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Heidelberger Journal (64): Heidelberger Journal — 1870

DOI Kapitel:
Nr. 101-125 (1. Mai 1870 - 31. Mai 1870)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25213#0423

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105.

S.fc<jBtvemtHt»preie ft. 1. 3 t. in fceftelbevg,
Harrt Me ^Joft 3- 1. 16 tr. »iertetja^ng.

^mtag, 6. $)?at

^Utjxifitn 3 tu bie 'Peritjeüf f iti 2*u$funff$-
ertbeüung 4 !r.

1870.

Seutfdjlattb.

SlirfSru^c, 4. Wlai. $aS heute erf*tcnene
©efeßcS* unb ScrorbnungSblatt Wr. 29 enthält:

I. ©efeß: tie Wufhebung ber S*ulpatronate
bctreffenb-

II. Strorbnungeu beS Soff'JinimffetfumS: a)
btc Sehanblutig ber hoffen, welche bur* bie oon
bem SWtnifferium beb ©roßt). fjaufeS unb ber auö-
w artigen Angelegenheiten »ermittelten ©rfu*f*ret»
hett ber ®eri*t*totare unb Notare an Seßörben
außerhalb bcö SanbeS entfielen, betreffend Siefelbe
lautet;

3» Folge ber SBaßrnehmung, baß bab ©roßß.
SRintfferium beb ©roßt). paufeS unb ber auSwär»
tigen Angelegenheiten ni*t fetten um Sermittelung
ber SuffeHuttg oon Fertigungen an im AuSlattb
woßnenbe Sctßeiligte angegangen wirb, o£)ne baß
?ubor wegen ber Sejahlung ber Hoffen bie erfot»
beruhe Sorge getragen würbe, unb baß baraub
©*Wierigfettcn unb Serluffe erwa*fen, werben
bie ®eri*tSnotare unb Wotare ßierbur* angewfe»
fen, füttfiig in afien Fällen btefer unb äßtilf*er
Sin für ben ©rfaß ber ju erwartenben Hoffen im
®oraub Sorfcßr ju treffen, ©S wirb bieb am
einfachen babuv* geffbeßen, baß ein jahluttgSfäßi*
ger Setßettfgtcr ft* »erbtnbli* nta*t, bie Satzung
eintreteuben FfldeS auf 0te*itung beb elgcnttf*eti
©*ulbnerS 51t letffen, ober baß ein entfpre*enber
betrag bet einer saßlungSfäßigen britten fßetfon

su öoüftänbiger ©rlebigitttg ber Angelegenheit
ktCme®1 ^’crbe* tolrb fcen ©ericßtSnotaren

unb Wotaren weiter aufgetragen, in ißren »orlage*
berieten an bab ©roßß. 3Wmiffcrtum beb ©roßß.
rpauieb unb ber auswärtigen Angelegenheiten bie
Werfen beb3n^lungbßßicbttgen namhaft junta*en,
bamit bie eigenen tportcaublagen biefeb ÜWittißeriumb
nu? bte bejetebnete fßerfon in bie ©rßebungSrotle

eingetragen werben fbunen.

b) ®en tßofljug beS SOBeßrgefeßeS, hier bie
Führung beb Serjeicßniffeb ber ©ingewanberten
betrefenb.

HarlSrußc, 3. ÜJiat. 3)ab ^eute »erfünbigte
©efeß über bie SSeröollffänbigung beb ßanbffra»
ßentteßeS ja^lt bicßanbffraßenbauten auf, welche
in ben näcßffen 8 Sehren aubjufüßren ftttb. Für
bie Weißenfolge ber Arbeiten entffßeibet ißreSring»
ü*feit unb bie angemeffene SSertbeilung auf bie
»erfdjiebenen 8anbebtt)eüe. AIS Aufwanb iß bie
©umme oon 3,250,000 ff. oorgefeßen, woju no*
bie Beiträge ber ©emeinben fommen. Ser pro»
jeftirte Straßenumbau unterbleibt, wenn eine in

gleicher Wi*tung ju erbauenbe ©tfenbaßn für ißn
eintritt. Ser babur* erfparte Setrag {ff für ben
Sau ber übrigen Straßen ju oerwenben, ober au*
jur Anlage oon SufaßrtSffraßen jur ©ifenbaßn;
leßtern F«ds bebarf eb neuer ffänbtf*er ©cneß*
migung. Sie größte Summe mit 761,000 fl.
trifft ben HreiS Honffattj, ißm folgt äöalbSßut
mit 740,000 f(.

