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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

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Nr. 26-49 (1. Februar 1870 - 27.Februar 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0153

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§ciidOerncr 3mtt*nal.

JS 38.

bannen)tgtipccit fl. 1. 3 1. in ptibflbttfi,
Muni nie pojl fl. 1. 16 tr. eimcliäStig.

Sienftag, 15. ^efcruar.

Jl#3*igM 3 fr. btt 'Petitjrile, Ui aiiSfimft««
mbeilunß 4 !r.

1870.

Seutfölanb.

SarlSruljc, 11. gebr. 54. öffentliche ©ißung
fccr 3wciten .Kammer unter bem Borftg beb
Sßräftbenten fjilbcbranbt. (gortj.)

3lbg. ©ifenlof)r ergreift jnnäcbß baö2Bort:
Ser ißarafirapt) 1. fei offenbar ein ©ingriff in
baS ifjrbatrecbt, rcdjtfcrticje ftcb aber burdp bte
SRücfficht auf ein grojjcö oolfSwtrthihofMebeö 3n-
tereffe. Bebenflicb aber erfebeine ipm, baß ein
berartiger Eingriff burd) eine einfache ÜRinißertal*
»erfügung fotle auSgcfprocben werben fönnen. SieS
njiberfprecbe bem beßehenben [Recht, g. SS. bei ©r-
propriationen, welche nur i« golge einer ©ntfeblie*
jjung beb ©taatömintfteriumS erfolgen fönnen. ©r
beantragt baber, in Slbfaß 1 ßatt „Brrorbnung"
gu feiert: „©ntfcbließung beS ©taatSminifteriumö."
©benfo würbe eb bann fonfequenter 3Bcife auch
in bem Oon ber Äommiffion oorgefcblagenen 2lbfaß
7 ßatt „fjanbclSmtntßevium* „©taatöminißerium",
unb im Slbfaß 8 patt „Berorbmmg" w@ntfct)lie-
ßung beb ©taatöminißeriumö" heißen muffen. —
ferner beantragt IRebner, git bem »on ber ßomtf*
ßon oorgefd)lagenen 2lbfaß 8 hinter „eingelner 3Rit-
((lieber" ju feßen: „unb etwaige SÜbänbctung an
ben ©aßungen*. SRebnet meint, bafj man wohl
bei ber crßntaiigen ifonßttuuung ber ©enoffenfepaft
ber ©taatbbeb&rbe, wie in 2lb|'aß 7 gefächen, eine
SBejtimmung Über bte ©apungen ?ugcftcl)en (önnr,
Hiebt aber fpäter, naebbem bie ©enoffenfhaft ein«
mal beftept.

aRinifterialpräftbent o. Sufd) erflart ftd) ge-
gen ben erften Slntrag beb BorrcbnerS. ©S t^anble
fid) nicht um eine ©rpropriation, fonbern lebiglicb
barum, bafj ber gifebereiberedbtigte gezwungen fein
foß, fein [Recht nicht in einer gemeiiijd)äbltd)en
SGBeife auöjuüben.

©egcit ben jweften Slntrag bat [Rcbner ntdjtS
gu erinnern.

2tbg ö. geber beßriritet nocbmalb bie 3wnf-
mäfjigfeit beb ©efepeS, fnbent er befürchtet, baß
burd) baffetbe gifchereifreüler gefthaffen werben.
Slud) gegen ben 2lbg. ©hupp wenbet er ft4) mit
ber Behauptung, baß bab. gorftgefeß bie bon bem-
felben angenommene Beßimtnung nicht enthalte,
erfährt aber hierbei ben allgemeinen ffiiberiprud)
fceb Kaufes.

