§cii>c(krncr Journal.
M 137.
^bottncmtntsnms fl. 1* 3 t. in
bura? _t>ie fo(i fl. 1. 16 ft.
15. Juni.
3Utjtig«n 3 {. - bte '’peritjeitf, f. ci Suohmft#'
ertSeifunc. 4 X
1870.
§§S3<m ber Slttfeiicrfeage.
SKtttnt unter ten fröfjtlden heften, n>clcfec an
ben Pfinggtageii im beutfdcn ©üben unter Sang
unb Slang gefeiert worben, j)at auch eine Per-
famintung getagt, bte ftd mit fe^r erngen Gingen
iefc^äftigte — bet foctalbemofratifde Slrbeitercon*
greg in Stuttgart. 3B(r mögen btefe ©elegenl)eit
nid* öorübergehett laffen, offne auf taö groge
Ohema ber fog. Strbeiterbewegnng einmai einen,
wenn and) nur fluchtigen Plid $u werfen.
SBic Jebe 3eit, fo gat auch bie uufrfge ihre
befonberen gefeUfdaftlfden ©ebiedm. (Sind ber
JjaiiptfädHdgett ffi ber ©egenftanb ber „Sfrbeitcr*
frage." Oiefe jtt löfen gilt alö eine «fhaupt*
aufgabe ber heutigen ÄalturbBIfer. Slber bamit
eine grage gelobt werben fönne, muf ftc oor Slllern
flar unb richtig geftellt fein. Oag bteS bibt)er
»on Men, weide bie Söfung in bie .£)anb neb*
«ten wollten, gefdjeben fei, fann leiber nicht be-
bauptet werben. Oaufcttb öerfdiebeue Oingt wer*
ben bmdeinanbergemengt; icbeu ber fcl)r begn*
babre Pegviff „Slrbeiter" bat mande ©onfufion
»erurjadt. „Slrbeiter" beigt: „eine nü|ltde Oi)ä-
tsgteit treiben." Orr gabrifam, ber grofe Unter
nebmungen ntadt, bev ©uisbeftjjer, wclder ben
Plan jnr ergiebigsten Pewtribfcfcaflung feiner San*
beteten entwirft — jte treiben eine nüglide Ogä»
tigfeit, ftnb alfo Arbeiter. Pon folgen Slrbeftern
aber will bie „Irbeiterbewcgung" burebaub nichts
wiffen; ebcnfowcuig oon folden, bie lebiglid mit
geifitgen üJfitrcIn, mit einem Kapital oon .flennt*
nlffeit opertren, wie ©eiterte, Beamte u. f. w.,
fte befdäftigt ftd nur mit SDenen, weide ot)ne Ra--
pitaibefiö unb oorjugbweife oermütelft förperlidev
Slnfitengung ihre SL^ätigfeit oerridten, mit ben
{04. cöanbarbeiteVn. Sie feilen ti fein, beten Sage
einer gräntlitUen Slenberung tebarf
Unb in ber £!><», feine ©efen'fcfiafWftaffe tjat
in biefem 3at)iduubert eine fo »ollftänbige U(n-
wanblung i^rer SebenSbebinguitgen erfahren, als
gcrabc bie klaffe ber |)anbarbeiier. Oie Slnwcn*
bring ber Oampffrnft ju inbufirieflen 3'W<frtt, t’le
erfiaunlide Perootlfommnung beö SRafdinenwefenS
9‘U ber gcwerbliden Probuctfon einen gan$ an-
btren ©garafter gegeben: an bie ©teile beb f)anb*
Werfö ift bie gabrif getreten, an bie Stelle beb
Äleitigemerbeb bie ©roginbttgrie. Oag für baö
PolfSWogl im SWgemeinen blefe ©ntwicflung oon
Portgeil gewefen, wirb fein Pergänbiger bejwci*
fein. Ueber ihren Sidtfeiten aber burfen bie
©daitenfeiten nidt »ergeffen werben, bie igr ait-
haften ober wenigfteub aub ihr folgen. 35ab alte
|>anbwerf, bab fo lange einen „golbenen ISoben"
gehabt, fann bie Soncurrenj mit ber ©roßtnbuftrie
nidt «ubbalien wirb mehr unb mehr in tie @nge
getrieben. @inc feiner beften Setten, bab patri»
ardalifdc 93erl)ältnig oon SRetfter unb ©cfeH, ift
bereitb gätijlid oerfdwunbeii. greilid, man foU
bicb 58crl)ältnig ebenfowenig Ttbcrfdahen, wie etwa
bie alie „|)eimatb," bie neuerbfngb burd ben
„Untcrflüt}ungbwohnfth" oerbrangt wirb, aber bab
ift ftdet wa|r, Jenen gemuthlid=ftttlidcn ©titflug,
welchen ber SReificr auf feine ©efeöen aubfibte.
