$b0tm*BKBt*prrt8 fl. 1. 3 f. in £>cibelbcrß,
burct) bie *pofl fl. 1. 16 fr. bierteljafjriß.
£)iettfiaß, 22. Februar.
^ttjeigen 3 fr. bte sJ}eritjciIf, lei »uöfunftö*
ertbcilung 4 fr.
1870.
B. C. Sluttffliilje fJmberntffe ber (Semeittbe*
[Reform.
2)aS Scfie ifi häufig bcr getnb beS ©Uten
heif?t ein alteg ©prüdtoort. fRamentlicb bewährt
ftch biefe (Erfahrung aller ßctten in polttifc&en
aSefirebungett. Sind Sabcn l;at Urfctde auf ber
£ut ju fein, bannt il)m «ic^t eine wertvolle ©ade
gleichfant unter ben gtngern in nichts gcrfltehe.
©eit 1851 entbehrt ein proper Z{)d\ unferer
SRitbürgcr beb wlcbtigften SRedteS cinc3@emctn -
bebürgerS — beö SRcdteS ber biveften &hetl*
«ahnte an ber 3X?at)l bcr ©emeinbcoorfiänbe. ÜUel»
fact> haben bureaufratifde ©ittflüjfe ober bie be*
porredtcte ©teflung einiger befonberö wafigcbenber
gamtlien baS babtfcbe ©cmefnbeleben mit einem
läbmenben, engherzigen unb ben öffentiiden ©eift
ertöbtenben SBefen erfüllt.
«Da« ntuf anberS »erben. ©3 ifi ein ^Beweis
Pon ber unflaren unb ängfiUdcn ?[rt, in wclder
bie babifct)en Siberalen lange ßelt if)te ®efd)äfte
übten, bah fte erfi im gahre 1869, nad einer
neunjährigen Sauer i^reS ^Regiments, an bfefe grage
herantraten.
©ö »äre entfchfeben ihre Aufgabe gewefcn, fo*
fort im ßahre 1860 btefcS rotdtfgfie aller 9ie-
formgebiete in Singriff ju nehmen. Stod ifi eS
nid)t ju fpät. Stlktn unter leinen Umfiänben
barf ber gegenwärtige Sanbtag p o r -
übergehen, ohne baff baS alteUnred)t berSßer-
unjiatttutg ber ©emetnbeoerfaffung, wie fte bie 5Re*
aftfon nad) 1849 oonjogeti hat, in einer geitge*
mähen Sffietfe wteber gutgemacht ifi.
©influhreide unb ruhige ©egner fuchen bie II*
berate Sßartei um bie ©h« btefeS SBerffö ju
bringen, weldcö fte burdauS erringen muh, wenn
fte ii(d)t felbji ihre eigenen SCBurzetn im SBolfe ab*
fcbnetben will.
Sie 33efcttigung ber ©enteilt berefonn wäre nichts
2lnbcreS als ein töbtlicber Singriff auf jeben ge-
funben unb lebensfähigen gortfchritt in unfercm
inneren ©taatSIebcn.
Sie liberale Partei muff unb wirb baffer jeben
geheimen ober offenen ©egner biefer ßiclc als ihren
entfdjiebenengctnb betrauten unb behanbeln. gebe
ßagl)afttgfeit in biefer grage wäre gtreibeutig unb
gefährlich. 3Rade man ftd) hierüber leine Säu*
fchungen! Unfcre ©bre ift oerpfänbct für bfefe
©ade. SGBir werben fte mutldg unb entfdiloffcn
etngulofen wiffen.
21IS perftecfte ©egner betradten wir oor
Stöern bie fingen unb anfcblägigen Höpfe, welche
; plöhltd) entbecfen, bie ©inwoffnergemcinbe
' fei allein bte rechte unb erftrebenöwerihe Oteform.
