Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

DOI Kapitel:
Nr. 101-125 (1. Mai 1870 - 31. Mai 1870)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0499

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
/4/f? f Q Ji ^beitDWHcaUjjrti« »1. i*.3f. in £eibelf»n

*/rJr l-wrr* burd) bie ’}>oft ü. 1- 16 l>ierteli5t)vifl-

SeutWIttBÖ-

Karlsruhe, 27. Stai. Saö heute erfcbienene
©efeheö*unt> ©erorbnungeblatt 9tr. 38 enthält,© er-
orbnungen beö ■£) an beIöininiftcciuui 3: a)
bie ©cßanblung unbcfiellbarer Salbungen unb ge-
funbcner Sachen beim ©off* unb (Sifenba^n = ©e-
trieb bctrcffenb; b) bie Unterfucbung btrglößeauf
bem SRljcine betreffcnb.

— 2lnt 24. b. mürbe in bem Stinifterium beö
Jluöwärtigen jmifc^en bem Srafibcittcn beö Stini-
fieviumö ber auswärtigen Slngelegcnbciten unb beö
©rofjß- £>aufeö, $)errn ö. grcßborf, unb bem
©efanbten beö Königrcid)ö 3talie n, ©vafen 31 r t o m,
bie U e b e r e i n ‘ u n f t $ m t f ß c n bem ®ro§ -
bcr5°flt^um 33aben unb bem Königreich
Stnticn tp e g e n g e g c ri f e i t i g e n © dj u ß ,e ‘ö ber
ERc d) t e an l i t e r a r t f <h e n © r $ eu gn {f f e n u n b
SBerfen ber Kunji abge|d)loffen unb untcr-
gcietinet.

Sie Ueberefnfunft ifi gleicblautenb mit bem jwü
fßen bem 9?ovbbeutfd)en Sunbe unb gtcüün über
i'enfrlbcn ©egenftanb am 12. Stai 1869 abge-
fßloffenen ©ertrage.

KarlSruljr, 25. Stai. ©er 3wicfpalt ber ©a-
ttiotcn=Sartei in Säuern ifi ein feßr bebeutungö-
öoHeö ©refgnißj einfach auögebrücft, wollten bie
«nfiänbigen ßcute ber ©artet mit b«n gelben oon
ber ultramontanen ©offenpreffe nicht meßr jufam-
men bienen. 3Kan beute fteß beu fßfaljer Seien
noeb einmal burd.) 3aud)e gezogen unb man bat
bie Organe ber Herren Sucßer unb ©enoffen. gut
eberbaßerifeße ©ibirgöfcelen mag Sen unb 3^1
lieblicß fein; baß 2Bcifj unb feine ©enoffen nid)!
unter ber gleichen gabne fechten wollen, ift bocß-
begreijiid). Sie unenblidjc ©cmeitibeit einzelner
©onangeber ber ertremett ©artet ifi ber einfache
©runb biefer „politiftpen" Spaltung. Stogltcb,
baß bie Herren Don ber äußerften patrfotifßen Sin*
fen bod) noch einige Siege erringen; bejio beffer,
bann wirb ber 9füd= unb Umfcßlag um fo gewal*
iiger. 2Blr werben in nid)t allju ferner 3"tunft
in ber fatt). Kirche ein annäßerno äßnlicßeö Scßau*
fpiel wenigftenö in Seutfcßlanb erleben. Ser So
gen' ifi in ber ©ßat überfpannt, wenn felbft ein
Karbinal Sßwarjenberg baö ©reiben beö Unfeßl-
barfcitö=®ößenbienfleö ju bunt finben muß.

Karlsruhe, 25. fÖiai. Sie politifcben Ser-
ßältniffe beö Sanbeö bieten für bie näd)fte 3eit
feine befonbere ©cbmierigteit. fffleber Don 3nnen
nod) Don Slaßen broben ©efaßren; baö franjöjtfße
Slebifcit gibt Napoleon feinen ätnlaß ju friegeri-

3 fr* t>te bei 2W£funft$«»

mbciluitß 4 !r.

jmeiten Sortrage, Sonntagö 9tad)mittagö, fprac^

| er feine grenbe barüber auö, baß in f)ieftßer Stabt
ftcb bereitö eine Sänjabl »on gamilien cntfd)ioffen
erflärt ^at, eine freireligtöfc ©emcinbe 51t bilben.
Sogleid) nach biefem Sortrage erfolgten 89 fdirift*
lidie änmelbungen jum Seitritt, barunter 66 ga-
milienoater mit SBeib unb £inb.

