§eMfcrger joiinutl.
JS 153.
XbonneatttUprfla fl. 1. 3 f. in $eitetberj),
butdf bie poft fl. 1. 1® ft. »ittttfjäfttig.
£Henfla$, 5. Qnli.
^.KjdqfE 3 fr. l»ic tei Suefunftg«»
irtfteiümß 4 ix.
1870.
ß. C. (Sin (Bebenftng.
3um Bienen fötale mm ßat fld^ b«S gaßr gc-
Wenbet, feit auf ben bohmtfcßeu gelbem bie b!u-
iige ®iitfd)efbungSfd)lad)t gefcbiagen warb. ,2Boßl
Wißen wir, baß eS in gewißcn Greifen noch immer
»erpont iß, bie Siege beS preußifchen |)eereS oon
1866 «10 ^»errli<^c nationale Saaten gu rühmen.
SRtdjt allein bie weißgelben unb bie blauweißen,
bie fd)roargen unb bie rotfjen gelben ber fßhvafe
oom ßucßwüibigen IBruberfrieg, nein, aud) fo
manche ber nationalen ©adje fteunbHdjer geßimmte,
aber allju wefcß empßnbenbe ©cmütßer toollen
nichts wißen Bon folcßer ©lorißcafion beS Krieges,
biefeS „ßteßcS ber abfdjeulichßen ^Barbarei." Dro^
aflebem befennen wir eS laut: ber Jahrestag ber
©flacht bet Könfggräß, ber 3. 3«l</ tß für baS
beutfd&e SSolf ein nationales greubenfcß.
Ober füllten wir folcß’ fBefennintß etwa oer*
febweigen, auS gurd)t Bor bem ®cfd)rei unfrer
gelnbe? D nein: je toller il)r gärmen, um fo
größer, um fo beredeter unfre greube. 3ß eS
beim nid)t fonnenflar, baß ad’ ihre Declamationcn,
fo ood oon ßttlicher ©ntrüßung, nichts weiter ftnb
als ber SButhfdmt ber fBergroeißutig über ben
werbenben beutfcßen Staat, ben ihre Dhnmadß
nicht gu binbern »ermag? Dber wie? glauben fte
Wirtlich einem »erßänbigen 2Kcnfd)cit wetßtnacben
ju t&nnen, wir haben greube am Kriege bloß um
bes Krieges, um beS rohen SdpacßtenS willen?
SBahrhaftig nein! 3lber wir galten bie fßrebigt
»on ber „Slbßbaßung beö Kriegs" nidbt für ein
heilig ©oangclium, fonbern für eitel gidefanj,
unb nichts bünft unS thörtdper, als barüber gu
fjrciten, ob ber Krieg eine Barbarei ober ein not|-
wenbigeS Uebel ober gar eine gefunbe Kmftäuße*
sung beS SßolfSlebenS fei. 35er Krieg fommt mit
ber 3?aturnotßwenbtgfeit eines ©ewitterS — unb
ifi eS eine Süttbe, ftch beS ©ewitterS gu freuen,
wenn eS heilbringenb für bie ßanbfdjaft gewefen?
©in folch naturnothwenbigeS unb heilbringen-
bes ©ewitter war ber Krieg oon 1866. Sftur ber
ßumpfße Stumpfßnn beS fßarticularißen fonnte
befennen, baß bie ßaatlicbe ©cßaUung Deutfdj*
lanbS, wie ße im beutfehen Sunbe oorhanben war,
unmöglich langer ohne wefentlfche Skrätibermtg
fortbeßehen tonnte. Kein SBcrnünftiger täufeßte
flöß barüber, baß baS ©runbgebrechen beS alten
SunbeSoerhältniffeS in bem Söiberftreit gwifeßen
fßreufjen unb Deßerreich gelegen war. 3wei ©roß*
paaten, bie ßd> einanber nicht beugen wollfcn unb
tonnten, gwet ©roßßaafen, bie beibe nicht mit
I ihrem gangen ©ebiete bem 23unbe angehörten unb
l jebeS Söiberprebeti gegen eine fBunbeSmaßregel mit
! ber ^iothwenbigfeit ber SBal)rung ihrer „europäi*
| fchen" Stellung gu entfd)ulbfgen wußten — wie
| wäre ba auch nur ber geringfie gortfd)ritt‘gu einer
; einheitlicheren, piaßerett SnnbeSorganifation benf*
! bar gewefen? Die SluSeinatiberfehung jwifeben
l Breußen unb Dcßcrretd) war bie unumgängliche
’ ißorbebingung, wollte man baS allgemein empfun-
bene SSebürfnijj einer ßieform ber ftaatlichen ©e^
ftaltung ©entfdjlanbS wirtlich beliebigen.