Wirb ber heutige Slrbcitgeber auf feine Slrheitcr
niemalb erlangen, ©don ber Umftanb, bag ber
Slieifter immer nur ber @rfle unter ©eincbgletchen
war, ber gabriftinferneljmer aber burd eine un-
übevgciglide Jvluft oon feinen Slrbetteru getrennt
iff, fällt fdwer in’b ©ewldt. ©b ijl eben eine
nothwenbige golge ber Sßermtnbettfrtg ber Älein-
itibufirie, bag eine groge gleihe oon ÜERännern bie
fonft alb ^atibwerfer felbftgänbige Unternehmer
geworben wären, je§t in abhängiger Stellung im
Üievbanbe einer großen gabrif um Sofn arbeiten
müffen.
Stuf ber anbern ©eite fomttü in Sletradt, bag
in einer grogen Slnjalji oori ^robuctionbj^eigen
bie eigcntUde Eunftfertigfelt, weide bibber nur in
ber üitcnfdeiihflub gelegen war, jeijt burd fc;c Wla-
fdine beforgt unb oon ©eiten beo aWenfden eine
einfac ’Beihölfe geletfte’ oirb. $)a btefe 33eihüife meifi
tu einer fehr leicht 511 erwcvbcnbcu ©efdicfUctfeit
begeht, fo liegt auf ber |)anb, bag bei 8ol)n für
foide Slrbeit nur ein geringer unb nidt Wefentiid
hoher fein fann, alb ber gewöhnliche Sfaglohn-
S)eun würbe ein Slrbeitcr einen höheren Softn
oerlangen, fo .brauchte Ja ber Unternehmer ihn
nur ju enliaffcn unb buvch ben erften beften 2fag^
iöhner ju erfe§en- 3Mcfe, wie man fte wohl nennt,
„uiigualifcirteti" Slrbeiter bitben bte äRebrjai)!;
ihrer {ff (ti jeher einzelnen gabrif gewöhnlich eine
beträdtlide Slnjahl nothwenbig. SSebenft man nun,
bag, ba ber g.rbrifant mit feinen Unternehmungen
meifi auf befttmmfe befonberö gängig gelegene Orte,
bebeut|tibe gjanbelb* unb ficrfchrbplähe, fohlen?
reiche ©egenben u. bgl. befd'änft tfjr atI foiden
Orten regelmäßig eine gntlje Slitjaljl oon gabrifen
jufammengehäuft wirb, — fo begreift cb ftd alb
eine unoevmcibbare fRothwenbigfeit, bäg an ein-
jelticn fünften groge ÜRengcn oon |)anbarbeitern
concentvirt werben, bie grögtentheilb aub ßeuten
begehen, weide bircct oon ber .f)anb in ben SRunb
leben.
i Oie SRiggänbe einer fo maffenhafteu Slngäu
1 fuug oon Proletariat ergeben gd »on feibg. Oie
| geroöhnlide Pebränguig ber Slrmnth wirb ba weit
empftnblider, weit gefährlicher, weil ftc in taufenb-
fader SOBieberhblftng auf ©inen Pntift jufammen-
gebrängt wirb 5 bie prioate SRilbthäfigfeit oerfdwitis
bet juwetlen gegenüber bem mnffenhaft auftretenbett
Siettbe. SBie leidt fann ber ©vnährer einer jahl-
retdnr gauitlie burd fiuen UitßlüdbfaK auf’b
Siedbett geworfen, ja ganj avbettcbunfäyfg gemadt
werben. Unb batm, wenn burd förieg ober fon-
ftige ungttngtge ©onfunctureti ein ganjer 3nbugrte-
jweig plöhlfd lahmgelegt wirb, ober burd eine
unglnefltde ©peculation weniggettb etn einjelneb
©tabliffement ju ©runbe gebt? Oattu ift bab Un*
glücf unabfeljbar.