©erlin, 26. Stai. |)cute um 1 Ut)r üftittagö
mürbe ber fReldtötag 00m Äonig perfonlicf) mit
fclgcnbcr ©ßronrebe gefdjloffen:

„©eeßrte Herren öom fRefd)ötage beö norb*
beutjeben Sunbeö! Sem erjlen norbbeutfd)eu9teid)ös
tage beö Sunbeö mar bie Aufgabe geßeüt, bie
mefentlid)ficn ©eftimmungen ber SerfafTungöurfitnbe
in ©eftalt organifeber ©efe^e in bem politifden
unb bürgerlichen 8eben beö Solfeö sur©eltung ju
bringen. Sie haben bie ßöfung biefer 3lufgabe
in »icr arbeitööollen Seffionen bergeftalt gefor*
bert, baß eö 3hneu wie mir jur ©enugtbuuug ges
reichen wirb, am Schluffe ber ßegiölaturperiobe
einen SRücfblicf auf bie ©rfolge Sbrev bingebenben
©t)ätigfeit ju werfen, fftorbbeutfcblanb nerbauft
berfeibeu bie Sermtrflicbung ber wtd)tfgfien Sen*
feguenjen beö gemeinfamen gnbigenateö, ber greis
bett ber fRteberlajfung, beö ©rwerbeö »on @runb-
beflß unb beö Setriebeö ber ©emerbe, ber fRege-
Jung ber ©ebtngungen für ben ©rmerb unb Sers
luft ber Sunbeöangchörigfeit unb ber Staatöanges
horigfeit, bie Sefeitigung ber mehrfachen Seßeue-
rung beffelbeu ©infommenö, bie Aufhebung ber
polijeilidjen Sefcbrüntungen ber ©befcblicßung unb
bie Sefeitigung ber Slbbänaigfeit fiaaföbürgerlidier
Dtechtc öon confefftoncOen tlnterfdjieben. Sie güf)-
rung ber Sunbesftagge, ber @cbu| ber beutfdjett
Sd)ifffat)rt burd; ©efanbtfdjaften unb Sonfulate
beö Sunbeö, bie SBirffamfeit ber ©onfuln, bic ben
Organen beö Sunbeö jufiebenben Sefugnijfe im
Sntereffe beö ©ioilßanbeö ber Sunbeöangef)6rig-
feit fntb unter 3brer SWttwirfung bureb ©efe^
unb Sertrag geregelt worben. Sur<b bie 3lbfd)afs
i fung ber ©Ibjölle unb bie fRegelung ber glößerri
würbe bie langerftrebte gretbeit ber beutfdjen
Ströme »erwirflicbt. Sie fÄeibe ber Settrage,
burd) welche bie internationalen Sejiebungen beö
Sunbeöpoflwcfenö auf ber ©runblage ber Reform
georbnet ßnb, bat neuerbingö bur^ bie öon 3l)uen
genehmigten Sertaäge mit ©rofjbritannien unb ben
Sereinigten Staaten öon Slnierifa wichtige ©r-
ganjungen erfahren. Sie IDrganifation beö ©uns
beöbeereö iß abgefebtoffen unb bie Sunbeöfriegös
marine iß, Sanf ben öon 3bnen gewährten %JUt-
teln, in einer ©ntwidlung begriffen, welche biefem

Sonntag, 29. sD?at.

