§eMkrger Journal.
M 156.
fl. i. 3 1. in ^cibelberg,
“ outd? bie fjoft fl. 1. 16 öfartelMrig.
greitaß, 8. ^uli.
JCnjtiBen 3 tr. btt 'petitjbtle, b«i äuäfunfte»
ntO«limg 4 !t.
1870.
2)eutfcf)lanb.
** jgjeibci&crg, 6. Sult. Ommer no* „ber i
gel« in 2R an ul) e im" ?) 33a« £3berhofgeri*t
j« SRannheim bat befanntli* m bcr Slnflagefa*e
gegen Krei«geri*t«rath ©aumftarf unb Kauf*
mann 3afob ginbau „wegen bur* bie ©reffe
mittelji grober S*mähung oerfu*tcr SUtfreijsung
jum £aß unb jur ©era*tung gegen bie Staat«*
regterung, unb bamit ber ©efährbang ber offene
lidjen (Ruhe unb Orbnung", ben Serwetfungebe*
f*luß be« Kreis* unb $ofgert*t« Dffenburg auf*
gehoben unb bie 9lngef*ulbigtett oon ben Koßen
freigefpro*en. 5Dte Slnflage grünbete ß* auf bie
befännten $arbbeimer SBef^tüffe unb beren ©er*
öffcntli*ung. 5Run enthalten biefelben befonber«
in § 5 fo arge, nach gortn unb Inhalt »erleßenbe
Slufifälle gegen bie (Regierung, baß ba« Urtheil beb
Dberbofgcricht« [ebenfalls auffadenb war, unb
Bffenitid^e Stimmen fogar git behaupten wagten,
baffelbe fet no* immer „bcr gel« in SRannhe'im",
ber gelb, auf ben ft* ber Ultramontaniämu« in
feinen Kämpfen gegen bie Regierung jeberjeit oer*
laßen fonne, wie er ft* öor 3«$™« bejfen
laut rühmte. ©S jinb nun bie oberhofgeri*tlid)en
©ntf*eibung«grünbe im Dberrb- Courier unb im
©abifdjen ©eoba*ter befannt geworben, fo baß ficb
ein (jeher felbfi ein Urtßeil in biefer @a*e bilben
fann. Um au* bie Sefer biefeb ©latte« bfcgu in
©tanb $u feßen, taffen wir bie §auptßetten ber
@ntf*eibung«grünbe, btefenigen, worauf ba« eigene
li* entf*eibenbe ®ewi*t liegt, na*ftehenb folgen:
„(Die erwähnte ©cröffentlicßung enthalte jwat unter
ßiffer 5 eine fc^r f*arfe, tbeilweife in ungeeig*
neten SluSbrüden abgefaßte Kritif ber ®efeßeS»ot*
läge über bab SfiftungSwefen: 1) werbe biefelbe
al« eine ©teigerung ber bereit« begonnenen offent*
Ii*cn (gingriffe in ben oolferre*tli* gefieberten
SBeitanb ber fatho(if*en Ktr*c gejei*net. Sine
grobe ©d)mäf)ung im Sinne be« ®c(eße« fonne
jebo* hierin nicht erblicft werben, ba fol*e Weber
in bem 2lu«brud „„©ingriffe"", no* in bem Sei*
wort „„unerhört"" liege, welche bloß auf bie be*
fonbere Schwere be« ©ingriff« ohne an ftd) be*
f*impfenben ©egriff ©ejug habe. 2) Söeitcr werbe
bie gcbadjtc ©efeßeSborlage al« ber f*lagenbße
Sewei« bafür be$ei*net, baß „„ber gegenwärtigen
(Regierung feine wohlerworbenen 9fe*te heilig feien,
baß ihr bie angemaßten Sefugniffe einet rücfficJ)t-
lofen Staatsgewalt über »He« gehen, unb baß fol*
*en ©runbfäßen gegenüber feine re*t«f*üßenbe
©eßfmmung unferer ©erfaffung, überhaupt fein
©igenthum mehr ft<bet fei."" ®iefe atlerbing« 1
oerleßcnben Säße überfchritten jwar eine Kritif be«
