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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

DOI Kapitel:
Nr. 150-176 (1. Juli 1870 - 31. Juli 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0695

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AS 171.

jMxmsestttnUpireU. fl. l. 3 f. {>2
imrd> We >]M r*. *• M fc. oiertetiafjriq.

Sttenjtoß, 26. ^uli.

5l«3ciß«r. 3 fr. bie 'Petttjetle, fcct SfußfunftS*
ertöcilunq 4 !r.

1870.

Abonnements auf baS £)etbe(6er*
ger Journal fönnen tägftdj bet ben £rct®
gern mtb bei1 Qncpebttton gemacht werben
unb werben »om ^age ber 33cftet(ung au
berechnet.

B.C. 9aS Söolf Siibbeutfiblanbg.

Oie testen Sage brachten eine glüdlfcße (Snt-
fdjeibung in 93aicrn unb ÜBiVrttemberg. Locher®
freulich tvar oor Slßem bic Haltung beb ißplfeb.
SOBie ber ©taub öov bem btaujenben Sßinbßvome,
fo jerfioben bte fünßlfcß aufgebauten Ofnbcrntffc
gegen eine möglich# innige Bereinigung Sorb* unb
©übbeutfcfilanbö. 3u einem wahren Oobeefampfe
Wehrten ßcß eine Seihe ber fdiroffßctt Ultramon*
tanen 33aiernb, wie Sorg, ober ein bcmofcatifcher
geinb ißreußenö, bem bie Sßilfzboctvin ben 93er*
ftanb umnebelt batte, wie Kolb, gegen bic gewal®
tig hercinbrcchcnbc ?Sad)t ber öffentlichen ©tim-
mung. Oie ßnßeren SBHcfe unb bie großenben
Kundgebungen ber 50täncbener 93'olfbmctjfen fallen
tiefen ißarteifanatifern fageu füllen, baß in ben
Reißen ©tunben »or ben ^crannabenben Schlacht*
tagen, welche bab Serpängniß ber beutfdjen Nation
ln ißrem ©djooße bergen, ber 2Ba!)nwiß folcbcr
93erblenbung unb fo {ämmerlicbcrSeutralitätSpörafcn,
Wie fte Von ihnen gesprochen mürben, z«m ©erbre®
<ben an ber ©aspe unfeteö 93olfeS werbe.

gezeichnet mit bem Stempel oatcrlanbölofer
aWattbcrsigfelt unb maßlofeßet ißarteimutb üer®
fcpwinbet in unfern großen Sagen tiefes? fletnftnnige
^auflein in fraftlofer .fjinfüüigfcit rot jenem ge*
waltig ftd) erbebenden Stufe bcö ©ewiffend, bad
bie SBolfömaffen bureßbringt unb ihnen ben
einzig richtigen Söeg, bie hrübetlihe Eintracht aller
beutfdjen ©tämme unter ber Kriegöleifung tßreu®
§enS, mit unbeirrbarer Sicherheit gewtefen bat.
©in gleiches ©cpuffal pat bie wütbenbm Singriffe
auf Preußen, welche »or zwei Stagen noch ben
wurttembergifeben „93eobad)ter" erfüllten, jum
@d)W|igen gebracht. „Defierreich! fäbtcutfdje Seit®
tralitat! ißreußen möge allem ben Kampf aufnelj®
mett mit ben granjofett, tie un$ niept beleibigt
haben!" fo lautete noch oorgeßevn bie Ißarolc beö
üßreußenpafferS Karl DSaper, ber ßcß für berufen
hielt, bad gapr 1866 in ber jeßt beoovßcbenben
Kataßropfje umzuarbeiten. Sab 93olf »on ©tutt®
gart hat ihm an ber ©ingangSpforte pm ©tänbe®
häufe feine ttefße ©ntrüßung über biefeb »erblen®
bete, eitteb beutfehen SSanneö ttnwurbige Sreiben '

ju erfettnen gegeben, inbem eb zugleich bie beutßh*
gejtunten unb bewährten SSofföoevtveter Sömer unb
.fbölbcr mit bonnevnbem ßuntfe empfing. 3lttb fei®
ticm eignen bemofratifchen 3Bal)lbcjirfc hat $err
Staper bie bringenbe Sltifforberuttg empfangen, er
möge »on feinem Söiberftanbe gegen bie S()eilnahmc
SBürttembergö an einem Kriege, in bem Preußen
bie gaptte Oeutfdßanbes führt, ablajfcn.

