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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 1-25 (1. Januar 1870 - 30. Januar 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0073

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Wetttfdjlanb.

ÄarlSrupc, 17. 3««- 43. öffentliche Sipung
her 3 weifen R am nt er. Unter bem Vorftp
beb ^Sräftbcmen ^)übebranbt.

$cute Ptachmittag wirb in ber wiebereröffneten
Stpung mit ber SpejialbiSfuffton beb ©efepent*
wuvfö, betreffenb bie 9ted)t8oevpältniffe unb 33cv-
Waltung ber Stiftungen fortgefahren.

21 bg. SÄ ä f unterftüpt ben Eintrag beb 2lbg.
■fjolpmann unb rietet an ben $rn. StaatSminificr
bie Slnfrage, ob auep ba ber ©parafter einer (Stif-
tung alb einer fird)lithen anerfannt gelte, wo eine
Stiftung oon ber Staatbrrgierung Mob im SBege
beb PlefurfeS an bie obere Verwaltungsbehörde,
nicht burep Vereinbarung, atb eine fird)ltd)e ancr*
fannt würbe.

Staatbminijler Sr. 3dlp palt bicb auch für
eine Slrt oon Vereinbarung, wenn auf einen 2ln*
trag ber Äirchenbcpövbe bin bie poepfien Staate
bepörben eine Stiftung alb fircpltcp anerfennen.

2lbg. Vf üplpüufjev briirft, ohne einen wapr*
fdpeinltch umtüpen Sintrag Pellen ju wollen, feinen
®unfd) aub, bnjj oon ben weltlichen Stiftungen
bie aubbrüdflicb für bie firclilici^e 2lrmen= unb
^r«nfenoffege bejlimmten Stiftungen ausgenommen
würben.

3fbg. 0. ge ber: 35er § 3 gebe ein burcau*
tratifebeö «Reglement ohne genügfame Pfüdjicbt auf
bie bepebenbett QSev^ältniffe; biefen Werbe bann
mehr 9ted)ttung getragen, wenn ber Veweib offen
gelaffen würbe, baff eine nad) bet Otegel beb (Snt-
Wurfb weltliche Stiftung im foejieden gallc ber
Äircbc jugewenbet fei$ bteb fönne fleh nur aub ber
^Betrachtung beb fonfreten gafleö ergeben. Plebner
fragt an, ob auch bie gonbb, welche, nad) bem
Stiftungsbrief ber ftirepe jugep&reti ober oon bie-
fer alb SUmofen angefammelt feien, ber weltlichen
Verwaltung unterfieljen tollen.

Staabminiper ®r. 3olli): Wie Söfung bfefer
grage ergebe ftd? aus bem (Sntrourfe frlbft, inS-
befoitbere aub § 7, wornach bie oor ©tnfüprung
beb ©efefjcb über eine anbere alb bie gefeplid) oor*
gcfchriebene Verwaltung getroffenen Slnorbnungen
beb Stifterb aufrecht erhalten bleiben.

2lbg. 0. geber Wünfcht eine ganj fbejieKe
^Beantwortung,

worauf Staatbrniniffer ®r. Sollt) erwiebert,
bajj auf Äafuipit pier nicht eingegangen werben
fönne,* eb werben pier ötelmepr allgemeine burep*
greifenbe PlecptSgrunbfape anfgcftellt.

2lbg. ^>off erflärt, bajj er im SlHgemeinen

mit ben Äommiffionbantrftgen übereinftimme, jebod)
hier bie VJiebtrpcrjMung beb Vcgierungbentwurfb
befürworte.