©utmüthige Sd?wärmer möchten glauben, bap
; biefe SluSeinanbcrfehung auf glücfiichem SBege
| würbe bewerfßeflfgt werben tonnen äßer bie
j ®inge nur etwas tiefer geprüft hatte, tonnte nicht
] überrafebt fein, als im grühjahr 1866 bie grage
s auf bie Spi|e beS IDegetiS gefiellt warb. 2>er $ag
oon Äöniggräh eutfehieb. Defierreich Pcrjichtete
infolge bejfen auf jebe weitere SBctbelligung an ben
beutfehen ängelegenheiten unb fo war eS cnblid)
erreicht, baß bie beutfehe Station aufathmen, bap
fte mit berechtigter Hoffnung ber ©rfüHung
ihrer fo lange oergcblid) gehegten SBünfche entge*
genfehen fonnte, bap wcnigpenS bie SW ö glich feit
einer politifchen S^eugeßaltung ScutfcblanbS gegeben
war.
SBotjl mag bamalS nod) mancher befonnenc
50tann bie OoUe Tragweite bfefeS SfegeS bejwel-
feit, wohl mag mancher gute Patriot ftch h^n
f^recten laßen burch bie $l)rafe, ber Sieg werbe
äu ©unßen beS fpecipf^en $mtpenthumS auf Äo*
ften beS 35eutf^thumS auSgebeutet werben. 2lllein,
eS beburftc bod) mir ber richtigen grageßeUung,
um ftd) bie nationale Seite ber Sache ju fla*
rer 2fnfd)auung ju bringen, ©ine öon ben bei-
ben ©ropmächten mußte au§ Seutfchlanb weichen,
äßeffen Sluefcheibung aber war ooriheilhafter für
bie ©efammtheft, bie DeßerreichS, ober bie fßrem
ßenS? SDer Äaiferßaat mit feinen 9 Sltillionen
2)cutfchctt unb 26 SWidionen Siichtbeutfchen, Wie
hätte er ja baS beutfehe 3ntereffe alS baS öor-
wiegenb beftimmenbe «Dfoment feiner Bolitif be-
trachten föunen, betrachten bürfen? 9lu<h ber beße
greunb DefterreichS, wenn er aufri^tfg genug iß,
wirb jugebett müßen, baß eS für feine präbomint-
renbe Stellung im 3)eutf(hett SSunbe fein anbereS
Wccht anfäuweifen hatte, alS bie met)r^unbertj[ä[nfgc
Snhaberfhaft ber längft begrabenen beutfehen $f«i-
ferfrone. DeperrcichS beutidjnationale Stellung
War gegrünbet auf eine ©hlmäre, baS reale 3”-
tereße feiner Sßolitif lag außerhalb ber beut-
fchen ©rängen. 3Bie anberS Preußen! Seine faß
rein beutfehe 23eöölfcrung, feine Serfpaltung, in
eine öplidje unb eine weßliche Hälfte gWangen
eS, b e u t f ch e Bolitlf gu machen; fein etgenpes
3ntereße fiel gufammen mit bem öon gang 3)eutfchs
lanb. Defierreich fonnte auS Deutfchlanb auS*
fcheiben, ohne baß bie gcbenSfäßigfeit beS ©angen
beeinirächttgi warb, Bveußeti auS ®eutfchlanb
öerbrängen hätte Deutfchlanb oernid)ten ^ct§en-
So lagen bie 2>inge bamalS. Unb bie @nt-
wicflung biefer oier 3ahcc (>at bettelt Stecht gege»
beit, weld?e an ben beutfehen IBcvuf SkfHftcnS ge*
glaubt, welche feine Slbler mit ihren beftcit 3Bün*
fchen in ben Scbladjtenbampf begleitet, welche ben
ßanoimtbonner boh Äöniggräß begrüßt ha^ü als
baS ©eburtspgnal beS neuen SteiäeS beutfeher Sta*
tion. ^)eute iß bie auf ben böhmifdjen ©eßiben
erftrittene SKöglicßfeit ber nationalen Dteform
gu einer adpunggebietenben SBirflichfctt geworben.