angefochtenen Dperat«, ftänben aber bo* in inni-
gem 3ufammcnhang mit biefer Kritif unb bilben
S*lußfolgerungen au« befannteu $hatfa*en, beren
9li*tigfett ober Unrichttgfeit oon Scbermann beur*
tßeilt werben fonne. galf*e S*lußfolgcrungen,
unri*tige Urtheile, feien aber batum no* feine
grobe S*mäl)ung im Sinne be« (Sefe^es, weil
jn biefem Segriffe ein ffof>crer ®vab ber bur*
§ 291 be« St.*®.-.®, mit Strafe belegten 3u*
jurten erforbert werbe. SBetnt enblt* 3) sott un*
fern (ßänbtfchen) Sevtretern ber äußerfie 3ßibcr*
ftattb „„gegen biefe unöerantwortlid)c ®erlehung
ber nnantajibaren IRechte fowohl ber einjelnen
Staatsbürger al« ber Kirche"" erwartet werbe, fo
bejogen ji* biefe 3Borte unmittelbar auf ben 3wecf
be« § 5 (ber i)arbbetmer ®efd)lüffe), bie Solf«*
ßimmung gegen bie ©efeheSoorlage über ba« Stif*
tungSoermögen ju erregen unb babur* beren ®ut-
heißen ju serhinbern, wa« in einem fonßitutioncGcn
Staate an ft* nicht oerboten fei, unb burd) bie
gebrauchten SluSbrücfe nicht jur groben Sdsmähung
werbe, ba ba« ®eiwort „„unOerantwortlict)c""
(Serleijung ber unantaßbaren Rechte) nidet ben
fßorwurf enthalte, baß ber Setrcffeube (bie Staat«*
regternng) im Sewußtfein feine« Unrecht« ge*
hatibelt habe." — So untere höchfte richterliche
Seh&rbe. 2Ber bemnach bie Staatsregierung ober
irgenb eine h°he Sehöxbe ju fchmähen 8uß hat
(au* ba« Dberhofgericbt felbß nicht ausgenommen),
halte (ich nur ßreng an § 291 be« ©trafgefef}-
buch«: ber Sache na* fann er, fo wiß e« un«
f*einen, gegen ben Stngegriffenen ba« Sfergße fagen,
wa« ft* benfett läßt, wenn e« nur ber gerat na*
ben bö*ßra ®rab ber 3«futte ni*t erreicht.
äfarlSniljc, 6. 3uli. @« wirb un« oon ©aben
au« mctgetheilt, baß 3*« Königl. Roheit bie grau
©roßherjogin geßertt Slbenb borthin oon ©m« ^n-
rüdgefehtt iß, wofelbß |)b*ßbiefelbe einen Sag
jum ©efu* bei Sr. 3Raf. bem König »on fßreu*
ßen oerweüte.
|)eute ^*1 um 1 Ußr wirb 3*xe Königli*e
Roheit bie Steife na* St. 2K0rifc antreten, na*-
bem ba« ©eßnben be« fßrinsen 8ubwig Sßilhelm
ein befrtebigenbe« geworben iß. Sie ©roßbersogtn
wirb Si* über ©hur in ba« ©ngabin begeben,-
in ber ©egleitung 3*jrx Konigl. Roheit beßnben
ß* bie -fwfbame greifrättlein oon Ungexn*Stern-
berg unb ber bienßtltuenbe Kammetherr greiherv
öon ©bel«heim.
Kur«ruhc, 6. 3ult. 33er heute erf*iettene
„StaafSanjeiger" ÜRr. 15 enthält
I. ©erfüguugen unb ©efanntma*un-
gen ber StaatSbchörben. 1)©efanntma**
uttgen be« 3 u ß i! m t n l ß e r t u m « : a) ben Sran«*
port oon ©efangenen auf ber ©ifenbahn im Som-
merbienß 1870 betreßenb; b) bie ©ntennung unb
,®erfe|ung ber ©erid)t«notare unb Siotare betreff
fenb. ©ertholb ^errmann, ®eri*t«notar be«
2lmt«geri*t« 3eßeOen unb juglet* ßfotar be« I.
