f^aaren werben, um bie grecßßeit beS Stören*
friebeS gurücfguweifen unb ißm bie ^üeßtigung ange*
beißen gu laffen, bie er fo oft feßon oerbient ßat.
 
Annotationen