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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 150-176 (1. Juli 1870 - 31. Juli 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0673

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erget Journal


AS 166.

ZHmtmtnUyxd* fl. j. 3 T. in &
but(ö tic ?Jcü fl. 1. 16 fa* öttrtffiö&tig.

2D£itttoo$, 20. ^uli.

Rnjtlflta 3 fv. t-te ^5ftiij(i

frtteUanfl 1

r tef Uuefuitft#»
ir.

1870.

SüdF“ 2(6ouucmeutö auf -£)eit>rf£>er-
9er Sountaf föunen täg(ict) bei fcen £rä*
gern mit) bet- (gjcpefettton gemalt werben
unb werben »ont ^age bei’ ^efteiiuitg au
beregnet

?luf für beit bewtfdicn 3tl)etn!

(Slud bei J?ßlni}d}en Leitung.)

3b» habt gefiern gehört, beutfeße ßanbdkute,
baß bie franjöftfcbe fRegfevutig ben Krieg erflärt
hat, aber erft heit,e oernahmt 3hr, unter loeXdjcm
93orwatibe Sranfreidj i^n anfängt. 3m Senate
würbe oon bem |)erjoge oon ©ramont, im gefeß*
gebenben Körper oon Dflioier gletdfjeitig um 1
Uf)r eine ©rflärung oerlefen, bie mir mitgetbeflt
laben: Sa ißrenien wafftte, ba fpreußen ben
Krieg nnbiete, muffe granfveid) fid) rüfien, um
tiefen oon Preußen gcwoBtcn .Krieg aueljalieu ju
tonnen!

Seutfcber Srene unb Steblicöfeit fchwhibcU oor
bem Mgrunbe oon fingen, ber fid) in biefen ©or-
ten aufibut. fjSrcußen |abe ben Krieg gewollt,
unb ganj Preußen |at bid geftern ben Krieg für
unmöglich gehalten. 3«# felbfb König ©clftclm
|at nod) gefterit, alb er, ring« oom Subei ber
preußiftben unb nic^tpreugffdjen Seoölferung um*
raufdn, nad) feiner Hauptftabt jurücffebrte, ju ben
SBeifammelten gefprodjen alb (Sinei, bei noch auf
bie ©rhaltung bed griebenö |offt. Unb wo ift iv-
genb 3cmanben aud) nur bei ©ebanfe gefommen,
in granfreich etnjufaflen? Unb gewaffnet follen
wir haben! oerftchertcn gefiern üRittag bie üRini*
fiel jRapoleon’d III., unb hier unb wal)rfd)cinlid)
im ganjen preußifthen Staate war geftern Slbeub
noch fein einziger Öleffröift, gt-fepmeige beim ein
gnnbwchimann, fein 3Rann ju ben gatmen einte»
rufen. 31 uf eine Unterbrechung oon ©ambetta fagt
<§müe Dlltoier, ei |abe gemußt, baß bebeutenbe
fRüfiungen in (ßreußm öorgenommen würben unb
baß ba« fthroffe Verfahren gegen Herrn 33enebetti
burd) ben fdjledften ©inbruef eingegeben worben
feli, Weldjcn in Seutfchlanb bie ©eigerung be«
Äönigd oon fßreußen, granfreich bie ocrlangten
©arantieen ju gebot, heioorgerufen habe!

3ßr wißt e«, beutle ßanböleute, baß jebe«
biefer ©Orte eine ßüge i(i. Mer mit wälfdjett
fingen iß fa fthon am 6. 3>W biefer ganje Streit
oom ßaune gebrochen, al« bei |)erjog oon ®ra-
mont behauptete, fßreußen ^abe eine 3nlrigue