33ißrift« 3eßftten, wirb al« fRotar be« 33tßrift«
Dppenau, bagegen fRotar %x. @. ©cf inDppe-
nau al« ®eri*tSnotar be« 2lmt«gcrt*t« 3fßetten
unb al« iRotar be« I. SDißriftS Seßetten er*
nattnt. ßlotariatSafßßcnt Uiidiael ^uber in Kon*
ftang wirb jum 9fotar ernannt unb ihm ber fRo*
tariatSbifirift 8örva* übertragen, c) bie 2*6*
tigfeit ber ®eri*tc währenb be« 3ahve« 1869 be-
treffenb. 2) 33e« g i n a n 5 m i n t ß e r i tt m «: bie
Seriensiehung für bie 98. ©ewtnnsteljung be« 8ot-
tcricaulehen« oon 14 SRitlionen ©ulben in 35=ß.*
Sooien 00m 3a^x 1845 betreffend
II. 3) i e n ß e r l e b i g u n g. 33te Stelle eine«
Slfftße njarjte« in ^>errif*rieb, ©ejtrf«-
amt« Sädingen, ohne Staat«btcner=©igcnf*aft, mit
einem ©ehalt oon 400 ß. unb einem iReifefoßen*
Sloertum oon 120 ß.
Karlsruhe, 5. 3«H- 33ur* eine l)ö*ße ©et*
orbnung wirb bie 3Rbgli*fett gegeben, einen Drt-
f*ulrath für ®ewerbef*ui wefen unb anbere Unter*
ri*t«fpejialitäten außerorbentli*e ©iitglieber betju*
jiehen. — |)infi*tlt* ber internationalen 5Rt*t«-
glei*hett iß bie ©efanntma*ung öon 3nttxtffe/ baß
nun©abener au* in bem (proben ©nglanb in ©e-
jug auf ©igenthumSerwerb ben Snlänbern be«
großbritanif*en 9leid)e« gleich geßeüt ftnb.
SHuö IBahttt, 5. 3xitt. 33a« Slrmengefefj
l)at f*on bezüglich ber §xcmbenan3etgen neue oer*
f*ärfte Stnorbnungen gebra*t; e« hanbelt ß* ba-
bei nt*t um eine ßaatli*c ©olijciaufftcht, fonbetn
um ein Sntereße ber ©emetnben, närnll* um bie
geßßeilung be« Unterßüiung«wohnfthe«. Se^t iß
eine weitere ebenfalls an ba« §lrmengefe| anlehenbe
©erotbnung evf*tenen, wel*e auf einem ganj an*
bern ©ebiet eine Steuerung f*afft, nämli* bejug*
li* btr ärätli*en ^>ütföhfltcht für 3frme.
(Der Strjt iß fünftfg im Slßgemeinen jnr unent*
geltli*en hülfSletßung an bie Slrmen ni*t oerbun*
ben; feine ©ßi*t tritt nur bann ein, wenn in ber
©emeinbe ein Slrmenarjt ni*t aufgeßeUt ober bie-
fer oerhinbert iß, unb wenn juglet* bringenbe @e*
faßt »orliegt. Seißet ber 3lrjt bie ihm hterna*
obliegenbe htßfe, fo iß bie ©emeinbe, bet Sinnen*
üerbanb, jur Sergütung oerpßt*tet. 33ie golge
% I m ä 0 r h.
Jia* bem Sagebu* eine« Sttge« erjählt oon ». SKtTj.
(gortfeßung.)
SRüber al« i* mi* niebergelegt, ßanb i* auf,
jebo* mit bem feßen @ntf*luße, biefer £age fobalb
ol§ mögli* ein @nbe ju ma*en unb meiner grau
23irtl)tn, wel*e mir felbß bie (Sßofolabe herauf*
Bra*te unb eine Unterhaltung über ba«, wa« mir
am oorhergehenben (Eage paffirt war, anßng, geigte
i* meine beiben ©eoofoer unb erflarte ihr, baß i*
mit jebem ohne Unterbre*nng fe*« ©ial f*ießen
fönnte unb baß i* bie« unmiberruflt* ju thun ge-
bä*te, wenn man ni*t aufhörte, mir na*äußeHen.
3* fertigte ßefehr furj ab, inbem i*ihr ju Wißen
tljat, baß i* ben Sllcalbe no* biefen ©ormittag oon
bem’ eingeworfenen 'genßer 6ena*ri*tigen würbe.