Der Stovbbcutfche S3unb feiert am 3. 3“ff tefbt
eigentlich ben 3ah«Stag feiner ©«tpehung. Unb
wir, auf ber anbern Seite bes SötainS, auch wir
feiern biefett Dag als baS ©rinnerungSfeft ber
©tunbßeinlegung beS beutfehen Staates ber aud)
für unS gefchaffen worben, ©ie aud) bie^ an-
tinationalen©(emente unter nnS heulen nnbläßern
mögen, wir wißen, baß ber Dag fommen wirb,
ba auch wtr in bie Bode ©emetnfdjaft beS neuen
SDeutphlaubS eintreten werben. Unb wäre eSwaßr,
baß unfre geinbe unS mit ©ewalt bavan ötrhin-
bern wollten — wohl bie Slrmee, welche in fteben
Dagen baS alte Deßerreich gufammenfchlug, fie wirb,
gu einem b e n t f ch e n ^)eere angewadifcn, auch «»*
bern geinben gu begegnen wißen. DaS mögen ße
ftch pefagt fein laßen am ©ebädßntßtage ber Sfhlabht
bei Äöniggräh!
Deuifdjlawb.
Karlsruhe, 3. 3«li* ®. Äönlgl. Roheit bet
©roßbergog haben mit höcßßer ©ntfchließnng BOin
30. guni gnäbigß gerußt,
ben ißrofeßor ®r. S^ubolf Soßm in ©öttin*
gen gum orbentlichen Ißrofeßor für Äirdjenredht,
Sßöiferrecht unb jurißifche ©ncpflopabie an ber
Unioerßtät greiburg unb
ben außerorbentlichen 5profeffor Dr. Sen HS
in greiburg gum orbentlichen Ißrofeßor beS Äir*
cpenrechts in ber thcologifcßcn gafultät berUnioer»
fität greiburg gu ernennen.
ÄarlSrulje, 4. gulf. (33. 8.) Dßenbar er*
muthigt burd) bie ©rfolgc in 33atern, Belgien «nb
Deßerreich h«t auch M un^ ÄleruS bie SWaSfe
faden laßen unb örrößentltcht fo eben mit ber
# u 11 a i o r h.
Slacß bem Jagebuh eines ätjteS erjählt »on «. ®telj.
(gortfepung.)
ff©aS feßlt benn ihrem 33rnber?" fragte ich,
bem weinenben SJtäbdjen bie $aate oon ber ©tim
ßretchenb. v
„SStan weiß e§ nicht," »erfejße bie 2Birt^in
ßhUtch »erlegen unb inbem fte fteß etwas gu fcßaf-
fen machte, oerließ ße gleich barauf baS 3'tmmer.
äBahrenl) beffen weinte bie Äleine unaufhörlich unb
entroortete auf feine meiner gragen. SÄntonio, ber
feine Dßiere tm Stade oerforgt hatte, fam jetjt aueß
an’g geuer unb naßm fieß ißrer an.
»,3h fann’S mir benfen," fagte er naeß einigen
gragen, „nießt waßr? eSwirb rooßl einenavajada
(SWeßerftidß) fein?"
®ie Kleine niefte mit bem Stopfe! »Unb ber
Sfrgt ift auch noeß nießt geßolt worben?" fußr er
fort, gene fcßüttelte mit bem Kopfe.