Sarmftabt, 3. 3Rai. Ste bcut£ abgeßaltene
©eneraloerfammlung ber Sanf für |)anbet unb
Snbnftrie genehmigte beit fRcdjnungbabfcbluß für
bab 3«hr 1869. Sonßtge Serathungbgegenffänbe
lagen nteßt oor.

Stuttgart, 4. SRaf. Ser Äottig beeibtgte heute
ben neuernannten Unterrt^tbrntnifter, fetthertgeu
Äammerpräßbettten 0. ©eßler. Wach ber Seeibtg*
ung richtete ber Äönig an ben SWinifter folgenbe
Sßorte: w3<h fomme 3hn£« mit »ödem Vertrauen
entgegen unb erwarte, baß Ste bie wütigen 3n-
tereffen Shrr^ Seßartcmentb, benen ich
SBerth beilege, hffegen unb mir beiftehen werben,
auch ferner ben confeffionetlen F£l£ben ju erhalten."
Ser SRintfier erwieberte banfenb. — poffammer^
bireftor ©unjert ift jum |)cffamnierhväftbenten
ernannt.

SBerfiit, 4. 3Rat. $ier etngetroffenen Wach-
richten jufolge wirb ber Äaifer oon Wußlanb toe-
gen SIblebcnö beO jüngften @ohne3 beä @roßfürßcn-
Shronfotgerb, ©roßfürjien Wleranber 3llerattbro-
witfeh, bie Steife na* Seutfchlanb erft am 11. b.
3R. antreten. 9lm 13. b. trifft ber Äaifcr
felbfi ein unb fefct na* einigen Sagen bie Weife
na* ©mb fort.

SSiett, 28. Slprtl. Sie ©rmorbung beb eng*
ltf*en unb beb itaÜenif*en ®efanbf*aft§fecretärb
unb beren Begleiter in bet ng*fien Umgebung ber
grie*if*en |)auhtftabt bur* eine Wäuberbanbe,
bab maßlob fre*e Sluftreten beb ©eßnbetb, toel*eb
wagte ni*t bloß ein ungeßeureb ßöfegelb, foitberit
felbff Strafloffgfeit ju forbern, h“^11 all<l> f>l£r
einen Sturm beb Unwiflenb erregt. Sab Waubers
wefett hat ft* bcfatintti* in ®rie*enlanb ju einet
etgenthümlt* nationalen .Snftitution, ju einem @e»
Wcrbe entwitfelt, fett ber SBtberftanb gegen bie
Surfen bur* fogenannten flelnen bbrieg geführt
würbe. 3lub Jener 3e'l batirt bie. allgenteine 33e-
waffnung ber Sanbebbewohner unb bie Shmpathte,
wel*e bie öffentli*e Wieinttng für bie Wäuber hat.
©inft waren bie Äleßhth£n bfe Sorfämßfer im 8e-
frettittgbfamhfe ®rie*enlanbb, unb no* heute gelten
fie oon biefetn Wuhme ju 8anb unb jur See.
©rie*if*e Seeräuber würben wohl no* heute ben