Dh«e Antwort »erließ fie mein Sintmer, in wel*em
i*, na*bem i* gefrühßücft, bie ©retgnifje be« oor*
ßergehenben SEage« in meinem (Eagebu* aufjujei**
nen begann. gBoßl eine ©tunbe mo*te i* gef*rie-
ben haben, al« e« an meine 2*ttr po*te unb auf
meinen heretnruf ein jiemli* elegant gefleibeter unb
in ben beßen Saßren ßehenber $err eintrai.
„3* h«be bie @hre, mi* 3hnen al« ßRarqui«
bei ©fpejo oorjußellen," fagte er.
3* grüßte hößt*, böt i$ttt einen Stuhl an unb
banfte für ba« ätncr&ieten, wel*e§ mir bie SSirthin
am oorhergehenben Slbenb in feinem ©amen gcma*t
hatte.
„Oh bitte, bitte," oerfeßte er, „wir haben jwat
ein ni*t unbebeutenbe« ®oß« oon nationaler ©i-
genliebe, aber i* fann mir ganj gut benfen, baß
ein fjrember nur mit S*redcn bie ©erfpeftioe oor
Singen ßeht, einige Sage in Slane« ju bleiben."
„fjaben ber §err SJiarqui« fdjon oon meinem
geftrigen Slbenieuer gehört?" fragte i*.
„2öie foHtei* ni*t?" fragteer Iä*elnb; „unb
wenn e§ ni*t abf*euli* wäre, würbe i* fagen, baß
i* mi* freue, baß3hnen fo etwa« pafßrt iß; ba«
heißt, i* freue mi* für un«, ©ewohner oon Slane«,
benn jeßt haben wir bo* wenigßen« oon etwa«
Slnberem einige (Eage lang ju fpre*en, al« oon un*
ferm ewigen unb töbili* langweiligen ©inerlei."
„3a, i* fann mir benfen, baß lange Beitbaju
gehört, um ß* an ba« Seben einer foI*en Seinen
Stabt ju gewöhnen."
„Sange geit? ®a« ganje Seben rei*t ni*t hin,
Sennor! Unb bamit Sie in ben paar iEagen, bie
Sie hier ßnb, ni*t oerfteinern, fam i*, um 3f)uen
Sitte«, wa« t* mir hier al« 3erßreuung«material
gefammelt habe, als ©ferbe, ©ü*ex, ©illarb u. f.
w. jur ©erfügung ju (teilen."
„3* weiß ni*t, wie i* biefe ©üte gegen einen
Sremben anerfennen foB, $err SRarquie."
„3nbem Sie ß* blinb [teilen unb meine egoi*
flif*e ©ere*nung nt*t ju bur*f*auen oetfu*enj
benn am ©nbe fönnen Sie fi* bo* woßl benfen,
baß un« mehr bamtt gebient iß, auf biefem »er-
soffenen Reefen ber Erbe mit einem oielgereisten
gremben ju oerfehren al« 3hneu — ein paar
©tunben tobt^uf*lagen! SUfo nehmen Sie an; bann
fpeifen Sie glei* bei mir jum fffiittag!"
„SBie wäre e« mir mögli*, eine fol* lieben«*
würbtge Offerte au«juf*lagen, §err SKarqui«! 3*
fürchte nur, ein gar langweiliger ©efettf*after ju
(ein, benn i* muß 3hnen gefteßen, baß ber Sag
oon geßern unb Sitte«, wa« er mit ß* gebra*t,
mi* ni*t wenig angegriffen hat 1"
„3a, Sie grembe ßnb an fo etwa« m*t ge*
wohnt; für un« Spanier iß ba« gar ni*t« Slbfon*
berli*e§; eine Kugel, bie @inem im ©ebirge an
ber ©afe »orbetfauäi, ba« hat weiter feine große
©ebeutung; man läßt eine 33anfmeffe lefen unb
benft ni*t weiter baran! Slber Sie — i* begreife
— ba« erße ÜRal! Slber barurn eben h°ffe i*
unb werben wir Sitte« aufbieien, bamit Sie ft*
bei un« jetßreuen unb feinen f*le*ten ßinbtucf au«
unferem Slßurien mitnehmen. SUfo i* re*ne ba*
rauf! Um 1 Uhr werben wir ba« ©ergnügett
haben. 3ebe« Kinb wirb 3hnen ben 2Beg ju un*
ferem §aufe weifen, ba« bie Seute ßier ©alaiS
nennen, worüber i* bitte, ß* ni*t 50 moquiren.*1
M 156.
fl. i. 3 1. in ^cibelberg,
“ outd? bie fjoft fl. 1. 16 öfartelMrig.
greitaß, 8. ^uli.