Sßir rebeit nidt nal)er oon beit gefunbheitlidett
nttb ftttliden ©efahren einer fo engen 3u)ammen-
gebrängtheit groger äRenfdenmaffen. Oab ©e^
tagte genügt, um ju geigen, bag burd bie gtog-
artige ©utwiefimig ber mobernen 3nbugrie eine
jaglreide klaffe ber ©efellfdaft in eine fehr be*
benflide Sage oerfeijt ig. SOBif bieft Sage möglich
ut oerbeffern, bab ig bie „Arbeiterfrage." 3»
i einem fpäteru Slrtifcl werben wir bie oerfdiebenen
i Pbrfdiäge, welche gur Solling biefer grage gemaiht
j worben, in fttrjett 3ügen berübreu unb babei ben
’ Stuttgarter Slrbeitorcongrefi etwab näher in’b Singe
| taffen.
Oeutfffjtaab.
S.itl8r«hei 12. 3«ai- 2lub allen Ohettcn beb
SauCeb hört man laute btlagen barüber, bag wegen
SJlangdb an Set»van utandc SehvgetlCn an 3Solff-
fdulen unbeßht bleiben müffen. SBte wir hören,
hat ber Obcrfchuliatb nunmehr, um wentggetib ut
bei- brinaenbgen galien ^»ilfe 51t tdaffen, im ©in*
oevgäübnlg mit ben ©eminarbiveftronen bie Sluorb*
nnng getroffen, baff mit ben 3ög'ingen beb brittrit
.ibutfeb nicht erg nädffe Ogern, fonbern fdott ©nCe
September eine Slbiturientcnprüfung oorgenommeit
wirb. SBenu bie ©ommerferfen aubfallen unb bie
3ögltnge bte fommenben brei ÜJionate Iffnöurch
redt fleißig arbeiten, fo fönnen- fte bie ffleife für
bie ^anbibatenprüfnng fdon erlangen. Oer Solfb*
fdule werben baburd für ben SBinter etwa 60
neue Sehkräfte suwadfen. ©leidjeitig foflen bic-
fettigen äöglinge beb erften unb jweiteit Äurfeb,
Weide bie erforberliden Äenntniffc erwerben, au*
gevorbentlider Söetfe in bie höhere klaffe oornnfen.
Oa hi^’bttvd öorauöffcbtlid ber bermatige erge
^utb naheju entoölfert werben bürfte, fo foll auf
dm dtm - JIcMekr.
?ton ßarl ©tüel,
(gortfehunä.)
Oie guten Äinber oerfpraden ihr auch ein Se
Qräbniß mit allen ortsüblichen (SEjren, nnb bamit es
% an feiner Pflege fehlen fülle, würbe SBalier
förmlid als ihr Slufwävter gemiet^et.
Oie Pflege, welcher biefer ihr angebeifjeit taffen
fonnte, befianb freilid nur barin, bag er iljr oon
kem jurücfgelaffenen2lbenbmahiS=3öeine ab nnb jn ein
foröpfden auf bie brennenben Sippen gab, aber bab
fehien SBnnber JU wirfeit. ggre h“lberblinbeten
Klagen leuchteten wieber in etgenthümlidem ©lanje
unb fogQr j^re Oaubheit fdien äu weiden. @fe
joimte oerftel;en, was SSalter ihr über fein ©didl-
j[Q ,mit ®varieden unb feinen unerfegliden Perluft
^en« feine glöte lag noch immer auf beä
*«* amwlsdrante im bitfen ©taube. Dhr-
Slm llbenh auatticr barin aufgefdlagen.