gegen granfreich angefponnen, um einen preußifthen
$rinjen auf ben S|ron Karl5« V. ju erheben,
währenb e« jefft amtlid) fefificht burd) preußifdje
wie burch fpanifche SHctenfiücfe, baß bie preußifd)c
SRegierung nid)t baö ®cringjie mit ber ganjen3ln-
gdegenheit ju fdtaffen gehabt. Slfleö befihranft
ftd) barauf, baß ber König SBilljelm, als er ba-
»on erfuhr, bent $riitjen ßropolb abgeraihen ha^
unb als biefer, nadjbem er jweimal bie danbiba*
ttiv auögefchlagen, ß(h jum britten SRale oon bem
fpanifchen Unterhänbler überleben ließ unb na<h
gefdjehener Sinnahme ihm biefe alö „Slct ber ®our-
toifie" anjeigte, fo war ber König oon biefer San*
bibatur unangenehm berührt. Verboten hat er fte
ni^t unb tonnte fte nicht oerbieten. Senn wie
wir jefjt amtlich wiffen, geben bie ^tausgefehe bem
Könige gar fein 9ted)t biefer Slrt auf eine §ami(ie,
bie mit bei föniglidjen nichts gemein hat alb ben
Stanten.

Sluf bie unerhörte SIrt, fogleith mit Kviegöbro*
huttgen, alfo fd)ott in ehvoerlehenber ©eife bie
®orftellungen ber franäöftfehen fRcgierung ju be*
gleiten, antwortete ber König mit ber größten
greunbtid)fcit unb SRilbe, baß er an eint foldje
Sluffaffnng granfreichd gar nicht gebucht h«be,
baß er ftd) biefer So.nbibatur wegen mit granf*
relcfc nid)t entjwcien woBe, 3« ber &|at entfagte
iPrinj Ceopolb unb fein SBater tu beffen Sianten.
Ser König oon Preußen brüeffe feine 3ufriebtn-
|eit bamit auö, unb DBiüiev unb ber Kaifer 9ta-
holeon glaubten Anfangs oollfiänbig geftegt ju
haben. 3fber ®rttnb juv föcfchWerbe fei wegge-
faßen. Senn in bev SEt)at ftttb bie ®riinbc, weld)e
bie fürftilche gantilie .^ohenjoflmt für ben fRüct*
tritt angegeben hat, fo cottfiant unb unoetanber*
lieh, baß bie Sanbibatur für immer begraben ifi.
Stber bie Kriegbpartei hatte eö nnbevö befchloffen.
Ser Krieg fofite mit ®ewalt herbeigeführt wer*
iß fein ©ort weiter jtt oerlierett über
bie Schimpjlichfeit unb llnmöglichfcit ber bem Kö-
nige oon Ißreußen in fo, unjicmlicher ©eife hin*
terher gefteflten Sluforbenmgot. Unb wenn ber
König fid) weigere, über biefe Slngelegenheit weiter
mit IBenebetti ju oerhanbetn, io war bieä gewiß
baö unter ben Umfiättben .fjöfUcbße, ©etm irgenb
Scntanbem int gewöhnlidjen ßebett eine folche he*
leibigettbe Sumuthuttg gefieüt würbe, fo würbe er
ba$ genßcr juwevfen wie ®ö| 00« Söerlichingett.

Sie grattjo|en, welche erft in golge ber großen
preußifchen fRüflungen ßch jurn Kriege oorbereiten
Woflen, foBen einem in Köln heute aBgemein oer*
breiteten ©erü^fe gnfotge fd;on heute' in 8urem-

bürg in großer Sal)l eintreffen. 3« ßuremburg!
©ir müjfett bad für unmöglich h'1^«/ Slngeftcbtd
bed Slrtifel II. bed lonboner Sjertraged oom 11.
3Rai 1867 über ßurembttrg : „Slrt. II. Sad ®roß*
herjogthum ßuremburg, itt ben ©rönjen , bie be-
jlimmt ftttb burd) ben Sufatjact gu ben 33erträgen
oom 19. Slpril 1839 unter ber Garantie ber |)öfe
üon®roßbritanniett, Defterreidh, granfretd), ißreu*
ßen unb IRußlanb, wirb fernerhin eineu befiänbig
neutralen Staat bilbett. (£d wirf gehalten fein,
biefclbe fRcntralttät gegen aBe anberen Staaten
ju beobachten. Sie hoh^u oertragfd)ließenben fßar*
teien oerpßiidhten ftch, bad ißrincip ber fReutralitüt,
weiched burch ben gegenwärtigen Slrtifel flipuUrt
-wirb, ju refpectiren. Sitfed i|3rincip ijl unb bleibt
unter bie Sanction ber SoBectio»@arantie ber bfe-
fen Vertrag unterjeichuettbett SRäd)te gerieBt, mit
Sliidnaljme oon ©tlgten, welc|td fclbft ein nentra*
kr Staat iß."