JCnjtiBen 3 tr. btt 'petitjbtle, b«i äuäfunfte»
ntO«limg 4 !t.
1870.
2)eutfcf)lanb.
** jgjeibci&crg, 6. Sult. Ommer no* „ber i
gel« in 2R an ul) e im" ?) 33a« £3berhofgeri*t
j« SRannheim bat befanntli* m bcr Slnflagefa*e
gegen Krei«geri*t«rath ©aumftarf unb Kauf*
mann 3afob ginbau „wegen bur* bie ©reffe
mittelji grober S*mähung oerfu*tcr SUtfreijsung
jum £aß unb jur ©era*tung gegen bie Staat«*
regterung, unb bamit ber ©efährbang ber offene
lidjen (Ruhe unb Orbnung", ben Serwetfungebe*
f*luß be« Kreis* unb $ofgert*t« Dffenburg auf*
gehoben unb bie 9lngef*ulbigtett oon ben Koßen
freigefpro*en. 5Dte Slnflage grünbete ß* auf bie
befännten $arbbeimer SBef^tüffe unb beren ©er*
öffcntli*ung. 5Run enthalten biefelben befonber«
in § 5 fo arge, nach gortn unb Inhalt »erleßenbe
Slufifälle gegen bie (Regierung, baß ba« Urtheil beb
Dberbofgcricht« [ebenfalls auffadenb war, unb
Bffenitid^e Stimmen fogar git behaupten wagten,
baffelbe fet no* immer „bcr gel« in SRannhe'im",
ber gelb, auf ben ft* ber Ultramontaniämu« in
feinen Kämpfen gegen bie Regierung jeberjeit oer*
laßen fonne, wie er ft* öor 3«$™« bejfen
laut rühmte. ©S jinb nun bie oberhofgeri*tlid)en
©ntf*eibung«grünbe im Dberrb- Courier unb im
©abifdjen ©eoba*ter befannt geworben, fo baß ficb
ein (jeher felbfi ein Urtßeil in biefer @a*e bilben
fann. Um au* bie Sefer biefeb ©latte« bfcgu in
©tanb $u feßen, taffen wir bie §auptßetten ber
@ntf*eibung«grünbe, btefenigen, worauf ba« eigene
li* entf*eibenbe ®ewi*t liegt, na*ftehenb folgen:
„(Die erwähnte ©cröffentlicßung enthalte jwat unter
ßiffer 5 eine fc^r f*arfe, tbeilweife in ungeeig*
neten SluSbrüden abgefaßte Kritif ber ®efeßeS»ot*
läge über bab SfiftungSwefen: 1) werbe biefelbe
al« eine ©teigerung ber bereit« begonnenen offent*
Ii*cn (gingriffe in ben oolferre*tli* gefieberten
SBeitanb ber fatho(if*en Ktr*c gejei*net. Sine
grobe ©d)mäf)ung im Sinne be« ®c(eße« fonne
jebo* hierin nicht erblicft werben, ba fol*e Weber
in bem 2lu«brud „„©ingriffe"", no* in bem Sei*
wort „„unerhört"" liege, welche bloß auf bie be*
fonbere Schwere be« ©ingriff« ohne an ftd) be*
f*impfenben ©egriff ©ejug habe. 2) Söeitcr werbe
bie gcbadjtc ©efeßeSborlage al« ber f*lagenbße
Sewei« bafür be$ei*net, baß „„ber gegenwärtigen
(Regierung feine wohlerworbenen 9fe*te heilig feien,
baß ihr bie angemaßten Sefugniffe einet rücfficJ)t-
lofen Staatsgewalt über »He« gehen, unb baß fol*
*en ©runbfäßen gegenüber feine re*t«f*üßenbe
©eßfmmung unferer ©erfaffung, überhaupt fein
©igenthum mehr ft<bet fei."" ®iefe atlerbing« 1
oerleßcnben Säße überfchritten jwar eine Kritif be«
angefochtenen Dperat«, ftänben aber bo* in inni-