SaS fagen fte unS n u r, um beifügen zu fönnen,
man möge bie Sefdlüffe ber 2. Hammer — biefe
SBicbcrbelebung beS öffentlichen ©etfteS unferer
S3ürgergem efnbe — einstweilen in beit Rapier«
forb legen, um fortguwtrthfdaften in ben alten
Sßerhältniffen. SDtan würbe bann auf bem näd»
ften Sanbtage über bie ©tn w o h nergent e in be
ftch in ähnlichor SBcife fruchtlos berumftreiten fonnert.
SaS ift ein reaftionärer ißfiff, aber lein fthr
feiner. „SJtan mevft bie ^Slbftdjt unb man wirb
oerjiimmt." 2ßir laffen unS öon fofehen ©dwär*
mern für bie ©inwohnergeraeinbe nicht überlifien.
Sltnh wir wiffen, fo gut wie fte, bah bte ©htwoh!
nergemeinbe unfcre ßufunft iü, auch freuen
unS biefeS SlufgangeS einer neuen 3cit- Slber,
man bnt jn Sabett fchon fo oft oorgemorfen, bah
eS ©rperimentatpolitif treibe — feien wir alfo
jejst befcheiben! bleiben wir biegmal bei
ber © a d) e l
SDaS bablfdje 3Solf erwartet heute — im ßahre
1870 —, ba§ ihm feine liberale Hammer baS
fRedjt freier SBewegung in ber hetfommliihen 33urger-
gemeinbe unb eine würbfge Heranziehung aller
Bürger zu ben ihnen gebührenben hiechten unb
Ißdiehten — weide fte feit 19 fahren unter ber
©eftalt einer Berfiummelten ©emeinbeorbnnng ent^
befjrt haben — aufs Sleue perleihe SRöge bie li-
hcrale Partei ftch auf feinen Slbweg oott ber ge<
raben ©traße ihrer Pflicht oerführen laffen, oteU
mehr einfach ihre @d)ttlbtgfeit erfüllen!
Setttfcjjlatrö.
HorlStnhf / 19. gehr, ßn heutiger ©i|ung
ber 1. Hammer rturbe baS g{ fd)ereigefe^ in
ber gaffung, wie eS anS ber 2. Hammer hetnot-
gegangen, efnjlitnmfg genehmigt. @tn Slntrag (gürfi
o. Söwenflein unb grht. o. fRübt) n(d)t auf S3e^
ratbnng in abgelürzter gorm etnzugehen, würbe
abgelehnt. SaS Sanfgefeh tourbe, wte eS in
baS HfluS gefommen, cinfltmmtg genehmigt, ba-
gegen erhält bte ©rflärung zu ??rotofoß auf 2Bei-
jelS Slntrag anbere gaffung, worin beßfmmt wirb,
bah nach bem SluSfprudje ber Stegtcrnng bie in
Slrt. 14 Slbf. 2 erwähnte weitere ©teuer^ nfe zur
©emeinbejteuer htrangejogen werben fontte. —
SaS SSubget ber Sabanftaliett wirb einfifm*
mig genehmigt, ebettfo bie jRedjnungSergefmljfe ber
Porigen fßertobe. Sie ^Regierung wirb bie SRennen
bei 3fft3^fim au^h nad 1872 ermöglichen unb
Zwar burd Ueberlaffen beS ^la^eS unb ber ®e-
bäube, weide nad 1872 in 33eftj} beS ©taateS ge-
langen.
Karlsruhe, 19. gebr. 59. öffentliche ©i^ung
ber ßmeiten Hammer. SageSorbnung auf SRontag
ben 21. gebr., SSormittagS 9 Uhr. 1) ’Jlnzetge
neuer ©ingaben. 2) 33crathnng ber Berichte beS
Slbg. Sölum a) über ben ©efefcentwurf, bie öffent-
liebe Sinnenpflege betreffenb j b) über ben ®efej}-
entwurf, bie ©rleidterung ber ©hefdliehung. 3)
SSeratbung beS Scrtdtö beS Slbg. ©dharb über
ben ©efeijentwurf, baS SlufenthaltSredt betreffenb.