um uoenb »ot ihrem Oobe befndte ber Pfar--
ter bte SUe m.eber, unb b roä&renb mitu br'att<
gen feine gewohnten ticinen Oienfte »errichtete, er-
biefc ’->m bnnnen 'inen für fein ganjeS Sebcn
nichtigen Oienft. ” 0
3lad bem folennen SeidenBegängnig würbe er
ro,eber auf bie hewugte Stubirftube befdgeben, aber
t bie fdabenfrohe ©rwartung bet Sdfffameraben,
weide unter ben ge tigern auf etn lamentoso in
belannter Oonart laufdten, würbe gar fettfam ge-
tägldt. fflach einer längeren Paufe oernal)men fte
in gar fanften glötentönen ben (Stjoral: „SBiefdöit
leuchtet uns ber JJlortgenftern, unb nidt lange nach5
her fahen fte ben „©rabpfeifer" mit leud)tenben
Singen aus ber §auSlhür fpringen, feine glöte in
ber §anb. Sie war ihm „auf bie Pitte einer
©terbenben burd Permtttlung be§ §errn Paftoren
wieber juriiefgegeben gegen fein Perfprecljen, nie
wieber Unfug bamit ju treiben.
Plan umringte ihn. @r mugte fein ^leinob gei-
gen. SluS ber §anb geben wollte er eS nicht. Slber
ein Sprögling beS „OorffSlbelä" (ber fdlimmften
aller Slriftofratien) madte furjen Projeg, er griff
banach, baä unterfie ©tüd blieb in feiner £anb.
Siidtigl eS mar bie glöte be§ ©rgenften, beffen
Peerbignng ber ©emeinbe fo oiet ©elb gefoftet. ©r
evfannte ffe an bem SR. 95. auf bem ©lfenbetn-
fRtnge. ©ebrauden tonnte er fie freilid nidt, aber
fie gehörte ber ©emeinbe, alfo mugte er fie con*
fiStiten. Söalter »erttjeibigte fein Pedt, unb e§
Wäre gemig jur ultima ratio ber gäufte gefornmen,
wenn ftd utebt bie geiftlid® ©ro&madt am genfter
gezeigt unb fein Quos egos! ju ©ungen beSfdwä^
deren Ohrüeö eingelegt hätte.
©0 wenig aud bie interpeitirenbe SJJadt oon
ber 3Jlufit oerftanb, fo rettete fie bem jungen Slpollo
‘ nicht mir feine glöte, fonbern forgte auch für roei«
teren Unterricht, wenn aud nui: bemt PlufUuä beS
fRad&cwborfeS Oa§ gatte augerbem nod einen
Segen für SBatter. @S perbreitete ftd im Oorfe
bie SReinung, er gehe unter bem fpecieüen ©du§
beS Pfarrers; baburd würbe jwar bie alte Slb-
netgung nicht befiegt, aber man hütete ftd) bod OOC
offener PerfOlgung.
gn einem'halben 3al)te war Dgern. Pis ba-
hin ^ntte SReifter Sßenjet bpn gungen gegen Ueber*
taffung feines fleinen @rbe§, in Äoft unb Pflege
genommen. Sänger wollte er ben oerbrehten gun»
gen nidt behalten, aud nidt alb fünfjährigen Segr*
ling, benn jum Sdtteibern hatte er bod tein ®e*
nie. SCRietßen wollte ign fein Pauer. 23er etwas
lernte, was im ganzen Oorfe deiner oerftanb, fonnte
ja nidt braud&ar fein. SBeignadt war fdon oor*
über, unb er hatte nod fein Unterfommen. Oa
forgte ba§ ©efdid für ihn. Oer fleine ©änfe^ir*
auf bem nahen Porwerf SfapeHenfjof brad auf bem
Pferbeteid in’S ©iS unb ertranf. SBalter hatte
©lücf, bie oafante Steffe mit 10 Ohalern ©egal!
ju befommen.
8. Slrfabten.
Oer Oag ber ©onfirmation fam, PlülferS
rieden fniete oor bem Sfltar unb hörte fegt mitfKc$
M 137.