gem 3ufammcnhang mit biefer Kritif unb bilben
S*lußfolgerungen au« befannteu $hatfa*en, beren
9li*tigfett ober Unrichttgfeit oon Scbermann beur*
tßeilt werben fonne. galf*e S*lußfolgcrungen,
unri*tige Urtheile, feien aber batum no* feine
grobe S*mäl)ung im Sinne be« (Sefe^es, weil
jn biefem Segriffe ein ffof>crer ®vab ber bur*
§ 291 be« St.*®.-.®, mit Strafe belegten 3u*
jurten erforbert werbe. SBetnt enblt* 3) sott un*
fern (ßänbtfchen) Sevtretern ber äußerfie 3ßibcr*
ftattb „„gegen biefe unöerantwortlid)c ®erlehung
ber nnantajibaren IRechte fowohl ber einjelnen
Staatsbürger al« ber Kirche"" erwartet werbe, fo
bejogen ji* biefe 3Borte unmittelbar auf ben 3wecf
be« § 5 (ber i)arbbetmer ®efd)lüffe), bie Solf«*
ßimmung gegen bie ©efeheSoorlage über ba« Stif*
tungSoermögen ju erregen unb babur* beren ®ut-
heißen ju serhinbern, wa« in einem fonßitutioncGcn
Staate an ft* nicht oerboten fei, unb burd) bie
gebrauchten SluSbrücfe nicht jur groben Sdsmähung
werbe, ba ba« ®eiwort „„unOerantwortlict)c""
(Serleijung ber unantaßbaren Rechte) nidet ben
fßorwurf enthalte, baß ber Setrcffeube (bie Staat«*
regternng) im Sewußtfein feine« Unrecht« ge*
hatibelt habe." — So untere höchfte richterliche
Seh&rbe. 2Ber bemnach bie Staatsregierung ober
irgenb eine h°he Sehöxbe ju fchmähen 8uß hat
(au* ba« Dberhofgericbt felbß nicht ausgenommen),
halte (ich nur ßreng an § 291 be« ©trafgefef}-
buch«: ber Sache na* fann er, fo wiß e« un«
f*einen, gegen ben Stngegriffenen ba« Sfergße fagen,
wa« ft* benfett läßt, wenn e« nur ber gerat na*
ben bö*ßra ®rab ber 3«futte ni*t erreicht.
äfarlSniljc, 6. 3uli. @« wirb un« oon ©aben
au« mctgetheilt, baß 3*« Königl. Roheit bie grau
©roßherjogin geßertt Slbenb borthin oon ©m« ^n-
rüdgefehtt iß, wofelbß |)b*ßbiefelbe einen Sag
jum ©efu* bei Sr. 3Raf. bem König »on fßreu*
ßen oerweüte.
|)eute ^*1 um 1 Ußr wirb 3*xe Königli*e
Roheit bie Steife na* St. 2K0rifc antreten, na*-
bem ba« ©eßnben be« fßrinsen 8ubwig Sßilhelm
ein befrtebigenbe« geworben iß. Sie ©roßbersogtn
wirb Si* über ©hur in ba« ©ngabin begeben,-
in ber ©egleitung 3*jrx Konigl. Roheit beßnben
ß* bie -fwfbame greifrättlein oon Ungexn*Stern-
berg unb ber bienßtltuenbe Kammetherr greiherv
öon ©bel«heim.
Kur«ruhc, 6. 3ult. 33er heute erf*iettene
„StaafSanjeiger" ÜRr. 15 enthält
I. ©erfüguugen unb ©efanntma*un-
gen ber StaatSbchörben. 1)©efanntma**
uttgen be« 3 u ß i! m t n l ß e r t u m « : a) ben Sran«*
port oon ©efangenen auf ber ©ifenbahn im Som-
merbienß 1870 betreßenb; b) bie ©ntennung unb
,®erfe|ung ber ©erid)t«notare unb Siotare betreff
fenb. ©ertholb ^errmann, ®eri*t«notar be«
2lmt«geri*t« 3eßeOen unb juglet* ßfotar be« I.