„Sehe« @ie, ©ennor," fagte er, ßcß an mieß
toenbenb, »fo ßnb bie SDtenfcßen ßier auf ben ®ör-
fern; erft fönnen ße nießt in grieben leben unb
wenn bann baS Unglüd gefeßießt, wenn bie SJteßer
im ©ürtel locfer werben unb Slut fließt, bann
haben ße gureßt, ben 3lrgt ßolen ju laßen, benn
btefer, benfen ße, muß eS bem ©erießte angeigen, j
Unb fo laßen ßc SldeS rußig feinen ©ang geßen t" *
„9Sie lange ift e§ feßon ßer, baß Dein 33ruber j
oerwunbet würbe?" fragte icß ba§ iütäbdjen.
„günf Sage naeß beS SaterS Dobe," fcßluißgte fte. j
wUnb woran ftarb ber?" fragte Slntonie. 5Da§ !
ajläbcßen feßwieg. „Sllfo aueß ein SJteßerfticß," beu= i
tete gener bteßs Sd)ioe;gen; „fann mir bie @e= *
feßießte benfen, als wenn icß babei gewefen wäre;
ber ©oßn ßat ben Dob beS SaterS raeßen moden
unb ßat baSfelbe ©cßicffal geßabt, ©ebenebeiet fei
bie ßeilige gungfrau! 2Birb eS benn nie anberS in
biefem Sanb werben ?*
Die ÜBirtßin fam gurücf unb Bradßte ben puchero, i
beßen bampfenben gnßalt ßefürunSauf eine Scßü[-
fei leerte.
,,©aS ßat man benn mit bem Serwunbeten ge*
tnaeßt?" fragte icß. Sie fab mieß erfeßreeft an, baS
©eßeimniß beS gangen Dorfes einem gremben oer* j
ratßen gu feßen. j
„ffiw haben geßn Sergen ber ßetligen gungfrau .
oon ßooabonga geweißt."
„Unb iu einem 3lrgte ßabt gßr nießt gefanbt?" :
,5tecn," »erft-ßte ße, bie 3lugen gu 33oben fcßla*
genb. „'Betro ©apannoS ift ein eßrlicßer SÖurfcbe,
ber eS jelbit niajt mill, baß feinem ©egner Unglüdf
gefeßeße; unb glaubt ibr Denn nießt, Semior, baß
wenn fein ßeiliger ©cßußpatron tßn erretten will*
er eS aueß oßne §ilfe bes SlrgteS fann?"
3BaS war ba ju antworten! „Unb eS geßt tßm
nießt gut?" fragte icß nah ew« SBeile.
„O reeßt fdßlecßt," oerfeßte gene, „ber biefe
Dio ßSepe, ber Solbat gewefen ift, meint, bie SJBunbe
feße feßr fchled)t aus, unb eS wäre oovbei mit bem
armen ißebro."
Die fletne guanita ßatte fatim biefe ÜBorte ge-
ßört, als ße wie eine SBergwelfelte auffprang unb
mit einer wilben (Snergie bie 2Birtßin anfaß!
„Unb bamit gßr Slde in Siuße bleibt, foff mein
SPebro fterben ? feßrie ße, »fterbeu wie mein 33ater
geftorben ift? Stein, nein! gcß laufe burd) ben 9te*
gen naeß SlaneS unb ßole ben Slrgt, bamit er mei-
nen Sruber rette, unb wenn gßr aueß 2lde in’S
©efängniß müßtl"
„UnoanfbarcS ©efeßöpf;" freifeßte bie SBirtßin,
„ßaben wir Dicß beßßalb gu uns genommen unb
pflegen Dicß im Dorfe @iner wie ber änbere, aÖ
wenn Du unfer Ätnb wäreft, bamit Du uns in’ä
Unglüd bringp ?"
Unb ße ergriß baS Sliäbcßen, weldeS feßon bet
Dßüre gugeeilt mar unb führte es gum Kamin gu*
rüd . . . „Jpier bleibftDu!" fußr ße mit fprüßen*
ben Slugen fort, „unb beteft für baS ©eelenßeil
Demes 'UruberS, baS wirb beßer für ißn unb fß»
Dicß fein als ad’ Dein bummeS 3euß! • • ®n*'
JS 153.