^bottncmtntsnms fl. 1* 3 t. in
bura? _t>ie fo(i fl. 1. 16 ft.
15. Juni.
3Utjtig«n 3 {. - bte '’peritjeitf, f. ci Suohmft#'
ertSeifunc. 4 X
1870.
§§S3<m ber Slttfeiicrfeage.
SKtttnt unter ten fröfjtlden heften, n>clcfec an
ben Pfinggtageii im beutfdcn ©üben unter Sang
unb Slang gefeiert worben, j)at auch eine Per-
famintung getagt, bte ftd mit fe^r erngen Gingen
iefc^äftigte — bet foctalbemofratifde Slrbeitercon*
greg in Stuttgart. 3B(r mögen btefe ©elegenl)eit
nid* öorübergehett laffen, offne auf taö groge
Ohema ber fog. Strbeiterbewegnng einmai einen,
wenn and) nur fluchtigen Plid $u werfen.
SBic Jebe 3eit, fo gat auch bie uufrfge ihre
befonberen gefeUfdaftlfden ©ebiedm. (Sind ber
JjaiiptfädHdgett ffi ber ©egenftanb ber „Sfrbeitcr*
frage." Oiefe jtt löfen gilt alö eine «fhaupt*
aufgabe ber heutigen ÄalturbBIfer. Slber bamit
eine grage gelobt werben fönne, muf ftc oor Slllern
flar unb richtig geftellt fein. Oag bteS bibt)er
»on Men, weide bie Söfung in bie .£)anb neb*
«ten wollten, gefdjeben fei, fann leiber nicht be-
bauptet werben. Oaufcttb öerfdiebeue Oingt wer*
ben bmdeinanbergemengt; icbeu ber fcl)r begn*
babre Pegviff „Slrbeiter" bat mande ©onfufion
»erurjadt. „Slrbeiter" beigt: „eine nü|ltde Oi)ä-
tsgteit treiben." Orr gabrifam, ber grofe Unter
nebmungen ntadt, bev ©uisbeftjjer, wclder ben
Plan jnr ergiebigsten Pewtribfcfcaflung feiner San*
beteten entwirft — jte treiben eine nüglide Ogä»
tigfeit, ftnb alfo Arbeiter. Pon folgen Slrbeftern
aber will bie „Irbeiterbewcgung" burebaub nichts
wiffen; ebcnfowcuig oon folden, bie lebiglid mit
geifitgen üJfitrcIn, mit einem Kapital oon .flennt*
nlffeit opertren, wie ©eiterte, Beamte u. f. w.,
fte befdäftigt ftd nur mit SDenen, weide ot)ne Ra--
pitaibefiö unb oorjugbweife oermütelft förperlidev
Slnfitengung ihre SL^ätigfeit oerridten, mit ben
{04. cöanbarbeiteVn. Sie feilen ti fein, beten Sage
einer gräntlitUen Slenberung tebarf
Unb in ber £!><», feine ©efen'fcfiafWftaffe tjat
in biefem 3at)iduubert eine fo »ollftänbige U(n-
wanblung i^rer SebenSbebinguitgen erfahren, als
gcrabc bie klaffe ber |)anbarbeiier. Oie Slnwcn*
bring ber Oampffrnft ju inbufirieflen 3'W<frtt, t’le
erfiaunlide Perootlfommnung beö SRafdinenwefenS
9‘U ber gcwerbliden Probuctfon einen gan$ an-
btren ©garafter gegeben: an bie ©teile beb f)anb*
Werfö ift bie gabrif getreten, an bie Stelle beb
Äleitigemerbeb bie ©roginbttgrie. Oag für baö
PolfSWogl im SWgemeinen blefe ©ntwicflung oon
Portgeil gewefen, wirb fein Pergänbiger bejwci*
fein. Ueber ihren Sidtfeiten aber burfen bie
©daitenfeiten nidt »ergeffen werben, bie igr ait-
haften ober wenigfteub aub ihr folgen. 35ab alte
|>anbwerf, bab fo lange einen „golbenen ISoben"
gehabt, fann bie Soncurrenj mit ber ©roßtnbuftrie
nidt «ubbalien wirb mehr unb mehr in tie @nge
getrieben. @inc feiner beften Setten, bab patri»
ardalifdc 93erl)ältnig oon SRetfter unb ©cfeH, ift
bereitb gätijlid oerfdwunbeii. greilid, man foU
bicb 58crl)ältnig ebenfowenig Ttbcrfdahen, wie etwa
bie alie „|)eimatb," bie neuerbfngb burd ben
„Untcrflüt}ungbwohnfth" oerbrangt wirb, aber bab
ift ftdet wa|r, Jenen gemuthlid=ftttlidcn ©titflug,
welchen ber SReificr auf feine ©efeöen aubfibte.