grie*tf*en 2lr*ipel unß*er ma*ett, wenn borl
nur bie grie*if*e Wegteruttg beit Si*erhettbbienft
übte, unb nl*t bie Seemächte ntehrfa* ©elegen-
heit gehabt hätten, ju beweifen, baß jebem Seeraub
bie f*ärffte Strafe auf bem Fuße folgt. @§ iff,
na* ben 33eoba*tungen unb Angaben beö mit ben
öerhältnfffen @rie*enlattbö fo genau oertrauten,
leiber tm aiovjahr oerßorbtnen oftcrre(*if*en ®e-
neralconfulä 0. |>ahn, ein 3r£thum ju glauben,
baß in ®rie*enlanb jur 3e*t tto* befonbere Wäu*
berbanbett beffehett. Sab ©ewerbe rentirt feit
lange ni*t mehr. Selbft an ber türfif*en ©rän^e,
wo bie Unft*erhcit am größten, iff oon eigentli*en
Sattheit gar m*t mehr bie Webe. Sagegen iff bie
Seoolferung, namcntli* ftnb aber bie 8anbbewohä
ner, oorjugSwctfe bie Siegen» unb S*afhirten,
jeben Slugenblicf bereit etnen Waub 311 begehen,
wenn ft* baju eine günffige ©elegenhett bietet.
3hte SBaffen haben btefe 8eute feiten ober nie ju
.paufe, fonbertt itt irgenb einem fi*ertt Serffecf. Sei
ihrer Sereittfatnung, bem nä*tli*en ©ampiren int
Freien, bem SBanbern über bie ttur mit magerer
SBetbe bebeften fahlen Felfett, ftnb fte bur* bie
Sehbtben eben fo f*wer 31t controliven, als fte
lel*t untereinattber ben Serfehr erhalten fönnen.
Sohnt eS ft*, fo bleiben fte längere ßelt bei»
fammenj treten bie St*erheitSbehörben erttji auf,
fo ftnb fte aut Sage na* bem Waub wieber ebettfo
friebli*e pirten als am Sage oorljer. SBenn
wo^en= unb monatelang bie unbebingteffe Si*er-
hett itt einer ©egenb gehetrf*t hui/ fo iff bieß
beßhalb fern SewetS, baß bte Wäuber „oerni*tet"
ßnb. Wur baS Wauben iff oon ben Sewoßnern
oorübergeßenb eiitgeffellt worben, als ein jur Seit
uneinträgti*cS Webetigewerbc. SaS wirffamffe
SWittel bte Drbititng unb Sf*erßeit ßergufietlen
unb bem SJoßlffanbe beS 8anbeS wirfli* anf3u-
ßelfen, bürfte aber bte ©rbauung ber grte*if*en
©ifenbaßn oon Saloni*i na* bem ißiräeuS, im
2lnf*luß an bie SoSna=Sarbar*Sal}n, ober baS
türfif*e Saßntteh im allgemeinen fein. 3U fetten
Siniett hat befanntli* f)r. 0. |>ahtt bie ffiorffubien
gema*t, unb namcntli* bie relatio lei*te SluS»
füßrung ber Selgrab»Saloni*i unb Saloiti*f*
SiväeuS=8inie feiner Seit na*gerotefen. Santpfcr»
linien, fo wertßooll fie für ben Serfehr ftnb, f*lie-
ßen bo*, felbff bei fo rei*er Äüffenentwiffltntg
Wie fie @rie*enlanb beftßt, baS 8anb ni*t ber
©ultur auf. Sßill man btefer überhaupt eine
|)etmffatte im Orient grünben, fo iff bie ©rbauung
eines entfpre*eitben ©tfenbaßnne^eS tttterläßli*. '
ÜBiett, 2. 9Rai. Sie grie*if*e Wegterung ßat

fepritft und Immifrit

Wooelle oon Otfrib asplius.

(Fortfefeung.)

Einige Wlinuten fpäter betrat bie Wiajorin baS
^eanfenjimmer in einen foftbaren SeljgeßüUt, mit ©e-
i*nteibe beßangen, baS ©efi*t ßo*gerötßet unb maß
fovf*enben WugeS unb argmößntf* ben Traufen, auf
wel*en ffe ben ooffen ©traßl ber Sarcel'Sampe in \
ißrer 3te*ten fallen ließ.

„Wßa, Sie jtoeifeln offenbar, S*wägerin So*
bßie, baß i* wirfli* ber nerf*ollene Wubolf fei,
^ev jeßt als ber oerlorene ©oßn ßeimfeßrl?" fagte
raufet Wubolf beinaße Batf*. „@ie erfennen na*
in btefer 3Wenf*enruine ni*t meßr ben eße»
“eigen f*mucfeu, lei*tffnnigen Sragoner»Dfftjter ?"
c „Wein, feine Spur meßr oon ißm! erwie»

* efe b'e Wjajorin furj. „Sßre Seßauptung iff eine

unb beinaße befremblt*e. gwein S*waget

• 'Uoolf ift für un§ fett fo langen Faßten oerfcßol*
e«, baß feine §etmfeßr, jmar nt*t unmögti*, aber
°* unwaßrf*einli* erf*etnt. Sie werben mir

ftl'° ui*t oerbenfen, guter Wlann, wenn i* wenig*
i,*!*8 hieff deimfeßr für faum waßrf*etnli* ßafte
wenn i* Sie erft bann als Serwanbten be-
5!rupe, na*bem Sie ..."