Karlsruhe, 18. gebruar. Sieben unb mit ben
©emetnbcoorlagcn nimmt baS Slrmengefefj bie
bebeutenbfie ©tetlung ein. Sie gtoeife Hammer,
b. h- bte Hommiffton, ertennt baS fßrinztp ber SSor*
läge, benUnterRühungSwohnfth/ an,* biefen erwirbt
berjemge (itebft gamüie), ber ftd nad) erreidter
SBoöjihrigfeit zwei ßahre tn ber ©emeinbe anfge-
halten hat. Sluherbem hat baS fRedt auf ©e«
meinbe=Unterhühung, wer baS wirfltde 33ürgers
redt beftfjt unb ftd Zuß,c^ ber@enteinbe auf^
hält. 2Ber weber burd UttterfiüjjungSwohnftfc noch
burd) S3ürgerredt als ßntänber in einer beftimm-
ten ©emeinbe baS fRecht ber Unterfiüjjnng beft|t,
für ben trägt biefe $füdt ber HreiS. Ser Staat
tritt ein für uneinbringlidc Untcrfiühungöfoßen ber
StuSlänber unb für bte ben Hretfen obltegenbe
Slrmenlaß, fobalb bie bafür erßebenbe Umlage
Hreuzer oon 100 fl. Hapital überftefgt. ^)infidöt-
lid) ber Slufhrtnguttg beS SlrmenaufwanbS in ben
©emeittben Witt bie Hommiffton, weiter gehenb al$
ber ©ntwurf, feinen 2hfÜ beS SlufwanbS für
2lrmenpflege auSfdtfehlid burd SSorauSbeitrage bet
©emeinbebürger aufbrtngtn laffen; eine SDUnber*
heit ber Hommiffton will allen Slrmenaufwanb, fo-
weit tl)n bie ©innahmen nicht beefen, mtttelft ber
Slrmenßeuer anfbringen laffen.
SMndjen, 16. gebt. @o eben wirb oon Sr.
©epp eine an bas „oatifanifdcHonzil" gerichtete
@d)tift „Hirdltde 9teformentroürfe, beginnenb mit
ber fReoifton beS 58ibtlfanonS" auSgegeben. SBir
berühren nur im SSorübergchen, bah 3>r- ©epp
erflärt: bie S3üd)er ©robuS, CSfl^er, SobiaS u.f.w.
enthielten mpthffdc ©lemente, unb feien auS bem
Hanon z« ßreiden; für ben Slugenblid intereffirt
unS mehr bie fretmüttjige ©prade, mit ber er fleh
über bie gegenwärtigen Ißrojefte SRontS pernehmen
läht: „Sit hödfte Hirdengewalt", fügte er, „will
fein Hatholif in grage [teilen, fpräd)e man bod
nur oon ber Slutorität! Slber ber ÜRarne ber ßn*
fattibilltät ift nothwenbfg ber ©teln beS SlnjtoheS
unb SlergerniffcS, unb wehe Sem, ber Slergerntf
dtne (Stjählung oon &. SWelS.
1.
bilbe mir ein, baS Steifen grünblidj zu uer-
flehen. — Ser Sefer hflt oietteidt Unrecht, über
biefe Sleujjerung zu lächeln. @3 ift gar nicht fo
leicht, beim Steifen ftd f° ©enuh wie mögltd)
gu oerfhaffen, — ftd ooo ben unenbltden Unan-
uehmlidfeiten, bie e3 oft mit fid bringt, zu bema[j-
ten, jebeä (Sreignih zu ©unften feines Vergnügens
ober feinet Belehrung auSjubeuten, bie ßeit ridtig
unb genau anmenben gu fönnen — unb befonbers
ttd fur baS ©tittleben fpäterer ßahre einen fo rei*
*^en ©da§ oon Erinnerungen zu fammeln, bah
man • • . niemals bereue, feine jugenbltden ßah«
auf oer Sanbftrct^e oerbradt Zu haben, anftatt fie
etnei” höheren unb ernfteren 2eben3berufe gu weihen.
lUertn tef) aber mir bie Hunft beä SteifenS an-
geeignet, fo tann ber Sefer aud oottftänbtg über^
geugt feen, bah idf mein Sehrgelb treuherzig begahtt
habe, unb bag au§ a(jen gänberi1; — ,d rnödte
fagen, auä allen SBelttheilen mir Erinnerungen ge-
biteben ftnb, bereu Ecjäljtung oietteidt redt betu-
fügen würbe, nur aber nidts weniger als angenehm
wäre.