Stbg. ©erwig ßeht auf bem ©tanbpnnfte ber
Slhgg. o. geber unb Seng, ©erabe bie ©rfaßrun«
gen ber greiburger ©enoffenfehaften beweifen, baß
tb fleh bod) um fehr wefcntlicbe [Rechte hanblc. ©r
fei alfo rigentlid) gegen bab Bringip beb §. 1 unb

fönne nur coentuell bem Slntrag beb 2lbg. ©ifen«
lohr gußimmen, müffc aber feiner ©eitö noch ben
Slntrag ßellen, baß nicht „ber größere Shell ber
bei gewöhnlichem 2Bafferßaitbe gemeffenen Effiaf«
ferßäcpe", fonbern „ber größere Si)eil ber 8änge
ber Bäche* ben äRaßftab für bie Beßintmung ber
3Rel)rt)ett abgeben foüe. ßfebner iß ber Slnftcht,
baß burd) ben im ©ntmurf öorgefdßagcnen SJiobub
flauere 2Balbbäd)e, weldje bas gange 3ohr h>n-
burd) wnjfcrreid) ftnb, burd) größere ©ewäffer, welche
aber im ©omtiter nafjegu gang troefen ftnb, wie g.
B. bie Sreifam, maforiftrt werben fönnten.

2lbq. Sur bau: 35er 2lbg. ®ifenlol)t habe ftd)
auf bte 2lnalogie mit bent Bcrfai)ren bei bem 3'i-
fammenlegen oon ©runbftücfen berufen, aber bie
Weitaus größte 3nbl fcieier 3ufammenlegutigen fei
früher burd) bao BejirfSamt erfolgt, unb jeßt burch
bie ÜRtntßerioIfommiffion. — 3" bem bon ber
Äcmnr.jfion oorgcfchlagenett 2Ib|aß 7 werbe eS
übrigens ftatt „aufgunchmenbe Brßtmmung" „auf*
gunehmenben Beftimmungen" hfißen muffen.

2lbg. ©rimm fann baS Borl)anbrnfan wohl-
erworbener Bribatred)te hier nicht gugeben. 35er
Slbg. o. gebet habe ftd) gur Begvünbung feiner
Slnftcbt auf ein natürliches [Recht unb auf baS burch
baS ©efeh »on 1852 gefebaffene [Recht berufen.
35iefeS natürliche [Recht oerniag ßtebner inbeß nicht
anguevfennen. Sie ©runbfbee beS 1852er ©ejeßcS
aber fet ntept: bie anftefjenben ©runbbeßper alb
folcfae haben ein ©igentl)umSrrd)t an bie gifcherei,
fonbern bte ©vunbibec fei bte, baß bte gifd)erctbe*
rechtiguug ein SluSßuß beS ©emeinbeitSrechtS fet.
SBaS weiter in bem ©efefj oon 1852 beßimmt
werbe, fet nur 2luSnahme. Sie Äommißiou habe

bemgemäß gar nicht an bte rechtliche, fonbern
nur an bie poligetliche ga.ge halten gu follen ge-
meint. UcbrigenS fei baS burd) baS ©efeh üon
1852 gefebaffene [Recht auSbrücflich befchränft bur^
Slrt. 4 jenes ©efeßeS, Wcld)tr oerbietet, bte gifcherct
in einer SOBeife auSguüben, welche bie ©rbaltung
beS gifcbftanbeS geräl)tbet. Sie bortige negatioe
Beftimmung werbe jeßt nur in pofttioe [Rormen
umgewanbelt. — [ReCner oerroeist alSbann ben
älbgeorbneten 0. geber auf §. 89 beS gorßgefefceS.
Stefe Slitaiogie paffe hifr 0anä unbeftreitbar. —
©egen bon 2lntrag beS 3lbg. ©efentopr macht [Reb-
ner geltenb, baß eS ßd) hifr 1) um cinf ©»-
propriation h'nbelt, 2) aber in gweiter ^nßang
immer ber SRefurS an bao ©taatSmiuißerium offen
bleibe. — Sie 2lnnat)me bed o. grber’fchen 2lcitra-
geS würbe baS gange ©efe^ nnnöthtg machen. (©cf)t. f.)

— 12. gebr. 56 öff> ntliche ©i^ung ber 2.

Äammer. SageSotbnung auf SRontag ben 14. gebr.
BormittagS 9 Uhr- 1) Slngeigc neuer ©ingaben,

2) gortfejjung ber Berathung beS Berichts beS 3lbg..
Äufel über bie SReoißon ber ©efchäftSorbnung ber
3weiten Kammer.

Karlsruhe, 12. gebr. SaS heute [et|d)tenene
©efeheS= unb BerorbnungShiatt [Rr. 7^ enthält I.
8«nbeöt)errlt<he Berorbnung: bie Organifation beS
£5bereicf)unqS=2lmteS betreffenb. II. Berorbnungert
beS £>anbeiSmtnißcriumS : 1) Sie Organifation bet
©ichmigSämtcr betreffenb 5 2) bie ©tchorbnung betr.