3lber baß bie ©rtlärnng ber beiben SRinifter
einer Kviegderflärung gleid)bebeutenb fein foB, baratt
ifi um fo weniger ju jtoeifeln, ald bie äRtntper
gleich «uf eine Slnleilje oon 500 9RiUionengraticd
antrugen, bie ohne ©eitered bewifligt warb. $crr
Shicrd, ber fchon bed Slnftattbed wegen irgenb eine
Unterfucpung oerlangte, würbe gar nicht ju ©orte
gelaffen, unb ald 3«l^ gaore bie Svibüne befiieg,
liefen bie Seputirten and cinanber.

3n fo übereilter unb würbelofer ©elfe fiürjte
bie unter bem abfoluten fRegimente gewählte Kam*
mer grantveich uttb gattj ©uropa in einen per*
hängtiißooflett Krieg, benn ber Krieg foflte brüd*
quirt, fßrcttßen unoermuthet überfaBen werben.

®Cber fo rafd) bie franjoßfehett Sruppen aud»
ooreilen mögen, bie napoleonifhe fJJolitif h«t# noch
ehe ein grattjofe über bie beutfdje ©rättje, fbhon
eine große SRieberlage erlitten. fRapoleoii III. rech*
net auf bie beutfehe Uneinigfett, auf bie Unpopu*
larität üßreußcitö in Seutfd)lanb, oon ber ihm bie
übertriebenßen SBerid^te jugefommen. Unb flehe
ba, noch am felben Sage haben bie Könige oon
23aicru unb ©ürtetnberg unb ihre SRinifter feine
fchmählithen^ ««d ben fRheinbunbdjeiten gefchöpften
Hoffnungen ju Sdjanben gemacht- ©ie haben er*
flärt, jegt fei ber gaü bed Sünbniffcd ba, unb
haben ihr Solf fofort unter bie ©affen gerufen.
Slfdjt ©inen Slugenblicf haben ßubwig oon Saiern
unb Karl oon ©ürtetnberg gefd)Wanft, unb unter
iljren Söllern erlöfdjt aBer Sarteihaber in bem
heiligen ©rimm über ben frechen fremben ©roherer.

Setin wir wiffen fa 2tUe, worum ed ßch f)an*
beit. Sie grattjofen wollen „bad ©leichgewicht ber

3?ach bem lagebuh eine« ätrjte« ercäblt oon «- ®M|.

(gottfefeung )

@1 Sueco ftarrte mich an wie ein Sräumenber;
unb je^t erft bemertte ich, iein ©eftd)1 uid)t«
oon bem fpanifdjeit Sppud trug; er hatte blonbe
ftruppige Haare unb blaßblaue Slugen.

„Vaya!“ fagte er enblicß, „bei @fel, ben fte
hier ten Softor Son SRarcoö nennen, hätte e§ roqfjr*
lieh nicht fo gefeßieft wie @m. ©naben gemacht;
©aramba, mie bad ging — i<h fühlte ed ja faum!"

Unb wähtenb ich mir bie §änbe wtifch, mur*
melte er ©orte in ben Sart, bie mir juerft ooB*
fiänbig unoerftänblich erfdhienen, bie aber halb meine
äufmerlfamfeitbermaßen erregten, baß id) mit trie-
fenben Hänben ftehen blieb unb meinen Öhren nid»t
trauenb, it>n anftarrte. 35odj ei ruffte ftd) auf unb
fid) an mich wenbenb, fagte er mit barfdier Stimme:

„Sei ber URabonna, ©obaBero! @1 ©ueco ift
©ud) oielen San! fhulbig; erft gebt gl;r mir ©elb,
um bie San! ju fprengen, unb bann oerbinbet gh»
meine ©tttiben? fflomit habe td) bad oerbient,
©ennor, unb wie fann ich ©• ©naben banfen!"