@old)en Haren SSBillcnbfitnbgebungen, welche
— nach 2lrt beb in feinen hcüigften ©effiblen lief;
erregtet: SSolfeb — mit »ernehmlidjer Klarheit unb
Schärfe an bte Ohren ber SBetreffenbcn brangett,
haben fte enblid) ®el)ör gefchettft. Sluch |)err
ültaper hat ftch in le^ter ©tunbe in bie Siethen
ber SSertlieibiger unfrei- bentidjen Sache gefteOt.
©eine reebffertigenben ©riinbe, bfe er in langer
Diebe ber Kammer sortrug, erlaffen wir il)m. Süag
er SSerfäumtcb burd) tierboppcltett ©ifer unb buvcb
treueb fjefihalten in ber jejät eingenommenen Kam-
pfebftellung wicber gut machen!

SBer bie ©timmenjahl ber bairifcEcen unb wür-
temhergifdsen Kammerbefdilttjfe für Sheilnahme am
Kriege miteinanber oerglcichf, wirb bie ©vfaljning
befiätigt ftnbett, baß in SGBat)rl>eit boch nur ultra*
montane DBarteifanatifer in ber Slrt Sorgb unb
feiner engeren grettnbe im ©tanbe fein fonnten,
fleh in ©tunben höchftcr ©cfahr oon ber Station
unb bem bebrotjten 93aterlanbe in glcid)gültiger
Kälte abjuwenben. Sarum boppclte Slncrfennung
ben ßtaubenbeifrtgen Katholilen, bie heute nicht
ftnben fönnen, baß eb für ße eine anbere tßßfcht
unb attbere ©rnnbe ber ©ntfchließung gebe, aib
für DJiatmer, wie Sold ober ©artl). ©ie haben
bab flttlichc Scwußtfcin ber ©taatbpßidjt beb Sur-
gerb nicht eingehüßt unter ihrer geßeigerten ®or-
liebe für bab Sebett ber Kirche.

5Btr wollen auch fünftig eb allen Senen in
©breit gebeuten, weiche eingewurzelte Soruvtheile
unb Stbneigungcn überwattben, um rechtzeitig an
ber ©teile z« fein, welche mtb Sllleit in biefen
Sagen bab Saterlanb attweibt. 3n erfreulicher
Sßeife hat ftd) aber in Saben an Männern bemo-
fratifdjer Sichtung bewährt, baß in 2Ba£;r^eit
fie gar feine grunbfählfchc Seranlaffung Ratten,
ftch bent unter ftarfer Seitung neuerße*

.henben Seiche beuifeber Sation in mißtranif^er
3urücfhaltung gegenüberjufietlen. Sie berechtigte
Semofratie iß bie für bic Sedße beb Solfeb in
ben Orbnungen eineb beutfdjen ©taateb fämpfenbe
SSolfbpartei. Sott wirb fte eine 9ttd)tung oer-
treten, welche in unferer ben Sntereffen ber Süaf* j
fen zugewanbtett Seit einen hohen SSetttf JU er-

füßen hat. ©in folcher Scmofrat war SBalbetf.
j Stögen Sie, welche ben Samen ber Scmofraiie
l für ftch in Snfpntch nehmen, fürberhin feinem
I patriotifd)en Sorbübe in ütebe folgen!