33ißrift« 3eßftten, wirb al« fRotar be« 33tßrift«
Dppenau, bagegen fRotar %x. @. ©cf inDppe-
nau al« ®eri*tSnotar be« 2lmt«gcrt*t« 3fßetten
unb al« iRotar be« I. SDißriftS Seßetten er*
nattnt. ßlotariatSafßßcnt Uiidiael ^uber in Kon*
ftang wirb jum 9fotar ernannt unb ihm ber fRo*
tariatSbifirift 8örva* übertragen, c) bie 2*6*
tigfeit ber ®eri*tc währenb be« 3ahve« 1869 be-
treffenb. 2) 33e« g i n a n 5 m i n t ß e r i tt m «: bie
Seriensiehung für bie 98. ©ewtnnsteljung be« 8ot-
tcricaulehen« oon 14 SRitlionen ©ulben in 35=ß.*
Sooien 00m 3a^x 1845 betreffend
II. 3) i e n ß e r l e b i g u n g. 33te Stelle eine«
Slfftße njarjte« in ^>errif*rieb, ©ejtrf«-
amt« Sädingen, ohne Staat«btcner=©igcnf*aft, mit
einem ©ehalt oon 400 ß. unb einem iReifefoßen*
Sloertum oon 120 ß.
Karlsruhe, 5. 3«H- 33ur* eine l)ö*ße ©et*
orbnung wirb bie 3Rbgli*fett gegeben, einen Drt-
f*ulrath für ®ewerbef*ui wefen unb anbere Unter*
ri*t«fpejialitäten außerorbentli*e ©iitglieber betju*
jiehen. — |)infi*tlt* ber internationalen 5Rt*t«-
glei*hett iß bie ©efanntma*ung öon 3nttxtffe/ baß
nun©abener au* in bem (proben ©nglanb in ©e-
jug auf ©igenthumSerwerb ben Snlänbern be«
großbritanif*en 9leid)e« gleich geßeüt ftnb.
SHuö IBahttt, 5. 3xitt. 33a« Slrmengefefj
l)at f*on bezüglich ber §xcmbenan3etgen neue oer*
f*ärfte Stnorbnungen gebra*t; e« hanbelt ß* ba-
bei nt*t um eine ßaatli*c ©olijciaufftcht, fonbetn
um ein Sntereße ber ©emetnben, närnll* um bie
geßßeilung be« Unterßüiung«wohnfthe«. Se^t iß
eine weitere ebenfalls an ba« §lrmengefe| anlehenbe
©erotbnung evf*tenen, wel*e auf einem ganj an*
bern ©ebiet eine Steuerung f*afft, nämli* bejug*
li* btr ärätli*en ^>ütföhfltcht für 3frme.
(Der Strjt iß fünftfg im Slßgemeinen jnr unent*
geltli*en hülfSletßung an bie Slrmen ni*t oerbun*
ben; feine ©ßi*t tritt nur bann ein, wenn in ber
©emeinbe ein Slrmenarjt ni*t aufgeßeUt ober bie-
fer oerhinbert iß, unb wenn juglet* bringenbe @e*
faßt »orliegt. Seißet ber 3lrjt bie ihm hterna*
obliegenbe htßfe, fo iß bie ©emeinbe, bet Sinnen*
üerbanb, jur Sergütung oerpßt*tet. 33ie golge
% I m ä 0 r h.
Jia* bem Sagebu* eine« Sttge« erjählt oon ». SKtTj.
(gortfeßung.)
SRüber al« i* mi* niebergelegt, ßanb i* auf,
jebo* mit bem feßen @ntf*luße, biefer £age fobalb
ol§ mögli* ein @nbe ju ma*en unb meiner grau
23irtl)tn, wel*e mir felbß bie (Sßofolabe herauf*
Bra*te unb eine Unterhaltung über ba«, wa« mir
am oorhergehenben (Eage paffirt war, anßng, geigte
i* meine beiben ©eoofoer unb erflarte ihr, baß i*
mit jebem ohne Unterbre*nng fe*« ©ial f*ießen
fönnte unb baß i* bie« unmiberruflt* ju thun ge-
bä*te, wenn man ni*t aufhörte, mir na*äußeHen.
3* fertigte ßefehr furj ab, inbem i*ihr ju Wißen
tljat, baß i* ben Sllcalbe no* biefen ©ormittag oon
bem’ eingeworfenen 'genßer 6ena*ri*tigen würbe.