$od als id e'nf9en iahten eine Steife nad
Italien unternahm, mar id etn ooHfommener ÜRei*
fier in ber Hunft beS hteifenS unb freute mid or-
bentiid, als mir faft beim SSeginn fdon bie ©ele-
genheit gegeben würbe, biefe 3Rcifterfdaft an ben
Sag gu legen.
ßd hatte nämlid bie fCour be§ 3Ront Eeni§
erwählt unb war am SRorgen oon ©enf mit ber
Eifenbaljn, bie bamalä fdon btSgumgufee beSißer*
ge3 ging, abgefahren, al§ wir in Ehamberp erful)-
ren, bah tn ber oergangenett Stadt auf ber ©trede
gwifden @t. ßean be lötaurienne unb einer fleinen
©tation, beten Stame id mid nicht mehr entfinne,
ein Unfall paffirt wäre, welcher bie ©trede wenig*
ftenS gwei iEage mtfahrbar rnade, ba| aber bte Slb*
mtniftration in @t. ßean be SJtaurienne Siligencen
gut SSecfügung ber Sieifenben hielte, weide in fed§
©lunben biefelben bis gu einem fünfte bringen
würben, oon wo auS fie bte Dteife per Eifenbaljn
weiter fortfefjen fönnten. ßu gleid)er ßeit gab
man uns ben Sartf befagter Siligencctt, auS wet*
dem wir erfefjen tonnten , wie hod unS bie 33e*
reitwißigteit ber Slbminiftration ju ftel;en tarne,
unb ein allgemeiner Unwille entftanb- unter ben
Steifenben über ben wirtltd burd nidts gu redt1
fertigenben unoerfdämten ißreiS biefer fecHöftiinbigen
gahrt.
SaS Eoupe fottte gwangig, baS gnterieur fünf*
gehn unb bte 9totonbe gehn granfen toften! —
SaS war unerhört! — Sod was th«n? — gd
fah mir bie SDtaffe ber ißaffagiere an unb begriff
gang gut, 'bah, wenn aud bie greife hoppelt waren,
man immer nod eine genügenbe Stngaht berer fin*
ben wütbe, bie biefe unoorhergefeljene ©elbauSgabe
einem zweitägigen Slufentljalte in @t. gean be SJlau*
rienne oergögen.
gd wuhte, bah sine Siligence hödRenS gwei*
unbgmanzig iperfonen tranSportiren tonne, ünb als
id; bie Unmaffe oon Steifenben mufterte, weide nad
ben oerfdiebenen Sotalitäten ©aoopenS unb nad
gtatien wollten, tonnte id taum begreifen, auf wel*
dem SSege bie Slbminiftration in wenigen ©tunben
eine folde Slngahl oon Siligencen hätte aufbringen
tonnen, begriff jebod fehc wohl, bah in ©t. gean
be ttJlaurienne beim SSert^eilen ber fßlä^e ein furdt*
bares ©ebränge an ber Haffe ftattfinben würbe, unb
bah hödft waljrfdeinltd mehrere ber i)3affagiere ge-
gmungen fein würben, bort gu bleiben.
SaS burfte bod einem alten Steifenben wie mir
nidt paffiren! gd ging gang einfad ans Setegra**
phenhureau, jaulte fed^jig granfen unb beftettte bie
brei tßläfje im Eoupe, unb ba mir in Shamberp
eine halbe ©tunbe Slufenthalt hatten, betant id fo-
gar bie Slüdantmort, bah bie brei Sßläj5e für
gurüdgelegt wären.
Srei ißlähe für einen Steifenben? wirb ber
Sefer fragen. — Er oevgifjt jeboch immer, bah id
bie SJteifterwiirbe ln ber Steifetunft beanfprude unb
burct) bie *pofl fl. 1. 16 fr. bierteljafjriß.