XbonneatttUprfla fl. 1. 3 f. in $eitetberj),
butdf bie poft fl. 1. 1® ft. »ittttfjäfttig.
£Henfla$, 5. Qnli.
^.KjdqfE 3 fr. l»ic tei Suefunftg«»
irtfteiümß 4 ix.
1870.
ß. C. (Sin (Bebenftng.
3um Bienen fötale mm ßat fld^ b«S gaßr gc-
Wenbet, feit auf ben bohmtfcßeu gelbem bie b!u-
iige ®iitfd)efbungSfd)lad)t gefcbiagen warb. ,2Boßl
Wißen wir, baß eS in gewißcn Greifen noch immer
»erpont iß, bie Siege beS preußifchen |)eereS oon
1866 «10 ^»errli<^c nationale Saaten gu rühmen.
SRtdjt allein bie weißgelben unb bie blauweißen,
bie fd)roargen unb bie rotfjen gelben ber fßhvafe
oom ßucßwüibigen IBruberfrieg, nein, aud) fo
manche ber nationalen ©adje fteunbHdjer geßimmte,
aber allju wefcß empßnbenbe ©cmütßer toollen
nichts wißen Bon folcßer ©lorißcafion beS Krieges,
biefeS „ßteßcS ber abfdjeulichßen ^Barbarei." Dro^
aflebem befennen wir eS laut: ber Jahrestag ber
©flacht bet Könfggräß, ber 3. 3«l</ tß für baS
beutfd&e SSolf ein nationales greubenfcß.
Ober füllten wir folcß’ fBefennintß etwa oer*
febweigen, auS gurd)t Bor bem ®cfd)rei unfrer
gelnbe? D nein: je toller il)r gärmen, um fo
größer, um fo beredeter unfre greube. 3ß eS
beim nid)t fonnenflar, baß ad’ ihre Declamationcn,
fo ood oon ßttlicher ©ntrüßung, nichts weiter ftnb
als ber SButhfdmt ber fBergroeißutig über ben
werbenben beutfcßen Staat, ben ihre Dhnmadß
nicht gu binbern »ermag? Dber wie? glauben fte
Wirtlich einem »erßänbigen 2Kcnfd)cit wetßtnacben
ju t&nnen, wir haben greube am Kriege bloß um
bes Krieges, um beS rohen SdpacßtenS willen?
SBahrhaftig nein! 3lber wir galten bie fßrebigt
»on ber „Slbßbaßung beö Kriegs" nidbt für ein
heilig ©oangclium, fonbern für eitel gidefanj,
unb nichts bünft unS thörtdper, als barüber gu
fjrciten, ob ber Krieg eine Barbarei ober ein not|-
wenbigeS Uebel ober gar eine gefunbe Kmftäuße*
sung beS SßolfSlebenS fei. 35er Krieg fommt mit
ber 3?aturnotßwenbtgfeit eines ©ewitterS — unb
ifi eS eine Süttbe, ftch beS ©ewitterS gu freuen,
wenn eS heilbringenb für bie ßanbfdjaft gewefen?
©in folch naturnothwenbigeS unb heilbringen-
bes ©ewitter war ber Krieg oon 1866. Sftur ber
ßumpfße Stumpfßnn beS fßarticularißen fonnte
befennen, baß bie ßaatlicbe ©cßaUung Deutfdj*
lanbS, wie ße im beutfehen Sunbe oorhanben war,
unmöglich langer ohne wefentlfche Skrätibermtg
fortbeßehen tonnte. Kein SBcrnünftiger täufeßte
flöß barüber, baß baS ©runbgebrechen beS alten
SunbeSoerhältniffeS in bem Söiberftreit gwifeßen
fßreufjen unb Deßerreich gelegen war. 3wei ©roß*
paaten, bie ßd> einanber nicht beugen wollfcn unb
tonnten, gwet ©roßßaafen, bie beibe nicht mit
I ihrem gangen ©ebiete bem 23unbe angehörten unb
l jebeS Söiberprebeti gegen eine fBunbeSmaßregel mit
! ber ^iothwenbigfeit ber SBal)rung ihrer „europäi*
| fchen" Stellung gu entfd)ulbfgen wußten — wie
| wäre ba auch nur ber geringfie gortfd)ritt‘gu einer
; einheitlicheren, piaßerett SnnbeSorganifation benf*
! bar gewefen? Die SluSeinatiberfehung jwifeben
l Breußen unb Dcßcrretd) war bie unumgängliche
’ ißorbebingung, wollte man baS allgemein empfun-
bene SSebürfnijj einer ßieform ber ftaatlichen ©e^
ftaltung ©entfdjlanbS wirtlich beliebigen.