Dh«e Antwort »erließ fie mein Sintmer, in wel*em
i*, na*bem i* gefrühßücft, bie ©retgnifje be« oor*
ßergehenben SEage« in meinem (Eagebu* aufjujei**
nen begann. gBoßl eine ©tunbe mo*te i* gef*rie-
ben haben, al« e« an meine 2*ttr po*te unb auf
meinen heretnruf ein jiemli* elegant gefleibeter unb
in ben beßen Saßren ßehenber $err eintrai.
„3* h«be bie @hre, mi* 3hnen al« ßRarqui«
bei ©fpejo oorjußellen," fagte er.
3* grüßte hößt*, böt i$ttt einen Stuhl an unb
banfte für ba« ätncr&ieten, wel*e§ mir bie SSirthin
am oorhergehenben Slbenb in feinem ©amen gcma*t
hatte.
„Oh bitte, bitte," oerfeßte er, „wir haben jwat
ein ni*t unbebeutenbe« ®oß« oon nationaler ©i-
genliebe, aber i* fann mir ganj gut benfen, baß
ein fjrember nur mit S*redcn bie ©erfpeftioe oor
Singen ßeht, einige Sage in Slane« ju bleiben."
„fjaben ber §err SJiarqui« fdjon oon meinem
geftrigen Slbenieuer gehört?" fragte i*.
„2öie foHtei* ni*t?" fragteer Iä*elnb; „unb
wenn e§ ni*t abf*euli* wäre, würbe i* fagen, baß
i* mi* freue, baß3hnen fo etwa« pafßrt iß; ba«
heißt, i* freue mi* für un«, ©ewohner oon Slane«,
benn jeßt haben wir bo* wenigßen« oon etwa«
Slnberem einige (Eage lang ju fpre*en, al« oon un*
ferm ewigen unb töbili* langweiligen ©inerlei."
„3a, i* fann mir benfen, baß lange Beitbaju
gehört, um ß* an ba« Seben einer foI*en Seinen
Stabt ju gewöhnen."
„Sange geit? ®a« ganje Seben rei*t ni*t hin,
Sennor! Unb bamit Sie in ben paar iEagen, bie
Sie hier ßnb, ni*t oerfteinern, fam i*, um 3f)uen
Sitte«, wa« t* mir hier al« 3erßreuung«material
gefammelt habe, als ©ferbe, ©ü*ex, ©illarb u. f.
w. jur ©erfügung ju (teilen."
„3* weiß ni*t, wie i* biefe ©üte gegen einen
Sremben anerfennen foB, $err SRarquie."
„3nbem Sie ß* blinb [teilen unb meine egoi*
flif*e ©ere*nung nt*t ju bur*f*auen oetfu*enj
benn am ©nbe fönnen Sie fi* bo* woßl benfen,
baß un« mehr bamtt gebient iß, auf biefem »er-
soffenen Reefen ber Erbe mit einem oielgereisten
gremben ju oerfehren al« 3hneu — ein paar
©tunben tobt^uf*lagen! SUfo nehmen Sie an; bann
fpeifen Sie glei* bei mir jum fffiittag!"
„SBie wäre e« mir mögli*, eine fol* lieben«*
würbtge Offerte au«juf*lagen, §err SKarqui«! 3*
fürchte nur, ein gar langweiliger ©efettf*after ju
(ein, benn i* muß 3hnen gefteßen, baß ber Sag
oon geßern unb Sitte«, wa« er mit ß* gebra*t,
mi* ni*t wenig angegriffen hat 1"
„3a, Sie grembe ßnb an fo etwa« m*t ge*
wohnt; für un« Spanier iß ba« gar ni*t« Slbfon*
berli*e§; eine Kugel, bie @inem im ©ebirge an
ber ©afe »orbetfauäi, ba« hat weiter feine große
©ebeutung; man läßt eine 33anfmeffe lefen unb
benft ni*t weiter baran! Slber Sie — i* begreife
— ba« erße ÜRal! Slber barurn eben h°ffe i*
unb werben wir Sitte« aufbieien, bamit Sie ft*
bei un« jetßreuen unb feinen f*le*ten ßinbtucf au«
unferem Slßurien mitnehmen. SUfo i* re*ne ba*
rauf! Um 1 Uhr werben wir ba« ©ergnügett
haben. 3ebe« Kinb wirb 3hnen ben 2Beg ju un*
ferem §aufe weifen, ba« bie Seute ßier ©alaiS
nennen, worüber i* bitte, ß* ni*t 50 moquiren.*1