£)iettfiaß, 22. Februar.
^ttjeigen 3 fr. bte sJ}eritjciIf, lei »uöfunftö*
ertbcilung 4 fr.
1870.
B. C. Sluttffliilje fJmberntffe ber (Semeittbe*
[Reform.
2)aS Scfie ifi häufig bcr getnb beS ©Uten
heif?t ein alteg ©prüdtoort. fRamentlicb bewährt
ftch biefe (Erfahrung aller ßctten in polttifc&en
aSefirebungett. Sind Sabcn l;at Urfctde auf ber
£ut ju fein, bannt il)m «ic^t eine wertvolle ©ade
gleichfant unter ben gtngern in nichts gcrfltehe.
©eit 1851 entbehrt ein proper Z{)d\ unferer
SRitbürgcr beb wlcbtigften SRedteS cinc3@emctn -
bebürgerS — beö SRcdteS ber biveften &hetl*
«ahnte an ber 3X?at)l bcr ©emeinbcoorfiänbe. ÜUel»
fact> haben bureaufratifde ©ittflüjfe ober bie be*
porredtcte ©teflung einiger befonberö wafigcbenber
gamtlien baS babtfcbe ©cmefnbeleben mit einem
läbmenben, engherzigen unb ben öffentiiden ©eift
ertöbtenben SBefen erfüllt.
«Da« ntuf anberS »erben. ©3 ifi ein ^Beweis
Pon ber unflaren unb ängfiUdcn ?[rt, in wclder
bie babifct)en Siberalen lange ßelt if)te ®efd)äfte
übten, bah fte erfi im gahre 1869, nad einer
neunjährigen Sauer i^reS ^Regiments, an bfefe grage
herantraten.
©ö »äre entfchfeben ihre Aufgabe gewefcn, fo*
fort im ßahre 1860 btefcS rotdtfgfie aller 9ie-
formgebiete in Singriff ju nehmen. Stod ifi eS
nid)t ju fpät. Stlktn unter leinen Umfiänben
barf ber gegenwärtige Sanbtag p o r -
übergehen, ohne baff baS alteUnred)t berSßer-
unjiatttutg ber ©emetnbeoerfaffung, wie fte bie 5Re*
aftfon nad) 1849 oonjogeti hat, in einer geitge*
mähen Sffietfe wteber gutgemacht ifi.
©influhreide unb ruhige ©egner fuchen bie II*
berate Sßartei um bie ©h« btefeS SBerffö ju
bringen, weldcö fte burdauS erringen muh, wenn
fte ii(d)t felbji ihre eigenen SCBurzetn im SBolfe ab*
fcbnetben will.
Sie 33efcttigung ber ©enteilt berefonn wäre nichts
2lnbcreS als ein töbtlicber Singriff auf jeben ge-
funben unb lebensfähigen gortfchritt in unfercm
inneren ©taatSIebcn.
Sie liberale Partei muff unb wirb baffer jeben
geheimen ober offenen ©egner biefer ßiclc als ihren
entfdjiebenengctnb betrauten unb behanbeln. gebe
ßagl)afttgfeit in biefer grage wäre gtreibeutig unb
gefährlich. 3Rade man ftd) hierüber leine Säu*
fchungen! Unfcre ©bre ift oerpfänbct für bfefe
©ade. SGBir werben fte mutldg unb entfdiloffcn
etngulofen wiffen.
21IS perftecfte ©egner betradten wir oor
Stöern bie fingen unb anfcblägigen Höpfe, welche
; plöhltd) entbecfen, bie ©inwoffnergemcinbe
' fei allein bte rechte unb erftrebenöwerihe Oteform.
SaS fagen fte unS n u r, um beifügen zu fönnen,
man möge bie Sefdlüffe ber 2. Hammer — biefe
SBicbcrbelebung beS öffentlichen ©etfteS unferer
S3ürgergem efnbe — einstweilen in beit Rapier«
forb legen, um fortguwtrthfdaften in ben alten
Sßerhältniffen. SDtan würbe bann auf bem näd»
ften Sanbtage über bie ©tn w o h nergent e in be
ftch in ähnlichor SBcife fruchtlos berumftreiten fonnert.