©utmüthige Sd?wärmer möchten glauben, bap
; biefe SluSeinanbcrfehung auf glücfiichem SBege
| würbe bewerfßeflfgt werben tonnen äßer bie
j ®inge nur etwas tiefer geprüft hatte, tonnte nicht
] überrafebt fein, als im grühjahr 1866 bie grage
s auf bie Spi|e beS IDegetiS gefiellt warb. 2>er $ag
oon Äöniggräh eutfehieb. Defierreich Pcrjichtete
infolge bejfen auf jebe weitere SBctbelligung an ben
beutfehen ängelegenheiten unb fo war eS cnblid)
erreicht, baß bie beutfehe Station aufathmen, bap
fte mit berechtigter Hoffnung ber ©rfüHung
ihrer fo lange oergcblid) gehegten SBünfche entge*
genfehen fonnte, bap wcnigpenS bie SW ö glich feit
einer politifchen S^eugeßaltung ScutfcblanbS gegeben
war.
SBotjl mag bamalS nod) mancher befonnenc
50tann bie OoUe Tragweite bfefeS SfegeS bejwel-
feit, wohl mag mancher gute Patriot ftch h^n
f^recten laßen burch bie $l)rafe, ber Sieg werbe
äu ©unßen beS fpecipf^en $mtpenthumS auf Äo*
ften beS 35eutf^thumS auSgebeutet werben. 2lllein,
eS beburftc bod) mir ber richtigen grageßeUung,
um ftd) bie nationale Seite ber Sache ju fla*
rer 2fnfd)auung ju bringen, ©ine öon ben bei-
ben ©ropmächten mußte au§ Seutfchlanb weichen,
äßeffen Sluefcheibung aber war ooriheilhafter für
bie ©efammtheft, bie DeßerreichS, ober bie fßrem
ßenS? SDer Äaiferßaat mit feinen 9 Sltillionen
2)cutfchctt unb 26 SWidionen Siichtbeutfchen, Wie
hätte er ja baS beutfehe 3ntereffe alS baS öor-
wiegenb beftimmenbe «Dfoment feiner Bolitif be-
trachten föunen, betrachten bürfen? 9lu<h ber beße
greunb DefterreichS, wenn er aufri^tfg genug iß,
wirb jugebett müßen, baß eS für feine präbomint-
renbe Stellung im 3)eutf(hett SSunbe fein anbereS
Wccht anfäuweifen hatte, alS bie met)r^unbertj[ä[nfgc
Snhaberfhaft ber längft begrabenen beutfehen $f«i-
ferfrone. DeperrcichS beutidjnationale Stellung
War gegrünbet auf eine ©hlmäre, baS reale 3”-
tereße feiner Sßolitif lag außerhalb ber beut-
fchen ©rängen. 3Bie anberS Preußen! Seine faß
rein beutfehe 23eöölfcrung, feine Serfpaltung, in
eine öplidje unb eine weßliche Hälfte gWangen
eS, b e u t f ch e Bolitlf gu machen; fein etgenpes
3ntereße fiel gufammen mit bem öon gang 3)eutfchs
lanb. Defierreich fonnte auS Deutfchlanb auS*
fcheiben, ohne baß bie gcbenSfäßigfeit beS ©angen
beeinirächttgi warb, Bveußeti auS ®eutfchlanb
öerbrängen hätte Deutfchlanb oernid)ten ^ct§en-
So lagen bie 2>inge bamalS. Unb bie @nt-
wicflung biefer oier 3ahcc (>at bettelt Stecht gege»
beit, weld?e an ben beutfehen IBcvuf SkfHftcnS ge*
glaubt, welche feine Slbler mit ihren beftcit 3Bün*
fchen in ben Scbladjtenbampf begleitet, welche ben
ßanoimtbonner boh Äöniggräß begrüßt ha^ü als
baS ©eburtspgnal beS neuen SteiäeS beutfeher Sta*
tion. ^)eute iß bie auf ben böhmifdjen ©eßiben
erftrittene SKöglicßfeit ber nationalen Dteform
gu einer adpunggebietenben SBirflichfctt geworben.