Wirb ber heutige Slrbcitgeber auf feine Slrheitcr
niemalb erlangen, ©don ber Umftanb, bag ber
Slieifter immer nur ber @rfle unter ©eincbgletchen
war, ber gabriftinferneljmer aber burd eine un-
übevgciglide Jvluft oon feinen Slrbetteru getrennt
iff, fällt fdwer in’b ©ewldt. ©b ijl eben eine
nothwenbige golge ber Sßermtnbettfrtg ber Älein-
itibufirie, bag eine groge gleihe oon ÜERännern bie
fonft alb ^atibwerfer felbftgänbige Unternehmer
geworben wären, je§t in abhängiger Stellung im
Üievbanbe einer großen gabrif um Sofn arbeiten
müffen.
Stuf ber anbern ©eite fomttü in Sletradt, bag
in einer grogen Slnjalji oori ^robuctionbj^eigen
bie eigcntUde Eunftfertigfelt, weide bibber nur in
ber üitcnfdeiihflub gelegen war, jeijt burd fc;c Wla-
fdine beforgt unb oon ©eiten beo aWenfden eine
einfac ’Beihölfe geletfte’ oirb. $)a btefe 33eihüife meifi
tu einer fehr leicht 511 erwcvbcnbcu ©efdicfUctfeit
begeht, fo liegt auf ber |)anb, bag bei 8ol)n für
foide Slrbeit nur ein geringer unb nidt Wefentiid
hoher fein fann, alb ber gewöhnliche Sfaglohn-
S)eun würbe ein Slrbeitcr einen höheren Softn
oerlangen, fo .brauchte Ja ber Unternehmer ihn
nur ju enliaffcn unb buvch ben erften beften 2fag^
iöhner ju erfe§en- 3Mcfe, wie man fte wohl nennt,
„uiigualifcirteti" Slrbeiter bitben bte äRebrjai)!;
ihrer {ff (ti jeher einzelnen gabrif gewöhnlich eine
beträdtlide Slnjahl nothwenbig. SSebenft man nun,
bag, ba ber g.rbrifant mit feinen Unternehmungen
meifi auf befttmmfe befonberö gängig gelegene Orte,
bebeut|tibe gjanbelb* unb ficrfchrbplähe, fohlen?
reiche ©egenben u. bgl. befd'änft tfjr atI foiden
Orten regelmäßig eine gntlje Slitjaljl oon gabrifen
jufammengehäuft wirb, — fo begreift cb ftd alb
eine unoevmcibbare fRothwenbigfeit, bäg an ein-
jelticn fünften groge ÜRengcn oon |)anbarbeitern
concentvirt werben, bie grögtentheilb aub ßeuten
begehen, weide bircct oon ber .f)anb in ben SRunb
leben.
i Oie SRiggänbe einer fo maffenhafteu Slngäu
1 fuug oon Proletariat ergeben gd »on feibg. Oie
| geroöhnlide Pebränguig ber Slrmnth wirb ba weit
empftnblider, weit gefährlicher, weil ftc in taufenb-
fader SOBieberhblftng auf ©inen Pntift jufammen-
gebrängt wirb 5 bie prioate SRilbthäfigfeit oerfdwitis
bet juwetlen gegenüber bem mnffenhaft auftretenbett
Siettbe. SBie leidt fann ber ©vnährer einer jahl-
retdnr gauitlie burd fiuen UitßlüdbfaK auf’b
Siedbett geworfen, ja ganj avbettcbunfäyfg gemadt
werben. Unb batm, wenn burd förieg ober fon-
ftige ungttngtge ©onfunctureti ein ganjer 3nbugrte-
jweig plöhlfd lahmgelegt wirb, ober burd eine
unglnefltde ©peculation weniggettb etn einjelneb
©tabliffement ju ©runbe gebt? Oattu ift bab Un*
glücf unabfeljbar.