SaS ift ein reaftionärer ißfiff, aber lein fthr
feiner. „SJtan mevft bie ^Slbftdjt unb man wirb
oerjiimmt." 2ßir laffen unS öon fofehen ©dwär*
mern für bie ©inwohnergeraeinbe nicht überlifien.
Sltnh wir wiffen, fo gut wie fte, bah bte ©htwoh!
nergemeinbe unfcre ßufunft iü, auch freuen
unS biefeS SlufgangeS einer neuen 3cit- Slber,
man bnt jn Sabett fchon fo oft oorgemorfen, bah
eS ©rperimentatpolitif treibe — feien wir alfo
jejst befcheiben! bleiben wir biegmal bei
ber © a d) e l
SDaS bablfdje 3Solf erwartet heute — im ßahre
1870 —, ba§ ihm feine liberale Hammer baS
fRedjt freier SBewegung in ber hetfommliihen 33urger-
gemeinbe unb eine würbfge Heranziehung aller
Bürger zu ben ihnen gebührenben hiechten unb
Ißdiehten — weide fte feit 19 fahren unter ber
©eftalt einer Berfiummelten ©emeinbeorbnnng ent^
befjrt haben — aufs Sleue perleihe SRöge bie li-
hcrale Partei ftch auf feinen Slbweg oott ber ge<
raben ©traße ihrer Pflicht oerführen laffen, oteU
mehr einfach ihre @d)ttlbtgfeit erfüllen!
Setttfcjjlatrö.
HorlStnhf / 19. gehr, ßn heutiger ©i|ung
ber 1. Hammer rturbe baS g{ fd)ereigefe^ in
ber gaffung, wie eS anS ber 2. Hammer hetnot-
gegangen, efnjlitnmfg genehmigt. @tn Slntrag (gürfi
o. Söwenflein unb grht. o. fRübt) n(d)t auf S3e^
ratbnng in abgelürzter gorm etnzugehen, würbe
abgelehnt. SaS Sanfgefeh tourbe, wte eS in
baS HfluS gefommen, cinfltmmtg genehmigt, ba-
gegen erhält bte ©rflärung zu ??rotofoß auf 2Bei-
jelS Slntrag anbere gaffung, worin beßfmmt wirb,
bah nach bem SluSfprudje ber Stegtcrnng bie in
Slrt. 14 Slbf. 2 erwähnte weitere ©teuer^ nfe zur
©emeinbejteuer htrangejogen werben fontte. —
SaS SSubget ber Sabanftaliett wirb einfifm*
mig genehmigt, ebettfo bie jRedjnungSergefmljfe ber
Porigen fßertobe. Sie ^Regierung wirb bie SRennen
bei 3fft3^fim au^h nad 1872 ermöglichen unb
Zwar burd Ueberlaffen beS ^la^eS unb ber ®e-
bäube, weide nad 1872 in 33eftj} beS ©taateS ge-
langen.
Karlsruhe, 19. gebr. 59. öffentliche ©i^ung
ber ßmeiten Hammer. SageSorbnung auf SRontag
ben 21. gebr., SSormittagS 9 Uhr. 1) ’Jlnzetge
neuer ©ingaben. 2) 33crathnng ber Berichte beS
Slbg. Sölum a) über ben ©efefcentwurf, bie öffent-
liebe Sinnenpflege betreffenb j b) über ben ®efej}-
entwurf, bie ©rleidterung ber ©hefdliehung. 3)
SSeratbung beS Scrtdtö beS Slbg. ©dharb über
ben ©efeijentwurf, baS SlufenthaltSredt betreffenb.