Sor aßen Snbern aber erfaßt ttnb mit er-
ncutetn ©lauben unb tiefßer, innigßer Siebe unfer
] guteb, treueb ffiolf, bab überall in bem ?Patteige-
f wirre beb ©übenb, inmitten ber harten Soth ber
j Seit, mit cinhefliger, gewaltiger Stimme allen
Parteien zugerufen hat: Sn ben SBaffen! ©egen
bie ffranzofen! ©b lebe Oeutf^lanb! 3hm Sin*
uttb Sebcn!

SieutfthlanD.

©tuttgaet, 23. Suli. ®er franzöftfdje ®e®
fanbte wirb in ber Sacht »on ©onnabenb auf ©onn-
tag abretfen. — 35ie erße Kammer gab zu bem
iBefdjluß ber SlbgeorbnetemKammcr Heguglic^ ber
©rebitbewißigung ihre Sufiimmung. ®ie Kammes
würbe oertagt.

®ktnz, 21. Suli. ©in trefflicher ©eiß belebt
bte 93c»ö!ferung unferer ©tabt unb unferer lättb*
liehen Kreife. Sebermann weiß baß er fdjwere Opfer
Z« tragen haben wirb, unb jebermann iß 00H ber
freubigßett 93crcitwifligfeit. Serhältnlßmäßig fe|r
wenige hieflge ©inwohtter fehiefen fiep an bie ©tabt
ZU oerlaffen j bie meißen woflen aße ©oentualitäten
bie eine fo wichtige geßtuig treffen fönnen, erwar®
ten unb mutbtg ertragen. Sfe gamilien oerfehen
ftch mit Scbenbmitteln j bic grauen melben ßd) at3
Pflegerinnen j bie Sumer woßen, wie im 3ah«
1866, il)re SMenße anhieten für ben Transport ber
93erwunbeten u. f. w. Oie bienßpßidßtgcn jungen
Sente eilen begeißert unter bfe gähnen} außer ihnen
eine Stenge greiwißiger. Oer Icibenfchaftliche Son®
ßict ztoHdtm ber nationalen unb ber bemofratifchen
Partei, welcher feit 1866 bie ^ieftge ©inwehner*
f^aft gefpalten hat, iß plöplich oerfchwunbett: bem
fremben Singreifer gegenüber fühlen aße gleich-
©ine ©olf^oerfammlung foß oon ben Häuptern bet
heiben Parteien auf nächßcn ©onntag zufammen®
berufen werben, unb bie fdjöne Slubföhnung hefte®
geln. Oaö tBorurtheil gegen bie „Preußen," wel®
^eb hief fo fl11* l®te *n ßlelen «nbern Sheilen
©übbeutfchlanbb tief in ber Sülaffe ber SSeoölferung
eingewurzelt war, iß nun, Oanf ben granpfen,
aubgerottet, unb ßcher für immer. SBelcp ein SBedh®
fei, wenn ich bfefe gegenwärtigen ©inbrüefe oergleiche
mit ben ©rinnerungen aub frühem Satiren! Oie
granzofen wißen nicht wie oerbientße ß^ um unb
gemadjt h«hen.

^ <1 Ina i 0 r a.

äRach bent Sagebud) eineb 3trjteb erjählt oon Ä. Diel 5.
(gortfeßung.)

©ie h°h ben Kopf in bie §öße unb ba ich ein*
mal bahei war, Seo&adßungen ju machen, fo bemerfte
ich jeht an^, baß guanita ein ßübfCheb Slabcpen
war, bie ficherlich, wenn eine gewählte Ooilette fie
gefeßmüdt, überaß bie Slufmerffamfeit ber SSänner
erregt haben würbe! SBo hatte benn aber bie
Slugen gehaßt, um aßebbieb nicht fpon in ßolurn®
bre§ bemerlt zu ^aben!

„Sa," fagte fte, „3hnen^t0^ eine ©efa^v, oon
ber ©ie nicht bie geringfte 2lhnung haben!"

„Speich beutlidjer, Stäbchen!"