Der Stovbbcutfche S3unb feiert am 3. 3“ff tefbt
eigentlich ben 3ah«Stag feiner ©«tpehung. Unb
wir, auf ber anbern Seite bes SötainS, auch wir
feiern biefett Dag als baS ©rinnerungSfeft ber
©tunbßeinlegung beS beutfehen Staates ber aud)
für unS gefchaffen worben, ©ie aud) bie^ an-
tinationalen©(emente unter nnS heulen nnbläßern
mögen, wir wißen, baß ber Dag fommen wirb,
ba auch wtr in bie Bode ©emetnfdjaft beS neuen
SDeutphlaubS eintreten werben. Unb wäre eSwaßr,
baß unfre geinbe unS mit ©ewalt bavan ötrhin-
bern wollten — wohl bie Slrmee, welche in fteben
Dagen baS alte Deßerreich gufammenfchlug, fie wirb,
gu einem b e n t f ch e n ^)eere angewadifcn, auch «»*
bern geinben gu begegnen wißen. DaS mögen ße
ftch pefagt fein laßen am ©ebädßntßtage ber Sfhlabht
bei Äöniggräh!
Deuifdjlawb.
Karlsruhe, 3. 3«li* ®. Äönlgl. Roheit bet
©roßbergog haben mit höcßßer ©ntfchließnng BOin
30. guni gnäbigß gerußt,
ben ißrofeßor ®r. S^ubolf Soßm in ©öttin*
gen gum orbentlichen Ißrofeßor für Äirdjenredht,
Sßöiferrecht unb jurißifche ©ncpflopabie an ber
Unioerßtät greiburg unb
ben außerorbentlichen 5profeffor Dr. Sen HS
in greiburg gum orbentlichen Ißrofeßor beS Äir*
cpenrechts in ber thcologifcßcn gafultät berUnioer»
fität greiburg gu ernennen.
ÄarlSrulje, 4. gulf. (33. 8.) Dßenbar er*
muthigt burd) bie ©rfolgc in 33atern, Belgien «nb
Deßerreich h«t auch M un^ ÄleruS bie SWaSfe
faden laßen unb örrößentltcht fo eben mit ber
# u 11 a i o r h.
Slacß bem Jagebuh eines ätjteS erjählt »on «. ®telj.
(gortfepung.)
ff©aS feßlt benn ihrem 33rnber?" fragte ich,
bem weinenben SJtäbdjen bie $aate oon ber ©tim
ßretchenb. v
„SStan weiß e§ nicht," »erfejße bie 2Birt^in
ßhUtch »erlegen unb inbem fte fteß etwas gu fcßaf-
fen machte, oerließ ße gleich barauf baS 3'tmmer.
äBahrenl) beffen weinte bie Äleine unaufhörlich unb
entroortete auf feine meiner gragen. SÄntonio, ber
feine Dßiere tm Stade oerforgt hatte, fam jetjt aueß
an’g geuer unb naßm fieß ißrer an.
»,3h fann’S mir benfen," fagte er naeß einigen
gragen, „nießt waßr? eSwirb rooßl einenavajada
(SWeßerftidß) fein?"
®ie Kleine niefte mit bem Stopfe! »Unb ber
Sfrgt ift auch noeß nießt geßolt worben?" fußr er
fort, gene fcßüttelte mit bem Kopfe.