Karlsruhe, 18. gebruar. Sieben unb mit ben
©emetnbcoorlagcn nimmt baS Slrmengefefj bie
bebeutenbfie ©tetlung ein. Sie gtoeife Hammer,
b. h- bte Hommiffton, ertennt baS fßrinztp ber SSor*
läge, benUnterRühungSwohnfth/ an,* biefen erwirbt
berjemge (itebft gamüie), ber ftd nad) erreidter
SBoöjihrigfeit zwei ßahre tn ber ©emeinbe anfge-
halten hat. Sluherbem hat baS fRedt auf ©e«
meinbe=Unterhühung, wer baS wirfltde 33ürgers
redt beftfjt unb ftd Zuß,c^ ber@enteinbe auf^
hält. 2Ber weber burd UttterfiüjjungSwohnftfc noch
burd) S3ürgerredt als ßntänber in einer beftimm-
ten ©emeinbe baS fRecht ber Unterfiüjjnng beft|t,
für ben trägt biefe $füdt ber HreiS. Ser Staat
tritt ein für uneinbringlidc Untcrfiühungöfoßen ber
StuSlänber unb für bte ben Hretfen obltegenbe
Slrmenlaß, fobalb bie bafür erßebenbe Umlage
Hreuzer oon 100 fl. Hapital überftefgt. ^)infidöt-
lid) ber Slufhrtnguttg beS SlrmenaufwanbS in ben
©emeittben Witt bie Hommiffton, weiter gehenb al$
ber ©ntwurf, feinen 2hfÜ beS SlufwanbS für
2lrmenpflege auSfdtfehlid burd SSorauSbeitrage bet
©emeinbebürger aufbrtngtn laffen; eine SDUnber*
heit ber Hommiffton will allen Slrmenaufwanb, fo-
weit tl)n bie ©innahmen nicht beefen, mtttelft ber
Slrmenßeuer anfbringen laffen.
SMndjen, 16. gebt. @o eben wirb oon Sr.
©epp eine an bas „oatifanifdcHonzil" gerichtete
@d)tift „Hirdltde 9teformentroürfe, beginnenb mit
ber fReoifton beS 58ibtlfanonS" auSgegeben. SBir
berühren nur im SSorübergchen, bah 3>r- ©epp
erflärt: bie S3üd)er ©robuS, CSfl^er, SobiaS u.f.w.
enthielten mpthffdc ©lemente, unb feien auS bem
Hanon z« ßreiden; für ben Slugenblid intereffirt
unS mehr bie fretmüttjige ©prade, mit ber er fleh
über bie gegenwärtigen Ißrojefte SRontS pernehmen
läht: „Sit hödfte Hirdengewalt", fügte er, „will
fein Hatholif in grage [teilen, fpräd)e man bod
nur oon ber Slutorität! Slber ber ÜRarne ber ßn*
fattibilltät ift nothwenbfg ber ©teln beS SlnjtoheS
unb SlergerniffcS, unb wehe Sem, ber Slergerntf
dtne (Stjählung oon &. SWelS.
1.
bilbe mir ein, baS Steifen grünblidj zu uer-
flehen. — Ser Sefer hflt oietteidt Unrecht, über
biefe Sleujjerung zu lächeln. @3 ift gar nicht fo
leicht, beim Steifen ftd f° ©enuh wie mögltd)
gu oerfhaffen, — ftd ooo ben unenbltden Unan-
uehmlidfeiten, bie e3 oft mit fid bringt, zu bema[j-
ten, jebeä (Sreignih zu ©unften feines Vergnügens
ober feinet Belehrung auSjubeuten, bie ßeit ridtig
unb genau anmenben gu fönnen — unb befonbers
ttd fur baS ©tittleben fpäterer ßahre einen fo rei*
*^en ©da§ oon Erinnerungen zu fammeln, bah
man • • . niemals bereue, feine jugenbltden ßah«
auf oer Sanbftrct^e oerbradt Zu haben, anftatt fie
etnei” höheren unb ernfteren 2eben3berufe gu weihen.
lUertn tef) aber mir bie Hunft beä SteifenS an-
geeignet, fo tann ber Sefer aud oottftänbtg über^
geugt feen, bah idf mein Sehrgelb treuherzig begahtt
habe, unb bag au§ a(jen gänberi1; — ,d rnödte
fagen, auä allen SBelttheilen mir Erinnerungen ge-
biteben ftnb, bereu Ecjäljtung oietteidt redt betu-
fügen würbe, nur aber nidts weniger als angenehm
wäre.