21 bg. Xurban: @r habe urfprünglid) oorge*
gehabt, einen etwa bem SBunfd) beb 2lbg. SPtüpl*
päufjer entfpreepenben 2lntrag ju fidlen j allein er
oerjüpte barauf, weil er einfehe, baff er boep nicht
angenommen würbe. Ptebner unterfingt ben 2ln*
trag beb 2lbg. fjolfjutannj jeneb allgemeine Slner*
fenntniff in ber Verorbnung oon 1861 fei im guten
©lauben oon ber Kirche angenommen worben, urtb
habe biefelbe gtpinberf, ftcb |>ejtede Sluerfenntniffe
für bie picoon berührten Stiftungen ju erwerben j
aufferbem werbe burch fjKrauönapme biefeb Stücfb
bab ganje bamalb gefepaffene Vertragswerf gcfäpr*
bet werben.

2lbg. VIum wünfcht ebenfaUb bie SOBiebcrper*
Peilung beb PlegierungSentwurfSj eb möge aber
bann noch oor Stiftungen bab SBort „beftepenbe"
eingefchoben werben, bamit nicht etwa burch fine
gefepraubte 2lublegung (ünftigen Stiftungen pra*
jubijivt werbe. Plebner pebt ferner peroor, bap
bie fircplicpe Slvmenpffege alb Vtibatatmenpffege
auch fernerhin reifen SöirfungSfrclS habe.

2lbg. 9t i cp t e r iP für ben 9tegierungbentwurf.

2lbg. ©ifenlohr palt bie SDtfferenj jwtfcpeu
bem PfegierungS* unb Äoinmffftonennfrag für ntctjt
fo bebeutenb, unb PeOt bar, bap nad) ben iöeftim*
mungeit beb ©cfepeS, inbbefonbere beb § 7, aud)
wenn bie ©eltung ber Vetorbnungen oon 1861
unb 62 nicht aubbrüdlid) anerfannt werbe, bie
Vevpältuiffe jiemlich biefelben bleiben, unb biebort
bejetdneten Stiftungen fernerhin unter firchlicher
Verwaltung fiepen.

2lbg. Äufel wünfept eine allgemeine unb be-
Pimmte Otegelmig, burch «fljuoiele 2Iubnahmen unb
UebergangbbePiaimuugen werbe ber ©tunbfap felbp
gefepäbigt. Ueberbico fötenen unter bie generellen
Slnerfenntniffe in ben Verorbnungeit oon 1861 unb
62 mepr Stiftungen, alb bie Otegierung meine,
fubfumirt werben, inbem bie bortigen Vefitmmun-
gen oerfcpiebctier Sluölegung unterliegen.

Staatbminifter 3?r. 3 0 u 9: $te @acpe fei niept
oon fo groper Vcbeutung, inbem bie 3apl berpier
etnfcplagcnben §älle feine fepv gropc fei, unb tn-
beut wegen ber Vefftminung beb § 7 opnepin für
biefegällc bie fircpl. Verwaltung erpalten bleibe. SDic
21hftcbt ber Ptegierunggehcnurbapitt, bap ber § 5a
ber Verorbnung 00m 3apr 1861 unb6abcvVer-
orbnung oon 1861, nicht auch bie weiter bort he*
jeiepneten gonbb alb in bem Slnerfenntnip berPte*
gierung inbegriffen betrautet würben. 3ebenfaflb

1 fei eb ratpfam, wab einmal burd) generelle Vtr*
tinbarung mit ber Ätrcpe anerfannt worben fei,
aud) fernerhin gelten ;u laffen.

2lbg. Stico lai: ©r glaube burdprub niept,
bap burep ben Äommiffionbantrag etwab oon bent
Vibperfgett fo ungemein Sttbweicpenbeb gefepaffeu
werbe. 3wwerpin aber fotlten, wie bie foejielien
Vereinbarungen, fo auch bie generellen erpalten
werben. SDtan müffe bab ©efepenf, weld)eb man
bringe, ber Veoölferung fo fepmadpaft alb öiög*
Itcp machen tmb niept wegeit biefer immerhin neben*
fädltd)eri Vepimmung einen neuen 3nnlapfel in
ben bereitb beftepenben Streit hineinwerfen.