„Sehe« @ie, ©ennor," fagte er, ßcß an mieß
toenbenb, »fo ßnb bie SDtenfcßen ßier auf ben ®ör-
fern; erft fönnen ße nießt in grieben leben unb
wenn bann baS Unglüd gefeßießt, wenn bie SJteßer
im ©ürtel locfer werben unb Slut fließt, bann
haben ße gureßt, ben 3lrgt ßolen ju laßen, benn
btefer, benfen ße, muß eS bem ©erießte angeigen, j
Unb fo laßen ßc SldeS rußig feinen ©ang geßen t" *
„9Sie lange ift e§ feßon ßer, baß Dein 33ruber j
oerwunbet würbe?" fragte icß ba§ iütäbdjen.
„günf Sage naeß beS SaterS Dobe," fcßluißgte fte. j
wUnb woran ftarb ber?" fragte Slntonie. 5Da§ !
ajläbcßen feßwieg. „Sllfo aueß ein SJteßerfticß," beu= i
tete gener bteßs Sd)ioe;gen; „fann mir bie @e= *
feßießte benfen, als wenn icß babei gewefen wäre;
ber ©oßn ßat ben Dob beS SaterS raeßen moden
unb ßat baSfelbe ©cßicffal geßabt, ©ebenebeiet fei
bie ßeilige gungfrau! 2Birb eS benn nie anberS in
biefem Sanb werben ?*
Die ÜBirtßin fam gurücf unb Bradßte ben puchero, i
beßen bampfenben gnßalt ßefürunSauf eine Scßü[-
fei leerte.
,,©aS ßat man benn mit bem Serwunbeten ge*
tnaeßt?" fragte icß. Sie fab mieß erfeßreeft an, baS
©eßeimniß beS gangen Dorfes einem gremben oer* j
ratßen gu feßen. j
„ffiw haben geßn Sergen ber ßetligen gungfrau .
oon ßooabonga geweißt."
„Unb iu einem 3lrgte ßabt gßr nießt gefanbt?" :
,5tecn," »erft-ßte ße, bie 3lugen gu 33oben fcßla*
genb. „'Betro ©apannoS ift ein eßrlicßer SÖurfcbe,
ber eS jelbit niajt mill, baß feinem ©egner Unglüdf
gefeßeße; unb glaubt ibr Denn nießt, Semior, baß
wenn fein ßeiliger ©cßußpatron tßn erretten will*
er eS aueß oßne §ilfe bes SlrgteS fann?"
3BaS war ba ju antworten! „Unb eS geßt tßm
nießt gut?" fragte icß nah ew« SBeile.
„O reeßt fdßlecßt," oerfeßte gene, „ber biefe
Dio ßSepe, ber Solbat gewefen ift, meint, bie SJBunbe
feße feßr fchled)t aus, unb eS wäre oovbei mit bem
armen ißebro."
Die fletne guanita ßatte fatim biefe ÜBorte ge-
ßört, als ße wie eine SBergwelfelte auffprang unb
mit einer wilben (Snergie bie 2Birtßin anfaß!
„Unb bamit gßr Slde in Siuße bleibt, foff mein
SPebro fterben ? feßrie ße, »fterbeu wie mein 33ater
geftorben ift? Stein, nein! gcß laufe burd) ben 9te*
gen naeß SlaneS unb ßole ben Slrgt, bamit er mei-
nen Sruber rette, unb wenn gßr aueß 2lde in’S
©efängniß müßtl"
„UnoanfbarcS ©efeßöpf;" freifeßte bie SBirtßin,
„ßaben wir Dicß beßßalb gu uns genommen unb
pflegen Dicß im Dorfe @iner wie ber änbere, aÖ
wenn Du unfer Ätnb wäreft, bamit Du uns in’ä
Unglüd bringp ?"
Unb ße ergriß baS Sliäbcßen, weldeS feßon bet
Dßüre gugeeilt mar unb führte es gum Kamin gu*
rüd . . . „Jpier bleibftDu!" fußr ße mit fprüßen*
ben Slugen fort, „unb beteft für baS ©eelenßeil
Demes 'UruberS, baS wirb beßer für ißn unb fß»
Dicß fein als ad’ Dein bummeS 3euß! • • ®n*'