$od als id e'nf9en iahten eine Steife nad
Italien unternahm, mar id etn ooHfommener ÜRei*
fier in ber Hunft beS hteifenS unb freute mid or-
bentiid, als mir faft beim SSeginn fdon bie ©ele-
genheit gegeben würbe, biefe 3Rcifterfdaft an ben
Sag gu legen.
ßd hatte nämlid bie fCour be§ 3Ront Eeni§
erwählt unb war am SRorgen oon ©enf mit ber
Eifenbaljn, bie bamalä fdon btSgumgufee beSißer*
ge3 ging, abgefahren, al§ wir in Ehamberp erful)-
ren, bah tn ber oergangenett Stadt auf ber ©trede
gwifden @t. ßean be lötaurienne unb einer fleinen
©tation, beten Stame id mid nicht mehr entfinne,
ein Unfall paffirt wäre, welcher bie ©trede wenig*
ftenS gwei iEage mtfahrbar rnade, ba| aber bte Slb*
mtniftration in @t. ßean be SJtaurienne Siligencen
gut SSecfügung ber Sieifenben hielte, weide in fed§
©lunben biefelben bis gu einem fünfte bringen
würben, oon wo auS fie bte Dteife per Eifenbaljn
weiter fortfefjen fönnten. ßu gleid)er ßeit gab
man uns ben Sartf befagter Siligencctt, auS wet*
dem wir erfefjen tonnten , wie hod unS bie 33e*
reitwißigteit ber Slbminiftration ju ftel;en tarne,
unb ein allgemeiner Unwille entftanb- unter ben
Steifenben über ben wirtltd burd nidts gu redt1
fertigenben unoerfdämten ißreiS biefer fecHöftiinbigen
gahrt.
SaS Eoupe fottte gwangig, baS gnterieur fünf*
gehn unb bte 9totonbe gehn granfen toften! —
SaS war unerhört! — Sod was th«n? — gd
fah mir bie SDtaffe ber ißaffagiere an unb begriff
gang gut, 'bah, wenn aud bie greife hoppelt waren,
man immer nod eine genügenbe Stngaht berer fin*
ben wütbe, bie biefe unoorhergefeljene ©elbauSgabe
einem zweitägigen Slufentljalte in @t. gean be SJlau*
rienne oergögen.
gd wuhte, bah sine Siligence hödRenS gwei*
unbgmanzig iperfonen tranSportiren tonne, ünb als
id; bie Unmaffe oon Steifenben mufterte, weide nad
ben oerfdiebenen Sotalitäten ©aoopenS unb nad
gtatien wollten, tonnte id taum begreifen, auf wel*
dem SSege bie Slbminiftration in wenigen ©tunben
eine folde Slngahl oon Siligencen hätte aufbringen
tonnen, begriff jebod fehc wohl, bah in ©t. gean
be ttJlaurienne beim SSert^eilen ber fßlä^e ein furdt*
bares ©ebränge an ber Haffe ftattfinben würbe, unb
bah hödft waljrfdeinltd mehrere ber i)3affagiere ge-
gmungen fein würben, bort gu bleiben.
SaS burfte bod einem alten Steifenben wie mir
nidt paffiren! gd ging gang einfad ans Setegra**
phenhureau, jaulte fed^jig granfen unb beftettte bie
brei tßläfje im Eoupe, unb ba mir in Shamberp
eine halbe ©tunbe Slufenthalt hatten, betant id fo-
gar bie Slüdantmort, bah bie brei Sßläj5e für
gurüdgelegt wären.
Srei ißlähe für einen Steifenben? wirb ber
Sefer fragen. — Er oevgifjt jeboch immer, bah id
bie SJteifterwiirbe ln ber Steifetunft beanfprude unb