wS)ie Fbentität meiner ffJerfon na*gewiefen ßa* '

ben werben? ni*t maßt?" fiel er ißr falt unb et*
was fjößnif* ins Sßort. „3* finbe biefe Seßut»
famfeit oon 3^eer Seite gattj begretfli*, Ftau
S*wägerin. Sopßte Weuborf war no* ju jung,
als i* wegen Scßulben unb Iei*tffnniger Strei*e
quittiren mußte, unb in bie weite SBelt ging, als
baß fte ff* meiner ju erinnern beliebte, um fo
meßr, als t* meinen Sruber Ferbtnanb ffets oor
ißr oerwarnte. Slbev eS gibt einige SeweiSmittel,
wel*e Steifet bef*wi*tigen werben, grau

S*toägerin, — 3. S. biefert feßlenbeit ©olbffnger
an ber re*ten $anb, ben mir ©raf §ainborf ba*
malS tm SueH wegen §elene oon Sergnier abge-
ßauen; bann einen getoiffen Srief, ben t* oor
fechjeßn Fa^en au§ Obeffa gef*rieben unb ber
mi* mit Ferbtnanb entjweite, wie au* 3f)nen
fannt fein muß; ferner baS Seugntß beS ©eneral»
majors oon §alsbetgen ben i* auf feinem ©ute
SBeiba* befu*t ßabe unb oon wel*em i* fo eben
ßerfomme; unb enbli* . . ,

— „©enng, i* bin bereits überzeugt, §evr
@*wager! Stefer oerlorene Ringer unb bte auf»
bämmernbe Erinnerung an ißre Säge genügen mir
f*on!rt fiel ißm bte Wtojorin m'i oeränbertemSone
in bie Webe. „Sein Sie w« widfommen §etr )
S*wager, obmoßl bie Wrt unb Seife rote @ie ft* |
einfüßrten einigermaßen originell iff. 3lber fie roaren ja ]
oon jeher ejeenttif*. Sie wiffen oßne Sweifel bereits, i

| baß unfer guter Feebittanb ißr feliger SBtuber, f*on
feit einer Weiße oon Faßren t0bt ift?"

„Seit ffeben Faßten ja; ©ott ßab’ ißn felig!
Sie ffnb jum jweiten Wcale Sffiittwe geroorben,
©uibo ^alSbergen fagte mir’s. Slrmer Ferbtnanb!"
oerfeßte Dnfel Wubolf rauß.

— „Sie ßegten eßebern ein Sßoruvtßeil gegen
mi*, S*wager, unb werben mir bie Fr<*0e n>eßt
oerbenfen, was Sie eigentli* ju mir füßrt?" ent»
gegnete bieWtajorin in einem ßöflicßen leidffen fEone,
wel*e ben löovten ißre füßle Sitterfeit neßmen
füllte.

„ffiie? bieS begreifen Sie ni*t, S*wägerin
Sopßie?" oerfeßte Wubolf rauß. SBirt i* benn ein
Stgeuner, ein Sarbar? Fff eä ni*t gattj erflärlt*,
baß wenn ein iDiantt na* einer Wbwefenßeit oon
beinaße breißig Fa§ren in (eine §eimatß jurüdffeßrt,
er fi* feßnt bie Seinigen wieber ju feßen, alfowes
nigffenS bie ^inber feines oerfforbenen SruberS,
feine einzigen SSerwanbten in ber ÜBelt? FeRun*
i* ba*te bo*, biefeS Wlotio wäre oerffänblt* ge-
nug. 2lber freili*, wer ben Sruber feines ©atten
in einem 2Baf*ßaufe unterbringen will, bem
barf man faum fo oiel Wücfft*t unb Wefpeft für
baS fünbenfen eines Serfforbenen jutrauen, baß man
ben einzigen Sruber . .

— „FßreS*lüffe ftnb oorf*ned unb ungere*t
§evr S*wager unterbra* ißn bie Wfajorin unge-
 
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