Sßir rebeit nidt nal)er oon beit gefunbheitlidett
nttb ftttliden ©efahren einer fo engen 3u)ammen-
gebrängtheit groger äRenfdenmaffen. Oab ©e^
tagte genügt, um ju geigen, bag burd bie gtog-
artige ©utwiefimig ber mobernen 3nbugrie eine
jaglreide klaffe ber ©efellfdaft in eine fehr be*
benflide Sage oerfeijt ig. SOBif bieft Sage möglich
ut oerbeffern, bab ig bie „Arbeiterfrage." 3»
i einem fpäteru Slrtifcl werben wir bie oerfdiebenen
i Pbrfdiäge, welche gur Solling biefer grage gemaiht
j worben, in fttrjett 3ügen berübreu unb babei ben
’ Stuttgarter Slrbeitorcongrefi etwab näher in’b Singe
| taffen.
Oeutfffjtaab.
S.itl8r«hei 12. 3«ai- 2lub allen Ohettcn beb
SauCeb hört man laute btlagen barüber, bag wegen
SJlangdb an Set»van utandc SehvgetlCn an 3Solff-
fdulen unbeßht bleiben müffen. SBte wir hören,
hat ber Obcrfchuliatb nunmehr, um wentggetib ut
bei- brinaenbgen galien ^»ilfe 51t tdaffen, im ©in*
oevgäübnlg mit ben ©eminarbiveftronen bie Sluorb*
nnng getroffen, baff mit ben 3ög'ingen beb brittrit
.ibutfeb nicht erg nädffe Ogern, fonbern fdott ©nCe
September eine Slbiturientcnprüfung oorgenommeit
wirb. SBenu bie ©ommerferfen aubfallen unb bie
3ögltnge bte fommenben brei ÜJionate Iffnöurch
redt fleißig arbeiten, fo fönnen- fte bie ffleife für
bie ^anbibatenprüfnng fdon erlangen. Oer Solfb*
fdule werben baburd für ben SBinter etwa 60
neue Sehkräfte suwadfen. ©leidjeitig foflen bic-
fettigen äöglinge beb erften unb jweiteit Äurfeb,
Weide bie erforberliden Äenntniffc erwerben, au*
gevorbentlider Söetfe in bie höhere klaffe oornnfen.
Oa hi^’bttvd öorauöffcbtlid ber bermatige erge
^utb naheju entoölfert werben bürfte, fo foll auf
dm dtm - JIcMekr.
?ton ßarl ©tüel,
(gortfehunä.)
Oie guten Äinber oerfpraden ihr auch ein Se
Qräbniß mit allen ortsüblichen (SEjren, nnb bamit es
% an feiner Pflege fehlen fülle, würbe SBalier
förmlid als ihr Slufwävter gemiet^et.
Oie Pflege, welcher biefer ihr angebeifjeit taffen
fonnte, befianb freilid nur barin, bag er iljr oon
kem jurücfgelaffenen2lbenbmahiS=3öeine ab nnb jn ein
foröpfden auf bie brennenben Sippen gab, aber bab
fehien SBnnber JU wirfeit. ggre h“lberblinbeten
Klagen leuchteten wieber in etgenthümlidem ©lanje
unb fogQr j^re Oaubheit fdien äu weiden. @fe
joimte oerftel;en, was SSalter ihr über fein ©didl-
j[Q ,mit ®varieden unb feinen unerfegliden Perluft
^en« feine glöte lag noch immer auf beä
*«* amwlsdrante im bitfen ©taube. Dhr-
Slm llbenh auatticr barin aufgefdlagen.