febem Sorangeben, ba „feine" 7 Stülionen friebs
liebe 8eute jinb unb überhaupt ein Ärieg mit
Scutfcblanb naebgerabe eine Sache geworben iß,
bie für granfreid; ohne Suubeögenoffen einem ge-
wagten Spiel glcid;fommt. Unb warum aud)
einen Ärieg? ©ö giebt bafür feine genügenbe 2lats
wort. fDtit bem beßen äßillen föniien unfert Ul-
tramontaiien niebtö für thre Stühle auftvetbeti,
waö unö in Scbrecfen feiert fönnte, weuigftenö
öon Slußen her. Um fo ftärfer fpannen |te alle
Kräfte tm 3nnern unb ein nicht geringer ©heil
beö Sanboolfö gehört unbebtngt ihnen. Sterfivür-
biger ßßeife iß bie burd) baö ©oncil bereorges
rufene Slgitaticn aud) wicber ber Sunbeögcnoffe
beutfeben Solfötbumö unb bcutfdier ®eißeöanfcbau-
ung geworben, ©ine Stenge ruhig benfenber, öer-
nünftiger Äatholifen ift burd; ben Unfebibarfdtö*
glauben unb bureb bie ganje ©onctlömafibtue tief
gefränft j auch jebwer öertefjt fitib beutfebe Strcng-
gläubige burd) bie 2lrt wie beutfd)e Kircbenfürßeu
bebanbelt unb bureb romanifdje Sicbtöwiffef majo-
riftrt werben. 3" ihren Kirdjenfürßcn ftnb aud)
bie frommen Katholifeu beleibigt. Steine Deutfdje
Sewegung in firchlicbcn Singen iß für 3tom eine
©efahr, fo lange ßcb nicht ein cvßer beutfeber
Kircbenfürß an Die Spihe ftellt. Stefe ©efahr
aber fd)Webt heute feifr faßbar in ber 8uft unb
wer tu ben nä^ßen 3ahren bie ©manctpation öon
bem Qefuitiömuö ber romaniftben Unfehlbavfeit
auf ben @d)ilb erbebt, iß ßcber, ein @d)töma ju
begrünben, bem baö fatbolifd)e Solf in Seutfeb5
lanb gujaucbjt. (3)1. 3.)

Offcnburg, 26. Stai. ©tnem hier öerbrei-
teten ©evüdft jufolge iß |)crr fRed)töanwalt @cf^
harb bahier jum Sirector ber in Stannheim errichs
teten Sabifdien Sanf auöerfehen unb fott auf baö
ihm hterwegen gemad)te fÄncrbieten einjug<'hen ge-
neigt fein. SBenti aue^ bie Seßatiguug biefeö ®e»
rücbtö öorerß noch abäumarten iß, fo iß boeb an
ber ©iaubwurbigfeit beffelbeu in feiner Sffieifc ju
jweifeln. ©elbftoevftänblicb hatte bie Uebernal)me
beö jugebadjten Sofknö «ud) bie Ueberfiebelung
beö Slbgeorbncfon ©cfharb na^ Stannheim jur
gotge. (St. 3-)

^of, 24. Stai. |)eute hat ßdh auch hier eine
freireligtöfc ©emeinbe gebübet. Ser gcßs
rige erße Sortrag beö Spredjerö ber freien reli-
giöfen ©emeinbe in Nürnberg, ^errn Schoß War
fo jablrei^ befuebt, baß baö Serfammlungötocal
nicht ßtaum genug für bie 3ufwrer bot. Sen feßr
ruhig gehaltenen 3Borfen beö |)rn. Schoß würbe
am Schluffe reicher SeffaU 511 ©heil. 3n feinem

(üegriift und Ernährt.

fRooelle öon Otfrib IDtpltuö.

(3ortfeßung.)

— „Stein thenrer, lieber Oheim, ©ott fegne
®ie! 34» habe 3hnen niemals baroh gegroßt!*
ßammelte sJöielanic tief bewegt. „Sie haben eö ims
nter treu mit mir gemeint, auch gegenüber non (Sb-
win gorberg — ^abe bieö eingefei)en!"

„Sann um fo befferj biefe ©eroißhett wirb mir
meinen Eingang erleichtern, Iiebeö Kinb," fagte ber
Kranfe, merfli^ fchwieriger fpred)enb. „gcß mar
tSbwin gut, aber icß traute feinem ©ßarafter, feiner
Seftänbigfeit nießt. @r ift ein eitler, fanguinifeßer,
wittenäfeßwacher Stenfdß — »0n ben beßen Slbftcßten
“•'Ueitßt, aber non aßju wenig Sluöbauer; ein Stenf^,
®?l(bet niißt auf bem rauhen ©oben ber 3Btrflidß-
fußt, fonbern in einer halben ©raumweit ber
Jbeale je[,t ' 3war ßat er meinem Sertrauen einen
harten Stoß oerfe§t, alö er nach Ablauf beö felbß-
gefeitere ©erminö fid) nießt bei unö eiufanb; aber
ich t01“ noiß nißt oetbammen. Sießeicßt flären
fteß fein ©tief unb fein Serßanb im Serfeßr mit
jener ffielt beö ßoßlen Scßeinö, in ber er jeßt 00-
tübergeßenbe ©efriebigung feiner Sitelfeit unb ein
ungeftdjerteö 3jeI fueßf; ntelleicßt lernt er erfennen,
um wie oiel ßößer Seine feßließte weiblicße Stnmutß