„üRorgen wirb man ©aloaboren nach ßabtropol
in’b Kloßer ber Sarmeliterinnen bringen; berSSar®
quib, ihr SBormunb, hat bie SBißigung beb Oribu®
nalb oon Doiebo baju erlangt!"

„93ift ®u wahnßnnig? gß eb möglidh, —beß*
halb alfo tß ber ©würfe abgereibtl"

„©lauben ©ie e§ nicht! @r iß gar tttdht abge-
reibt; feit brei Sagen hält er fi<h in feinem gagb®
häufe in ber Sierra oerborgen unb erwartet ben
Befehl bet ©obernaborb oon Doiebo, um bte $ülfe
beb Sllcalben anzurufen unb bie ber ©eridjte, wenn
ftch ©aloabora ihm roiberfejjen foHtc!"

„Oräunte ich — wache ich? — unb wie weißt
Ou bab 2tßeb, DSäbchen ?*

„Pebro unb ich wir haben ben Siarquib feinen
Slugenbltcf außer Slugen gelaffen; bie Oodßer be§
Kaßeßanb imgagbhaufe iß bie 3?evfpro<^eite meineb
ißebro — wir haben ben SSarquib Sag unb Sacpt
befaufcht! Slber bab iß noch uidht ülßeb! gßnen
felbft broht ©efaßv, ©enttor!"

„955ie? — in wie fern?"

„Sicht aßein, baß ber Starquib ©ie alb Ser®
füßrer feiner ©tieftodßer bezeichnet hat unb bieb ber
©runb iß, weßhalb er auf ihre Aufnahme in ein
Kloßer gebrungen, fonbern man wirb aud) eine Un®
terfudhung gegen ©ie wegen beb plöfßichen Oobeb
ber Sfarquife beantragen!"

„©egen mich?"

„ga, auf Slntrag be« fjtefrsen Slrjteö ?"

„216er SSäbchen!" rief i<h meinen Ohren nicht
trauenb, „bab flingt ja aßeb wie einßJlarchen, wie
iß bab benn möglich ? SSie fannß Su eb benn
wiffen ?"

„©hon geßern hörte ich, uüe ber OJlarq uib unb
Oon Sfatcob, ber ihn oben befud)t hatte, barüber
fpradjen."

„316er bie Siarquife iß ja erft oor wenigen
©tunben geftorben."

„Sie thaten, al§ wenn ©ie eb gewiß wüßten,

baß fte ßerben würbe, e|e ber SSarquib nah Slaneb
Zurücffeßre!"

„Sian möge, fo oiel man woße, gegen mich
unterfueßen," rief td), empört ü6er btefe ©orattb®
fe^ung.

„D fie wißen woßl, baß man ghtten nihtb an*
haben fann," fagte guanita, „man miß @te blob
oerljinbent, ©aloaboren §ilfe ju leiften!"

„Sein, nein!" rief ic|, „biefer ißlan ift zu teuf*
lifh, ben fann fein DSenfh erßnnen!"

„©aloabora ßat eb gßnen ja gefagt, ©ennor,
wenn ber Sfarquib etwab ©hlehte* aufgibt, fo ift
eb nur, weil er etwab noh ©hkäßereb erfonnen
hat!"

Oab ift waßr — bab hat ße mir gefagt; aber
woher weißt Su*audj bab?"

Sab blaffe ©eßh* guanita’b färbte ftch m'* e's
nem Slale wie mit ißurpur.

„gh habe eb gehört!" ßammelte fte.

„2So? — oorhin — im fßarf?" ©te ntefte
mit bem Kopfe, „bann ßaft Ou auh gehört, gefe®
ßen —m

„Sa," Itbpelte fte unb eb war, alb wenn ein
gieberfhauer fie burdjfhüttelte.

Sh fprang auf, bab gimmer breßte ßh mit mir
im Kreife herum. SBab tßun? — was anfangen?
— wie fte retten?

„Unb ©ie woßen nicht fließen ?" fragte gua®
 
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