2lbg. ©dpavb: üntrep 2lnnapme biefer @tu*
jclbeftimmungen werbe ber ©ntwurf für ftine ©eg*
ner nicht fepmadpafter. PJian fodt ftd) nicht bei
febem fß.iragrappen oon bem 2lnfangb aufgepellten
Vrinjip etwab abpdnbeln laffen. SDic Vcrorbntm*
gen oon 1861 unb 1862 Pepett eben niept mepr
ganj im ©inflang mit bem ©tfep oon 1860 unb
folten peute wieber bamit pomogen gemacht werben. SDic
Plegierung pabe Ja felbff jugePanben, bap ber 2ln*
frag ber Äommiffion eigentltd) prinjipiell forreft fei.

®er Vcricpterftatter refumirt bie über ben §
3 bibper geauperten Slnftcpten unb oertpeibigt ben
Hommiffionbantrag. 2)er Hommiffionbantrag fei
eine Äotifequenj beb § 4 beb ©ntwurfs, welcper
bte Trennung einer gemifepttn Stiftung naep Welt-
lichem unb fircplicpcm Vermögen oerfüge. SDte im
©ntwurf enthaltene Vcffatigung ber generellen Ver*
tinparungen fei üherffüffig; aud) werbe babur^
bie Unjufriebenpeit ber ©egner ni*t geminbertj
überbem fei juerP oon bet itirepe bie befagte Ver*
orbnung oerlept worben.

fttevauf wirb unter Slblepnung beb Slntvagb
beb 2lbg ^olpmann § 3 nad) bem Äommifftonb*
entwarf angenommen.

Staatbminiper ©r. 3oüp fragt an, ob bie*
fer Vefcplup bapin jicle, bap bie Verorbnung oon
1861 überhaupt auper SBirffamfeit gefept werben
foHe, worauf ber Vericbterftattcr unb 2lbg. Äufet
erwibern, bap baoon bie Verorbnung nur in ber
betreffenben etnjelnen Steile (§ 5a) berüprt werbe.

Staatbminiper 2)r. 3oHp bittet, nur ju fon*
Patiren, bap biefe Vcptmmung feine V*oöof«tiott
gegen' bie Äurir, jene Verorbnung $u fünbigen,
fein folle.

§ 4 wtrb opne 25ibfuffion angenommen.

3u § 5 beantragt 216g. |)olpmann ben
Stricp beb erpeti 2fbfapeb, weldjetpinbece an firep*
liepe gonbb 3«füftunÖe« ilt SSrmenäWeden ju ma-

Vn Mint

SJiooelle oon SBttnb kor ® uferf.
(gortfefeung.)

„®en 3npalt fannfi ®u ber Xante einmal er*
Jäplen, Pßilbenftein, wenn pe ju unb nadp Scpwan*
hruep fommt," fagte bie junge grau, bie (Gräfin
nidfte unb SBilbenfiein fupr fort: „2lucp gegen ben
Verfaffer, ber alb Scpaufpieler bebiitiren wollte,
perrfepte fdponein Vorurtpeil. 3cp felbft war entrüftet,
MS ich biefe Iletne unanfehnltcpe ,yigur tm reichen
SRitterfleibe auftreten fah, unb mehrere ®amen fonnte
'ton letfe lacpen pören, wooon icp meine grau ©e*
^«hlia auch niipt freifprechen barf."

„ga, er fah ju lomifdp ouS," fagte bie junge

Wau.

„3nbeffen fam 2fQeS anberS. 2118 er ju fpreepen
®nffng( frapptrte fchon ein fehr fiangoodeb Organ,
balb trat auch eine Sicperpeit ber Haltung un* ein
’° gutes Spiel ein, bap man glauben muffte, er fei
re* ^er bereits ju $aufe unb pabe baS ©e-