3h hatte mich oon meinem (Srftaunen erholt,
feßte mich »lieber unb mich an Son ©aluftiano
Wenbenb, fagte id) ihm leife auf granjöfifch:

„Sie würben mich fei)» osrbinben, wenn ©iebie
Slufmerffamfeit ber Slnbern oon unferem ©efprähe
ablenften!"

@r fah mich einen 9lugenb(tcf oerblüfft an, bann
fih an bie am Sifcße ©ißenben wenbenb, fagte er
mit ber größten ©elaffenheit:

„geh finbe, baß ber ©iber im Iinfen gaß bort
oben feit einiger $eit an Qualität oerloren hat! ><h
glaube ed fommt baoon, baß er ju langfam oom
gaffe läuft unb bied fommt rnieber baher, baß jener
©auner oon ©irth bad 3Raaß aud jenem gaffe brei
Quartod tfjeurer oerfauft, ald au« ben Slnberen.
6d märe mir lieh, wenn bad gaß halb leer wäre,
bamit er ein fReued öffne! ©oBt gh* bie ©üte
haben, Sennored, bort h*nter ju gehen unb auf
meine Segnung fo »iel ju trinfen, ald ©uch 6e-
liebt? ge mehr, je beffer, Sennored, bamit bad
gaß balb leer werbe!"

SWan fann fi^ benfen, mit toeldjcm ©nthuftad*
mud ber Sorfdhlag fowoljl o°n ©eiten bed ©ittljed,
old aud; ber ©äfte aufgenommen warb. @ine
©iinutc fpäter faßen wir Srei ganj allein am

Sifd). .

„Sie ftnb bebient!" fagte mit Son Saluftiano
auf granjoftfeh.

gd) brüefte ihm bie Hanb, bann wanbte t<h mid)
el Sueco ju. — Siefer hatte einen ftedjenben Slid
feiner glanjlofen 3lugen auf mi^ gerichtet unb ein

eigentümlich oerfchmißted Sächeln juefte um feine
Sippen.

„fRun, Sennor, was wollen Sie oon mir," fagte
er; „ed muß nichtdjln&ebeutenbed fein, nach bem
ju urtheilen, wad Sie für mich gethan. geh bin
aber aud? ber ©am», SlKed audjuführen!"

„©ad ich DOn ®u<h will, ei Sueco," fagte ich,
ihm feft ind Mge fchauenb, „bad will ich Such 'n
wenigen ©orten fagen; bodj ä proposunterr
brach c'h mich felber unb meinen S3Itcf mit atte*
©acht, bie ich befaß, auf ben ©einen fjefknb, fagte
ich langfam unb jebed ©ort ftarf accentuirenb —
auf Seutfdj:

©ie oiei habt ghr heute älbenb im ©piel ge*
Wonnen ?"

„Sa liegt ed imSacftu^ — it weiß ed nicht!"
erwieberte er gleichfalld auf Seutfdj! — Sod) plöß-
lt<h bleich wie ein Sobter werbenb, fprang er oon
feinem ©iße auf — einen Schritt jurücf.

„©affe heraus!" rief Son Saluftiano, inbem
(gortfepung folgt.)

Köln, 16. guli. Ser äluSbrud? be« Kriege« brudt ben
rheinifchen Humor nicht niebet. Sil« e« geftern Stbenb
hieß, baß ber König oon ißreußen tn OTagoebnrg mit bem
(Ärafen Uidmarct jufammengetroßen fei, mar flugd folgenbe
Begrüßung ber’3eibenerfennen: König: ,;3lun, lieber(öraf,
wad gibis?" söidmard: „O, SJiajeflät, wir fptelen ©eh«*
unbfeebdiig!"
 
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