um uoenb »ot ihrem Oobe befndte ber Pfar--
ter bte SUe m.eber, unb b roä&renb mitu br'att<
gen feine gewohnten ticinen Oienfte »errichtete, er-
biefc ’->m bnnnen 'inen für fein ganjeS Sebcn
nichtigen Oienft. ” 0
3lad bem folennen SeidenBegängnig würbe er
ro,eber auf bie hewugte Stubirftube befdgeben, aber
t bie fdabenfrohe ©rwartung bet Sdfffameraben,
weide unter ben ge tigern auf etn lamentoso in
belannter Oonart laufdten, würbe gar fettfam ge-
tägldt. fflach einer längeren Paufe oernal)men fte
in gar fanften glötentönen ben (Stjoral: „SBiefdöit
leuchtet uns ber JJlortgenftern, unb nidt lange nach5
her fahen fte ben „©rabpfeifer" mit leud)tenben
Singen aus ber §auSlhür fpringen, feine glöte in
ber §anb. Sie war ihm „auf bie Pitte einer
©terbenben burd Permtttlung be§ §errn Paftoren
wieber juriiefgegeben gegen fein Perfprecljen, nie
wieber Unfug bamit ju treiben.
Plan umringte ihn. @r mugte fein ^leinob gei-
gen. SluS ber §anb geben wollte er eS nicht. Slber
ein Sprögling beS „OorffSlbelä" (ber fdlimmften
aller Slriftofratien) madte furjen Projeg, er griff
banach, baä unterfie ©tüd blieb in feiner £anb.
Siidtigl eS mar bie glöte be§ ©rgenften, beffen
Peerbignng ber ©emeinbe fo oiet ©elb gefoftet. ©r
evfannte ffe an bem SR. 95. auf bem ©lfenbetn-
fRtnge. ©ebrauden tonnte er fie freilid nidt, aber
fie gehörte ber ©emeinbe, alfo mugte er fie con*
fiStiten. Söalter »erttjeibigte fein Pedt, unb e§
Wäre gemig jur ultima ratio ber gäufte gefornmen,
wenn ftd utebt bie geiftlid® ©ro&madt am genfter
gezeigt unb fein Quos egos! ju ©ungen beSfdwä^
deren Ohrüeö eingelegt hätte.
©0 wenig aud bie interpeitirenbe SJJadt oon
ber 3Jlufit oerftanb, fo rettete fie bem jungen Slpollo
‘ nicht mir feine glöte, fonbern forgte auch für roei«
teren Unterricht, wenn aud nui: bemt PlufUuä beS
fRad&cwborfeS Oa§ gatte augerbem nod einen
Segen für SBatter. @S perbreitete ftd im Oorfe
bie SReinung, er gehe unter bem fpecieüen ©du§
beS Pfarrers; baburd würbe jwar bie alte Slb-
netgung nicht befiegt, aber man hütete ftd) bod OOC
offener PerfOlgung.
gn einem'halben 3al)te war Dgern. Pis ba-
hin ^ntte SReifter Sßenjet bpn gungen gegen Ueber*
taffung feines fleinen @rbe§, in Äoft unb Pflege
genommen. Sänger wollte er ben oerbrehten gun»
gen nidt behalten, aud nidt alb fünfjährigen Segr*
ling, benn jum Sdtteibern hatte er bod tein ®e*
nie. SCRietßen wollte ign fein Pauer. 23er etwas
lernte, was im ganzen Oorfe deiner oerftanb, fonnte
ja nidt braud&ar fein. SBeignadt war fdon oor*
über, unb er hatte nod fein Unterfommen. Oa
forgte ba§ ©efdid für ihn. Oer fleine ©änfe^ir*
auf bem nahen Porwerf SfapeHenfjof brad auf bem
Pferbeteid in’S ©iS unb ertranf. SBalter hatte
©lücf, bie oafante Steffe mit 10 Ohalern ©egal!
ju befommen.
8. Slrfabten.
Oer Oag ber ©onfirmation fam, PlülferS
rieden fniete oor bem Sfltar unb hörte fegt mitfKc$