9*» pe nodp nie betreten ju paben, abpcptlup oer*
rettet — jU toelpem ©runbe, barum liimmerte
f üd) »or ber $anb niept. ®er gefränfte Schau*
IPceler mupte felbft geftepen, bap ber ®icpter feine
^ntenponen »ortrefflicp wiebergebe. ®a3
Rtinn , r Pe9te f9°n burdp feine fpannenbe ®£po-
n fcpwungooHe ©praepe im erffen Site über

baS Vorurtpeil, mit bem es empfangen worben war,
ber VeifaH fteigerte pdp oon 2lft ju 2lft unb bratp
am Scpluffe, um ben perfömmlicpen XpeaterauSbrud
ju brauchen, in einen förmlichen Sturm aus. Plun
fommt aber bie VMnte. Placp biefem glänjenben
©rfolge jog ber Verfaffer nodp am 2t6enb, opne ein
Honorar |u beanfpruepen, opne baS PJlotio anjuge*
ben, fein PJlanufcript jurüd, »erbrannte e8 in feiner
SBopnung unb reiste am fritpen PHorgen ab."

„Pteif für baS 3^renpau8!" fagte ©väfin Souife.

„So part bürfen Sie bte uns aderbingS oft
niept »erftänblicpen Scpritte eines ©enieS niept he*
uvtpeilen, liebe ©räfin," wanbte ber ©rjäpler ein.

»3cp bin eine alte 3unäfee," erwieberte bie
©räfin, „bin felbft leine ©enie unb pabe für ge*
«iale Sprünge aderbingS lein recpteS Verftänbnifj.
2lber icp »erlange, bap ein PJlenfdp Har weip, was
er med, unb barum lann icp meinUrtpeil niept ju*
rüdnepmen."

„SBie pat er fiep boep in baS grembenbuep fei*
neS ©aftpofes gefeprieben?" fragte grau oon SßJtl*
benftein ipreu ©emapl.

„PJleier aus Verlin, pörte tep," antwortete bie*
fer. „25ocp glaubte Pliemanb, baff baS fein waprer
Plame fei."

®ie ©räfin fap nad) ipter Upr unb ging, für
bie 2lbreife noep bie lepten 2lnfialten ju treffen.
3pre Plicpte fepaute ipr läcpelnb naep, wie bte groffe

©eftalt mit feften Scpntten burdp ben ©arten ging.
„3ft Xante Souife nidpt lomifcp?" fragte fte bann.

„Ptun, Sibbp, ipre HomiE unb ®orfnatur wäre
mandper unferer erften Salonlöwtnnen ju wünfepen,
fte mürben habet nicptS oerlieren," erwieberte ber
©atte.

„39 hüte X)idj! 5DaS lann ®ein ®rnff niept
fein!“ oerfepte fte. „3dp mürbe midp fcpämen, mit
Xante Souife einen groffen Plout ju befuepen, wenn
fte audp eine Gomteffe 2tdtping ift.“

„®aS glaube icp X>tr wopl," entgegnete 2Bil«
benftein, „änbert aber an meiner 2lnftcpt nidpiS."
Sie Xodjter fap banfbar ju ipm auf, bte Iletne grau
ipre Stiefmutter, fc^wieg.

Valb leprte bie ©räfin retfefertig jurüd; e3
war 3eit, ft<p naep ber SanbungSftede ber Sampfer
ju begeben, weldpe etwas ftromauf lag. 9Jlan fap,
roie ftp fepon »tele PJtenfcpen bort »erfammelten,
um VidetS ju nepmen. See gamtlie Söilbenflein
war bie lepte, weldpe ben Vorgarten »erlieff, »on
ben betben Wienerinnen mit bem#anbgepäd gefolgt.
2lucp unter ben noep immer juftrömenben Pleifenben
aus anbern Rotels ober ber ©egenb piett fiep grau
»on VJilbenftein jurüd, weil ipr bie ©efedfepaft,
wie fte iprer oerwunberten Xante, bie ipr ißlap fdjaf*
fen modte, gefügt, ju gemein war. „Unb baS fo®
ein ©alonfcpiff fein?" äufferte fte jiemlidp laut. 3P«
©emapl runjelte bie Stirn.
 
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