unb Sein innerer SESertß über jenen pergänglicßen
Seijen unb trügerifeßen, gleißenben flauen ©alenten
unb Sorjugen ßeßt, welcße ißn in ben fo begierig
aufgefueßten fafßionablen Sebenöfretfen entjücfen.
Kehrt er mit biefer gewonnenen fdjmer$ltcßen Uebers
jeugung einft ju Sir gurücf, Stelanie, unb fpricht
Sein §erj no^ für ißn, bann gib ißm biefeö unb
Seine §anb, benn er ßat alöbann bic Slufriißtgfeit
feiner Seigung beftätigt unb bewäßrt . . . Unb nun,
mein Kinb, laß mieß ju @nbe fommen, benn meine
Kräfte geßen jur Seige wie meine Stunben," fußr
er mit tonlofer Stimme fort. „Qiß feßeibe mit ber
©ewißßeit, baß Su je länger beßo meßr mein Sin*
benfen fegnen wirft, gcß ßahe bafür geforgt, baß
Su r.idßt mit Slrmutß unb Serlaffenßeit ju fämpfen
ßaben wirß, wenn icß tobt bin; icß laffe Sicß in
befeßeibenen aber anfiänbigen Serßältniffen |utüd.
©leibe einfaeß, anfprncßöloö, wie biößer. Stißtraue
Seiner Stiefmutter unb halte Sich frei non ihr,
benn ße tann unmöglich ein guteö (inbe neßmen...
Unb faüö jemals bie Sorfeßung Sidß in günftigere
Serfjältniffe oerfeßen follte, als Seine fettherigen
waren, bann, liebes Kinb, bie be befeßeiben unb
nücßtern, fromm unb milb, nab gebente juweiien
in Siebe beö ßnßern, ernften, alten üianneö, bem
Su öieHeicßt bie 9tuße unb ben geieben unb baS
Seßagen Seines lünftigen Sebenö »ernanlft . . ."

Sie Stimme nerfagte Dnfel Suboif oor tiefer

Sewegung, aber eine ßettere Süße uerbreitete fieß
über fein 3tnüiß unb ließ bemfelben eine Scßönßeit
unb einen 2lbel, weldße Stefanie nie juoor bariit
gefeßen ju ßaßen wäßnte. ©inige ©tunben fpäter
feßien fein 2luge fteß ju trüben unb feine bebenbe
§anb taftete naeß tßr — fte uerftanb feine Slbficßt,
Iniete neben feinem ©ette nieber, legte feine $anb
auf ißr$aupt, unb empßng feinen ftummen ©egen,
©eine Secßte oon Slelanie’s §änben umfaßt, fßlum-
merte er füll unb frieblicß ein, um an ber ©cßroeffe
beö 3enieitg jur ©lorie beS ewigen ©ageS gu ers
waeßen. @r war geftorben wie ein ©eteeßter, ooll
Hoffnung auf bie @wigfett, im grieben mit 3lhen,
bie er ßienieben jurüdüeß.

@S war ein ßerbeS 2öeß für bie Serwaiste, oon
ber tßeuren £etße ju feßeiben, naßbem £ert Sewang
mit ©eriebtsperfonen gelommen war, um alle Sßränfe
unb Kommoben beS DßeimS ju oerftegeln unb filr
bie ©eerbigung feines gugenbfreunbeS ju forgen.
@S war eine erfßütternbe ©rennung, als bie Stein*
ner ben Sarg ßinauStrugen uub naß bem grieb*
ßofe feßafften, unb Stelanie glaubte tßrem Sßmerj
erliegen ju müffen; ba leßrte ber ©rofuratur Se*
wang oom griebßofe ju ißr jurücf unb rißtete fo
freunbliß liebreiße, troftoode, fanfte ©orte an fte,
wie fte folße bem einfplbigen ernften Slanne nie*
mals jugetraut ßätte. Sn feinem 2lrm befußte fte
noß am felben Slbenb baS ©rab beS Dßeim, unb
 
Annotationen