3) bie ©idjungSgebühven betreffenb; 4) bie äußerßen
©rengen ber im öffentlichen Berfehr noch gu bul^
benben 3Ibweihungeit ber SRaße, ©cwichte unb
2Saage.it oon ber abfoluten [Richtigfeit betreffenb.

SJiindjen, 10. gebr. 3Ran fchreibt ber „grff.
3tg.": Saß £r. gürß 0. |)ohentohe, welcher
alSbalb nad)bem bießammer ber 2lbgeorbneten heute
baSSERißtrauenSootum befhloffen hatte, ben©ihungS*
faat ber ßammer oerließ, nunme|r ohne Sluffchuh
bem ßönig fein ©ntlaffungSgefuch einreihen wirb,
ßel)t feft: ob baS aber gleichgeitig aud) oon ben
anbern SRinißern gefchehen wirb, iß noh nicht be*
fannt. gürß ü. £ohenlol)e felbß hat bie SRinißer
erfud)t, feinem Beispiele nicht gu folgen, oielmeht
im SImte gu oerbleiben, gumal ber Äammerbefhluß
nur allein feine Berfon betrifft. Ob unb wann
baS ©ntlaffungSgefuch beS gürßen genehmigt wirb,
Wtrb abjicwarten fein.

»IWüncfjcn, 11. gebr. Ser £öhtpunff ber 2lbreß*
behatte iß nach her Slbßimmung übet baS bem
gürßen Hohenlohe gu erthetlenbe^SIRißtrauenSootum
gwar oorüber, gleichwohl bieten bie noch folgenbett
Barographen ber Slbreffe (über innere 3lngclegen-
heiteit fprcchenb) twh reichen ©toff gur SiSfuffton,
unb ber [Rebeßrom ergießt ßh benn auch in breiten
gluthen fort. Ser Antrag, bie Berhanblung über
bie feit oorgeßern beratenen brei 2Ibfäße gufdjlie-
ßen, fam gwar pon patriotifd)er ©eite, bennoh
wirb er als ein öotlfommen bered)tigter angefehen
werben hülfen, wenn man erfährt, baß bis jefct
61 [Rfbner gefprod)en habe«, unb baß nod) 25 oor-
gemerft gewefen ßnb. Sa« fchefitt bettn wirflih
beS ©uten faß gu oiel gu fein, unb bie 2lbreffe,
wenn ße morgen ■ fertig gebracht wirb, wirb für
bte 15 ©ißungStage unb fonßige ©pefen bem
ßanbe ungefähr 20,000 ß. foßtn. Safür fretlih
ift gürß ^obenlohe’S Btinifterium in grage gt-
ßeüt, obfehon noh nicht geßürgt; aber wenn eS
baS ledere auch »erben foßte, wie oiel würbe baS
Üanb in furger 3^it gerne bejahten, eS wieber auf
ben ©tuhl gu heben, ober beffer: eS gar nicht oerÄ

(Jrtnuhs llut

SRooetle oon SBcrnö Bon ©ufeef-
(gortfefeung.)

[Run, lieber Better, fönnen <3ie fteß nicht
benfen, welche [Ruhanwenbung ßh unfer armes
Rinb oon biefer Bvebigt gemacht hat?"

Ser Bater jmeifelte baran, bie ©ebanfenoer»
binbung fei hoch ju weit gejucht.

„geh fann ©ie oerßd)e™," entgegnetebie ©räßn,
bafjße ihrungefuhtgetominen iß. 3hre ’Rugenßngen
an JU glänjen, als ber Beiger fo fprach, unb fte
würbe auf einmal gang rotl), wie eS einem motjl
Seht, wenn mau einen ptöhlid)erc ergreifenben ©e-
kaufen hat."

„Sann foßte mir mein ßinb noch me§r lc^
jhun!" ermieberte ber Bater. „Sie haben [Recht,
*'f^e lEante, ich muß ße halb ber <5m|am£eit ent»
'“^•JRach Beujahr!"

Souife reiste nun ab. 3hrer 5Richfe
n,at nic^,t unangenehm, ße fühlte fich feit ber
sßjitthfuung, welche fie oon ihr empfangen batte,
immer etwas gebrüeft in ihrer ©egenwart, fonß hatte
ße oor ber Saute im ©angen wenig iltefpeft cgeljabt,
ße eher als eine fomifije Brrfon, bie gar nicht
mehr in heutjge BJelt paffe angefeljen uiib fih
manchmal über fie bcluftigt. geht erjd)ien fie iljr
auf einmal in einem anbern Sichte, unb «S fam

ihr gum Beioußtfein, baß ße an ißr eine ßrenge
[Richterin haben fönne wie gut auch bie Sante ge*
gen fie mar. ©ie fai) batjer ihre Slbreife nicht un*
gern. Bertha bagegen war barüber betrübt, weilßege*
hofft hatte, Sante Souife werbe noch recht lange hier
bleiben, fie hatte gu ihr ein #erj gefaßt, wie noch
gu [Rcemanb auf ber 2Belt, in gemtffec Bejieljung
felbß ihren Bater nicht ausgenommen. Sie Sante
aber, bie feine greunoin oon erweiepenben ©tim-
mungen mar, mußte ber 2lbfdjit:b§|cene ein fchnel-
IeS 6nbe ju machen, unb lub ße, wenn bie 2Bin*
tercampagne in ben Berliner ©alonS oorüber fei
unb ber Bater feine @inwiQtgung bajugrbe, anfein
paar giihlingsmodjen nad) fflalbfcheibgngen ein, wo
ße igr ben Shüriiiger 28alb in feiner fdjönftenBracht
geigen werbe. SaS war für Bertha eine freubige
Slusficht unb fie lächelte wieber fo i)dl, »» tu <h:
ren unbefangenßen Sagen. Sie Saute roedffelte
mit bem Bater einen BOcf beS SinoerßänbniffeS.

2Rit unbeftänbigem 'B5ctter(. im ©angen regne«
rifch unb unfreutiblich ging ber [Rooember gn (Snbe
uno mit ,tijm au.h baS 2Bo[)(getälIen ber jungen
©utStjerrin an bem Santleben. • ‘ (gd fam baju, baß
in biefer .-30.1t bie ©efeili.ifeit in ber 'Jlad)bar}chaft
ju ermatten fdßen, unb ßd) auf eingelne gagben
bejdjbänfte, bei öeneu biv g‘aue11 oft fehr lange auf
bie heliI,£ehreuben Herren unb baS Smer warten
unb fdßteßlicb aßerlei'.für ße langweilige

gagögejebtebten mit anljoren mußten, grau oon
2ßilbenßein nah» ^ baher mit großer Befriebigung
auf, als ihr 2Rann erflarte, gleich nah Beujabr in
bie [Refibeng reifen, unb bort bis nah Dßem bleU
ben gu woßen.

Ser SBinter fhien ßh mit Beginn ber gmeiten
Segembenoohe burh jenen furchtbaren ©türm an«
gufünbtgen, welher in aßen Sänbern bie fhredflth-
ften Berheerungen anßeßte. 2luh im $aoeßanbe
coüthete er fo, wie bie älteften SRenfhen ßh nic^t
cntßnnen fonnten, je erlebt gu haben. Sie gami*
lie faß gufatnmen im ©aale, baS geiter im ßamtn
hatte gelöfhtjoerben muffen, weil bcrßtaudj tyxcib*
fhlug, im ©hlot tobten furhterregenbe ©timmen
OeS ©turmeS, 3ieqd würben oon ben Säh«n ge-
worfen, oon Bett gu Beit hörte man braußen ba4
Sradjen erngetner Bäume, beren Stämme oon bet
©eioall beS Orfans gehrohen unb uiebergemotfen

würben.

„SaS iß ja, als faßte bie 3Belt untergehen 1"
fagte 2iböp.

„2Belje ben ©hiffern auf bem Tleete unb je*
bem ÜBanberer, ben Oer plötjIicbauäbrcdjenbeSturm
unterwegs überfalten hat!" fpraeß ©ilbenßetn,
2ötr werben oiel Unglücf in ben nähßen Sagen
lefen!"

2113 er feine [Rebe faum beenbigt hotte, rie
Bertha auffpringenb, mit heßem freubigem SoneJ:
 
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